Heutzutage steht Mutti offensichtlich ja nicht mehr alleine in der Küche, um den Sonntagsbraten zuzubereiten, nein, gemeinsam kochen ist angesagt.
Junggesellen brauchen plötzlich 20qm Küchen, weil sie gerne mit Freunden kochen, Mütter wollen amerikanische Küchen, um beim Kochen nicht von der Familie abgeschnitten zu sein, überhaupt treffen sich ständig gutgelaunte junge Menschen, um gemeinsam zu schnippeln, zu brutzeln und sich permanent irgendwelche Löffelchen zum Probieren ins Gesicht zu halten.
Gemeinsam kochen, für mich ist das der absolute Alptraum. Meine Kinder fliegen raus aus der Küche, wenn ich koche, es sei denn, sie verziehen sich unauffällig in eine Ecke. Fragen von Freunden, ob sie denn irgendwas helfen könnten, machen mich wahnsinnig, denn wenn ich koche, koche ich, ich frage sie schließlich auch nicht, ob ich ihnen beim Duschen helfen soll. Genau wie mein Mann, wenn er meint, die Nudeln umrühren oder das Gas runterdrehen zu müssen: geht gar nicht.
Wenn er kocht, halte ich es in der Küche nur kurz aus, wenn er Zwiebeln braucht, soll er sie sich gefälligst selbst schneiden, wenn ihm langweilig ist, soll er das Radio anmachen und wenn er in meinen Augen etwas falsch macht, gäbe es eh nur Ärger, wenn ich das anmerken würde, also sitze ich derweil lieber lesend auf dem Sofa und warte, bis das Essen auf dem Tisch steht.
Bin ich soziophob oder einfach nur altmodisch? Ist gemeinsam zu Kochen ein Gewinn an Lebensqualität, der mir bisher entgangen ist, oder doch eher lästig? Gemeinsam zu essen halte ich ja für einen wichtigen Kitt in sozialen Beziehungen, es ist toll, "es gibt Essen" in die Wohnung zu rufen und alle versammeln sich, es ist großartig, Freunde zu bewirten, aber beim Kochen Willich einfach niemanden dabeihaben.
Und ihr?