'Das Salz der Erde' - Seiten 409 - 486

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    Original von Lumos
    Ich weiß, es klingt vielleicht für manchen blasphemisch, aber mit den objektiven Augen Außenstehender betrachtet, erscheinen viele Rituale der christlichen Kirche als abergläubisch. Letztendlich liegt das immer im Auge des Betrachters, auch wenn das die in ihrer jeweiligen Religion verwurzelten Menschen nicht wahrhaben wollen und laut "Ketzerei" schreien.


    Ebenfalls "mit den objektiven Augen Außenstehender betrachtet" verlangt die Kirche ja einen Kredit (Glaube) ohne Sicherheiten, während heidnische Rituale Sicherheit geben. Ich habe im Dachstuhl ein Beil liegen und der Blitz hat bei uns noch nie eingeschlagen, also funktioniert das. Ich hänge Kräuter gegen Hexerei über die Stalltür und in letzter Zeit ist keine Kuh krank gewesen, also funktioniert das.

  • Ich mache Jean ja auch keinen Vorwurf.


    Mir ist bloß noch das Gespräch mit der Bekannten in Erinnerung geblieben. Ich weiß nicht einmal mehr was für ein Anlaß es war, aber ich habe sie gefragt ob sie den Aberglauben auch kennt, und sie hat mich dann ziemlich zurechtgewiesen das kirchlicher Glaube bzw. Glaube an Gott nicht mit Aberglauben vereinbar ist. Ehrlich gesagt, ich hatte mir darüber vorher auch keine Gedanken gemacht, gerade auch weil ich nicht so viele gläubige Menschen kenne und jeder bis dahin irgendeinen Aberglauben kannte bzw. praktizierte. :rolleyes

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

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    Original von Katerina


    Ebenfalls "mit den objektiven Augen Außenstehender betrachtet" verlangt die Kirche ja einen Kredit (Glaube) ohne Sicherheiten, während heidnische Rituale Sicherheit geben. Ich habe im Dachstuhl ein Beil liegen und der Blitz hat bei uns noch nie eingeschlagen, also funktioniert das. Ich hänge Kräuter gegen Hexerei über die Stalltür und in letzter Zeit ist keine Kuh krank gewesen, also funktioniert das.



    Gut aber was ist das Aufhängen der geweihten Kräuterbuschel an Mariä HImmelfahrt anders??? Die sollen ja auch eine Schutzfunktion erfüllen.
    Oder das Aufhängen von Christophorusmedaillen im Auto??

  • Das mit dem Aberglauben, den heidnischen Ritualen und der Volksfrömmigkeit war auch im Mittelalter schon so eine Sache. Die Amtskirche hat tatsächlich mehrere Versuche unternommen, diese Dinge einzudämmen, weil sie teilweise der offiziellen Lehre krass widersprechen. Sie hat es aber nicht geschafft, weil diese Strömung im einfachen Volk zu mächtig war. Also hat sie einiges davon in die offiziellen Bräuche integriert. Aber bei weitem nicht alles: Alles, was in Richtung Magie ging, Amulette, Zaubersprüche usw., war eigentlich immer verboten. Allerdings hat man dieses Verbot kaum durchgesetzt.


    Dem einfachen Mann wie Jean dürfte all das ziemlich egal gewesen sein. Erstens kannte er die entsprechenden theologischen Diskurse nicht, und zweitens war es ihm wichtiger, sich einen gefühlten Schutz gegen die Kräfte der unberechenbaren Natur zu verschaffen.

  • Aber was ist der Brauch zur Taufe "heiliges Wasser" einer "heiligen Quelle" am liebsten Lourdes zu verwenden, oder die ganzen Heiligenbildchen, Kreuze und Amulette anderes als Aberglauben? Das Auge Fatimas, das Jean beschützen soll hängt heute noch in jedem türkischen Bus- und zwar dutzendweise.

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    Original von Daniel Wolf
    Das mit dem Aberglauben, den heidnischen Ritualen und der Volksfrömmigkeit war auch im Mittelalter schon so eine Sache. Die Amtskirche hat tatsächlich mehrere Versuche unternommen, diese Dinge einzudämmen, weil sie teilweise der offiziellen Lehre krass widersprechen. Sie hat es aber nicht geschafft, weil diese Strömung im einfachen Volk zu mächtig war. Also hat sie einiges davon in die offiziellen Bräuche integriert. Aber bei weitem nicht alles: Alles, was in Richtung Magie ging, Amulette, Zaubersprüche usw., war eigentlich immer verboten. Allerdings hat man dieses Verbot kaum durchgesetzt.


    Dem einfachen Mann wie Jean dürfte all das ziemlich egal gewesen sein. Erstens kannte er die entsprechenden theologischen Diskurse nicht, und zweitens war es ihm wichtiger, sich einen gefühlten Schutz gegen die Kräfte der unberechenbaren Natur zu verschaffen.


    ...und es war ja wohl auch so, dass beim "normalen" Kirchgang die Priester gar nicht mitbekommen haben, wenn einer noch ein Amulett umhatte oder in der Tasche - und nachdem sich ja wohl der Großteil der (einfachen) Menschen nicht näher mit den Geistlichen umgeben hat, wird das denen ja zwar grundsätzlich bekannt gewesen sein, aber ja auch nicht genau, dass Herr A das Amulett XY und Herr B das YZ hatte.... Also, nach dem Motto: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß :rolleyes

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    Original von Juliane
    Isabelle ist nun Verheiratet und Michel kommt zu spät um mit ihr zu fliehen. Irgendwie schade doch man konnte es eigentlich erwarten. Jedenfalls hat es mich nicht sehr überrascht das die Hochzeit vorgezogen wurde und Gaspard bemerkt hat das Isabelle fliehen wollte.


    Ich finde das nicht ganz so offensichtlich, dass Gaspard was gemerkt hat - sonst war sie ja auch eine Meisterin im Vertuschen, sonst hätte er ja doch mehr merken müssen von den heimlichen Treffen. Klar, eine Flucht ist noch mal was anderes, aber ich war schon ein bisschen enttäuscht, dass sie sich scheinbar so "blöd" angestellt haben muss.... denn er ist ja auch tagsüber unterwegs etc. Naja :gruebel - aber sonst hätte es ja auch nicht so in die Geschichte gepasst ;-)
    Aber ich hätte hier die Schilderung einer Szene, an der er es tatsächlich RICHTIG merkt, dann eindeutiger gefunden. So von wegen: Er sieht sie, wie sie was beiseite schafft oder so weil er früher heimkommt.



    Zitat

    Original von JaneDoe
    Ich fand es schade, dass Chastain so der Lächerlichkeit preisgegeben wurde. Zuerst wurde er als schüchtern und unbeholfen beschrieben, am Ende benimmt er sich wie ein liebeskranker Idiot. Schade, am Anfang hat er mir besser gefallen.


    Ich glaube, er ist ein liebeskranker Idiot, und das geht ja oft mit Schüchternheit ein. Er denkt, jetzt ist da endlich eine, die ihn so mag und wo er er sein kann, und dann schlägt alles, was sich aufgestaut hat, eben in diese fanatische Liebe um, anders kann mans bei ihm ja schon nicht mehr sagen. Für mich ist der nicht wirklich ernst zu nehmen - aber ds sind ja dann immer die schlimmsten...


    Da ich schon ein bisschen weitergelesen habe gestern Abend, gehe ich mal lieber zum Buch und lese den nächsten Abschnitt, nicht dass ich hier noch was durcheinanderbringe und vorziehe ;-)

  • So ein kurzer Abschnitt, aber der hatte es in sich *g*


    Ich finde es ebenfalls sehr schade, dass Gaspard sich jetzt noch viel negativer entwickelt hat, als bisher eh schon. Und das alles doch irgendwie nur aus Wut und Enttäuschung, obwohl er sich ja selbst doch einredet, dass es eine überaus vernünftige Entscheidung war. Da kann man sich gar nicht darüber freuen, dass er selbst endlich Vater geworden ist.


    Für Isabelle ist diese Situation natürlich ganz schlimm und ich bin sehr froh, dass ich eine solche ausweglose Lage nicht nachvollziehen kann.
    Dass Michel und Isabelle sich jetzt trotzdem weiter treffen ist irgendwo verständlich und nachvollziehbar, andererseits aber auch wieder total dumm! Ich kann mich einfach nicht entscheiden, was ich besser fände :grin Und ich kann mir auch nicht vorstellen, wie man eine solche Situation zur Zufriedenheit aller noch lösen könnte, also wird es wohl irgendwo noch knallen.
    Wahrscheinlich ja bei Michel, wo er ja jetzt den Spion im Haus hat.


    Von Michel und seinem Verhalten Jean gegenüber war ich auch enttäuscht. Er ist doch sonst so besonnen und dann wählt er solche Worte und ist auch noch zu stolz um sie wieder zurück zu nehmen und sich vor seiner Abreise mit Jean noch zu versöhnen. Sehr, sehr schade! :( Ein wenig kann ich Jeans Anschuldigung Michel gegenüber da sogar verstehen. Ich hoffe trotzdem auf ein erneutes wiedersehen mit einem lebendigen Jean, obwohl das wohl nicht mehr so wahrscheinlich ist, wie ich fürchte.

  • Die Brücke ist fertig, der Handel floriert und Michels Schwester kommt zu Besuch... doch schnell wandelt sich die friedliche Stimmung.


    Gaspard hat sich durchgesetzt und Isabelle ist verheiratet... nun denn. Immerhin muss Isabelle ihrem Tuchhändler kein Kind unterschieben... Die Heirat tut mir zwar leid für sie, aber die Fluchtvariante wäre mir zu unrealistisch gewesen.
    Bedeutet es letztlich irgendwas, dass sie bei der Trauung nicht ja gesagt hat?
    Ich bin ja gespannt, wie Michel und Isabelle nun zueinanderfinden. Und ich hoffe, es dreht sich in den folgenden Abschnitten nicht vorallem darum... ich finde dieses Liebeswirrwarr immer ein wenig anstrengend.


    Zitat

    Original von Macska
    Ich hoffe nur das Jean den Kreuzzug überlebt, schon allein weil sie im Streit auseinander gegangen sind.


    :write Das hoffe ich auch.


    Zitat

    Original von Findus


    Er hat sich eben nur gut verstellt. Als Michel ihm auf die Schliche kam, da war es ja schon zu spät, hat er doch sein wahres Gesicht gezeigt.


    Kam er ihm schon auf die Schliche?? Da habe ich wohl schlampig gelesen...

  • Ich habe die Vermutung, daß die Bombe platzt, wenn Chastain erst merkt, daß Isabelle keine Jungfrau mehr ist... :grin


    Das Isabelle und Michel sich weiterhin treffen, birgt natürlich ein gewisses Risiko, ist aber auch für mich nachvollziehbar.
    Ob der Spion von Michel wohl dahinterkommt :gruebel


    Der Twist zwischen Michel und Jean war ja recht heftig, hoffe, daß sich wenigstens die beiden Brüder wieder näherkommen...

  • Die Liebe zwischen Michel und Isabelle hat einen schweren Rückschlag erhalten.
    Michels Entscheidung Jean gegenüber war für mich unverständlich. Ich hoffe das Jean den Kreuzzug unbeschadet übersteht, und alles wieder sich zum Guten wendet.

    Gruss Hoffis :taenzchen
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    :lesend Der fünfte Tag - Jake Woodhouse
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    Ich habe die Vermutung, daß die Bombe platzt, wenn Chastain erst merkt, daß Isabelle keine Jungfrau mehr ist... Grinsen


    Ob er das in seiner Liebesblindheit wirklich merken würde? :gruebel Die Damen haben ja durchaus versucht, dass damals zu vertuschen. Habe mal gelesen, sie hatten sogar Blut von Tieren unterm Hochzeitsbett, um damit dass Laken zu beschmieren. :grin
    Außerdem glaube ich ja, er liebt sie so, dass es ihm nicht so viel ausmachen würde.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

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    Original von chiclana



    Er hat sich eben nur gut verstellt. Als Michel ihm auf die Schliche kam, da war es ja schon zu spät, hat er doch sein wahres Gesicht gezeigt.


    Kam er ihm schon auf die Schliche?? Da habe ich wohl schlampig gelesen...[/quote]


    Kann durchaus sein, dass das schon im nächsten Abschnitt steht

  • Die Selbstbefriedigungsszene von Isabelles Zukünftigem hätte ich nicht als zum Verständnis des Geschehens unbedingt erforderlich angesehen, aber gestört hat sie mich auch nicht direkt, zumal sie sich in der Wortwahl - wie übrigens alle Szenen mit ähnlich intimen Handlungen in diesem Buch - sehr angenehm von einigem unterscheidet, was ich da in dieser Hinsicht bereits in anderen Büchern unter der Flagge "Historischer Roman" habe lesen müssen.
    Die Geschichte gefällt mir weiterhin, nur bedauere ich außerordentlich, dass Michel (denkt ihr beim Lesen dieses Namens eigentlich deutsch oder eher französisch wie "Mieschellll"?) sein sonstiges Einfühlungsvermögen im Hinblick auf Jean im Stich zu lassen scheint. Michel konnte Ulmann gut mit dessen Eitelkeit packen, sich auf die Gemüter seiner Gildebrüder gut einstellen und bei Jeans Kreuzzuginteresse reagiert er so unsensibel wie ein sprichwörtlicher Elefant im Porzellanladen. Aber okay, irgendwie musste die Krise ja heraufbeschworen werden.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Zitat

    Die Geschichte gefällt mir weiterhin, nur bedauere ich außerordentlich, dass Michel (denkt ihr beim Lesen dieses Namens eigentlich deutsch oder eher französisch wie "Mieschellll"?) sein sonstiges Einfühlungsvermögen im Hinblick auf Jean im Stich zu lassen scheint. Michel konnte Ulmann gut mit dessen Eitelkeit packen, sich auf die Gemüter seiner Gildebrüder gut einstellen und bei Jeans Kreuzzuginteresse reagiert er so unsensibel wie ein sprichwörtlicher Elefant im Porzellanladen. Aber okay, irgendwie musste die Krise ja heraufbeschworen werden.


    Ja, er ist es einfach nicht gewohnt, dass der kleine Bruder ihm Widerworte gibt und eine eigene Meinung hat. Und verlieren will er ihn sicherlich auch nicht.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • @Maikäfer: Ich denke "Michel" meistens deutsch, auch wenn ich weiß das es falsch ist. Französisch ist echt so überhaupt nicht meine Sprache....



    Ich hätte Michel echt schütteln können als er Jean einfach ohne Abschiedsworte ins Heilige Land ziehen lässt. Ich wünsche mir wirklich das die beiden sich nochmal sehen....


    Auch Gaspard gehört mal ordentlich geschüttelt, das er sich so negativ entwickelt hätte ich beim besten Willen nicht gedacht. Tut mir wirklich leid für Isabelle, die nun drunter leiden muss. Stimmt aber schon, eine Flucht wäre mehr als unglaubwürdig gewesen.

  • Gaspard wird immer zorniger und bösartiger.
    Seine Schwester wird einfach verheiratet, obwohl sie nicht will bzw. den Kandidaten gar nicht liebt.


    Ulman ist sehr undurchsichtig. Die ganze Zeit kann ich ihn nicht leiden. Er leidet permanent unter Geldmangel, sucht sich Aristide als Verbündeten, aber dann doch wieder nicht. Unsteter Charakter.

  • Nun hat Michel nicht nur seinen Freund Gaspard verloren, sondern auch seinen Bruder und hier hatte er, im Gegensatz zu der Sache mit Gaspard, noch die Möglichkeit, das Ganze zu glätten. Wenigstens hätte er sich von Jean verabschieden können, denn falls Jean etwas passiert, wird er sich das immer vorwerfen. Hoffentlich leidet er noch etwas länger an seiner Unversöhnlichkeit... :schlaeger


    Wie soll das Verhältnis zu Isabell noch enden? Gilt das wirklich als Ehe, wenn die Braut ihr Jawort verweigert? :gruebel Aber es scheint ja so, sonst wäre ja die Trauung unterbrochen worden, oder?


    Mal sehen, was Ulman und Aristide nun wieder ausbrüten, um Michel zu schaden...