Die Tatortreinigerin - Ich komme, wenn das Leben geht
Klappentext
Der Tod ist ihr Geschäft
Antje Schendel ist Tatortreinigerin. Ihr Job ist es, Zimmer zu säubern, in denen Gewaltverbrechen begangen wurden, und Wohnungen wiederherzurichten, in denen Leichen über einen langen Zeitraum unentdeckt blieben.
Damit alles wieder so aussieht, als wäre nie etwas passiert. Dabei stößt sie auf so dramatische wie ergreifende Schicksale, fassungslose Hinterbliebene - und auf manche Geheimnisse der Verstorbenen, die sie lieber nie gesehen hätte.
Antje Schendel
Antje Schendel arbeitete nach ihrer Ausbildung zur Informatikerin als Model. Durch Zufall erfuhr sie, dass es normale Reinigungsunternehmen ablehnen, Tatorte sauberzumachen. Antje Schendel erkannte die Marktlücke und gründete nach vielen Recherchen und Experimenten mit Reinigungsmitteln ihre Firma "Schendel Tatortreinigung". Mittlerweile ist sie eine gefragte Expertin in ganz Deutschland.
Meine Meinung
Zunächst einmal: Ich hoffe, dass ich dieses Buch der richtigen Kategorie zugeordnet habe, diese war nämlich nicht ganz eindeutig.
Womit ich schon beim Knackpunkt wäre:
Ich habe mich ein wenig verarscht gefühlt.
Nach dem Lesen habe ich zufällig entdeckt, dass das Buch bei amazon unter "Biographie" gelistet ist. Ansonsten ist aber nicht ersichtlich, worum es sich handelt.
Erwartet hatte ich ein Buch über das Berufsbild des Tatortreinigers. Ein Beruf, von dem ich nicht allzu viel wusste. Der Klappentext klang danach, als könnte mein Horizont diesbezüglich erweitert werden und in der Bibliothek stand "Die Tatortreinigerin" neben Benecke & co. Mit etwas Ähnlichem hatte ich also gerechnet, als ich zugriff.
Nun ja. Ich habe einiges erfahren. Über Antje Schendels Kindheit und Jugend in der DDR, darüber, wie schlimm sie die DDR doch fand und was sie am Tag des Mauerfalls getan hat; ich weiß nun von ihrem Stiefvater, den pflegebedürftigen Eltern und deren Krankheiten; ich konnte von ihren diversen Exfreunden lesen und wie sie von diesen ausgenutzt, betrogen und misshandelt wurde. Außerdem erzählt Antje Schendel auch von ihrem Modeljob und wie sie diesen mit ihrer Rolle als Mutter vereinbaren konnte.
Nur über ihren Beruf weiß ich immer noch nicht mehr.
"Die Tatortreinigerin" ist ein Buch über das Leben der Antje Schendel. Berichtet sie doch von einem ihrer Fälle oder ihrer Arbeit, dann nur knapp auf 1-2 Seiten, bis es wieder mit der Beschreibung ihres Privatlebens weitergeht.
Natürlich werden viele Leser auch Persönliches erwarten, etwa, weshalb man diesen Beruf ergreift oder wie man die Arbeit, die psychisch sehr belastend sein kann, verkraftet. Diese Fragen werden auch beantwortet.
Das Buch ist recht locker geschrieben, die meisten Sätze sind eher kurz. Ich konnte mich mit dem Schreibstil nicht ganz anfreunden und ab und zu bin ich über meiner Meinung nach missglückte Formulierungen gestolpert, die mich ein wenig an einen Schulaufsatz denken ließen.
Frau Schendel machte auf mich keinen allzu sympathischen Eindruck.
Überhaupt ging mir die teils unsachliche Art der Autorin auf den Zeiger.
Ein Beispiel: "Angèlique, meine über alles geliebte Tochter, machte es mir zuerst mal nicht leicht. Für DDR-Verhältnisse war ich mit damals 21 eine Spätgebärende - und genauso alt wie meine Mutter bei meiner Geburt."
Naja, wie es unter DDR-Verhältnissen um ihr Alter stand, ist zunächst einmal irrelevant, brachte sie ihre Tochter doch '92 (oder so, jedenfalls Anfang der 90er) zur Welt.
Außerdem ist diese Aussage falsch; weil mir dieser Satz seltsam vorkam, habe ich mich genauer informiert. Hier kann man nachlesen, dass das Durchschnittsalter bei der ersten Geburt in der DDR niedrigstenfalls bei 22 Jahren lag, mit 21 war man zu keinem Zeitpunkt eine Spätgebärende.
Es ist nicht so, dass ich unbedingt die DDR verteidigen oder klugscheißen will, allerdings nerven mich solche Fehler und ich könnte noch einige Stellen anführen, über die ich mich beim Lesen geärgert habe.
Wer mehr über Antje Schendel erfahren möchte, sollte sich ihr Buch unbedingt zulegen. Wer sich hingegen für ihren Beruf interessiert, sollte sich nach Alternativen umsehen.
Das klingt jetzt alles so böse, Frau Schendel ist privat bestimmt eine ganz Nette, und vielleicht wurde ihr die irreführende Verpackung vom Verlag aufgedrängt. Aber ihr Buch war leider nichts für mich