61 Seiten Verlag: Kelter (1966)
Kurzbeschreibung:
Band 210 der Wyatt Earp-Reihe.
Über den Autor:
Bei William Mark handelt es sich um Albrecht Peter Kann, 1932 geboren, der auch unter vielen anderen Pseudonymen geschrieben hat.
Am bekanntesten ist er für seine Wyatt Earp-Reihe.
Er starb 1996 in Hamburg.
Mein Eindruck:
Eine weitere langlebige und umfangreiche Serie möchte ich anhand zweier Romane vorstellen: Die Wyatt Earp Story, entstanden 1950 bis 1968 von William Mark.
Ein Wort jedoch zuvor als Warnung: Viele halten dieses Genre für Trivialliteratur. Für diese habe ich den Rezension ausdrücklich nicht geschrieben, es ist nur für die Fans!
Wyatt Earp und Doc Holiday sind nahezu die bekanntesten Gestalten des Western, in einigen Filmen und Büchern verglorifiziert. Mutig und selbstlos, wie es kaum glaubhaft ist.
Daran beteiligt sich auch William Mark. Authentizität ist nicht unbedingt zu erwarten, obwohl immer wieder versucht wird, diesen Eindruck zu vermitteln.
Der Autor erwähnt den Kampf im O.K.Corrall, er zitiert, was Mark Twain über Wyatt Earp gesagt haben soll und sinniert darüber, wieso die eigentlich grundverschiedenen Männern so gute Freunde waren.
William Mark wählt eine für dieses Genre ungewöhnliche Art zu schreiben, da er sehr viele Detailbeschreibungen macht. Dazu greift er manchmal vor und erwähnt, was aus den einen oder anderen Figur wird. Das hat mich mehrfach beim Lesen irritiert.
Die Rahmenhandlung des Romans Die Kopfgeldjäger dreht sich um einen Desperado namens Clay Alison, den Wyatt Earp verhaftet hat. Einige Interessengruppen liegt daran, Clay Alison freizubekommen und heuern einige zwielichtige Gestalten, darunter auch Kopfgeldjäger, dazu an.
Die negativen Figuren, die sich versammeln, sind erstaunlich unterschiedlich.
Da sind die, die sich nach außen als ehrbare Unternehmer ausgeben, aber auch ein Revolverschwinger, der Alkoholiker ist, ein anderer ist ein wirklich gefährlicher Revolvermann, die meisten sind aber verrohte, primitive Kerle.
Ein junger Revolverschwinger schwärmt sogar von Wyatt Earps Persönlichkeit, eigentlich sind alle von ihm beeindruckt, den Wyatt bevorzugt in den Auseinandersetzungen ein rigoroses Vorgehen, bei dem er seine Gegner einschüchtert.
Ein Schießer beschwert sich sogar: Eine Art haben Sie am Leib. Ich muss schon sagen, wirklich unangenehm.” Das entwickelt schon eine gewisse Komik.
Wyatt Earp muss in diesem Roman alleine gegen die Übermacht vorgehen, da Doc Holiday vor kurzen angeschossen wurde und noch nicht wieder einsatzfähig ist. Daher gibt es nur am Anfang und ganz am Schluß gemeinsame Szenen zwischen Wyatt Earp und Doc Holiday.
Kopfgeldjäger ist ein packender Roman, der auf Dramatik wie auf ordentliche Dialoge setzt. Da kann man zufrieden sein.
Der Leser sollte sich aber bewusst sein, dass William Marks Version des selbstlosen, ehrbaren Wyatt Earp nichts mit der realen Persönlichkeit zu tun hat, der durchaus mehrfach mit dem Gesetz im Konflikt war und sich seiner Eigeninteressen immer wahrte.
Ein wenig mehr Orientierung an den realen Vorgängen hätte ich mir gewünscht, aber das wird halt nicht geboten. Macht ja nichts!
Übrigens hatte selbst Regie-Legende John Ford (My Darling Clementine), der Wyatt Earp noch persönlich kannte, eher der Legende als der Wahrheit Vorschub geleistet.