Rosha, ist auch ein Essay über die/den ideale/n Schriftsteller/in geplant?
Ich hätte ein paar Ideen ;-).
Der ideale Leser?
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Original von Salonlöwin
Rosha, ist auch ein Essay über die/den ideale/n Schriftsteller/in geplant?
Ich hätte ein paar Ideen ;-).
Ich finde deinen Thread übrigens klasse, Rosha. So wird der Spieß mal rumgedreht.Hoffentlich melden sich auch ein paar Autoren- auch nach den Diskussionen der letzten Wochen- zu Wort.
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Ich denke, zu einem idealen Leser gehört auch dazu, dass er sich nicht nur von der Meinung anderer leiten lässt, sowohl bei der Auswahl eines Buches als auch beim Lesen selbst, sondern der imstande ist, sich seine eigene Meinung zu bilden.
Ich kenne leider einige Leute, die von einem Klassiker schwärmen, aber kein ordentliches Argument bringen können, warum er ihnen gefällt, außer: "Naja, das ist halt ein Klassiker!" Es gibt ja durchaus verschiedene Gründe, warum ein Klassiker gemeinhin als Klassiker bezeichnet wird, aber das heißt nicht, dass er jedem und immer gefallen muss oder dass man einen "beschränkten Horizont" habe, nur weil er einem nicht zusagt. Ich finde, gerade jenen Büchern, die entweder jedem gefallen oder eben sehr kontroverse Meinungen auslösen, sollte man mit einer einigermaßen neutralen Haltung begegnen, sonst läuft man, denke ich, sehr schnell Gefahr, sich der Meinung anderer (vor allem wenn man diese als Autoritäten in Sachen Literatur sieht) anzupassen, weil man fürchtet, etwas nicht mitbekommen zu haben, zu dumm zu sein, etc. wenn man nunmal ursprünglich eine entgegengesetzte Meinung hatte.Ich sehe einen idealen Leser also als solchen, der:
1. freiwillig liest und Spaß dabei hat
2. jedem Buch mit einer neutralen Haltung begegnet und sich seine Meinung selbst bildet
3. der über das Gelesene reflektiert und nicht alles ganz unkritisch hinnimmt
4. nicht ein Buch nach dem anderen verschlingt und nach einem Jahr schon wieder vergessen hat, worum es eigentlich ging
4. infolgedessen auch von jedem Buch, das er gelesen hat (auch bei schlechten Büchern) etwas für sich daraus gewinnen kann (und sei es auch nur das Wissen darum, wie man ein Buch besser nicht schreiben sollte) -
Der ideale Leser?
Bin ich sicher nicht. Will ich auch gar nicht sein. Ich habs nicht so mit Idealvorstellungen und mir vorzustellen, irgendwelche Idealvorstellungen im Idealfall erfüllen zu haben, gruselt mich. Ich will Eckem haben dürfen und Kanten und gute Tage, schlechte Tage, lesfreudige und lesunfreudige Tage....
Der ideale Schriftsteller?
Hoffentlich gibts den nicht. Nichts würde mich auf Dauer mehr langweilen und anöden, als mein idealer Schriftsteller.
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Der ideale Leser behandelt seine Bücher gut. Er stellt keine klebrigen Gläser drauf ab und benützt sie nicht, um seinen Blumentopf zu erhöhen, er reißt keine Seiten heraus und biegt keine Eselsohren hinein. Er legt sie nicht mit dem Cover nach oben ab, weil er kein Lesezeichen findet. Der ideale Leser schätzt das Medium Buch und steht auch dazu, dass er gern liest, auch wenn das andere in seinem Umfeld vielleicht langweilig und uncool finden. Er hat auch Spaß daran, andere zu beraten, die ein Buch in dem Genre suchen, in dem er sich besonders wohl fühlt und wo er viel gelesen hat, denn es ist im eine Freude, seine Freude an Büchern zu teilen. Der ideale Leser hat die liebsten Bücher seiner Kindheit nicht in den Müll geworfen, sondern sorgsam verstaut.
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Zitat
Original von Rosha
Meine Frage ist lediglich das Leder. Wer sich selber einen Schuh draus macht, der ihn drückt, kann ihn wieder ausziehen.
Natürlich gibt es gute und schlechte Leser, genauso wie es gute und schlechte Autoren gibt. Die Unterschiede liegen in den jeweiligen Definitionen und die versuche ich hier in Bezug auf den Leser auszuloten.
Für dich ist also der ideale Leser jener, der sich vornehm zurückzieht, ScoobyDoo? Das habe ich mich in der Tat auch schon gefragt. Wäre der ideale Leser nicht der, der einfach nur liest und es dann gut sein lässt? Der andere nicht mit seiner Meinung über Gelesenes belästigt, dem Autor eventuell durch eine schlechte Rezi Magengrimmen verursacht?
Mit Sicherheit ein Ansatz über den es sich nachzudenken lohnt. Danke für deine Beteiligung!
Nein, definitiv nicht. Wenn meine Aussage dich zu dem Schluss bringt schön, aber das ist nicht was ich denke. Ich studiere (noch) Literatur. Wenn ich der Meinung wäre, dass man sich zurückzuiehen sollte und für sich lesen sollte, dann wäre ich in dem Studium wohl ziemlich Fehl am Platz. Im Gegenteil ich glaube ich beschäftige mich sehr viel mehr mit dem Gelesenen als der Durchschnitt - die Eulen sind auch nicht der Durchschnitt.
Aber vielleicht kann ich gerade deshalb trennen und zwar zwischen Lesen und Literatur. Letzteres muss nicht jeden begeistern, das kann ich verstehen, aber ersteres ist ein Grundrecht, will hier jetzt auch keine Diskussion über Menschenrechte usw. starten, aber das impliziert natürlich weitere Grundrechte. Nun denke ich, das in Deutschland jeder die Chance hat dieses Recht wahrzunehmen, in dem er Lesen lernt, Bibliotheken günstig bzw. für Schüler oft umsonst sind, es offene Bücherschränke gibt usw. Trotzdem ist es doch so, dass immer weniger Kinder sich mit Büchern beschäftigen, deshalb bereitet es mir etwas Unbehagen da in gut oder schlecht einzuteilen, eigentlich ist es gut, wenn Kinder erst Mal überhaupt lesen.
Das heißt natürlich nicht, dass ich als literaturbegeisterte Leserin nicht über dem ein oder anderen Buch die Nase rümpfen würde, für mich haben Bücher sicherlich einen unterschiedlichen (kulturellen) Wert, aber das hängt ja wieder mit dem Buch zusammen und nicht mit dem Leser?
Nun gut, wenn du von mir eine Meinung haben willst, dann bitte nicht die, die du in mich hinein interpretierst. Ich würde es dann eher wiefolgt formulieren:
Eine ideale Leserschaft ist für mich eine Gesellschaft die in der Breite liest und die es allen Menschen ermöglicht sich daran zu beteiligen/sie dazu anregt.
Der Leser der ich in dieser Leserschaft sein möchte, ist jemand der eine umfangende Bibliothek (SUB nicht mit reingerechnet ;-)) hat, die Bücher aus verschiedenen Kulturkreisen und Epochen einschließt. Da kann auch 'Trivial'literatur dabei sein, aber im Großen und Ganzen soll es ausgewogen sein und mir das Gefühl geben, dass ich durch die Bücher etwas gelernt habe.
Aber - und das ist ein ganz großes aber! - ich weiß, dass das nicht in jedermannes Sinne ist. Manche Bücher die meine Bibliothek umfasst sind vielleicht nicht so angenehm zu lesen, schwer verständlich, langwierig, alte Schinken, oder einfach nicht jedermanns Sache. Deshalb habe ich nicht die Erwartung, dass andere Leute dasselbe Leseverhalten an den Tag legen und ich würde mir auch nicht anmaßen von mir selber zu behaupten ich wäre ideal oder perfekt. Das persönliche 'Ideal', die ideale Balance aus Büchern, muss jeder Leser für sich selber finden - und genau das, dieser persönliche Geschmack, die persönliche Präferenz, die es selten doppelt geben wird - macht Lesen eben eine höchst individuelle Sache. Dies heißt aber nicht, dass man sich nicht über Bücher austauschen sollte, ganz im Gegenteil dies macht den Austausch erst möglich und davon lebt nicht zuletzt dieses Forum.
Oops. Sorry, das ist ein bisschen lang geworden, aber diese 'Interpretation' wollte ich nicht auf mir sitzen lassen. Vielleicht regt es ja aber noch den ein oder anderen Gedanken in dir an.
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Zitat
Original von Mariangela
Der ideale Leser behandelt seine Bücher gut. Er stellt keine klebrigen Gläser drauf ab und benützt sie nicht, um seinen Blumentopf zu erhöhen, er reißt keine Seiten heraus und biegt keine Eselsohren hinein. Er legt sie nicht mit dem Cover nach oben ab, weil er kein Lesezeichen findet.Oha, dann wäre ich in deinen Augen ganz sicher ein grauenhafter Leser. Mir kommt es ausschließlich auf den Inhalt eines Buches an, der äußeren Form bringe ich keinerlei kultische Verehrung entgegen, sie ist mir schnurzpiepe. Eines meiner Lieblingsbücher, Mark Twains The innocent abroad sieht aus, als wäre es 20000 Kilometer durch Wüsten und Monsunstürme gereist - ist es auch, aber der Inhalt hat nicht darunter gelitten.
Geliehene Bücher behandle ich selbstverständlich so sorgsam, wie es sich der Besitzer wünscht.
Ansonsten stelle ich mir unter dem "idealen Leser" jemanden vor, der in der Lage ist, eigene Gedanken zu einem Buch zu entwickeln, und nicht erwartet, alles bis ins Letzte vorgekaut zu bekommen. Der ein Buch als eine Herausforderung begreifen kann, der es sich zu stellen lohnt. Der auch mal über den eigenen Tellerrand hinausschaut und nicht dieselbe Geschichte mit leichten Variationen wieder und wieder erzählt bekommen möchte. Ob es allerdings wichtig ist, dieser ideale Leser zu sein, bleibt dahingestellt, denn aufzwängen möchte ich diese Kriterien niemandem. Jedem das Seine.
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Zitat
Original von harimau
Oha, dann wäre ich in deinen Augen ganz sicher ein grauenhafter Leser. Mir kommt es ausschließlich auf den Inhalt eines Buches an, der äußeren Form bringe ich keinerlei kultische Verehrung entgegen, sie ist mir schnurzpiepe. Eines meiner Lieblingsbücher, Mark Twains The innocent abroad sieht aus, als wäre es 20000 Kilometer durch Wüsten und Monsunstürme gereist - ist es auch, aber der Inhalt hat nicht darunter gelitten.
Geliehene Bücher behandle ich selbstverständlich so sorgsam, wie es sich der Besitzer wünscht.
Dem ist absolut nichts hinzuzufügen. Bücher sind Gebrauchsgegenstände. Und so sehen meine auch aus. -
Für mich ist der Ideale Leser jemand der unvoreingenommen auf den Inhalt eines Buches eingehen kann, komplett in der Geschichte versinken kann. Jemand der laut lacht, weint....der die Emotionen des Buches lebendig werden lassen kann.
Der ideale Lese sollte das Leben, was der Autor versucht einer Geschichte einzuauchen, in seiner Fantasie Wirklichkeit werden lassen.IL: sollte Fantasie haben, Empathiefähigkeit besitzen, aufmerksam sein und sich einfach von der Geschichte mitreißen lassen.
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Mal sehen, was unser Altmeister dazu sagte:
ZitatOriginal von J. W. von Goethe
„Welchen Leser ich wünsche? Den unbefangensten, der mich, sich und die Welt vergißt, und in dem Buche nur lebt.“ -
Vielleicht wäre ein idealer Leser auch jemand, der seine Bücher nach dem lesen stiftet? Sozusagen sein Wissen oder seine Freude die er aus dem Buch gesogen hat, an andere Menschen weiterzugeben? Auch dieser Aspekt kann für mich unter den Begriff Idealer Leser fallen.
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Zitat
Original von Salonlöwin
Rosha, ist auch ein Essay über die/den ideale/n Schriftsteller/in geplant?
Ich hätte ein paar Ideen ;-).Wer nicht?
(Lansdale ist dicht dran..... )
Wie wäre es denn mit der Kombination mit dem idealen Verlag?Der ideale Leser kauft nicht jeden Scheiß, der gerade "in" ist, er denkt selbstständig und hinterfragt kritisch. Er hat eine gewissen literarischen Backround der ihm/ihr die Auswahl und die Beurteilung des Angebots ermöglicht.
Er/Sie lässt sich von Meinesgleichen nicht alles aufschwatzen, was gerade rumliegt sondern fordert uns, und fordert und heraus. Er/Sie ist ein verdammt schwieriger Kunde - die Sorte Mensch für die es sich lohnt bei der Arbeit zu erscheinen! -
Der ideale Leser hat zunächst mal welche. Er liest nicht als Gourmand, sondern als Gourmet. Wie ein solcher bevorzugt er nicht nur immer das selbe Gericht, sondern hält sich an den Grundsatz variatio delectat. Er oder sie liest um zu leben und lebt nicht um zu Lesen. Der ideale Leser ist nicht die Handlungsfigur von Simon und Garfunkels I'm a Rock. Er benötigt die Bücher vielleicht zur Dämmung seiner Wohnug, aber nicht zum Schutz seiner Seele. Er liest nicht um seiner selbst Willen, sondern um sich und die Welt voranzubringen. Er empfindet etwas, auch für seine Umwelt, nicht nur für seine Bücher. Liest er Belletristik gelingt es ihm mit den Figuren in den Büchern mitzuleiden, mitzulachen mitzuleben ohne je aus den Augen zu verlieren, dass es Figuren sind und nicht das reale Leben. Liest es Sachbücher tut er das mit Hingabe und kritischer Distanz zugleich. Was ein Buch beschreibt wird nie als absolute Wahrheit gelesen, sondern mit anderen Büchern verglichen. Der ideale Leser gewinnt Erkenntnisse aus Büchern, die er für sich und andere Menschen nutzt und damit nützt.
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Der ideale Leser muss für mich in erster Linie Spaß am Lesen haben. Ohne Spaß ein Buch lesen schreckt eher ab, anstatt das es animiert noch mehr davon zu lesen (Schullektüren)
Außerdem sollte er sich in vielen Bereichen anlesen um sich so ein Bild über die verschiedenen Genre machen um sich anschließend für eins oder mehrere festzulegen, welche er bevorzugt.
Hier und dort sollte er meiner Meinung nach auch bei dem einem oder anderem Leseevent mitmachen (Leserunden, Challenges, Bücherforum [um sich auszutauschen]usw.)
Er sollte offen für neues sein und sich besser austauschen zu können.Ja mehr fällt mir auch nicht ein. Aber Rezis müsste er meiner Meinung nach nicht schreiben.
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Liebe Eulen,
ich freue mich sehr über eure Beteiligung. Ihr habt viele tolle Punkte genannt, etliche, die ich ebenfalls im Sinn hatte, manche, die ich erfrischend fand, ein paar die mir so nie eingefallen wären. Danke! Und ruhig noch weitermachen!
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Original von ScoobyDoo
Trotzdem ist es doch so, dass immer weniger Kinder sich mit Büchern beschäftigen, deshalb bereitet es mir etwas Unbehagen da in gut oder schlecht einzuteilen, eigentlich ist es gut, wenn Kinder erst Mal überhaupt lesen.Vielen Dank für deinen ausführlichen Beitrag. Da hat sich meine Spekualtion ins Blaue hinein ja doch gelohnt. Quatsch, ich will hier niemandem ans Bein pinkeln. Zu meiner Frage gibt es keine falschen Antworten. Genau das macht das Thema ja so spannend.
Allerdings würde ich mich noch gerne zu obigem Satz mit dir und den anderen Eulen unterhalten.
Ist es wirklich so, dass Kinder heutzutage immer weniger lesen? Oder ist das ein kollektiver Eindruck, den wir haben? Gibt es Studien, die das belegen, Zahlen, Statistiken?
Ich bin mir nämlich nicht so sicher, dass die Kinder früher mehr gelesen haben. Ich stelle mir die Generation meiner Eltern vor. Klar gab es damals noch keine Handys, kein Internet, keine Spielekonsolen, ABER ... haben die Kinder stattdessen wirklich gelesen? Ist es nicht vielmehr so, dass sie Fußball gespielt haben, auf Bäume geklettert sind, in Rudeln durch die Dörfer gezogen sind und abends ausgeschimpft wurden, weil sie dreckig waren und die Kleidung wieder neue Löcher bekommen hatte?
Es war früher sogar deutlich schwieriger für Kinder, die tatsächlich lesen wollten, überhaupt an Lesestoff zu gelangen. Insofern würde ich sagen, dass heutzutage die Kinder, die auch Spaß am Lesen haben, dieser Lust ausgiebiger frönen, weil sie viel mehr Mittel und Möglichkeiten dazu haben.
Ich glaube, jede Generation bringt eine gewisse Anzahl an Leser hervor. Auch heute noch. Was meint ihr?
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Zu dieser Frage gibt es für mich nur eine Antwort.
Der ideale Leser - das bin ICH. Wer sonst?Mir gefällt es wie ich lese, mir gefällt was ich lese (auch wenn da mal Schrott darunter ist), mir gefällt die Zeit in der ich lese, ich mag Bücher, ich mag noch mehr Bücher......; wenn es um das Lesen geht kann ich immer nur von mir ausgehen; die objektive Beschreibung des "idealen Lesers" ist für mich nicht möglich.
......und ich kenne das Lesegefühl anderer Menschen nicht, insofern bleibt für mich wirklich nur diese eine von mir eingangs genannte Antwort.
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So viele Dinge, die ich einem "idealen Leser" zuordnen würde, wurden schon genannt...
Für mich muss er neugierig sein, neugierig auf die Geschichten, die andere für ihn erzählen und aufschreiben, neugierig auf Menschen, auf die in Büchern und die, die ihm draußen in der Welt begegnen. Für ihn ist die Neugier auf Unbekanntes, Ungelesenes der verschiedensten Richtungen ein großer Teil seines Alltags, aber er lebt nicht nur dafür, sondern steht auch selber mitten im Leben.
Er ist kritisch und emotional, scheut sich weder davor, ein Buch in Ecke zu legen und abzubrechen, noch davor ein anderes innig zu lieben und immer wieder zu lesen.
Er will andere mitreißen, wenn er von einem Buch besonders berührt war, weil er sie an etwas Gutem und Wichtigem teilhaben lassen will.