Stephen Dobyns - Das Fest der Schlangen

  • Klappentext:
    Wie ein Lauffeuer verbreitet sich die Nachricht in der kleinen Stadt Brewster in Rhode Island: Auf der Säuglingsstation ist ein Baby verschwunden, und im Bettchen liegt eine Schlange. Dann wird ein Toter gefunden, ermordet und grausam skalpiert. Und wo kommen die Kojoten her, die nachts durch die Stadt streifen? Haben die seltsamen Hippies etwas damit zu tun? Betreiben sie einen Hexen- und Satanskult? Als auch noch eine Katze erhängt aufgefunden wird, gerät ganz Brewster in Panik.


    Stephen Dobyns hat einen scharfen Blick für die Komplexität der menschlichen Natur und schafft es meisterhaft , das Bild einer verschlafenen Kleinstadt und ihrer Bewohner zu zeichnen. Er zeigt, dass der Schein oft trügt. Das Böse ist nichts Fremdes, es wohnt gleich nebenan.



    Rezension:
    Auf den ersten Blick wirkt die Kleinstadt Brewster mit ihren siebentausend Einwohnern geradezu idyllisch. Dies ändert sich jedoch, als im örtlichen Morgan Memorial Hospital ein männlicher Säugling entführt wird. Anstelle des Kindes befindet sich in seinem Bettchen eine Schlange. Als Alice Alessio, die diensthabende Krankenschwester, diese Entdeckung macht, nimmt das Grauen seinen Lauf. Niemand auf der Station hat etwas gesehen oder gehört, auch "Schwester Spandex" nicht, wie sie hinter ihrem Rücken genannt wird, denn diese war, anstelle auf der Neugeborenen Station ihren Dienst zu tun, bei einem Quickie mit Dr. Balfour in einer anderen Abteilung.


    Nachdem die örtliche Polizei hinzugerufen wurde, kann nach mehreren Stunden die Schlange sichergestellt werden - von dem Säugling fehlt jede Spur. Woody Potter, einer von fünf Detectives der State Police nimmt die Ermittlungen auf, doch irgendwas stimmt hier ganz und gar nicht. Die 17-jährige Peggy Summers, die Mutter des Jungen, scheint vielmehr erleichtert zu sein, dass das Kind nicht mehr da ist. Doch wie kann eine junge Frau, die soeben ein Kind zur Welt gebracht hat, ihrem eigenen Fleisch und Blut so gleichgültig gegenüber stehen und wenn sie das Kind nicht hätte haben wollen, warum hat sie es bekommen? Der Reporterin Jill Franklin, die sich unerlaubt Zutritt zu Peggy Summers verschafft hat, eröffnet die junge Frau, dass dieses Kind ein Teufelsbaby ist und dass sie froh ist, nichts mit diesem zu tun haben müssen.


    Derweil hat der 10-jährige Hercel McGarty Jr. ganz andere Probleme. Sein Stiefvater wird ihm, seiner kleinen Schwester und seiner Mutter gegenüber immer brutaler und zu allem Überfluss ist auch noch seine Schlange gestohlen worden. Er weiß, dass sie gestohlen wurde, weil die Tür zu dem Keller, wo er sie hielt, aufgebrochen war. Wenig später stellt sich heraus, dass es sich bei Hercels Schlange um ebenjene handelte, die auch im Krankenhaus gefunden wurde. Noch weiß Woody nicht, wie diese Ereignisse miteinander in Verbrindung stehen, doch dass er irgendwas übersieht, dass diese Dinge nur Teile eines großen Puzzles sind, das ahnt er bereits jetzt. Was er allerdings zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß: Bevor er das Puzzle zusammensetzen kann, werden noch eine Menge Leichen seinen Weg kreuxen.



    Dunkle Geheimnisse in einer idyllischen Kleinstadt! Der Plot wurde sehr detailliert und abwechslungsreich erarbeitet, sodass auch ich fast bis zum Schluss gebraucht habe, um die ganze Story in einem Bild zu erkennen, denn hinter dem augenscheinlichen, verbirgt sich so manches. Irritiert war ich teilweise, dass es doch verhältnismäßig viele Erzählstränge gab, die sich zwar nach und nach kreuzen bzw. verbanden, jedoch auch hier teilweise neue hervorbrachten. Hier den Überblick zu behalten, war nicht ganz einfach, aber wie man an mir merkt, machbar. Die Figuren wurden sehr facettenreich und tiefgründig in Szene gesetzt, wobei mir hier ganz besonders die Gegensätzlichkeit der einzelnen Figuren gefallen hat. Woody zum Beispiel ist ein guter Cop, der jedoch sehr viele Ecken und Kanten hat und dennoch, er war mir von Anfang an sympathisch, ebenso der kleine Hercel, der mein Herz im Sturm erobert hat. Schwester Spandex hingegen, die ja einen ehrenhaften Beruf ausübt, war mir bereits auf den ersten Seiten unangenehm, jedoch musste ich auch hier einsehen, man sollte sich nicht von seinem ersten Eindruck täuschen lassen. Auf jeden Fall bietet dieses Buch eine facettenreiche Auswahl an überaus interessanten Protagonisten und Nebendarstellern - hier dürfte wirklich für jeden etwas dabei sein. Den Schreibstil empfand ich als sehr angenehm zu lesen, sodass ich teilweise länger in das Buch eintauchte, als es meinem Nachtschlaf lieb gewesen ist. Abschließend kann ich sagen, dass es sich hierbei um ein Buch mit einer überaus verzwickten Story, interessanten und abwechslungsreichen Figuren und einem sehr gut verständlichen Schreibstil handelt. Auf weitere Bücher des Autoren bin ich gespannt, eines habe ich sogar ungelesen noch in meinen Regalen schlummern.

  • Titel: Das Fest der Schlangen
    OT: The Burn Palace
    Autor: Stephen Dobyns
    Übersetzt aus dem Englischen: Rainer Schmidt
    Verlag: C. Bertelsmann
    Erschienen: Mai 2013
    Seitenzahl: 542
    ISBN-10: 3570101541
    ISBN-13: 978-3570101544
    Preis: 14.99 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Wie ein Lauffeuer verbreitet sich die Nachricht in der kleinen Stadt Brewster in Rhode Island: Auf der Säuglingsstation ist ein Baby verschwunden, und im Bettchen liegt eine Schlange. Dann wird ein Toter gefunden, ermordet und grausam skalpiert. Und wo kommen die Kojoten her, die nachts durch die Stadt streifen? Haben die seltsamen Hippies etwas damit zu tun? Betreiben sie einen Hexen- und Satanskult? Als auch noch eine Katze erhängt aufgefunden wird, gerät ganz Brewster in Panik.


    Der Autor:
    Stephen Dobyns ist der Autor von mehr als dreißig Romanen und Gedichtbänden. Er lebt in Westerly, Rhode Island.


    Meine Meinung:
    Ein Thriller aus der Abteilung „Durchschnittsware“. Routiniert, vielleicht ein wenig zu routiniert, geschrieben. Vieles in dieser erzählten Geschichte ist vorhersehbar. Trotzdem bietet der Thriller durchaus ordentliche Unterhaltung. Der Leser langweilt sich nicht, denkt aber vielleicht, dass man die eine oder andere Passage hätte kürzer fassen können oder ggf. wäre auch ein Weglassen nicht zu Lasten der Geschichte gegangen. Der Autor wechselt sehr häufig die Schauplätze und diese schnellen Schritte gaukeln dem Leser ein Tempo vor, was eigentlich in dieser Form nicht vorhanden ist. Die Rasanz der Erzählung hat an manchen Stellen etwas von einem Blendwerk. Auch das Auftreten sehr vieler handelnder Personen wirkt anfänglich etwas verwirrend.
    Im Ergebnis aber präsentiert der Autor eine Geschichte die in sich geschlossen und rund ist; glücklicherweise muss sich der Leser dann auch nicht mit losen Handlungssträngen herumschlagen. Alles wird aufgelöst, nichts bleibt in der Schwebe.
    Sprachlich orientiert sich der Autor an den Kollegen, die eine eher etwas rauhere Sprache bevorzugen, eine Sprache, die diesem Buch aber zugute kommt.
    Fazit: Ein durchschnittlicher Thriller, der nicht enttäuscht, der aber auch nicht zu Jubelorgien verführt. 6 Eulenpunkte.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Stephen Dobyns fährt eine erkleckliche Anzahl Figuren auf in diesem Buch. Jeder, der auch nur kurz auftritt, wird ein wenig beleuchtet. Selbst Figuren, die nichts mit der Handlung zu tun haben, werden bei dem gottgleichen Blick über die Stadt erwähnt und kurz beschrieben. Das führte bei mir zu ein wenig Namensverwirrung und das ein oder andere mal musste ich schwer überlegen, wer wer ist.


    Überhaupt packt der Autor einiges in seine Geschichte. Dabei lässt er auch Klischees nicht aus wie z.B. den dicken Jungen, der keine Freunde hat, einen unfähigen Polizeichef oder den gewalttätigen Stiefvater.


    Ich habe vor einigen Jahren "Die Kirche der toten Mädchen" von Dobyns gelesen und fand damals diesen hintergründigen Thriller, der in einer Kleinstadt spielt und hinter die Maske der Wohlanständigkeit blickt, sehr eindrucksvoll. Aber leider kann ich davon in diesem Buch nichts wiederfinden. Diesmal hat der Autor mich nicht wirklich in seine Story hineinziehen können, so dass ich des öfteren gedanklich abschwenkte. Das mag ein Grund dafür sein, das ich solche Probleme mit den vielen Personen hatte. Ich finde, das Dobyns hier einfach zu viel hinein gepackt hat. Voltaire hat es ganz gut gesagt, in dem er das Buch als "Blendwerkt" bezeichnete. Genau das ist es auch in meinen Augen. Ein gewollt komplexer Krimi, der vor lauter Inhalt nicht in Fahrt kommt. Das die Geschichte am Ende Hand und Fuß hat, ist für mich dann nur noch ein schwacher Trost. Der Weg dahin war mir einfach zu verästelt.