Titel: Das erste Leben der Angela M.
Autoren: Ralf Georg Reuth und Günther Lachmann
Verlag: Piper
Erschienen: Mai 2013
Seitenzahl: 335
ISBN-10: 3492055818
ISBN-13: 978-3492055819
Preis: 19.99 EUR
Wie könnte man dieses Buch mit einem Satz beschreiben?
Vielleicht so:
Das Buch hält nicht annähernd das was der Titel vermeintlich verspricht.
Oder vielleicht so:
Warum einen Klappentext schreiben, der eh nicht zutrifft?
Im Gesamtergebnis haben die beiden Autoren ein im Grunde schlechtes Buch geschrieben. Der Klappentext suggeriert, dass das was über die ersten 35 Lebensjahre von Angela Merkel verbreitet wurde – nicht zuträfe – aber nun, da haben die beiden Autoren dieses Buches „die Wahrheit endlich ans Licht gebracht“.
Niemand sollte sich von dieser Bauernfängerei einlullen lassen. Denn die beiden Autoren mögen sicher eine Menge aufgeschrieben habe – neue Erkenntnisse aber präsentieren sie nicht. Das Buch wurde wohl für „eine ganz schnelle Mark“ geschrieben. Nichts was man dort lesen kann, stand nicht irgendwo in irgendwelchen Zeitungen oder wurde nicht bereits durch andere Medien verbreitet. Angela Merkel ist nicht die „Geheimnisvolle“ aus dem Osten Deutschlands, die es von der FDJ-Sekretärin zur Bundeskanzlerin geschafft hat. Angela Merkel hat beispielsweise nie abgestritten Mitglied und Funktionärin der FDJ gewesen zu sein. Sie hat lediglich bestritten dort für Agitation und Propaganda zuständig gewesen zu sein; nach ihren Angaben war sie Kulturreferentin. Als Beleg für ihren angebliche Tätigkeit als Agit-Prop-Funktionärin müssen dann auch irgendwelche zweifelhaften Aussagen von irgendwelchen zweifelhaften Gestalten herhalten. Das hat alles mit seriöser Recherche nichts zu tun.
Ich bin wahrlich kein Freund dieses Politik-Chamäleons – aber trotzdem hat auch sie ein Recht darauf fair behandelt zu werden und es ist schon ein Zumutung wenn Angela Merkel für billigsten Gossenjournalismus herhalten muss.
Das Buch ist mit einer ganz heißen Feder geschrieben worden, es berichtet nichts Neues – alles das was über das Elternhaus Merkels oder auch über ihre Schul- und Studentenzeit geschrieben wurde – ist hinlänglich bekannt. Und wie die Wende ablief ist auch schon hinreichend oft erzählt worden.
Warum nun aber dieses Buch?
Ganz klar! Es geht hier nur ums Geldverdienen. Seriöser Journalismus sieht anders aus. Hier stand zudem die (vermeintliche) billige Sensation im Vordergrund – die Seriosität blieb dabei auf der Strecke.
Es war beispielsweise bekannt, dass Angela Merkel auch in jungen Jahren nicht unpolitisch war. Es war bekannt, dass sie zeitweilig für einen demokratischen Sozialismus eingetreten ist und es war auch bekannt, dass sie zur Zeit der Wende nicht unbedingt für die Wiedervereinigung war. Und nun wird in diesem Buch aber so getan, als wären das alles neue Erkenntnisse. Damit mag man vielleicht den RTL II-Zuschauer beeindrucken können – nicht aber den normal politisch interessierten Menschen. Auf der ganzen Linie: Nichts Neues! Aufwärmen irgendwelcher alter Kamellen ist angesagt.
Insofern bleibt bei mir eine ziemliche Enttäuschung nach der Lektüre dieses Buches zurück – kannte ich doch Ralf Georg Reuth bis dato als einen seriösen Journalisten.
Ein sehr, sehr schwaches Buch – 2 Eulenpunkte mit denen der eventuell vorhandene gute Wille der Autoren honoriert werden soll. Vielleicht haben sie es ja nicht böse gemeint – sondern waren einfach nur neben der Spur.