Das Bild der Erinnerung - Micaela Jary

  • Kurzbeschreibung:


    Sie sucht nach einem verschwundenen Gemälde – und entdeckt ein Familiengeheimnis und die große Liebe.
    Einem Münchner Auktionshaus wird ein Bild des berühmten impressionistischen Malers Leo Reichenstein angeboten. Die junge Kunsthistorikerin Anna Falkenberg hat Zweifel an der Echtheit des Gemäldes. Ihre Nachforschungen führen sie zur Galerie Richardson in London. Der attraktive Oliver Richardson, der die Galerie leitet, rät Anna, sich an seinen Großvater Henry zu wenden, einem Reichenstein-Experten, der in Cornwall lebt. Oliver begleitet Anna auf ihrer Reise, und die beiden kommen sich rasch näher. Doch als Anna mit Henrys Großvater spricht, ist sie zutiefst irritiert. Denn die Geschichte des Bildes führt in das besetzte Berlin der Nachkriegszeit zurück und scheint eng mit ihrer eigenen Geschichte verbunden zu sein.



    Über die Autorin:


    Micaela Jary stammt aus Hamburg und wuchs im Tessin auf. Nach einem Sprachenstudium absolvierte sie ein Zeitungsvolontariat und arbeitete viele Jahre als Redakteurin, bevor sie sich ganz der Schriftstellerei widmete. Geschichte und Geografie sind ihre liebsten Themen, ihre Faszination gilt dabei vor allem Süd- und Ostafrika. Sie hat eine erwachsene Tochter und lebt nach einem langjährigen Aufenthalt in Paris heute mit Mann und Hund in München und Berlin.



    Meinung zum Buch:


    Der Galerie Bonhoff wird ein Gemälde von Leo reichenstein angeboten. Die alleinerziehende Anna Falkenberg erhält den Auftrag, die Echtheit des Gemäldes zu überprüfen und eine entsprechende Expertise zu schreiben, damit das Bild meistbietend verkauft werden kann.


    Anna beginnt Nachforschungen anzustellen und wendet sich an die Galerie, bei der das Bild angeblich erworben wurde: Galerie Richardson, London. Nachdem Anna zunächst einige merkwürdige Mail-Antworten erhält, macht sie sich schließlich selbst auf den Weg nach London und findet nicht nur Oliver Richardson, sondern auch eine verwirrte Lebensgeschichte des Bildes, das sich mit ihrer eigenen kreuzt. Was hat es mit dem Bild auf sich und warum werden Anna und ihre kleine Tochter plötzlich bedroht?



    Das Buch ist bisher in der Club Premiere beim Club Bertelsmann erschienen und wird im 16.09.2013 noch einmal im Goldmann Verlag erscheinen. Beide Cover sind sehr schön, auch wenn das vom Club etwas mehr Melancholie ausstrahlt. Eine verträumte Brücke mit Magnolienblüten im Vordergrund bildet den Weg zur Vergangenheit von Anna, Oliver und einem sehr anrüchigen – leider fiktiven – Bild von Leo Reichenstein.


    Die Geschichte spielt in drei Zeitebenen. Begonnen wird in der Gegenwart 2010. Aber um die Geschichte des Bildes und der Protagonisten verstehen zu können, gibt es immer wieder Zeitsprünge in die Vergangenheit. Diese enden entweder kurz nach Kriegsende in Berlin oder 1961 in London. Alle drei Handlungsstränge laufen zunächst für sich alleine und man versucht als Leser automatisch, die Verbindung zwischen diesen herzustellen. Nach und nach fügt sich alles zusammen und im Mittelpunkt steht immer das Bild „Das Liebespaar“ von Leo Reichenstein.


    Die Autorin hat sehr gründlich zur Thematik recherchiert. Gerade bei den Ausführungen zur Malerei, Galerien, Expertise, aber auch zum Leben in Berlin kurz nach Kriegsende.


    So beschreibt Micaela Jary sehr anschaulich, wie zerstört Berlin in dem Bereich war, in dem Grete Brahms und ihre Nichte Fee gelebt haben. Auch das Leben an sich und die ständige Angst konnte man beim Lesen regelrecht nachempfinden. Die Verbindungen zu den Briten, Amerikanern oder Russen und deren Handlungen bleiben dabei nicht unerwähnt.


    Die Protagonisten werden nach und nach eingeführt und man lernt sie und ihre Beziehungen zueinander im Verlauf der Geschichte immer genauer kennen. So bleiben sie zu Beginn etwas farblos, nehmen aber mit Fortschreiten der Geschichte Farbe und Gestalt an, so dass sie dem Leser am Ende als gute Freunde ans Herz gewachsen sind.


    Zwar ist das Bild von Leo Reichenstein fiktiver Natur, jedoch wurde es von der Autorin so detailliert beschrieben, dass ich es praktisch vor meinem inneren Auge die ganze Zeit gesehen habe.
    Die Geschichte beinhaltet viele Wendungen und Spannungspunkte. Was zunächst wie drei voneinander unabhängige Handlungsstränge erscheinen, fügen sich nach und übereinander und ergeben ein komplexes Gesamtbild. Dabei wurde das Buch so realistisch und berührend geschrieben, dass man meinen könnte, es wurde hier auf Erlebtes zurückgegriffen. Dank der auktorialen Erzählweise, wird der Leser in die Situation des allwissenden Beobachters versetzt. Er hat damit einen tieferen Einblick in die Geschichte und Gefühle der Protagonisten.


    Ein abgeschlossenes, jedoch teilweise doch noch offenes Ende, laden zum Weiterdenken der Geschichte oder zum Hoffen auf eine Fortsetzung ein.


    Sprachlich ist das Buch in der heutigen Sprachgebung geschrieben und daher einfach und leicht lesbar. Als Leser ist man immer am überlegen, wie es weiter geht bzw. wie die einzelnen Protagonisten und Handlungssträngen zusammengehören.


    Am Ende des Buches findet man ein Nachwort der Autorin zur Geschichte und eine Danksagung.



    Fazit:


    Ein geheimnisvolles Bild, ein Liebespaar mit Hindernissen und die Nachkriegszeit in Berlin ziehen den Leser in ihren Bann und lassen ihn nur schwer wieder zurückkehren.



    Informationen zum Buch:


    Ausgabe beim Club:


    • Gebunden mit Schutzumschlag
    • Bestellnummer: 126183011
    • 416 Seiten,
    • 16,99 EUR


    Ausgabe bei Goldmann:


    • Erscheinungsdatum: 16.09.2013
    • Taschenbuch, Klappenbroschur
    • 432 Seiten
    • 12,5 x 18,7 cm
    • ISBN: 978-3-442-47885-9
    • € 9,99 [D] | € 10,30 [A] | CHF 14,90

  • Inhalt:
    Beatrice Coleman möchte in der Galerie Bonhoff ein sehr wertvolles Bild veräußern.
    Doch das sonderbare Verhalten und die Eile der Kundin, das Bild so schnell wie möglich zu verkaufen, machen Anna skeptisch.
    Bevor sie eine Expertise erstellt, möchte sie ganz sicher gehen, dass es sich bei dem Bild um keine Fälschung handelt.
    Trotz vieler Anfeindungen gibt Anna nicht auf und entdeckt dabei, dass sie ebenfalls mit dieser Geschichte verbunden ist.


    Meine Meinung:
    Die Geschichte wird in drei Zeitebenen erzählt. 1946, 1961 und 2010.
    1946 erleben wir Berlin in der Nachkriegszeit. Diese Abschnitte haben mich am meisten bewegt, erschüttert und zu Tränen gerührt. Die Menschen standen vor dem Nichts und bauen voller Mut und Zuversicht ihr ganzes Leben wieder auf.
    Aber auch die Recherchen von Anna 2010 konnten mich begeistern.
    Geschickt setzt sie mit Hilfe von Oliver und Henry Richardson das Puzzle zusammen und kommt der Lösung Stück für Stück näher.


    Der flüssige, leicht zu lesende Schreibstil hat mich von Anfang an gefesselt.
    Die Autorin versteht es geschickt den Leser "hinzuhalten". Ich war mir jedenfalls bis zum Schluß nicht ganz sicher, wie die Geschichte ausgehen wird.
    Das Ende konnte mich ebenfalls überzeugen, daher gebe ich der Geschichte 5 von 5 Punkten und empfehle sie gerne weiter.


    LG Märchenfee

  • Anna Falkenberg ist Kunsthistorikerin und arbeitet bei einem Münchner Auktionshaus. Sie soll eine Expertise über ein Gemälde erstellen, dass eine Kundin versteigern lassen möchte. Doch Anna hat von Anfang an kein gutes Gefühl und zweifelt an der Echtheit des angeblich von Leo Reichenstein gemalten Bildes. Ihre Nachforschungen führen sie zu einer Kunstgalerie in London, die das Bild laut Stempel in den 60er Jahren verkauft haben soll. Doch ihre Anfragen werden merkwürdig barsch abgewiesen und dann wird sie sogar persönlich bedroht! Anna lässt jedoch nicht locker und weckt so schließlich auch die Neugier des jungen Galeriebesitzers Oliver Richardson. Über dessen Großvater Henry breitet sich nach und nach die Geschichte des Gemäldes aus, die im Berlin der Nachkriegszeit ihren Verlauf nahm.


    Ich mag Bücher, die auf mehreren Zeitebenen spielen und so nach und nach ein Geheimnis aus der Vergangenheit enthüllen. Hier wird der Leser gleich mit drei Zeiten konfrontiert, dem Nachkriegsberlin, den 1960er Jahren und der heutigen Zeit, wobei die mittlere Zeitebene keine ganz so große Rolle spielt. Berlin nach dem Krieg spielt in vielen Romanen eine Rolle, es ist einfach ein faszinierender Schauplatz, auf der einen Seite das Elend und die Schwierigkeiten der Zivilbevölkerung, auf der anderen Seite die rauschenden Partys der Siegermächte. Der Autorin gelingt es wunderbar, diese unterschiedlichen Stimmungen zu beschreiben und so für den Leser fühlbar zu machen.


    Mir persönlich hat die Vergangenheitsgeschichte besser gefallen als die heutige Zeitebene, das liegt vor allem an der Kulisse, aber auch an den interessanteren Charakteren. Gegen die jungen Leute, deren Schicksale sich damals kreuzen, sind Anna und Oliver in der Jetzt-Handlung fast ein bisschen blass geblieben.


    Geschickt setzt sich nach und nach ein Bild zusammen und der Weg des Reichenstein-Gemäldes sowie die Schicksale ganz unterschiedlicher Menschen werden immer deutlicher. Als Leser rätselt man lange Zeit über die Identität mancher Figuren und deren Lebenswege. Ein Teil der Auflösung am Ende war für mich nicht so ganz schlüssig, hier hatte ich mehr Dramatik erwartet, aber manchmal sind es eben die kleinen Dinge, die ein ganzes Leben in eine andere Richtung verlaufen lassen.


    Für mich war es das erste Buch der Autorin, aber sicher nicht das letzte, ich hatte wirklich spannende und unterhaltsame Lesestunden!

  • Für mich war es das zweite Buch von Micaela Jary.


    Die drei Zeitebenen (1946, 1961 und 2010) fand ich sehr gut geschildert, gerade 1946 hat mir besonders gefallen. Die Stimmung nach dem Krieg, die Not, aber auch die Lebenslust, gerade der jungen Leute. Der Umgang mit den Besatzern, aber auch mit den anderen Alliierten, dazu die Geschichte der einzelnen Personen, die sich am Ende perfekt aufgelöst hat.


    Das war wirklich ein großes Lesevergnügen, von mir 10 Punkte.

  • Ein gut zu lesender Schmöker.
    Geschichten mit zwei Zeitebenen gefallen mir immer wieder, hier waren es sogar drei.
    Ein Roman habe ich noch hier stehen, ich bin gespannt.