Alles auf Hochzeit - Hanna Donath

  • Die Informationen innerhalb der Spoilermarkierungen kann man mitlesen, muss es aber nicht tun. Sie enthalten keinen Geheimnisverrat, sondern lediglich weitere Informationen zu Personen und Handlungsverlauf.


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    Hanna Donath: Alles auf Hochzeit, Berlin 2010, Schwarzkopf & Schwarzkopf-Verlag, ISBN 978-3-86265-193-1, Softcover/Klappenbroschur, 243 Seiten, Format: 20,4 x 13,6 x 2,2 cm, EUR 14,95 (D).


    „Was machen wir denn, wenn sie nicht auftaucht?, frage ich mich. Was, wenn sie doch nicht heiraten will? Wer erklärt das ihrem Bräutigam? Wer ihren Eltern? Und was das alles kostet!“ (Seite 225)


    Die Geschichte führt uns in ein Schlosshotel im Schwarzwald. Es ist Freitagabend. Freunde und Verwandte aus nah und fern haben sich hier versammelt um den Junggesellinnen und Junggesellen-Abschied von Beatrix Goldmann (31) und ihrem Bräutigam zu feiern. Am Abend darauf, gleich nach Schabbat-Ende, soll dann die standesamtliche Trauung stattfinden und danach die Eheschließung nach jüdischem Ritus. Bis dahin wird wohl die Chuppa (der Traubaldachin) aufgebaut und der Rabbi eingetroffen sein. So der Plan.


    Warum die Braut dann um 17 Uhr statt vor dem Standesbeamten auf den Stufen des Schlosses sitzt und in ihren Schleier heult, erfahren wir so nach und nach durch Erzählungen und Rückblenden.


    Beatrix „Bea“ Goldmann ist eine der vier Töchter von Abraham und Raquel.

    Bea und die jüngste Schwester Sarah sind – bei aller Sympathie und dem Grips, den sie offensichtlich haben – zwei etwas oberflächliche Partymäuse, die nur einziges Thema zu kennen scheinen: S*e*x.



    Natürlich wissen die Freundinnen, dass Bea monatelang parallel etwas mit zwei befreundeten Männern am Laufen hatte: mit dem beruflich erfolgreichen Ruben und seinem Kumpel David, einem Sohn aus reichem Haus, der sein Designer-Skateboard-Geschäft mehr so als Hobby betreibt. Sie wissen auch, dass am Junggesellinnenabschied überraschend Beas Ex Thorsten aufgetaucht ist und sie sich mit ihm im Gartenhäuschen vergnügt hat.



    Ob die Hochzeit überhaupt stattfindet, steht jedoch in den Sternen. Durch die Episode mit Thorsten im Gartenhaus ist Bea dermaßen durch den Wind, dass sie alles in Frage stellt. Kann und will sie sich überhaupt binden? Und hat sie den richtigen Partner gewählt?


    Erstaunlich, dass eine Frau, die sich fröhlich durch die Männerwelt gev*gelt hat und nichts dabei fand, monatelang eine Dreiecksbeziehung zu unterhalten, von ein bisschen S*e*x mit dem Ex derart aus dem Konzept gebracht wird. Vielleicht hat sie auch einfach kalte Füße bekommen. Auf jeden Fall ist sie zwei Stunden vor der Trauung auf einmal verschwunden. Ihre Freunde schwärmen aus, um sie wieder einzufangen, ehe die Hochzeitsgesellschaft was merkt.


    Kommt die verstörte Bea doch noch unter die Haube? Und wenn ja: mit wem eigentlich? Das will man jetzt doch wissen!


    Wer altersmäßig jenseits der angepeilten Zielgruppe „Frauen um die 30, die die Fernsehserie S*e*x and the City mögen“ liegt, wird weniger vom derben „Fäkabular“ der Goldmann-Sisters Bea und Deborah schockiert sein, als von der Offenheit und Deutlichkeit, mit der sie über S*e*x reden. Ist man eher im Alter von Beas Eltern, fühlt man sich da ein bisschen überinformiert. Das ist kein Manko des Buchs, das ist eine Generationenfrage.


    Mindestens so interessant wie die Eskapaden der Partymäuse sind die Geschichten der Hochzeitsgäste, die so nebenbei zur Sprache kommen.

    Es gibt Momente, da stiehlt die temperamentvolle Mischpoke der Braut glatt die Schau, da kann Bea Goldmann noch so umwerfend schön sein.


    Der Buchtitel „Alles auf Hochzeit“ erinnert natürlich an „Alles auf Zucker“, der wunderbar verschrobenen Filmkomödie von Dani Levy, in dem es ebenfalls um eine jüdische Familie geht. Für das Buch selbst wäre es nicht zwingend notwendig, dass Braut und Bräutigam jüdischen Glaubens sind. Sie sind es, weil die Autorin es ist und sich damit eben auskennt. Spielen könnte die Geschichte auch in jedem anderen Umfeld. Nur eben nicht so. ;-)


    Herrlich komisch ist der Vergleich, welche Religionsgemeinschaft wohl die attraktiveren Festtage hat: die Juden oder die Christen. Darauf muss man erst mal kommen!


    Sollte die Autorin im Verlauf der Handlung in Sachen Judentum etwas zu viel voraussetzen, weil für sie das alles selbstverständlich ist: Im Anhang ist ein Glossar, das die wichtigsten Begriffe kurz und knackig erklärt. Und so bietet das Buch nicht nur locker-flockige Unterhaltung, sondern auch noch den einen oder anderen Erkenntnisgewinn.


    Die Autorin
    HANNA DONATH wurde 1979 in Frankfurt am Main als zweites von vier Kindern in eine große, bunte, laute und liebevolle jüdische Familie geboren. Nach ihrem Studium in Marburg legte sie einen kurzen Stopp in Fulda ein, bevor sie in eine WG nach Freiburg zog. In der »sonnigsten Großstadt« Deutschlands arbeitet sie heute als Redakteurin bei einem Print-Magazin.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

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