Justin C. Skylark – Craig’s little Dawn
• Broschiert: 235 Seiten
• Verlag: dead soft verlag (2001)
• ISBN-13: 978-3934442078
• ASIN: B007REUAMU
• Preis: 13,95 Euro (print), 7,99 Euro (ebook)
Klappentext:
Auf der Suche nach Unabhängigkeit stößt das Heimkind Nikolas auf den Stricher Craig. Trotz der Konfrontation mit Gewalt, Drogen, Freiern und Obdachlosigkeit entschließt sich Nikolas, bei Craig zu bleiben. Zwischen den beiden entsteht eine Beziehung, die sie bestärkt, gemeinsam das armselige Leben auf der Straße zu bewältigen. Doch schon nach kurzer Zeit werden sie von Craig's Vergangenheit eingeholt ...
Zum Autor:
Justin C. Skylark wurde 1975 in Kiel geboren, nach dem Abschluss der Fachhochschulreife begann die Arbeit in einem Pflegeberuf. Seit 1998 folgten Veröffentlichungen von Romanen und Kurzgeschichten im Gay-, Erotik- und Fantasybereich bei verschiedenen Verlagen.
Meine Meinung:
Nikolas ist fünfzehn, als er aus dem Heim abhaut. Getrieben von der Sehnsucht nach Zuneigung, Nähe und dem Wunsch wahrgenommen zu werden, macht er sich auf die Suche, wagt diesen Sprung ins Ungewisse.
Bereits am ersten Abend seiner Flucht lernt er Craig kennen und bleibt bei ihm. Die Umstände könnten nicht tragischer sein: Craig lebt auf der Straße, verkauft seinen Körper, nimmt Drogen, um dieses Elend ertragen zu können. Er zieht Nikolas mit in diesen Sumpf und doch gibt er ihm mehr zurück, als dieser bisher hatte: Liebe und Zärtlichkeit und das Gefühl, wertvoll zu sein.
Die Geschichte von Craig und Nikolas (den er liebevoll Dawn nennt) vereint zwei Sphären, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Zum einen eine Welt voller Gewalt, Brutalität, Schmerzen und Elend und zum anderen die Schönheit der ersten Liebe, voller Zärtlichkeit, Hingabe, Vertrauen und Mut.
Es ist eine Geschichte, die an die Nieren geht, die Verzweiflung weckt, Wut schürt, Entsetzen hervorruft. Sie zeigt einen Teil unserer Gesellschaft, den man ausblenden möchte. In der es Männer gibt, die sich mit Wolllust an Kindern vergreifen, die mit Skrupellosigkeit Schmerzen und Verletzungen zufügen.
Gerade vor diesem düsteren Hintergrund zeigt sich die Macht der Liebe umso deutlicher. Sie ist der Anker für Craig und Dawn, der ihnen Lebensmut schenkt, die Kraft durchzuhalten und sich Hoffnung zu bewahren.
Dem Autor gelingt es diese Szenerie ohne Larmoyanz zu schildern. Die Erzählstruktur ist zweigeteilt: In Rückblicken erfährt der Leser von der ersten Begegnung zwischen Dawn und Craig. Immer abwechselnd werden diese zwei Zeitleisten linear vorangetrieben. Der Vergangenheitsstrang hat Buchstaben (von A bis J) als Kapitelüberschriften, der gegenwärtige Erzählverlauf ist mit römischen Zahlen von (I bis XI) übertitelt. Die Rückblenden verleihen dem Roman eine eigentümliche Dynamik und fordern den Leser die Fakten gedanklich zu sortieren.
Geschrieben ist der Roman in der Perspektive des Ich-Erzählers aus Sicht von Dawn. Dem Autor ist es gelungen, die sprachliche Formulierung der Figur des 15-jährigen authentisch anzupassen. Allein der Sprachklang vermittelt die Jugend und Naivität von Nikolas und weckt beim Leser das Bedürfnis, ihn in die Arme zu schließen.
Es ist ein unbequemes Buch, das zum Nachdenken anregt, doch ist es nicht durch und durch düster. Immer wieder blitzt Helligkeit durch die Zeilen. Die Protagonisten sind plastisch, mit Ecken und Kanten und der Fähigkeit Sympathie beim Leser zu wecken. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung: „Träume alles anders: Leere Augen“.
Ich gebe 9 von 10 Punkten.