Knaur, 1997
Kurzbeschreibung:
Miranda wächst als Tochter eines deutschjüdischen Arztes und dessen italienischer Frau in Uruguay auf. Von klein auf ist das Mädchen mit einem Sinn für das Außergewöhnliche, das Mystische begabt und hat vor edlem seinen Vater Salomon eine intensive Beziehung.
Mirandas Suche nach dem Geheimnisvollen führt sie zu der Urwaldgöttin Pachamama, die aufrührerisch und allmächtig ist und den Frauen hilft, stark und unbesiegbar zu sein.
Auch als Miranda später nach Europa geht, reißt die Verbindung zu ihren Wurzeln in Lateinamerika nie ab, die ihr die Kraft geben, sich als Frau in der Welt zu behaupten.
Ein starker Erstlingsroman von einer Bildhaftigkeit, die an die großen lateinamerikanischen Erzähler erinnert, und gleichzeitig das Portrait einer außergewöhnlichen Frau!
Über die Autorin:
Constanza Seijo wurde 1951 in Montevideo als Tochter deutscher Eltern geboren. Die promovierte Anglistin lebt heute als Schriftstellerin und Malerin mit Mann und Tochter in Andalusien.
Mein Eindruck:
Ein interessantes Buch für Leser, die sich auf der literarische Weltreise befinden.
Das Ziel ist Uruguay der fünfziger und sechziger Jahre, wo Miranda in Montevideo geboren wurde und aufwächst. Ihre Eltern stammen aus Deutschland, sie flohen einst aufgrund ihrer jüdischen Herkunft.
Miranda ist von Anfang an ein lebhaftes, wissbegieriges Kind, dass die Umgebung intensiv betrachtet und in sich aufnimmt.
Montevideo und auch der Regenwald werden liebevoll beschrieben, leicht verklärend, auch wenn es später Bemerkungen zu der Armut und Unruhen gibt.
Auch Argentinien und die Pampa werden bereist. Hier ist Salomon, Mirandas Vater, 1960 daran beteiligt, dass der geflohene Adolf Eichmann vom Israelischen Geheimdienst gefasst und entführt werden kann.
Die Einflechtung dieser historischen Begebenheit als Episode in den Roman wirkt ein wenig konstruiert und passt nicht so recht zu der ansonsten gut funktionierenden Geschichte um Miranda. Aber die Autorin wollte offenbar Salomon als Figur aufwerten.
Als Jugendliche werden Miranda und ihre Schwester nach Europa in ein Internat geschickt, damit sie Gelegenheit bekommen, auch die alte Welt kennen zu lernen, aber wohl auch um drohender Gewalt in Uruguay zu entgehen.
Erst nach Jahren kehrt Miranda in ihre Heimat zurück, wo sich für sie auch eine Liebesgeschichte erfüllt.
Der Roman hat mir eigentlich ganz gut gefallen, auch wenn er nicht über den gesamten Umfang das Niveau halten kann. Insbesondere bei den Dialogen hätte man mehr machen können. Dann fehlten mir überwiegend die Einbindung der politischen Ereignisse, die nahezu ausgeblendet bleiben.
Als Entwicklungsgeschichte einer Frau ist der Roman nicht schlecht gemacht. Die dick aufgetragene Exotik funktioniert auch, solange ein Leser nicht im spezifischen eine Aversion gegen so einen Stil hat. Für mich war es in Ordnung, wenn ich auch den Klappentext-Vergleich mit großen lateinamerikanischen Erzählern zu gewagt finde.