Der Zwerg reinigt den Kittel - Anita Augustin

  • Kurzbeschreibung:
    Sitzen vier Omas im Knast.
    Klingt wie ein Witz, aber Humor haben die Damen gerade keinen, dafür ein Problem. Schwere Körperverletzung, wahrscheinlich mit Todesfolge. Ursprünglich war das anders gedacht: Ferien für immer im Altenheim. Die Idee war gut, die Wirklichkeit nicht so. Club Tropicana hat zwar keine erwartet, aber diese Endlagerstätte für senile Altlasten auch nicht: talentfreie Zivis, verrückte Mitinsassen, sadistische Oberschwestern – irgendwann reicht‘s. Die vier Alten schlagen zurück, und das klingt schon wieder wie ein Witz, ist aber keiner.


    Über die Autorin:
    Anita Augustin, geboren 1970 in Klagenfurt, hat in Wien Philosophie und Theaterwissenschaft studiert und an der 1. österreichischen Barkeeperschule ihr Diplom gemacht. Nach Stationen in New York und London lebt sie heute als freie Dramaturgin in Berlin.


    Über die Sprecherin:
    Mechthild Großmann drehte mit Fassbinder, spielte an vielen Theatern und in zahlreichen TV-Filmen. Seit 2002 begeistert sie mit ihrer unverkennbaren Stimme als Staatsanwältin im Münsteraner „Tatort“.


    Meine Meinung:
    Vorab: Der Klappentext ist irreführend, zumindest in Bezug auf unten abgebildetes Hörbuch. Was hier als bitterböse Komödie angekündigt wird, entpuppt sich als tragische Geschichte, bei dem ein - wenn überhaupt ausgelöstes - Lachen sofort im Halse stecken bleibt. Es geht um die Einsamkeit im Alter und den Umgang der Gesellschaft (von der Politik bis zu den Mitarbeitern in einem Seniorenheim) mit älteren Menschen. Das Fazit, das man nach der Lektüre dieser Geschichte ziehen kann, ist tieftraurig und macht nachdenklich. Durch die Erzählweise in der Ich-Perspektive ist es leicht, sich in die Gefühls- und Gedankenwelt der Protagonistin Almut hineinzufinden, so absonderlich sie auch manchmal erscheinen mag. Schwieriger ist es dagegen, zwischen den zahlreichen vergangenen Ereignissen, der aktuellen Handlung und Fiktion zu unterscheiden. Ob dies an den Kürzungen des Hörbuchs liegt, kann ich nicht beurteilen, wohl aber, dass die Geschichte zunehmend surrealer wird und mit einem ebenso überraschenden wie erschreckenden Ende aufwartet, das Raum für eigene Gedanken lässt.


    Mechthild Großmann ist die perfekte Besetzung für dieses Hörbuch, ihre rauchige Stimme und der Handlung angemessen trockene Weise, die Geschichte zu lesen, machen das Gehörte besonders glaubwürdig.