'Das Salz der Erde' - Seiten 291 - 408

  • Mich stört einfach der Begriff Schuft etwas. Ulman hat natürlich weltliche Inteessen, Macht und Ansehen, die er nicht haben sollte als Kirchenfürst, aber zur damaligen Zeit war das doch wohl üblich - die Herren waren ja auch nicht keusch u.ä. Damals waren sie mehr Herrscher als Glaubensmänner. Ich wollte ausdrücken, dass ich Ulman nicht für einen characterlosen Bösewicht halte, sondern für einen leider allzu menschlichen intriganten Ehrgeizling.
    Dumm nur, dass Michel sich gerade dort eine Blöße gibt, wo Ulman sicher gerne ansetzen wird. Denn Unzucht war damals ein großes Verbrechen - im Glauben und vor dem Gesetz. Das wird ihm sicher zum Verhängnis werden. :-(

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Zitat

    Ich finde es interessant, dass hier viele diesen Stadtplan so genau studieren... für mich ist der mehr schmückendes Beiwerk. Ich habe von Varennes ein Bild im Kopf, das beim Lesen so nach und nach entstanden ist. Das genügt mir völlig, da habe ich kein Bedürfnis nach einer Karte. Nach Euren Beiträgen fühle ich mich ja schon fast ein bißchen seltsam mit dieser Einstellung...


    Denk Dir nix, chiclana. Du bist nicht alleine. Ich habe die Stadt-Karte auch nicht so genau studiert. Mir genügt auch weitgehend meine Fantasy. Die Landkarte finde ich zu klein und ungenau und die betreffenden Städte fehlen ja sowieso. :knuddel1

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Zitat

    Original von hollyhollunder
    Mich stört einfach der Begriff Schuft etwas. Ulman hat natürlich weltliche Inteessen, Macht und Ansehen, die er nicht haben sollte als Kirchenfürst, aber zur damaligen Zeit war das doch wohl üblich - die Herren waren ja auch nicht keusch u.ä. Damals waren sie mehr Herrscher als Glaubensmänner. Ich wollte ausdrücken, dass ich Ulman nicht für einen characterlosen Bösewicht halte, sondern für einen leider allzu menschlichen intriganten Ehrgeizling.
    Dumm nur, dass Michel sich gerade dort eine Blöße gibt, wo Ulman sicher gerne ansetzen wird. Denn Unzucht war damals ein großes Verbrechen - im Glauben und vor dem Gesetz. Das wird ihm sicher zum Verhängnis werden. :-(


    Ich meinte Schuft auch nicht in dem üblichen Sinne, sondern wollte nur seine intrigante Ader kommentieren. Er benutzt seine Macht ja nur zum Eigennutz. Irgendwelche kirchlichen Vorschriften benutzt er nur als Deckmantel.

  • Zitat

    Original von hollyhollunder


    Denk Dir nix, chiclana. Du bist nicht alleine. Ich habe die Stadt-Karte auch nicht so genau studiert. Mir genügt auch weitgehend meine Fantasy. Die Landkarte finde ich zu klein und ungenau und die betreffenden Städte fehlen ja sowieso. :knuddel1


    chiclana und hollyhollunder, ich schließe mich euch an und gestehe, dass ich auch noch keinen ausführlichen Blick auf die Karten geworfen habe.


    Aristide ist mit einigen Klischees behaftet (z.B. S. 297), aber dafür weiß man bei ihm woran man ist ;-), kämpferisch, mutig, schurkig, gefühllos und nicht allzu helle. Erstaunt hat mich, wie sich Michel dem Kampf mit Aristide stellt (S. 305), das war ebenso aussichtslos wie mutig und brachte ihm trotz der Niederlage eine Menge Achtung von Seiten der "Varenner" ein. Im Folgenden geht der Kampf ganz schön an die Substanz der Gilde, die Brücke wurde teuer erkauft. Wie teuer wirklich, das wird sich wohl noch zeigen, wenn man erfährt ob jemand (und wer) von diesem unsäglichen Kreuzzug zurückkehren wird.
    Auch Michels Weitsicht bezüglich kriegerischer Auseinandersetzungen hebt sich deutlich von der Mehrheit seiner Mitmenschen ab. Trotzdem stellt er sich einem Kampf, wenn er es für unabwendbar hält.


    Stammte die Idee mit der Audienz beim Kaiser nicht von Isabelle :gruebel? Nicht jeder pffiffige Gedanke kommt von Michel ;-). Oder hab ich das falsch in Erinnerung.


    Jetzt bin ich mal gespannt, welche Ränke diese unheilige Allianz von Ulman und Guillory nun wieder hervorbringt :-(.

  • Zitat

    Original von Daniel Wolf


    Die deutschen Könige und Kaiser reisten von Königspfalz zu Königspfalz, um jeden noch so entlegenen Winkel ihres Reiches regieren zu können und allen Untertanen die Möglichkeit zu geben, ihren Herrscher zu sprechen – schließlich war der König auch der oberste Gerichtsherr und hat viel Zeit darauf verwendet, Streitigkeiten zu schlichten, damit nicht an allen Ecken und Enden des Reiches Fehden ausbrechen. Das klingt in der Szene mit Barbarossa ja auch an.


    Für einfache Männer war es sicher trotzdem nicht leicht, eine Audienz zu bekommen. Manchmal musste man wochenlang darauf warten und eine Weile mit dem Kaiser mitreisen, bis er einen endlich angehört hat. Dass es bei Michel und Co. so schnell geht, liegt hauptsächlich daran, dass Nicolas ein gutes Wort für sie einlegt.


    Zitat

    Original von chiclana
    Damals wie heute: gute Beziehungen sind alles!


    Wohl wahr :lache

  • Michel und Isabelle spielen wirklich mit dem Feuer. Ich kann es zwar verstehen, aber ich vermute mal das Isabelle Michels schwache Stelle ist und ihm das noch einmal zum Verhängnis wird.


    An den Bruder Gaspard mag ich dabei nicht mal denken. Da ist bestimmt die Hölle los, wenn der hinter das Verhältnis kommt. Wo er doch jetzt schon nicht mal mehr möchte das Michel ihn duzt. Mir wird Gaspard immer unsympathischer. Eigentlich habe ich mich nur gewundert, dass er sich bei den Kämpfen auf die Seite der Gilde gestellt hat.


    Und irgendwie war auch klar, dass sich der Bischof und der Aristide sich das mit dem Bau der Brücke nicht einfach gefallen lassen. Nun wird es blutig und der Rachefeldzug beginnt. Ich muss sagen, die Brücke ist wirklich teuer erkauft.


    Gut finde ich die Audienz beim Kaiser. Die Gilde bekommt die Brücke und Aristide muss sogar die Zölle senken, weil die vorher Wucher waren. So hat die Gilde eigentlich doppelt gewonnen.


    Bin schon gespannt was der Bischof und Aristide als nächstes aushecken. Sie machen die Veränderung ja immer an Michel fest, dabei war er aber eigentlich nur der Auslöser. Die Unzufriedenheit, der Widerstand ging ja auch eigentlich von den anderen Gildemitgliedern sowie von Gaspard und seinen Leuten aus. Michel ist ja mehr oder weniger nur das Sprachrohr.

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Karten sind für mich in einem Roman ein nettes Beiwerk, das ich nur selten während des Lesens benötige, aber gern im Nachhinein nutze, um mein im Kopf entstandenes Bild von der Stadt/Gegend zu überprüfen. Hier hatte ich nun auch geschaut, wo denn die neue Brücke entstehen soll und wurde aus meinem gedanklichen Stadtbild und der Karte nicht so recht schlau. Aber nach dem Lesen eurer Beiträge kam Licht ins Dunkel.


    In dem Verhältnis Michel - Isabelle liegt Zündstoff und irgendwie scheint die Katastrophe, wie auch immer sie ausfallen wird, vorprogrammiert. Es ist sowieso verwunderlich, dass die Beziehung so lange geheim bleibt und das in einer Kleinstadt, wo Klatsch und Tratsch zum guten Ton gehören. Ok, Michel bezahlt den Wirt (sicher auch fürstlich), aber die Geheimhaltung über diesen Zeitraum finde ich bemerkenswert. Meist reicht doch schon eine leise Andeutung einer Sache, um Gerüchte in Umlauf zu bringen.

  • Zitat

    Es ist sowieso verwunderlich, dass die Beziehung so lange geheim bleibt und das in einer Kleinstadt, wo Klatsch und Tratsch zum guten Ton gehören. Ok, Michel bezahlt den Wirt (sicher auch fürstlich), aber die Geheimhaltung über diesen Zeitraum finde ich bemerkenswert. Meist reicht doch schon eine leise Andeutung einer Sache, um Gerüchte in Umlauf zu bringen


    Das fand ich auch etwas verwunderlich. Vor allem, wo Michel als Gildenoberhaupt doch sicher zur Prominenz gehört und stadtbekannt ist. Und auch, dass im Haushalt keiner nie nicht seine Abwesenheit bemerkt hat. Da hätte ein kleiner Zufall schon genügt, wenn man ihn für irgend etwas mal benötigt hätte und seine Kammer leer gewesen wäre. :gruebel

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Also das kommt mir doch komisch vor das die Zwei die Beziehung so langen geheim halten können wo man sowohl Isabelle als auch Michel wirklich überall in der Stadt kennt.


    Nun gut die Gilde reist zum Kaiser um das Recht zu erwirken das die Brücke weiter gebaut werden kann und Aristide eben nichts mehr dagegen unternehmen kann. Nur das auch dies vor dem Rest der Gilde geheim geblieben war wundert mich wirklich.


    Aber da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, da bin ich mir wirklich sehr Sicher. Denn das lässt sich Ulmann und Aristide garantiert nicht gefallen.

  • Ja, in einer Kleinstadt eine Beziehung solch bekannter Personen geheim zu halten, geht sicher nur eine gewisse Zeit gut und die beiden haben es schon viel zu lange geschafft...


    Ich muss gestehen, ich bin auch so ein Kartenmuffel. Ich habe ja beim Lesen eine innere Karte vor Augen und die lasse ich mir ungern dann im Nachhinein, wenn ich denn mal nachsehe, wie das Kartenmaterial im Buch aussieht, verändern.


    Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, warum sie (die Gilde) eigentlich nicht auf die Idee kommen, sich an ihrem Fehdegegner zu rächen? Wenn die Fehde erklärt ist, warum reiten sie denn dann nicht zu seinen Gütern, oder seiner Brücke und greifen sie an? Die Gilde ist mir irgendwie ein wenig zu friedlich. Dafür, dass man ihnen so viel genommen hat, ihre Lagerhäuser angesteckt hat, Leute getötet oder als Geisel genommen hat, reagieren sie mir alle zu passiv. Wäre es nicht normal, etwas offensiver vorzugehen, statt nur zu jammern und sich zu verteidigen? :gruebel

  • Zitat

    Original von Eskalina
    Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, warum sie (die Gilde) eigentlich nicht auf die Idee kommen, sich an ihrem Fehdegegner zu rächen?


    Es wird an einer Stelle erklärt, dass die militärischen Ressourcen nicht ausreichen, um in die Offensive zu gehen. Für einen Angriff müsste die Gilde Ressourcen aus Varennes abziehen, was die Gefahr erhöht, dass Aristide wieder in die Stadt eindringt und neue Verwüstungen verursacht.

  • So, ich bin jetzt auch mit diesem Abschnitt durch und mir war es eigentlich zu viel Mittelalter-Kampf-Zeugs - jaaa, ich weiß, in einem historischen Roman ist das durchaus nichts ungewöhnliches, aber das ist das, was mich immer etwas davon abhält, derartige Bücher zu lesen. Ich finde das für mich einfach nicht so interessant, aber gut, hier passt es ja 1a in die Geschichte, also habe ich das einfach immer ein bisschen überflogen und bin dann immer wieder bei den anderen Handlungen richtig eingestiegen.


    Schlimm finde ich, dass Michel wohl bald an mehreren Fronten - zuhause - kämpfen muss, ich bin gespannt, was mit Jean passiert und wahrscheinlich wird er wohl nicht zurückkommen, wenn er wirklich auf den Kreuzzug geht, oder was meint ihr? Das fände ich blöd - aber wenn er zurückkommen würde, wäre das ja schon fast wieder kitschig... :gruebel



    Zitat

    Original von hollyhollunder


    Denk Dir nix, chiclana. Du bist nicht alleine. Ich habe die Stadt-Karte auch nicht so genau studiert. Mir genügt auch weitgehend meine Fantasy. Die Landkarte finde ich zu klein und ungenau und die betreffenden Städte fehlen ja sowieso. :knuddel1


    Ich mag Karten, sozusagen als zusätzliche Anregung, wie mein Kopfkino aussieht, aber hier klappt das nicht so richtig: Ich finde, auf der Karte erscheint alle so klein. Also - ich hatte Probleme, die Unterstadt zu finden, weil ich diese 10 Häuser, die ich nun lokalisiert hab, da einfach zu popelig fand, um die extra zu bezeichnen. Und auch sonst wirkt auf der Karte alles klein, was aber wohl in "WIrklichkeit" deutlich größer sein muss. Naja, deswegen schaue ich auch weniger jetzt und verlasse mich lieber auf die Bilder in meinem Kopf :-)

  • Zitat

    Original von dschaenna
    So, ich bin jetzt auch mit diesem Abschnitt durch und mir war es eigentlich zu viel Mittelalter-Kampf-Zeugs - jaaa, ich weiß, in einem historischen Roman ist das durchaus nichts ungewöhnliches, aber das ist das, was mich immer etwas davon abhält, derartige Bücher zu lesen. Ich finde das für mich einfach nicht so interessant, aber gut, hier passt es ja 1a in die Geschichte, also habe ich das einfach immer ein bisschen überflogen und bin dann immer wieder bei den anderen Handlungen richtig eingestiegen.


    Den Eindruck kann ich ich meinerseits gar nicht bestätigen - habe da aber auch schon ganz was anderes erlebt, bin also vielleicht vorbelastet. ;-)


    Würde mich aber mal interessieren, ob andere das genauso wie du empfunden haben.

  • Zitat

    Original von Eskalina
    Ich würde allein losschleichen und ihm die Burg über dem Kopf abfackeln... ;-)


    Aber der Grundsatz von Michel und seinen Anhängern war ja keine Gewalt. Von daher waren sie wohl erst nur bemüht ihr Eigentum bzw. die neue Brücke zu schützen. Und man darf auch nicht vergessen, sie haben alle keine Kampferfahrung. Ob man dann so einfach losläuft?

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Zitat

    Original von Macska
    Aber der Grundsatz von Michel und seinen Anhängern war ja keine Gewalt. Von daher waren sie wohl erst nur bemüht ihr Eigentum bzw. die neue Brücke zu schützen. Und man darf auch nicht vergessen, sie haben alle keine Kampferfahrung. Ob man dann so einfach losläuft?


    Das ist natürlich auch ein wichtiger Grund, warum Michel und Co. sich nur verteidigen und kaum zum Angriff übergehen.

  • Ich mag die Geschichte weiterhin sehr gern lesen, denn die Verquickung einer die Emotionen des Lesers ansprechenden "Love Story" mit anschaulich beschriebenen historischen Hintergründen finde ich sehr ausgewogen.
    Michel ist für mich eine glaubwürdige Figur mit nachvollziehbaren Handlungen. nur hätte ich ihn am liebsten geknufft, als er seine zwei Beschützer weggeschickt hat. Dass während seiner Heimlichkeiten mit der schönen Isabelle nicht eher und mehr passiert ist, ist eh reine Glückssache. :wave


    Edit: Ich finde die Einschübe von Kriegs- (und nebenbeigesagt auch Liebes-)szenen für einen mittelalterlichen Historienschmöker genau richtig.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

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