Über Meereshöhe - Francesca Melandri

  • Karl Blessing Verlag, 2012
    Gebunden, 256 Seiten


    Originaltitel: Più alto del mare
    Aus dem Italienischen von Bruno Genzler


    Kurzbeschreibung:
    1979: Zwei Menschen, die sonst nichts miteinander gemein haben, auf dem Weg zu einem hermetisch abgeriegelten Hochsicherheitsgefängnis, das wie eine Hazienda aussieht. Luisa, die in der Toskana einen kleinen Bauernhof führt und ihre fünf Kinder allein großzieht, besucht ihren Mann. Weil er in einem Wutausbruch einen Gefängniswärter umbrachte, wurde er kürzlich von einem normalen Gefängnis hierherverlegt. Paolo hingegen, ein vorzeitig pensionierter Philosophielehrer, wird auf dieser nach Salz, Feigen und Blumen duftenden Gefängnisinsel seinen einzigen Sohn treffen, der in den Terrorismus abgeglitten ist.


    Über die Autorin
    Francesca Melandri, geboren in Rom, schrieb zahlreiche Drehbücher für Fernseh- und Kinofilme.


    Mein Eindruck:
    Nach „Eva schläft“ hat Francesca Melandri wieder einen Roman geschrieben, in dem das Private beeinflusst von der gesellschaftlichen Belastung durch politische Extreme gezeigt wird.


    Es ist Ende der siebziger Jahre. 3 Menschen stehen im Mittelpunkt. Der ehemalige Lehrer Paolo, dessen Sohn als Terrorist zu Lebenslänglich verurteilt wurde. Dann Louisa, eine Bäuerin mit 5 Kindern, deren gewalttätiger Mann seit 10 Jahren wegen Mordes eingesperrt ist.
    Dann noch der Gefängniswärter Nitti.


    Sie haben alle einen unterschiedlichen Blick auf die Insel mit den Hochsicherheitsgefängnis, umgeben vom unüberwindlichen Meer.


    Der Roman ist leicht bitter, anders kann es bei dem Thema nicht sein. Aber das wird abgemildert durch die Stärke der Autorin, die Innenwelten ihrer Protagonisten zu zeigen.
    Ich glaube auch, dass die Autorin gut recherchiert hat. Sie berücksichtigt den Zeitbezug und sie schreibt auch am Schluß, dass sie mit vielen Zeitzeugen wie Exhäftlinge, Strafvollzugsbeamte und Angehörige gesprochen hat.


    Es ist ein atmosphärisch starkes Buch, dass sowohl die Situation der Angehörigen von Gewalttätern nachvollziehbar zeigt als auch ein Bild der bleiernen Jahre, den Siebzigern, zeichnet.


    Über Meereshöhe ist kleiner angelegt als das komplexe „Eva schläft“. doch die Wirkung ist vergleichbar. Außerdem hat der Roman einige außergewöhnliche Momente durch die Begegnung dieser unterschiedlichen Menschen heraufbeschworen. Dadurch ist das Buch etwas besonderes und für mich ein Highlight.

  • Ich bin sehr beeindruckt von diesem Buch. Die Autorin versetzt mich in die 70er, man spürt "diese Zeit". Herr Palomar drückt das aus, was ich beim Lesen dieses Buches empfunden habe. "Eva schläft" liegt auf meinem SUB und wird bald von mir gelesen.