ZitatOriginal von beisswenger
So bin ich hin und wieder über Aussagen einiger Autoren gestolpert, die hier feierlich (mit einem Hauch moralischer Überlegenheit garniert) und stolz verkündet haben, man rezensiere die Bücher der werten Kollegen nicht.
Aber warum denn nicht? Was motiviert Autoren zu dieser Aussage?
Als Autor weiß man, wieviel Mühe und Anstrengung hinter einer Buch stecken. Und dann begegnet man dem Kollegen vielleicht auch noch auf einer Buchmesse persönlich. Ich hätte ein schlechtes Gefühl, wenn ich wüsste, dass ich genau das Buch, über das mir der Mensch vor mir Freudestrahlend berichtet, mit einer Einsternrezension in Grund und Boden gestampft hätte.
Zitat
Und da wir gerade dabei sind, würde mich auch brennend interessieren, warum manche Autoren Rezensionen ihrer Bücher kommentieren. Natürlich ist ein Austausch immer gut, aber deshalb wurden doch die Leserunden erfunden, stimmt’s?
Nicht jedes Buch hat das Glück, hier in einer Leserunde besprochen zu werden. Und falls in einer Amazon-Review etwas kritisiert wird, das der Autor vielleicht aus einem bestimmten Grund eingebaut hat, eine Anspielung, die der Leser nicht verstand z.B., eine Pointe, hat man das Bedürfnis, auf die Zusammenhänge hinzuweisen.
Anders herum weiß ich als Autorin, die auch in Kleinstverlagen veröffentlicht, dass man kaum viele Euros mit dem Buch verdienen wird. Da sind gute Meinungen über den Text eine wertvolle Bestätigung, dass, auch wenn die Verkaufszahlen mangels Buchhandelspräsenz und großem Werbebudget nicht groß sind, der Text dennoch seine Leser findet und gefallen hat.
Das Schreiben ist ja eigentlich recht einsam, und viele von uns sind im realen Leben eher schüchterne Menschen, die einen Knoten im Bauch kriegen, wenn sie in der Buchhandlung oder in der örtlichen Bibliothek darum bitten sollten, eine Lesung halten zu dürfen. Der Kontakt zu Lesern über den Bildschirm schafft eine gewisse Distanz, ermöglicht auch, dass man seine Gedanken erst ordnet und ins reine schreibt, ehe man antwortet.
Um auf die Reaktionen auf Rezensionen zurück zu kommen: Auch das Schreiben von Rezensionen ist eine Leistung. Und wenn man das als Autor liest und sich darüber freut, ist es ebenso ein Grund, dem zu antworten, der sich die Mühe gegeben hat, es zu verfassen und zu veröffentlichen und sich damit genauso dem scharfen Wind der Meinung anderer stellt, wie der Autor des Buches.
Ich selbst habe einen Sommer lang Rezensionen zu Bilderbüchern und Kinderbüchern geschrieben, die ich aus der örtlichen Bibliothek ausgeliehen hatte. Einige hatten gar keine Rezension, obwohl sie wunderschön waren.
Die wenigen Bücher, die mir nicht gefallen haben, haben drei Sterne bekommen, es waren vielleicht zwei oder drei unter zig anderen.
Weniger Sterne würde ich als Autor einem anderen Autor nicht geben wollen, auch weil ich weiß, dass ein Buch nicht immer so wird, wie es ist, weil der Autor es genaus so und nicht anders haben wollte, da haben Verlagswünsche und Lektoren ein gewichtiges Wort mitzureden. Und das nicht immer zum Besseren.