Inhalt:
Am 11.9.1973 wurde der demokratisch gewaehlte Praesident Chiles, Salvador Allende, durch einen blutigen Militaerputsch von General Augusto Pinochet abgeloest. Unter dem neuen Regime wurden Tausende verhaftet, gefoltert und ermordet. Zusammen mit ihren Eltern und der juengeren Schwester floh die damals 6-jaehrige Carmen Aguirre ins Exil nach Kanada.
Fuenf Jahre spaeter kehrt sie mit der Schwester, Mutter und dem Stiefvater nach Suedamerika zurueck. Nun als Mitglieder des chilenischen Widerstandes fuehrt die Familie ein Doppelleben, zieht von Land zu Land. Mit ihrer Autobiographie fuehrt Carmen Aguierre den Leser in eine Welt des Terrors und der Angst, beschreibt Peru, Bolivien, Argentinien und schliesslich auch Chile in der Zeit von 1979 bis 1989. Es ist aber auch die Zeit, in der Carmen als Teenager ihr eigenes Leben entdeckt und die "normale" Entwicklung mit Schul- und Liebesproblemen vor dem Hintergrund des Exilantenlebens durchmachen muss.
Autor:
Carmen Aguirre lebt in Vancouver und hat sowohl in Nord- als auch in Suedamerika Erfolg als Schauspielerin und Dramatikerin. Sie hat 21 Theaterstuecke geschrieben und in ueber 60 Filmen und Buehnenstuecken mitgewirkt. Ausserdem leitet sie Workshops im Theater der Unterdrueckten.
"Something Fierce" ist ihr erstes Buch und gewann 2012 den Canada Reads Preis.
Meine Meinung:
Den Namen Pinochet hab ich schon mal gehoert. Und dass es in Suedamerika von brutalen Diktaturen nur so wimmelte, war mir auch nicht neu. Aber ganz ehrlich, darueber hinaus wusste ich nicht viel. Das war irgendwie weit weg und betraf mich nie persoenlich. Carmen Aguirres Geschichte ist aber eine sehr persoenliche. Das Leben im Exil war nicht einfach und das Leben im Widerstand nochmal eine Ecke schwerer. Es ist unglaublich zu lesen, was dies fuer das Leben von Kindern und Teenagern bedeutete.
Carmen hat dieses Leben nicht gewaehlt, und auch ihre spaetere aktive Mitarbeit im Untergrund ist wohl nie aus einer bewussten Entscheidung gewachsen. Hatte sie jemals eine Wahl? War es richtig, dass die Mutter ihre Kinder in dieses gefaehrliche Leben einbezog, die Kinder oftmals sich selbst ueberlassen musste?
Literarisch ist das Buch keine Offenbarung, braucht es auch nicht zu sein, weil es einfach so direkt und persoenlich ist, dass man ueber die literarischen Schwaechen leicht hinwegsehen kann. Den Canada Reads Preis hat das Buch in der Sparte "True Stories" gewonnen. Es liest sich auch brutal ehrlich, wenn mir dabei auch manchmal die Perspektiven der anderen Familienmitglieder fehlen. In der Danksagung schreibt die Autorin auch, dass ihre juengere Schwester vieles ganz anders sieht. Waere interessant zu erfahren in welcher Hinsicht. Aber das ist dann sicherlich ein ganz anderes Buch.
Fazit: Ein sehr empfehlenswertes Buch eines Lebens im Widerstand, das vielen Lesern ausserhalb Suedamerikas fremd sein duerfte. Und gerade deswegen ist die offene und ehrliche Art, mit der Carmen Aguirre ihr Leben beschreibt so wichtig.