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'Das Salz der Erde' - Seiten 085 - 182
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Dieser Abschnitt hat nicht nur Michel sondern auch mich zusehens frustriert. Da ja seine überstürzte Heimkehr schon unter dem unglücklichem Umstand stattfand, dass sein Vater überraschend gestorben ist, war es eh keine freudige Rückkehr. Aber Stück für Stück muss er nun erfahren, wie die Kaufleute und die Menschen allgemein vom Bischof und von de Guillory geknebelt und geschröpft werden. Den bistigen Adeligen lernt man ja gleich am Anfang dieses Abschnitts zur Genüge kennen, als er Michels braves Reittier grundlos abschlachten lässt. Hier ist auf jedenfall einer der "Bösewichte" dieser Geschichte erschienen.
Wie schon im ersten Abschnitt erhofft, gibt es jede Menge historische Einzelheiten die in den Text einfließen und meine Neugierde befriedigen. So z.B. wo das Wort "verrufen" herkommt - von der Geldentwertung durch Herabsetzung des Silberanteils hatte ich ja schon mal gehört. Oder dass die jungen unverheirateten Männer einen gewählten Vertreter hatten - hier Jean - der ihnen bei Zwistigkeiten mit ihren Meistern oder der Obrigkeit zur Seite stand, war mir neu.
Gaspards Pläne von gewaltsamen Aktionen gegen die Unterdrücker sind natürlich inakzeptabel für Michel aber ich finde es traurig, dass wegen seinen jähzornigen unvernünftigen Freund eine Jugendfreundschaft so schnöde zerbrechen soll.
Michels Art gefällt mir gut. Mal was anderes als die Haudraufhelden anderer Bücher. Er versucht mit Verstand und Rafinesse und Geduld zum Ziel zu kommen. -
Ich habe ich auch ziemlich mit Michel mitgefühlt. Das fängt schon an als de Guillory einfach so das arme Pferd tötet. Wah! Die Adligen und hohen Kirchenherren wirken auf mich ein bisschen klischeehaft böse. Hoffe das ändert sich noch ein bisschen, aber ich bin da guter Dinge....
Ich hoffe doch nicht das Michels Freundschaft zu Gaspard wegen dessen Plänen zerbricht, aber Michel ist natürlich klug das er da nicht mitmacht. Er hat uns ja auch aufgeklärt was in Mainz dann im Nachhinein noch passiert ist, und das sollte sich keiner wünschen.
Das Michel dank Ulmanns Willkür sein Salz nicht rechtzeitig abliefern kann ist natürlich tragisch, aber alles andere wäre ja auch zu einfach gewesen....
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Zitat
Ich hoffe doch nicht das Michels Freundschaft zu Gaspard wegen dessen Plänen zerbricht, aber Michel ist natürlich klug das er da nicht mitmacht. Er hat uns ja auch aufgeklärt was in Mainz dann im Nachhinein noch passiert ist, und das sollte sich keiner wünschen.
Hier kommt wieder zum Vorschein, wie überlegt Michel handelt. Er setzt erst mal seinen Kopf ein und handelt dann. Und mit Gewalt kommt man hier sicherlich nicht weiter. Und die Kaufleute sind ja auch keine Krieger und Soldaten.
ZitatDas Michel dank Ulmanns Willkür sein Salz nicht rechtzeitig abliefern kann ist natürlich tragisch, aber alles andere wäre ja auch zu einfach gewesen....
Ein weiterer interessanter Aspekt, dass der Bischof zwar das Recht zu diesem "Bootsraub" hatte, aber dass er es der guten Sitten wegen eigentlich nicht hätte machen sollen. Und dass er für den Verlust nicht aufkommen muss, den Michel erlitten hat, finde ich auch unfair. Wie so einiges andere, was mir richtig die Galle hochtreibt. Ich bewundere Michel. Ich bin keineswegs so langmütig und ausgeglichen wie er.
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Man merkt, das Mailand mitnichten ein Zwischenstück ist, sondern Prägung. nicht Mainz, sondern Mailand ist Michels Vorbild und Vorstellung. Nicht teilbefreiter Bischofssitz, sondern freie Reichstadt, autonom von den Gilden regiert.
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Michels besonnene und überlegte Reaktionen sind m. E. wichtige Eigenschaften für einen guten Kaufmann. Damals wie heute :grin. Insofern halte ich ihn trotz seiner scheinbaren Geduld und Gutmütigkeit nicht für einen generellen Gutmenschen.
Ich bin gespannt, wie er mit der Reihe von Tiefschlägen, die er hinnehmen muß, umgeht, und was er daraus macht!
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Das Buch zeigt sehr schön, wie nahe damals Erfolg und Mißerfolg lagen. Ohne jeder Rechtssicherheit, Entscheidungen der Stärkeren willkürlich ausgeliefert und dazu die Gefährdungen des Alltags, Straßenräuber und Straßenzustand waren gleich bedrohlich und eine falsche Entscheidung, ein schlechtes Wetterereignis und alles ist verloren.
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Zitat
Original von beowulf
Man merkt, das Mailand mitnichten ein Zwischenstück ist, sondern Prägung. nicht Mainz, sondern Mailand ist Michels Vorbild und Vorstellung. Nicht teilbefreiter Bischofssitz, sondern freie Reichstadt, autonom von den Gilden regiert.Stimmt, Mailand ist sicher eine Erfahrung auf die Gaspard und Co. nicht zurückgeifen können, auch wenn Gaspard laut eigenen Aussagen ja mal kuz in Mailand war, war das sicherlich nicht lang genug um dort Erfahrungen zu sammeln...
ZitatOriginal von Pelican
Michels besonnene und überlegte Reaktionen sind m. E. wichtige Eigenschaften für einen guten Kaufmann. Damals wie heute . Insofern halte ich ihn trotz seiner scheinbaren Geduld und Gutmütigkeit nicht für einen generellen Gutmenschen.Wollte ich genau so auch eben schreiben. Ohne Besonnenheit käme glaub ich kein Kaufmann sehr weit. Vor allem damals.... eine gewisse Abgeklärtheit gehört aber genau so dazu denke ich. Und die präsentiert uns Michel ja schon in Abschnitt eins beim Grundstücks-Kauf
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Zitat
Original von beowulf
Man merkt, das Mailand mitnichten ein Zwischenstück ist, sondern Prägung. nicht Mainz, sondern Mailand ist Michels Vorbild und Vorstellung. Nicht teilbefreiter Bischofssitz, sondern freie Reichstadt, autonom von den Gilden regiert.Stimmt. Mit Zwischenabschnitt meine ich aber eher, daß man diese Prägung natürlich auch später hätte einfach in ein paar Sätzen einschieben können, wenn man stilistisch jedes Kapitel handlungsorientiert ausgestaltet.
Ich mag aber die hier gewählte Erzählform viel lieber.
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Ich sehe Michels und Gaspards Freundschaft bisher nicht gefährdet. Vielleicht ergänzen sie sich in ihrer Art sogar ganz gut. Und wenn Michel erst mal mit Isabelle verheiratet ist - ich gehe davon aus, dass es darauf hinausläuft :-)- , bindet sie das ja noch mehr aneinander.
Isabelle gefällt mir gut mit ihrer offenen, direkten Art. Sie hätte nicht ganz so wunderschön sein müssen, ein normales Aussehen hätte mir auch durchaus gelangt, aber nun gut, das muss wohl so sein in solchen Geschichten.
Ich denke die ganze Zeit beim Lesen, dass es doch einige Parallelen zu unserer heutigen Zeit gibt. Die Menschen hatten unter den gleichen Dingen zu leiden wie wir: hier eine Steuer, da eine Abgabe, Willkür, Brutalität, Geldentwertung, die Macht in den Händen weniger.
Ich bin gespannt, was Michel noch aufgebürdet wird, bevor er sich entschließt, etwas zu unternehmen. Die Jahre in Mailand haben ihn sehr geprägt, zum Glück, muss man sagen, denn Gaspards Weg ist sicher nicht der richtige. -
Ich habe jetzt erst mit dem Abschnitt begonnen, bin aber jetzt schon frustriert über das Ausgeliefertsein der Menschen damals. Michel muss es sich einfach so gefallen lasse, dass der Ritter Renard, dessen Vater wohl gestorben ist, ihm sein Pferd abnimmt.
Dass er dann beim Anblick seiner Heimatstadt auch noch enttäuscht ist, kann man sich gut vorstellen. Mailand ist eben etwas ganz anderes und die letzten Jahre haben ihn geprägt.
Außerdem hat man immer verklärte Vorstellungen über seinen Heimatort, wenn man längere Zeit in der Fremde lebt. -
Die Rückkehr von Michel ist nicht einfach - erst wird ihm das Pferd abgenommen und getötet und dann muß er die Unterschiede zwischen Mailand und Varennes erkennen, da kann seine Heimatstadt nur verlieren.
Besonnenheit ist für mich auch die Tugend, die ich Michel im Moment zuschreiben würde. Gaspard bezeichne ich eher als hitzköpfig und das kann nicht zum Erfolg führen. Ich bin gespannt, ob ihre Freundschaft das aushält. Isabelle und Michel kriegen sich bestimmt noch im Laufe der nächsten 900 Seiten
Mich erschreckt die Art wie mit der Bevölkerung bzw. hier mit den Brüdern Michel und Jean umgegangen wird. Z.B. die Abgabe wegen des Erbes. Hier kommt gleich der Schultheiß persönlich zum Schätzen/kontrollieren des Besitzes und legt dann die Höhe fest. Bei anderer Gelegenheit müssen die Brüder ihr Schiff zur Verfügung stellen und ihnen entgeht dadurch ein wichtiges Geschäft. In keinem Fall haben sie irgendwelche Rechte Und das Salzgeschäft mit der Starkenburg können sie wegen zu späten Lieferns nicht positiv abschließen.
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In diesem Teil geht es für Michel nicht so gut voran.
Das er bei der Verschwörung nicht mitmachen wollte fand ich gut, aber der Ullmann schafft es vielleicht noch, das er seine Meinung ändert.
Das der das Salzschiff einfach nehmen kann ist schlecht. Michels Ruf als guter Kaufmann wird geschmälert.
Nicht einmal die Kaufleute sind vor ihm sicher. Kein Wunder das Gaspard und die anderen, etwas unternehmen wollen.Wie lange sich Jean wohl noch zusammenreissen kann, um ihn habe ich Angst.
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Zitat
Original von beowulf
Das Buch zeigt sehr schön, wie nahe damals Erfolg und Mißerfolg lagen. Ohne jeder Rechtssicherheit, Entscheidungen der Stärkeren willkürlich ausgeliefert und dazu die Gefährdungen des Alltags, Straßenräuber und Straßenzustand waren gleich bedrohlich und eine falsche Entscheidung, ein schlechtes Wetterereignis und alles ist verloren.Und heute? Wo sind gravierende Unterschiede? Nach dem harten immer noch mehr oder minder währenden Winter sind unsere Straßen auch in einem saumäßig Zustand - Loch an Loch
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Zitat
Original von beowulf
Man merkt, das Mailand mitnichten ein Zwischenstück ist, sondern Prägung. nicht Mainz, sondern Mailand ist Michels Vorbild und Vorstellung. Nicht teilbefreiter Bischofssitz, sondern freie Reichstadt, autonom von den Gilden regiert.Genau. Die Jahre in Mailand haben Michel entscheidend geprägt und seine Vorstellungen von Fortschritt und Gerechtigkeit geformt. Das andere für seine Persönlichkeit wichtige Ereignis ist die Flucht aus Fleury in seiner Kindheit. Aus beidem entsteht die Motivation für die späteren Ereignisse.
Daniel
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Zitat
Original von JaneDoe
Isabelle gefällt mir gut mit ihrer offenen, direkten Art. Sie hätte nicht ganz so wunderschön sein müssen, ein normales Aussehen hätte mir auch durchaus gelangt, aber nun gut, das muss wohl so sein in solchen Geschichten.Aber die Tatsache, daß sie gut mit Tieren umgehen kann, hat mich dann ja schon wieder sehr für sie eingenommen...
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Dieser Abschnitt hat nicht nur Michel sondern auch mich zusehens frustriert.
Das kann man wohl sagen. Diese Ohnmacht gegenüber Klerus und Adel und deren Missbrauch ihrer Macht treibt einem echt die Galle hoch beim Lesen. Geschickt gemacht von Daniel Wolf, dass er uns als Leser dermaßen hineinzieht und diese Gefühle in uns weckt :anbet. Chapeau auch für Michel, wie trotz seiner Wut und Frustration nach außen die Ruhe bewahrt und diese Ungerechtigkeiten schluckt - jedenfalls fürs Erste... Laut Klappentext wird er den Kampf ja noch aufnehmen - mit seinen Waffen, besonnen und erfolgversprechender als ein Schlag auf die "Zwölf" ;-). Für sein Alter ist er wirklich erstaunlich abgeklärt, auch seine Reaktion auf Gaspards Pläne spricht dafür.
Unfassbar, dass Guillory Michels Pferd absticht und an seine Hörigen verfüttert, und es gibt keine Möglichkeit dagegen vorzugehen :yikes.Beeindruckt haben mich auch seine Gedanken zu Krieg und Gewalt, S. 147"...Nach seiner Erfahrung brachten Kampf und Krieg nur unermessliches Leid über alle Beteiligten und verschlimmerten jeden Konflikt, statt ihn zu lösen." Würden doch nur mehr Menschen zu dieser Erkenntnis gelangen, damals wie heute.
Vielleicht liege ich da komplett daneben, aber ich frage mich, ob Remy wirklich einem Unfall zum Opfer gefallen ist, oder ob da nicht jemand nachgeholfen hat :gruebel. Ich bilde mir ein, zwischen den Zeilen kleine Hinweise heraus gelesen zu haben. Mehrmals wurde seine besondere Um- und Vorsicht betont, z.B. S. 149... Was meint ihr? Bis jetzt hat das noch keiner angesprochen. Dass es die "Wassermänner" waren, glaube ich eher nicht :grin.
Die schöne und eigenwillige Isabelle passt! Michel hat ja auch ein gewisses Charisma, jedenfalls in meiner Vorstellung, eine schöne Frau steht ihm zu, nur liebenswert sollte sie ebenfalls sein ;-).
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Zitat
Original von Lumos
Vielleicht liege ich da komplett daneben, aber ich frage mich, ob Remy wirklich einem Unfall zum Opfer gefallen ist, oder ob da nicht jemand nachgeholfen hat :gruebel. Ich bilde mir ein, zwischen den Zeilen kleine Hinweise heraus gelesen zu haben. Mehrmals wurde seine besondere Um- und Vorsicht betont, z.B. S. 149... Was meint ihr? Bis jetzt hat das noch keiner angesprochen. Dass es die "Wassermänner" waren, glaube ich eher nicht :grin.Das glaube ich eher nicht. Remy hat ja niemandem geschadet und war recht beliebt. Warum sollte ihn jemand töten? Diese vielen Aberglauben finde ich immer wieder amüsant. Faune, Waldschrate, Wassermänner ... Aber so mancher wurde dadurch vielleicht auch abgehalten, etwas Dummes zu tun.
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Original von JaneDoe
Remy hat ja niemandem geschadet und war recht beliebt. Warum sollte ihn jemand töten?Ja, das sage ich mir eigentlich auch, trotzdem geistert es mir durch den Kopf. Wahrscheinlich zu viel Krimis gelesen :grin.
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Original von Lumos
Ja, das sage ich mir eigentlich auch, trotzdem geistert es mir durch den Kopf. Wahrscheinlich zu viel Krimis gelesen :grin.
Sofort beim Lesen war ich auch skeptisch, ob es wirklich ein Unfall war oder nicht. Vielleicht erfahren wir später noch etwas dazu
Ach ja und ich lese auch sehr gerne Krimis