Der ideale Leser?

  • Zitat

    Original von Rosha


    Meine Frage ist lediglich das Leder. Wer sich selber einen Schuh draus macht, der ihn drückt, kann ihn wieder ausziehen. ;-)


    Natürlich gibt es gute und schlechte Leser, genauso wie es gute und schlechte Autoren gibt.


    Man könnte die Frage auch umdrehen, mich würde mehr interessieren, was denn ein schlechter Leser ist. Im Umkehrschluß hast Du dann vl auch Deinen idealen Leser gefunden. :wave

  • Der ideale Leser aus Sicht eines Autors, vergöttert nur ihn allein, bestellt das nächste Werk vor, bevor die erste Seite geschrieben ist und versucht der erste zu sein, der eine überschwängliche Rezension bei Amazon schreibt.


    Der ideale Leser aus Sicht des Buchhändlers schnappt sich gleich das erstbeste Buch vom Tisch, packt sich dann noch einen kleinen Stapel zusammen und geht nach fünf Minuten um mindestens 50 Euro ärmer aus den Laden.


    Der ideale Leser aus Sicht des eBook-Versenders lädt pro Besuch 20-30 Dateien runter, um seine Festplatte vollzumüllen und später zu entscheiden, dass er lieber doch ein Taschenbuch liest, das er sich vom Stapel gegriffen hat.


    Der ideale Leser aus Sicht des idealen Lesers hat einen exquisiten Geschmack , ist überzeugt von seiner Kompetenz zu entscheiden, was gut und was schlecht ist und erklärt jeden, der das nicht so sieht für minderbemittelt.


    Der ideale Leser aus Sicht des Büchereulenforums liest vorzugsweise Bücher von Autoren, die als User des Büchereulenforums aktiv sind, und gibt ihnen pauschal 10 Eulenpunkte, besonders gern in einer kuscheligen Leserunde.


    Der ideale Leser aus meiner Sicht als Leser...
    Hm..
    Brauch ich sowas überhaupt? Muss ich mir wirklich Gedanken über die Qualität meiner Mitleser machen? Entscheidend ist doch, wie das Buch auf MICH wirkt. Es ist zwar interessant zu erfahren, wie das andere erleben, aber da gibt es kein "ideal" oder "nicht ideal".


    Na gut, ich sag mal, ein idealer Leser ist für mich Jemand, der mir einen interessanten Buchtipp geben kann. :wave

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Zu dieser Frage gibt es für mich nur eine Antwort.
    Der ideale Leser - das bin ICH. Wer sonst?


    Hab den thread eben erst entdeckt und wollte schon das gleiche schreiben.
    Also wirklich :lache



    Ich lese seit ich es gelernt habe, querbeet, lasse mich auch mal auf andere Genres ein, verleihe Bücher, empfehle, was mir besonders gut gefällt, verschenke meist auch Bücher und lasse mir am liebsten welche schenken.


    Und es stimmt, früher hatte man wirklich Probleme an Lesestoff zu kommen. Es gab mal zum Geburtstag eines oder Weihnachten. Man war auf die Zeitung angewiesen auf Leihbüchereien oder nette Nachbarn die einen gut sortierten Bücherschrank hatten.

  • Zitat

    Original von Bodo



    Der ideale Leser kauft nicht jeden Scheiß, der gerade "in" ist, er denkt selbstständig und hinterfragt kritisch. Er hat eine gewissen literarischen Backround der ihm/ihr die Auswahl und die Beurteilung des Angebots ermöglicht.
    Er/Sie lässt sich von Meinesgleichen nicht alles aufschwatzen, was gerade rumliegt sondern fordert uns, und fordert und heraus. Er/Sie ist ein verdammt schwieriger Kunde - die Sorte Mensch für die es sich lohnt bei der Arbeit zu erscheinen!



    Als ich das las, hatte ich das Gefühl, dass jemand gerade mich beschreibt. :wave

    In der Schule fragten die Lehrer mich, was ich später werden wolle. Ich antwortete: Glücklich. Die Lehrer sagten, ich verstünde die Frage nicht. Ich sagte, sie verstünden das Leben nicht.


    John Lennon




    Test-Webseite für Bücher weit abseits des Mainstreams:

    aufwachen.bplaced.net

  • Zitat

    Original von harimau


    Oha, dann wäre ich in deinen Augen ganz sicher ein grauenhafter Leser. :lache Mir kommt es ausschließlich auf den Inhalt eines Buches an, der äußeren Form bringe ich keinerlei kultische Verehrung entgegen, sie ist mir schnurzpiepe. Eines meiner Lieblingsbücher, Mark Twains The innocent abroad sieht aus, als wäre es 20000 Kilometer durch Wüsten und Monsunstürme gereist - ist es auch, aber der Inhalt hat nicht darunter gelitten.


    Danke, harimau!
    Ich würde die Sache sogar umdrehen.
    Ein guter Leser verleiht seine Bücher, wenn er die so toll fand, dass er auch andere daran teilhaben lassen will, auch wenn er genau weiß, dass das Buch darunter leiden wird (in meinem Familien- und Freundeskreis gibt es da den einen oder anderen Kandidaten). Er liest sein Buch auch unter suboptimalen Bedingungen, wenn Regentropfen drohen, oder Sand oder, wie bei mir kürzlich im Garten, Mauerseglerscheiße.
    Wenn er einen Satz liest, den er bemerkenswert findet, aber leider kein bücherschonendes Postit zur Hand ist: soll der Satz auf immer in den Weiten des Unterbewusstseins untergehen, oder vielleicht nicht doch mittels Eselsohr und zur Not Kugelschreiber erinnert werden?

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Ein guter Leser verleiht seine Bücher, wenn er die so toll fand, dass er auch andere daran teilhaben lassen will, auch wenn er genau weiß, dass das Buch darunter leiden wird (in meinem Familien- und Freundeskreis gibt es da den einen oder anderen Kandidaten).


    *flüstert*


    Ich wollte Dir schon lange mal was beichten *hust*. Vielleicht wäre jetzt die passende Gelegenheit dafür? :grin

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Ich stimme mit vielem überein, was hier bereits über den idealen Leser geschrieben wurde.


    Allerdings muß ich feststellen, auch wenn Voltaire mir widersprechen wird:
    Der ideale Leser existiert nicht. Wie bei jedem Ideal kann auch beim idealen Leser kein Mensch die überhöhten Anforderungen erfüllen.


    Edit: Ja, mir ist klar, daß es nicht darum geht, was möglich ist. Mein Beitrag ist mehr als Trost zu verstehen an all die Eulen, die sich durch die hier geäußerten Beiträge als schlechte Leser oder ähnlich abwertend behandelt fühlen, weil sie dem 'Ideal' nicht entsprechen.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von LeSeebär ()

  • :wave

    Zitat

    Original von LeSeebär
    Allerdings muß ich feststellen, auch wenn Voltaire mir widersprechen wird:
    Der ideale Leser existiert nicht. Wie bei jedem Ideal kann auch beim idealen Leser kein Mensch die überhöhten Anforderungen erfüllen.


    Lieber LeSeebär,


    ich existiere! :bruell


    Soll ich das gutachterlich bestätigen lassen? :gruebel :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von rienchen
    [QUOTE]Ein guter Leser verleiht seine Bücher, wenn er die so toll fand, dass er auch andere daran teilhaben lassen will, auch wenn er genau weiß, dass das Buch darunter leiden wird (in meinem Familien- und Freundeskreis gibt es da den einen oder anderen Kandidaten).


    *flüstert*


    Ich wollte Dir schon lange mal was beichten *hust*. Vielleicht wäre jetzt die passende Gelegenheit dafür? :grin[/quote ]
    Rienchen!!!
    Wir sind doch hier unter uns :grin


  • :lache Beim nächsten Treffen verpasst du LeSeebär einfach einen Zungenkuss. Glaube mir, er wird dich nie wieder vergessen... :wow

  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    spuck's aus :fetch :lache


    Tauchgang während des Wannenbads? Brandlöcher vom Lagerfeuer? Rotwein :yikes


    Dann nehme ich mal all meinen Mut zusammen. *Mut zusammennehme*


    Der Buchumschlag des HC ist fott. Alles habe ich abgesucht, aber er ist unauffindbar. Ich verdächtige das kleine Biest, das ist momentan ihre Lieblingsbeschäftigung. Buchumschläge abfummeln, CD- Hüllen auseinander nehmen, Schlüsselbunde verstecken... :cry


    Und das schlimmste, Draper: es handelt sich um Dein Lieblingsbuch des Jahres 2006! :-(

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • ach herrje, so lang's nichts Schlimmeres ist.
    Eine Zeitlang habe ich die Dinger als erstes abgemacht und weggeschmissen, bis ich bemerkt habe, dass da meistens die Autorenvita draufsteht. Ist bei Clemens Meyer kein Problem, den kenn ich ja, aber krieg mal was über Tryggvi Emilsson raus :cry

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von DraperDoyle ()

  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    ach herrje, so lang's nichts Schlimmeres ist.
    Eine Zeitlang habe ich die Dinger als erstes abgemacht und weggeschmissen, bis ich bemerkt habe, dass da meistens die Autorenvita draufsteht. Ist bei Clemens Meyer kein Problem, den kenn ich ja, aber krieg mal was über Tryggvi Emilsson raus :cry


    Das habe ich früher auch oft gemacht :wow Die "Angelique" Reihe steht samt und sonders da ohne Umschläge ( die waren aber auch quietschbunt).
    Also rienchen, von Dir hätte ich da jetzt ganz andere Enthüllungen erwartet :lache

  • Mir geht es wie anderen hier, ich check die Frage nicht. Ideal bezogen auf wen oder was? Jeder ist wohl für sich selbst der ideale Leser, sobald von außen jemand schaut, kommen Aspekte hinzu, die man selbst vielleicht nicht betrachtet hat und einem selbst auch egal sind.
    Daher kann ich mir so einen Essay, ehrlich gesagt, auch immer nur als humorvollen Beitrag vorstellen und als nichts, was wahrheitsanspruch hat. Humorig kann ich mir da viel vorstellen, was man schreiben könnte. Aber ernsthaft. Fälllt mir da nicht mehr ein, als dass der ideale Leser jemand ist, der überhaupt liest. Mehr fällt mir dazu nicht ein. Großes Können oder Wissen braucht ein Leser nicht - das macht höchstens den Unterschied bei der Auswahl, was man liest, aber nicht bei der Frage, ob jemand überhaupt liest.
    Daher ist für mich jeder, der überhaupt liest, der ideale Leser. Alles andere sind Aspekte, die unter anderen Gesichtspunkten betrachtet werden müssten, aber nicht unter dem. Da müssten dann schon Essays geschrieben werden nach dem Motto, was lesen Hochschulabsolventen, was lesen Grundschüler,etc. Die Frage nach dem Leser checke ich nicht. Aber ich finde jeden Leser ideal, weil er überhaupt liest. Die Frage wäre hier doch eher: wer was wie liest. Oder aus wessen Sicht gefragt wird.

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

  • Zitat

    Original von Michi M.
    Das habe ich früher auch oft gemacht :wow Die "Angelique" Reihe steht samt und sonders da ohne Umschläge ( die waren aber auch quietschbunt).


    Ich habe hier auch so manches Exemplar, das ohne Buchumschlag eine eindeutig bessere Figur macht.


    Meine Mutter hatte übrigens auch die Angelique-Reige rumstehen, natürlich ohne Umschlag. Was mich vermuten lässt, dass die so quietschbunt waren, um den Kaufimpuls auszulösen, dass es dann aber üblich war, wegen der Seriosität der Bücher in der Schrankwand, denselben zu entfernen. Wenn ich mich recht entsinne, stand Angelique sogar neben den (asketisch-schlichten) Werkausgaben von Goethe und Schiller :gruebel

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)