Und traf sie mitten ins Herz - Ingerose Paust

  • Zwischen den Fronten - Die Geschichte einer Familie in Kroatien


    Brunnen Verlag Giessen
    155 Seiten


    Kurzbeschreibung:
    Zwischen alle Fronten gerät der Lehrer Pavlovic mit seiner Familie. Er ist Kroate und lebt mit seiner serbischen Frau Jovana und den drei Kindern in Vukovar. Ein Kroate und eine Serbin? Kann so etwas gut gehen?
    Jahrhundertealte nationale Gegensätze - zur Zeit Titos notdürftig überdeckt -brechen nach dessen Tod wieder auf. Leidenschaftlich und voller Hass, erbarmungslos wird der Kampf auf beiden Seiten geführt.
    Packend und mitreißend schildert die Autorin in diesem Roman die dramatischen Ereignisse der letzten Jahre, die zum Zusammenbruch des Vielvölkerstaates führten.
    Zeitgeschehen - spannend und zutiefst erschütternd erzählt.


    Über die Autorin:
    Ingerose Paust, geboren 1929 in Niederschlesien, Schriftstellerin (historische Romane, Erzählungen). 1997 erhielt sie für ihr Gesamtwerk die Ehrendoktorwürde der amerikanischen Concordia University in Texas. Im Brunnen Verlag erschienen von ihr: Herz im Sturm; Der Auszug der Achthundert; Und traf sie mitten ins Herz; Ich sage dennoch; Der Deckname war Nina.


    Mein Eindruck:
    Bei dem Buch frage ich mich, ob es ein Sachbuch oder ein Roman sein will. Es ist erzählende Geschichte in dokumentarischer Form, und wie oft bei Mischformen ist das nicht unproblematisch, da das unentschlossen wirken kann.


    Das Buch erzählt von einer Familie. Stjepan Pavlovic ist Kroate, er hat die Serbin Jovana geheiratet. Schon der kurze Prolog berichtet von den Befürchtungen der jeweiligen Elters des Paare und den Vorbehalten, die eine Bevölkerungsgruppe vor der anderen hat.
    Dann setzt das Buch 1991 ein. Stjepan und Jovana haben jetzt selber schon Kinder, die es als Kinder einer Mischehe nicht leicht haben. Der Konflikt zwischen Kroaten und Serben ist offen ausgebrochen. Auf beiden Seiten dominieren die Extremisten. Städte werden belagert, überall Tod und Zerstörung.


    Die Autorin betrachtet vor allen die belagerten Städte Vukovar und Dubrovnik.
    Innerhalb der Familie gibt es auch Auseinandersetzungen. Während Jovana als Krankenschwester neutral jedem hilft, ist ihr Bruder überzeugter Freischärler.


    Das Buch überzeugt mich erzählerisch nicht besonders. Es gibt viele Personen und zu schnell und häufig wird zwischen ihnen gesprungen. So baut man als Leser zu den Figuren nur schwer Nähe auf. Immerhin gibt es ein Personenverzeichnis am Ende des Buches.
    Es fehlt auch die zeitliche Distanz, da das Buch 1992 schon erschienen ist.


    Die Beschreibungen der Situation, in der sich die Menschen befinden und Bemühungen der Friedensbewegung sind jedoch ganz gut gemacht.
    Ich kenne nicht viele Romane, die über diese Ereignisse im ehemaligen Jugoslawien berichten. Daher bereue ich es nicht, das kurze Buch gelesen zu haben. Allerdings hätte gerade eine ausführlicher Form dem Buch gut getan. Ich gebe 6 von 10 Punkten.