Inhalt:
„Das neugeborene Mädchen 485GA18M starb am 30. Juni 2076 um 6:07 Uhr morgens. Es war drei Tage alt. Seit dem Zusammenbruch betrug die durchschnittliche Lebenserwartung eines menschlichen Säuglings sechsundfünfzig Stunden.Man gab ihnen nicht einmal mehr Namen.“ (S. 9)
Die Menschheit hat einen großen Fehler gemacht: Um Kriege zu gewinnen, schuf sie menschenähnliche, aber viel stärkere Kampfmaschinen: die Partials. Doch diese wandten sich nach einigen Jahren gegen ihre Schöpfer und vernichteten sie durch einen tödlichen Virus. Nur wenige Menschen überlebten, können sich allerdings nicht weiter fortpflanzen: Ihre Babys sterben schon nach wenigen Tagen.
Kira, eine junge und ambitionierte Wissenschaftlerin, glaubt, die Lösung für dieses Problem in der Genstruktur der Partials gefunden zu haben und wagt das Unfassbare: Gemeinsam mit ein paar Freunden macht sie sich auf den Weg in das besetzte Gebiet der Partials, um dort Dinge zu entdecken, die alles verändern könnten…
Meine Meinung:
Was für eine geniale und wirklich neuartige Dystopie. Die Idee, die Umsetzung und vor allem die Tatsache, dass endlich mal keine Liebesgeschichte, sondern einfach nur die Rettung der Menschheit im Mittelpunkt steht, haben mich an diesem Buch wirklich sehr begeistert.
Dan Wells ist es gelungen, Bilder vor meinen Augen entstehen zu lassen, wie es selten ein anderer Autor geschafft hat. Und so bin ich gemeinsam mit Kira durch verlassene Straßen gewandert, habe mich hinter ausgebrannten und schon halb verrotteten Autos versteckt und hatte stets das Gefühl mittendrin zu sein.
Ich muss gestehen, dass mich die Schnelligkeit der Handlung am Anfang irritiert hat. Ich musste mich erst daran gewöhnen, dass alles sehr rasant und beinahe wie in einem Actionfilm abläuft.
Mir geht es beim Lesen oft so, dass ich ahne, was jetzt auf den nächsten 200 Seiten so grob passieren wird. So frei nach dem Motto: „Okay, jetzt müssen sie nach Mordor wandern und dort den Ring vernichten!“ Bei „Herr der Ringe“ dauert das – wie erwartet – ziemlich genau drei Bücher lang. Doch bei „Aufbruch: Partials I“ findet die komplette Handlung, die man als Leser vermutete, schon auf den kommenden 20 Seiten statt. Um bei dem Bild zu bleiben: Der Ring wird schon nach dem ersten Buch vernichtet, danach schließt sich eine ganz unerwartete Handlung an. Wie gesagt: für mich anfangs etwas irritierend.
Der riesengroße Vorteil hiervon ist jedoch offensichtlich: Die Geschichte wird nicht langweilig, verliert nie an Tempo und hält auch einige interessante Wendungen und Höhepunkte für den Leser parat.
Ein wenig gestört hat mich, dass manche Erkenntnisse, die Kira hat, für mich viel zu simpel waren. Kira, sowie andere hochgradig qualifizierte Wissenschaftler arbeiten seit Jahren an dem Problem des Gendefekts der Neugeborenen. Die entscheidende Entdeckung, die Kira im ersten Drittel der Geschichte macht, ist meiner Meinung nach etwas lachhaft und viel zu naheliegend. Doch obwohl ich mich zu dem Zeitpunkt im Buch wirklich darüber geärgert habe, überwiegt jetzt nach dem Lesen eindeutig die Begeisterung.
„Aufbruch: Partials I“ ist eine gelungen andersartige Dystopie, die durch ihr hohes Tempo und die bildhafte Schreibe des Autors an einen Actionfilm erinnert. Rasant schreitet man als Leser durch die Handlung und wird immer wieder von neuem überrascht. Ich fiebere jetzt schon dem nächsten Teil entgegen. 8 von 10 Sternen!