Ruß - Feridun Zaimoglu

  • Gebundene Ausgabe: 266 Seiten
    Verlag: Kiepenheuer & Witsch;


    Kurzbeschreibung:
    Liebe, Trauer und Vergeltung im Ruhrpott - eine deutsche Saga. Ein Kiosk in Duisburg ist der Ausgangspunkt einer rasanten Geschichte, die ihren Held durch den Ruhrpott, nach Warschau und bis auf die Großglocknerstraße führt - und an die Grenzen seiner Liebes- und Leidensfähigkeit.
    Zaimoglu zeigt das Drama eines Menschen, den kaum noch etwas im Leben hält, vor den Hintergrund einer Welt, die durch eine lange Tradition geprägt ist und sich gerade neu erfindet. Große deutsche Literatur!


    Über den Autor
    Feridun Zaimoglu, geboren 1964 im anatolischen Bolu, lebt seit 35 Jahren in Deutschland. Er studierte Kunst und Humanmedizin in Kiel, wo er seither als Schriftsteller, Drehbuchautor und Journalist arbeitet. Er war Kolumnist für das Zeit-Magazin und schreibt für die Welt, die Frankfurter Rundschau, Die Zeit und die FAZ. 2002 erhielt er den Hebbel-Preis, 2003 den Preis der Jury beim Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt und 2004 den Adelbert-von-Chamisso-Preis. Im Jahr 2005 war er Stipendiat der Villa Massimo in Rom. Im selben Jahr erhielt er den Hugo-Ball-Preis und 2007 den Grimmelshausen-Preis, 2008 den Corine-Preis für seinen letzten Roman "Liebesbrand" und 2010 den Jakob-Wassermann-Literaturpreis.



    Mein Eindruck:
    Feridun Zaimoglu hatte mich mit seinem Roman Liebesbrand sehr überzeugt. Sein Ruhrpottroman Ruß von 2011 kommt da vielleicht nicht ganz ran, gefällt mir aber ebenfalls noch sehr gut. Er ist handlungsreich und teilweise sogar voller Action. Der Plot ist geschickt gestaltet.


    Der ehemalige Arzt Renz ist ziemlich heruntergekommen, nachdem seine Frau vor einigen Jahren ermordet wurde. Der Mörder sitzt im Gefängnis, steht aber kurz vor der Freilassung. Renz sinnt auf Rache.


    Es gibt auch Momente des Roadmovies, denn Renz wird geschickt, sich um einen jungen, verwirrten Mann zu kümmern. Zusammen mit dem mysteriösen, gefährlich wirkenden Karl reist sie nach Polen, um den jungen Josef dort abzuholen.


    Diese Handlungsabschnitte um Josef und die der Rache an den Mörder werden bald geschickt verbunden. Der Krimiplot ist nicht sehr verzwickt, aber spannend gehalten. Thriller-Experten werden die handlung vermutlich schnell durchschauen, selbst ich habe früh geahnt, dass manches nicht so ist, wie es auf den ersten blick aussieht und es auf eine Pointe hinausläuft.


    Zwischen den Handlungsabschnitten tauchen manchmal ungewöhnliche, fettgedruckte Sätze auf, die aus dem Rahmen fallen. Sie bilden ein kollektives Bewusstsein des Ruhrpotts, dass den Ton des Romans mitbestimmt. Kraftvoll und direkt ist die Sprache.


    Auch die überwiegend ruppigen Dialoge zwischen den Protagonisten halte ich für gelungen, z.B. zwischen den melancholischen Renz und dem Kleingangster Karl oder mit der direkten Marja. Die Liebesgeschichte zwischen Marja und Renz ist schön unromantisch gestaltet.


    Ruß lässt sich gut lesen, der atmosphärisch gesättigte Roman hat einen “Drive”, den nicht jeder Roman besitzt.