Haruki Murakami - Wie ich eines schönen Morgens im April das 100%ige Mädchen sah

  • Kurzbeschreibung:


    Fantastische Erzählungen voller Magie und Sprachgewalt!


    Ein Mann trifft auf seine Traumfrau und lässt sie fahrlässig ziehen. Ein anderer fühlt sich wegen eines Lötkolbens nicht mehr wohl zu Hause. Eine Japanerin sucht für ihren Mann in Hamburg eine Lederhose aus, bis sie bemerkt, dass sie ihren Mann die ganze Zeit hasste. Zwei Geschwister teilen sich seit Jahren eine Wohnung. Beide empfinden das Arrangement als zufriedenstellend. Doch dann verliebt sich die Schwester. Ein junger Mann wird von einer Frau gerufen, die ihn die Schränke im Jugendzimmer ihrer Tochter öffnen lässt. Und eine Hausfrau sitzt ohne bestimmtes Ziel im Garten und trifft dabei auf ein grünes Monster, das jeden ihrer Gedanken lesen kann …


    Meine Meinung:


    In diesem Band finden sich 9 Kurzgeschichten des japanischen Meistererzählers. In seiner gewohnt lakonischen, präzisen Sprache schreibt er anhand einzelner Schicksale über ebendieses und über Lebenswege, über das Leben und die Liebe. Manche Geschichten erinnern stark an einige seiner Romane, andere wiederum haben etwas Märchenhaftes an sich, das Phantastische und leicht Entrückte spielt ohnehin latent eine Rolle.


    Welche der Geschichten mir am besten gefallen hat, vermag ich ad hoc gar nicht zu sagen, eines weiß ich aber: schlecht fand ich keine einzige der hier versammelten short stories. Obwohl ich normalerweise nicht unbedingt ein Freund der kurzen Form bin, habe ich „Wie ich eines schönen Morgens im April das 100%ige Mädchen sah“ sehr gerne und beinahe in einem Rutsch gelesen und werde wohl auch die weiteren Kurzgeschichten Murakamis eines schönen Tages lesen.


    8 Punkte

  • Hast du denn schon einmal etwas von Murakami gelesen? Ich halte vorliegende Geschichtensammlung nämlich für einen ziemlich guten, problemlosen Einstieg in das Werk des genialen Japaners. :wave

  • "Gefährliche Geliebte" habe ich vom Autor gelesen und das hat mir sehr gut gefallen. Mit "Hardboiled Wonderland" bin ich allerdings nicht warm geworden, habe es nach einigen Seiten abgebrochen. "Naokos Lächeln" hätte ich auch noch auf dem SuB. Aber die KGs locken mich jetzt tatsächlich. :wave

  • Ich fand die Kurzgeschichtensammlung sehr kurzweilig, obwohl sie nicht so einen Sog entwickelt, wie Murakamis sonstige Schriften. Dafür gab es einige besondere Momente und Sätze.


    Alles in alle ist es ein netter Zeitvertreib, kann aber mit den Romanen Murakamis nicht mithalten.


    6 von 10 Punkten.

  • Wie ich eines schönen Abends im Mai das 100%ige Kurzgeschichtenbuch aufschlug...
    ... war ich sofort in Murakamis Welt gefangen, die mich nicht mehr losließ und mir eine lange Lesenacht bescherte.


    Ich liebe Kurzgeschichten. Ich liebe diese Literaturform, die meiner Meinung nach verkannt wird, denn es ist eine große Kunst, auf wenigen Seiten und mit wenigen Sätzen so viel auszusagen, dass man meint, ein ganzes Leben erzählt bekommen zu haben.
    Und ich liebe Haruki Murakami.


    Meiner Meinung nach sind die Geschichten fast alle kleine Meisterwerke, wenn auch mit unterschiedlichem Tiefgang. Jedoch ist das keineswegs ein Mangel. Der letzte Rasen am Nachmittag ist keine sentimentale, tiefgründige Fallstudie eines Abschiednehmenden, nur eine alltägliche Episode - aber brillant erzählt.
    Die titelgebende kleine Geschichte hat etwas sehr Anrührendes und nur ganz fein und leicht und doch nachhaltig berührend. Wie es halt Murakamis Art ist: er ist der Meister des Understatements, was Emotionen angeht. Dafür löst er zumindest bei mir beim Lesen sehr viele Gefühle aus.
    Das Schweigen ist für alle, die sich ein wenig in die Gefühlswelt eines Menschen versetzen wollen, der für einen Fehler unverhältnismäßig hart büßen muss.
    Und die Geschichte Das grüne Monster ist verblüffend anders als jede Horrorgeschichte, mit einem unglaublich einfachen und überraschenden Schluss.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde