ZitatAlles anzeigenOriginal von Daniel Wolf
Am Anfang des Romans hätte Michel so einem Plan sicher nicht ohne weiteres zugestimmt. Seine moralischen Bedenken und seine Angst, aufzufliegen, wären wahrscheinlich zu stark gewesen. Man muss aber bedenken, dass der Michel am Ende des Romans ein anderer ist: Seine grundsätzliche Ideale hat er sich zwar bewahrt, insgesamt aber ist er härter geworden. Er musste viele Rückschläge erfahren, er hat erlebt, dass auf Adlige, Kirchenherren und Könige im Zweifelsfall kein Verlass ist, von wenigen Ausnahmen abgesehen. All das vermindert natürlich die Skrupel. Davon abgesehen war er schon immer einer, der auch mal zu fragwürdigen Mitteln greift, wenn er glaubt, dass sie einem höheren Ziel dienen. Der Trick mit Bischof Ulmans Statue geht ja in eine ähnliche Richtung.
Und "alle" Beteiligten stimmen dem Betrug keineswegs zu: Duval hat die ganze Zeit über massive Bedenken und warnt die anderen vor den Konsequenzen, wenn sie auffliegen.
Tatsächlich sind solche Geschichten im Mittelalter ständig passiert. Es gab ja kaum Möglichkeiten, so einen Betrug nachzuprüfen, schon gar nicht in Kriegszeiten, wenn die Verhältnisse chaotisch waren. Letztlich beruhte sogar die Existenz des Kirchenstaates und damit die päpstliche Macht auf einer Fälschung.
Ich finde nicht, dass Ulmans Statue auf der Brücke ähnlich ist. Da steckt kein Betrug dahinter sondern schmeichelt einzig Ulmans Ego. Wenn dieser sich davon überzeugen lässt und dem Bau zustimmt hat das ja nichts mit Fälschung zu tun. Dafür wandert bei Entdeckung keiner ins Gefängnis.