Wir leben in bewegten Zeiten, politisch und ökonomisch. Längst ist aus einem Miteinander der europäischen Staaten ein Gegeneinander geworden, weltweit gesehen, ist es wohl nicht vermessen, von einem Wirtschaftskrieg zu sprechen. Dabei wird Otto Normalbürger oft für dumm verkauft oder auch bewusst dumm gehalten. Nach "Crashkurs“ und "Cashkurs“ liegt mit "Showdown“ nun das dritte Sachbuch vor, in dem Dirk Müller die interessierte Leserschaft ein wenig hinter die Kulissen der Wirtschafts- und Politbühne schauen lässt.
Dirk Müller macht deutlich, dass nicht ausschließlich die immensen Staatschulden ursächlich für die gegenwärtige Misere sind. Wieder einmal geht es um die Aufteilung von Rohstoffressourcen. In Europa gibt es keine unerschlossenen mehr? Und Griechenland hat schon gar keine? Weit gefehlt. Griechenland hat so große Erdöl/-gasvorkommen, dass es damit ganz Europa versorgen könnte. Dass es von der Förderung bis zur Tilgung der Staatsschulden nur ein kleiner Schritt ist, sollte dann auch jedem relativ schnell klar werden. Warum sollen sich die angeschlagenen Staaten zu Tode sparen, indem ihnen ein Sparprogramm nach dem anderen auferlegt wird. Warum wird nicht eher die Konjunktur angekurbelt? Warum wurde der us-amerikanisch geprägte IWF gegen das Anraten namhafter Fachleute zu Bewältigung der europäischen Schuldenkrise herangezogen? Warum hat man nicht auf eigene Kräfte vertraut? Was würde ein Austritt aus dem EURO für die Bürger der schuldengeschüttelten Staaten für Folgen haben? Was würde sich für uns beim Austreten Deutschlands aus der europäischen Währung ergeben? Ein wenig Licht in den Fragendschungel bringt schon das Nachdenken über die Frage „Wem nutzt es?“ Ohne die Antwort darauf vorweg nehmen zu wollen, dem Europäer nutzt die gegenwärtige Situation keinesfalls. Aber auch Dirk Müller hat keine ultimative Lösung des europäischen Problems parat. Er zeigt lediglich Möglichkeiten für Wege aus der Krise auf.
Dieses Buch finde ich durchaus wichtig und gelungen, obwohl mir zwei Punkte nicht so gefielen. Zum einen nennt Müller nicht konsequent seine Informationsquellen. Mag sein er will sie in der Öffentlichkeit nicht bloßstellen, aber am Ende des Sachbuches hätte ich mir ein ausführliches Quellenverzeichnis gewünscht, ohne dass klar werden muss, wer genau zu welchem Thema Auskunft gab. Andererseits haderte ich beim Lesen ein wenig mit dem Sprachstil des Autors. Dieser war mir stellenweise ein wenig zu salopp. An manchen Stellen kam beim Lesen bei mir so eine Art Stammtischatmosphäre auf, die das Buch und das Thema einfach nicht verdient haben. Zwar soll dieses Sachbuch durchaus allgemeinverständlich sein, hier war es ein wenig zu launig.
"Showdown“ ist ein hochinteressantes Sachbuch über die aktuellen Probleme der EURO-Zone. Dirk Müller zeigt verschiedene Möglichkeiten und deren Folgen für eine Krisenbewältigung auf. Dabei ist das Buch leicht verständlich geschrieben und auch Laien werden nicht vom üblichen Fachchinesisch überrollt. Klar ist, es muss etwas geschehen. Wie Dirk Müller schreibt, wir bewegen uns konsequent in Richtung eines Sumpfes, noch können wir uns entscheiden, ob wir ihn rechts oder links (ohne politische Wertung) umgehen wollen. Aber geradeaus, wie bisher, ist die eindeutig schlechteste aller Möglichkeiten.
Den Politikern möchte ich zurufen 'Bewegt Euch!', auf jeden Fall ist die Lektüre dieses Buches ein Weckruf, der nicht ungehört verklingen sollte. Aus dem Grund wünsche ich diesem aufklärenden Sachbuch viel Erfolg und viele Leser.
Über den Autor (Quelle: amazon.de)
Dirk Müller wird oft als "das Gesicht der Börse" bezeichnet. Nach dem Abitur und einer Bankausbildung begann 1992 seine Karriere an der Frankfurter Börse. Zunächst arbeitete er als Rentenhändler für verschiedene Unternehmen, bevor er 1998 amtlich vereidigter Kursmaklerstellvertreter und später Skontroführer wurde. Sein Wissen und seine Erfahrung werden allseits geschätzt; er ist ein gefragter Experte bei der Presse und im Fernsehen.