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Über die abenteuerliche Sage um Robin of Loxley, auch Robin Hood genannt, wurde schon viel geschrieben. Der Anhänger von Richard I. tat sein Bestes, um einen Teil des geforderten Lösegelds zusammenzutragen, das den König aus der Gefangenschaft von Leopold von Österreich befreien sollte. Dafür wurde er von dessen Bruder Prinz John geächtet, der die Abwesenheit des Bruders nutzte, um selber den Thron zu beanspruchen. Die Überlieferung endet meist mit dem Eintreffen Richards in seinem Königreich. Doch irgendwie muss es damals mit den zerstrittenen Brüdern weitergegangen sein. Hier schließt die Geschichte um Richard Löwenherz nahtlos an den Vorgänger Schwerter und Rosen an.
Richard forderte von dem jüngeren John die Anerkennung als König von England, um seine Macht auch im eigenen Land zu stärken. Dieser versucht nun durch Intrigen und Aufstände gegen seinen Bruder vorzugehen. Überall im Land kam es zu kleineren Aufständen gegen Richard, die er mühevoll bekämpfte. Gleichzeitig mussten aber auch die von seinem Erzfeind König Philipp II. vereinnahmten Herzogtümer in Frankreich zurückerobert werden. Richard Löwenherz hatte im ausgehenden zwölften Jahrhundert kaum Zeit für Müßiggang oder gar seiner Frau Berengaria von Navarra. Erst als diese von ihrem Geliebten ein Kind erwartete, reagierte Richard. Zwischenmenschliche Themen haben hier einen ebenso großen Anteil wie die Politik mitsamt den Kriegen. Der Hof wird dabei sehr lebendig dargestellt und gewinnt an Authentizität.
Ein weiterer Handlungsstrang widmet sich der fiktiven Geschichte der hübschen Jeanne de Maine , die zunächst mit dem greisen Adeligen Arnauld de Touraine verheiratet wird. Kurz nach der Hochzeit flüchtet sie allerdings in das Kloster, in dem sich auch die Königinnenmutter Aliénor von Aquitanien aufhält. Sie lernt dort auch Richards Halbbruder Roland Plantagenet kennen und verliebt sich in ihn. Wenig später unterstützt Richard Jeanne bei ihrem Annullierungswunsch ihrer Ehe. Schnell wird ihr aber bewusst, dass er keineswegs Robert als neuen Ehemann vorsieht, sondern sie lediglich für seine Politik benutzt. Die seinerzeit übliche Friedenssicherung mit anderen Ländern durch Verheiratung der adeligen Verwandtschaft wird in diesem Fall stellvertretend durch Jeanne beschrieben. Gleichzeitig bringt der Einblick in ihr Gefühlsleben eine gewisse Romantik in diesen Roman.
meine Meinung:
Silvia Stolzenburg erschafft erneut ein buntschillerndes Bild des mächtigen Herrschers, der sich dieses Mal rastlos durch sein Reich in England und Frankreich bewegt. Wie bereits im vorigen Band des Zweiteilers beschreibt sie sowohl die Haupt- als auch die Nebencharaktere gleichsam detailliert. Die facettenreiche Darstellung gibt ihnen Tiefe und schafft Empathie. Historisch belegte und fiktive Persönlichkeiten ergänzen sich dabei. Die vielen wahren Begebenheiten werden dabei gekonnt mit logischen Schlussfolgerungen verknüpft, sodass eine flüssige Handlung entsteht.
Auch von der Aufmachung lässt die gebundene Ausgabe mit dem Lesebändchen und dem ansprechenden Cover, das das Portrait Aliénor von Aquitanien zeigt, keine Wünsche offen. Im Buchdeckel ist die Karte mit den wichtigsten Stationen der im Buch angesprochenen Route abgedruckt. Ein Personenregister und ein erklärendes Nachwort runden den Roman ab. Die bereits 2008 für den Sir-Walter-Scott-Literaturpreis nominierte Autorin kann auch mit ihrer Darstellung der Herrschaft des Plantagenetkönigs überzeugen. Die sorgfältig recherchierte Historie wird dem Leser eingängig näher gebracht. Von Kapitel zu Kapitel entwickelt die Geschichte einen Sog, dem man sich nur schwer entziehen kann. (10 von 10 Eulenpunkten)