Verlag: Hanser
417 Seiten
Originaltitel: Alla cieca
Übersetzt von Ragni Maria Gschwend
Kurzbeschreibung:
Claudio Magris erzählt vom Untergang der Illusionen: Da ist zum einen der Abenteurer Jorgensen, der am königlichen Hof in Dänemark aufwächst und Jahre später in jene Stadt deportiert wird, die er selber gegründet hat - Hobart Town in Tasmanien. Und zum anderen der Italiener Cippico: Er hat den politischen Kampf in Australien und den spanischen Bürgerkrieg mitgemacht, hat Dachau überlebt und wurde schließlich unter Tito eingesperrt auf der Todesinsel Goli Otoko. Beide Helden, obwohl in unterschiedlichen Jahrhunderten geboren, haben für ihre Ideale gekämpft, beide sind von den Ideologen ihrer Zeit betrogen worden. Ein großartiger Roman - Biographie, Geschichtswerk, Chronik, Phantasiegebilde und Mythos in einem.
Über den Autor:
Claudio Magris, geboren 1939 in Triest, ist einer der bedeutendsten Germanisten und Schriftsteller Italiens. Nach seinem Studium in Turin und Freiburg/Breisgau war er bis 2006 als Professor für Deutsche Sprache und Literatur an der Universität Triest tätig. Als Essayist und Kolumnist für die italienische Tageszeitung 'Corriere della Sera' äußert er sich immer wieder zu Fragen unserer Zeit. Magris gehört zu den besten Kennern der mitteleuropäischen Literatur. Für sein literarisches Werk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Manès-Sperber-Preis (1987), den Premio Strega (1997), den Leipziger Buchpreis für Europäische Verständigung (2001), den Prinz-von-Asturien-Preis (2004), den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur (2005) sowie 2008 den Kythera-Preis und den Walter-Hallstein-Preis. 2009 wurde Claudio Magris mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt, 2010 wird er mit dem Europäischen Essay-Preis Charles Veillon ausgezeichnet. Er lebt in Triest.
Mein Eindruck:
Ein komplexes Werk, dass in einem ausufernden Monolog vieles erzählt. Ein sprachmächtiges Buch, in das sich der mutige Leser hineinstürzen und viel entdecken kann.
Heimlicher Star des Romans ist das Meer, das vielleicht die wahre Heimat des getriebenen Protagonisten ist, der die Länder Italien, Jugoslawien, Australien und weitere durchstreift.
Die Erzählperspektive entspricht einen langen, rückblickenden Monolog des Protagonisten als alter Mann. Er befindet sich in einer psychiatrischen Klinik und erzählt ausschweifend den Ärzten sein Leben. Das ganze hat aber auch einen doppelten Boden, da er sich mit einem dänischen Abenteurer des frühen 19.Jahrhunderts identifiziert. So rutschen seine Erinnerungen auch ab in die Erlebnisse dieses Jorge Jorgensen, der eine reale historische Persönlichkeit war und eine ganz erstaunliche Lebensgeschichte zu bieten hat. Ich empfehle, einen Blick nach Wikipedia zu werfen:
Jorgensen
Das ganze wird in Magris Roman gut verarbeitet.
Claudio Magris wurde für kurze Zeit als Literaturnobelpreis-Anwärter gehandelt, den er meiner Meinung nach auch verdient hätte.