'Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins' - Teil 1 - 2

  • Zitat

    Original von killerbinchen
    Oje, ich habe die ersten paar Seiten (hundemüde zwar) gelesen und bin ein bisschen abgeschreckt...
    Das ist definitiv kein Buch, das ich nebenher bei der Kinderbetreuung lesen kann, und entsprechend lange werde ich wohl brauchen.


    Da hast du wohl Recht, kein Buch für nebenher.
    Ich hoffe, du lässt dich nicht abschrecken und liest erstmal weiter. :wave

  • Zitat

    Original von Macska
    Ich habe ja auch keine Liebesgeschichte erwartet, aber das es doch irgendwie paßt. Und das hatte ich im ersten Abschnitt leider nicht.


    Clare
    Ich konnte mit den beiden ja nicht mal Mitleid empfinden, sie haben mich einfach nur genervt. :rolleyes


    Hm, wirklich so schlimm?
    Was nervt dich denn so? Wenn du das beschreiben magst, würde es mich sehr interessieren!


    Für mich ist es eher so, dass ich kopfschüttelnd fasziniert bin, wie diese beiden Menschen überhaupt zusammenbleiben können. Was treibt Menschen dazu, sich über alle Qual, die sie sich gegenseitig zufügen oder hier mehr er ihr, hinwegsetzen und sich nicht trennen, sich nicht trennen können?
    Die Angst vor dem Alleinsein, Bequemlichkeit, eine Art Lähmung durch Trauer oder auch Faszination? Es gibt so viele mögliche Gründe.
    Oder kapitulieren sie einfach vor der ewigen Wiederholung jeglichen Seins und damit der Sinnlosigkeit von Initiative, weil man vermeintlich so oder so nichts tun kann?


    Rosha hat schon irgendwie Recht: das ist so ein Roman, den man entweder mag oder vielleicht auch gar nicht.

  • Dass es kein Buch für nebenher ist, merke ich auch. Aber dennoch geht es im Bus relativ gut zu lesen. Wobei ich es auch nicht ganz so philosophisch erwartet hätte. Doch geht es ansonsten recht gut zu lesen. An die Distanz musste ich mich erst einmal gewöhnen. Vor allem, wenn es um den "Romanteil" geht. Denn irgendwie sind Tomas und Teresa beide ein wenig lieblos in meinen Augen gezeichnet.


    Mal sehen, was Teil 2 noch für mich bereithält.

  • Zitat

    Original von imandra777
    ... An die Distanz musste ich mich erst einmal gewöhnen. Vor allem, wenn es um den "Romanteil" geht. Denn irgendwie sind Tomas und Teresa beide ein wenig lieblos in meinen Augen gezeichnet.
    ...


    So grau wie die Umgebung, in der sie leben und leben müssen.

  • Der 2. Teil ist jetzt auch beendet.
    Teresa's Leben ist bisher ja wirklich nicht einfach gewesen.... Und ob sie bei Tomas so gut "aufgehoben"ist, ist ja auch noch fraglich...


    Den 1.Teil fand ich besser - der 2. war zwischenzeitlich etwas schleppend. Wobei mir die kurzen Abschnitte sehr gut gefallen. Mal sehen, was Teil 3 für mich bereithält. :wave

  • Zitat

    Original von Clare


    Hm, wirklich so schlimm?
    Was nervt dich denn so? Wenn du das beschreiben magst, würde es mich sehr interessieren!


    Habe ich ja geschrieben, für mich war irgendwie ihr ganzes Verhalten nicht nachvollziehbar und daher haben sie mich einfach nur genervt.

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Neinnein, so schnell gebe ich nicht auf. Unter 100 Seiten breche ich ein Buch nicht ab.
    Und hier lag es wohl wirklich an der Müdigkeit, denn ich habe noch einmal von vorne angefangen und finde es nach den ersten recht hochgestochenen Seiten doch lesbar.


    Wenn ich es richtig verstanden habe, erzählt uns der Autor selber die Geschichte von Tomas und Terese.
    Ich komme natürlich nicht dran vorbei, Parallelen zu Léon und Louise zu sehen und entsprechende Vergleiche zu ziehen, da wir dieses Buch ja gerade erst gelesen haben.


    Das Geschriebene pendelt zwischen Geschwafel und Geschichte; wenn das Geschwafel sich dann allerdings wiederholt, bin ich schon etwas genervt!


    Tomas ist für mich eine sehr unsympathische und egoistische Figur.
    Und dass er Terese nicht einmal gehen lassen kann, nachdem sie sich endlich selber dafür entschieden hat, finde ich zum ...


    Schade und seltsam finde ich auch, dass der Autor, nachdem man sich eigentliche gerade auf die Personen eingelassen hat, sagt: "Hallo, Entschuldigung lieber Leser, aber Teresa ist nicht echt, ich hab sie erfunden (nun komm dir schön lächerlich vor mit deinem Mitgefühl, hihi)."
    Aber das ist doch mal etwas anderes.


    Nun gehe ich in den zweiten Teil.


    Edit: RSF entfernt
    Übrigens habe ich das Gefühl, dass der Autor eine ziemliche Wut in sich hat.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von killerbinchen ()

  • Ich habe, wie schon im übergeordneten Thread bemerkt, erst die beiden Teile gelesen, ehe ich dazu schreiben wollte. Das wäre nicht unbedingt nötig gewesen, die beschriebenen Zeiträume sind jeweils ein und derselbe.


    Auch meiner Meinung nach ist das kein einfaches Buch, welches man in einem Rutsch hinunterschlingt. Ich wittere hinter jedem Satz eine große bedeutende Idee. Zum Glück bin ich in der Lage, einfach darüber hinweg zu lesen und mir nur Gedanken um die Dinge zu machen, die ich verstehe :grin Da beibt noch genug übrig.


    Die Liebesgeschichte ist für mich eigentlich keine, die Abschnitte handeln nicht von der Anbahnung einer Liebe sondern vielmehr vom Sein und Schein eine Beziehung. Der Autor beschreibt viele Gegegebenheiten eher lapidar, ich habe immer das Gefühl, er meint eigentlich etwas anderes und steige nur nicht richtig dahinter. Mir bleiben deshalb, wie bei einigen von euch, die Figuren seltsam fern.


    Tomas gefällt mir auf eine krumme Art und Weise. Ich finde ihn ehrlich, er geht seinen Bedürfnissen nach und steht offen dazu. Er lebt kein geheimes Doppelleben. Die Entscheidung, bei ihm zu bleiben, liegt bei Teresa, sie quält sich selbst. Sie tut mir zwar leid, ich mag aber keine Schuld zuweisen. Im zweiten Teil verstehe ich sie etwas besser. Die Beziehung zwischen ihr und ihrer Mutter ist interessant. Ich hoffe ein wenig, auch Tomas' Hintergrund wird später noch etwas beleuchtet.


    Erchrocken bin ich über die Beschreibung der russischen Invasion, der Entführung und vermutlichen Folterung der Führungsschicht, die Rückkehr eines gebrochenenen Dubcek. Das Schweigen in seiner Rede gehr mir sehr nach. Soetwas macht mich wütend und traurig, nicht zuletzt, weil es wirklich passiert ist und zeitlich noch nahe genug ist.


    Ich bin noch nicht sicher, ob mir das Buch gefällt. Es liest sich mühsam. Das darüber nachdenken und formulieren meiner Befindlichkeiten für diese Leserunde aber macht es mir leichter, mich für den nächsten Teil zu motivieren. :wave

  • Ich bin gerade erst gestartet, und habe eure Beiträge jetzt noch nicht alle gelesen.


    Nur soviel vorab: Mich hat das Buch sofort gepackt. Ich finde Tomas auf seine Art fasziniernd, wie er trotz seiner (quasi nach der Scheidung selbst verordneten) Bindungsunfähigkeit doch sofort dem kindlichen Charme von Teresa verfällt - und für sie sein Prinzip des Nicht-in-einem-Bett-Schlafens mit seinen Freundinnen aufhebt. Und immerhin hat er ja auch 10 Jahre als Junggeselle gelebt. Ja, er scheint in Teresa wohl eher ein schutzbedürftiges Kind zu sehen als eine gefährliche Frau. Kann auch durch die Krankheit sofort am Anfang bedingt sein, da wurde wohl sein Beschützer-Instinkt geweckt. Die philiosophischen Gedanken zum Anfang und zwischendurch fand ich auch stark, z.B. dass die erste Probe des Lebens schon das Leben selbst ist. Das ist wohl wahr.


    Ich finde Tomas zwar nicht gerade sympathisch, aber auch nicht so mies, er hat ja klare Prinzipien und hat daher auch seinen bisherigen Freundinnen nichts von Liebe vorgespielt. Allein seine Dreierregel finde ich ja schon amüsant. Und er hat ja auch 14 Tage gegrübelt, wie er sich in Teresas Fall entscheiden soll - und indem sie dann mit ihrem Koffer da stand hat sie ihm ja quasi diese Entscheidung abgenommen, aber er hat sie ja auch sofort aufgenommen.

  • Zu Teil 1:


    Ok, dass Tomas durchgängig untreu ist ist natürlich nicht ok, die arme Teresa kann einem leid tun. Der Hund soll wohl auch nur davon ablenken. Sie leidet sehr, wie ja auch ihre Träume zeigen. Sie hofft auf ein besseres Leben in der Schweiz, aber auch dort trifft Tomas sich weiter mit Sabina. Teresa beschließt zu gehen. So schließt sich der Kreis, sie geht so wie sie damals gekommen ist. Aber nach einer anfänglchen Euphorie, hier spürt er wieder die süße Leichigeit des Seins, belastet die Trennung Tomas doch und es herrscht wieder die Schwere des Mitgefühls auf ihm und er kehrt auch zurück nach Prag.


    So pendelt sein Leben immer zwischen den Verlockungen der anderen Frauen (Leichtigkeit) und den Verpflichtungen und seinem Mitgefühl, das er durch seine Liebe zu Teresa hat (Schwere). So kann er eigentlich seinen eigenen Ansprüchen nie gerecht werden und ist immer ein Getriebener. Wenn er bei Teresa ist vermisst er die anderen Frauen, wenn er bei den anderen ist will er zurück zu Teresa. Ich finde seine innere Zerrissenheit sehr gut beschrieben, so sieht Sabina ihn pendeln zwischen dem Libertin und dem verliebten Tristan. Ich denke dass er so selbst die Leichtigkeit sowie die Schwere des Lebens in sich vereint.


    Gut nachvollziehen kann ich die Sache mit den Entscheidungen treffen, dass es so schwer ist zu wissen was das Richtige im Leben ist, weil es keinen Versuch gibt. Tomas ist glaube ich ein Kopfmensch, daher fällt es ihm schwer Entscheidungen aus Gefühlen heraus zu treffen, sondern er hinterfragt immer alles.

  • Zitat

    Original von Amalia
    ...
    Ich finde Tomas zwar nicht gerade sympathisch, aber auch nicht so mies, er hat ja klare Prinzipien und hat daher auch seinen bisherigen Freundinnen nichts von Liebe vorgespielt. Allein seine Dreierregel finde ich ja schon amüsant. Und er hat ja auch 14 Tage gegrübelt, wie er sich in Teresas Fall entscheiden soll - und indem sie dann mit ihrem Koffer da stand hat sie ihm ja quasi diese Entscheidung abgenommen, aber er hat sie ja auch sofort aufgenommen.


    Immerhin spielt er niemand etwas vor, auch Teresa nicht, mit der er ja eine ganz andere Art von Beziehung eingeht.
    Teresa rauscht in sein Leben. Zu dem Zeitpunkt begreift er, glaube ich, noch nicht einmal wirklich, auf was er sich da einlässt. Dass er etwas ändern sollte, wird ihm wohl nicht einleuchten, weil es eben völlig verschiedene Beziehungen sind, die einen Körper, die andere Seele.

  • Ich habe den zweiten Teil jetzt auch beendet. Den zweiten Teil fand ich etwas besser als den ersten. Irgendwie merke ich, dass ich mich jetzt langsam ins Buch hineinfinde. Sehr schön finde ich, wie die Zerissenheit der beiden gezeigt wird. Vor allem bei Teresa, die für sich einige Optionen offen hat und eigentlich keine Variante bewusst die beste nennen kann. Zumindest nicht die beste, wenn sie nicht selbst ändern kann, was sie stört. Das Lustige ist, dass ich, während ich lese, daran denke, wie gut man das Buch mit Schülern interpretieren könnte. Es ist sehr bildreich und dicht geschrieben. Ein zuviel an Worten, die einer bloßen Beschreibung dienen, habe ich bisher nicht bewusst bemerkt.

  • Das ist ein "Entschleunigungs-Buch" für mich. Ich kann es nur langsam lesen und in meinem Kopf entstehen so viele Gedanken und Bilder, ich weiß gar nicht, wie ich das in der Keserunde rüberbringen soll.
    Aif jeden Fall bin ich von der Dichte des Buches überrumpelt. Ich hatte keine Vorstellung und versuche heute Nachmittag mal meine Gedanken zu ordnen.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Der zweite Teil über Teresa war interessant, vor allem ihr Verhältnis zur Mutter. Sie möchte unbedingt so anders sein als ihre Mutter, und dann erfährt sie eigentlich das gleiche Schicksal, einen untreuen Mann. Ihr Abschnitt hat das Motto Körper und Seele bekommen.


    Übrigends das mit den 9 Freiern der Mutter, die um sie knien und die Schwielen an den Knien, das soll bestimmt nur ein methaporisches Bild sein und ausdrücken, dass die Männer die Mutter verehrt haben. Ich finde es schlimm, dass sie ihrer Tochter die Schuld an ihrer Situation gibt.


    Teresa fühlt sich bzw. ihren Körper nun austauschbar durch Tomas Untreue. Ich finde dass diese Liebe schon recht selbstzerstörerisch ist. Aber als sie zurück nach Prag ging hat sie trotzdem auf ihn gewartet und war glücklich als er kam. Er dagegen hat sich gleich wieder schlecht gefühlt und seine Entscheidung doch wieder angezweifelt. Wirklich eine schwierige Beziehung, obwohl sie sich lieben...


    Also mich beeindruckt dieses Buch wieder, es ist so anders als andere Liebesromane und so voller Gedanken über das Leben. Ich glaube auch, dass der Autor wirklich bewusst diese Figuren als Modell einer Lebensanschauung erschaffen hat.

  • Zitat

    Original von imandra777
    ...Das Lustige ist, dass ich, während ich lese, daran denke, wie gut man das Buch mit Schülern interpretieren könnte. Es ist sehr bildreich und dicht geschrieben. Ein zuviel an Worten, die einer bloßen Beschreibung dienen, habe ich bisher nicht bewusst bemerkt.


    Ist das Buch nicht auch Schullektüre?
    Ich weiß es aber nicht genau, denn meine Schulzeit liegt schon recht weit zurück, und da ich in der DDR zur Schule gegangen bin, war das Buch definitiv kein Thema.

  • Zitat

    Original von Regenfisch
    Das ist ein "Entschleunigungs-Buch" für mich. Ich kann es nur langsam lesen und in meinem Kopf entstehen so viele Gedanken und Bilder, ich weiß gar nicht, wie ich das in der Keserunde rüberbringen soll.
    Aif jeden Fall bin ich von der Dichte des Buches überrumpelt. Ich hatte keine Vorstellung und versuche heute Nachmittag mal meine Gedanken zu ordnen.


    Da hast du Recht. Die Gedanken, die man beim Lesen hatte auf den Punkt zu bringen, ist nicht so einfach.
    Ich habe bei diesem, für mich zweiten Lesen, ganz andere Dinge entdeckt. Schon interessant, wie sich die Sicht auf einen Roman mit den Jahren verändert, eben so, wie man selbst sich verändert.

  • Zitat

    Original von Clare


    Ist das Buch nicht auch Schullektüre?
    Ich weiß es aber nicht genau, denn meine Schulzeit liegt schon recht weit zurück, und da ich in der DDR zur Schule gegangen bin, war das Buch definitiv kein Thema.


    Ich glaube, es war mal Schullektüre. Momentan wird in der Oberstufe "Hiob" und "Tauben im Gras" gelesen. Das ändert sich ja immer mal wieder. :wave

  • Zitat

    Original von Clare
    Ist das Buch nicht auch Schullektüre?


    Wir hatten es mal in einer Auswahlliste zum Thema "Geschichte gespiegelt in der Literatur" für eine Deutschhausarbeit.
    Damals habe ich mich jedoch für "Die Geschwister Oppermann" von Feuchtwanger entschieden und den Kundera später für mich nur zum Genuss gelesen. War die richtige Entscheidung. :-]

  • Ich kann dieses Buch komischerweise -und für mich relativ untypisch - sogar recht schnell lesen. Ich hab gestern angefangen und sofort Teil 1 +2 beendet. Es übt auf mich irgendwie eine Art von Faszination aus, die mich in die Handlung reinsaugt. Das kann aber auch an den relativ kurzen Kapiteln liegen, die mich dazu animieren immer noch eines weiter zu lesen...


    An dem zweiten Abschnitt fand ich auch interessant alles nochmal aus Teresas Sicht zu erleben, und es gab ja auch ein paar zusätzliche Infos, z.B. bezüglich ihrer Mutter oder über Sabina.

  • Zitat

    Original von Regenfisch
    Das ist ein "Entschleunigungs-Buch" für mich. Ich kann es nur langsam lesen und in meinem Kopf entstehen so viele Gedanken und Bilder, ich weiß gar nicht, wie ich das in der Keserunde rüberbringen soll.
    Aif jeden Fall bin ich von der Dichte des Buches überrumpelt. Ich hatte keine Vorstellung und versuche heute Nachmittag mal meine Gedanken zu ordnen.


    So ging es mir auch teilweise. Ich bin zwar mittlerweile im 5. Teil - aber es ist einfach schön zu lesen. Wenn ich überlege, daß das Buch locker 20 Jahre bei mir im Regal stand... Das hatte es wirklich nicht verdient! :wave