Suhrkamp, 1995
Gebundene Ausgabe: 332 Seiten
Auswahl und Zusammenstellung unter Mitwirkung von Maria Gazzetti
Kurzbeschreibung:
Am Rande der Buchpublikationen, sozusagen im Schatten seiner Bücher, entsteht ein anderes Werk: ein über Jahrzehnte geführtes Journal. Am besten wäre vielleicht die Bezeichnung Frontbericht eines Schriftstellers im Kampf mit seinen Büchern. Wobei der »Bericht« den Alltag mit seinen Miseren und Widerständen ebenso beinhaltet wie das das Schreiben befruchtende Traumgebiet, wie das Ausbrüten von Stoffen und das Sinnieren im Ringen mit der Form; ganz zu schweigen vom ausschweifendsten Erinnern, aber auch von den Lektüren und deren Analyse sowohl zu Erhellungs- wie zu Abgrenzungszwecken. Das Journal als Genese eines Werks.
Über den Autor:
Paul Nizon, geboren 1929 in Bern, lebt in Paris. Der »Verzauberer, der zur Zeit größte Magier der deutschen Sprache« (Le Monde) erhielt für sein Werk, das in mehreren Sprachen übersetzt ist, zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen, u. a. 2010 den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur. Zuletzt erschienen: Urkundenfälschung (Journal, 2012), Goya (2011), Romane, Erzählungen, Journale (2009), Die Zettel des Kuriers (Journal, 2008), Das Fell der Forelle (Roman, 2005).
Mein Eindruck:
Die Innenseite des Mantels ist das erste Journal, das von Paul Nizon erschienen ist. Es umfasst die Jahre von 1980 bis 1989. Doch Nizon hat schon seit Anfang der sechziger Jahre Journal geführt. Somit ist es von der Chronologie nicht das erste.
Nizons Prosawerk ist trotz fehlender Handlung und Themen ziemlich eindrucksvoll, doch für mich sind es die Journale, die mir als Leser am nächsten stehen.
Bei diesem Journal überzeugt michziemlich am Anfang gleich der essayistische Gehalt sehr, als Nizon über die amerikanischen Autoren Henrny Miller, Thomas Wolfe und Ernest Hemingway eine Abhandlung hält. Etwas überzeugenderes hab e ich über diese Schriftsteller noch nicht gelesen.
Es gibt dann ein Kapitel von Nizons Bekanntschaft mit Max Frisch, das ich ziemlich amüsant fand, obwohl es Nizon möglicherweise nicht so gemeint hat.
Übrigens war es auch Frisch, der Nizon den Suhrkampverlag empfahl. Keine Kleinigkeit, den Nizon lernte Unseld kennen du bei Suhrkamp erschien CANTO..
Auch über seine Begegnungen mit Elias Canetti schreibt Nizon.
Was Nizon über die Städte Paris und Rom, z.B. im Vergleich zum Leben in der Schweiz zu sagen hat, halte ich für Bedeutungsvoll.
In der Zeit des Anfangs dieses Journals arbeitet Nizon an einem seiner bedeutendsten Bücher: Das Jahr der Liebe.
In einigen Abschnitten wird für mich deutlich, das ihm die sprachliche Gestaltung am wichtigsten ist, da wird auch die Struktur und die Themen dem untergeordnet.
Nizon hält die Frankfurter Poetik-Vorlesung. Später arbeitet Nizon an Im Bauch des Wals.
Es ist viel, was Paul Nizon in seinem Journal bietet. Ihn zu lesen hat etwas edles, erhabenes.
![]() |
ASIN/ISBN: 3518407163 |