'Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins' - Teil 3

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    Original von Clare


    Eigentlich sind sie die genauen Gegenteile von Tomas und Teresa.
    Franz ist irgendwie, obwohl er ein Verhältnis mit Sabina hat, treu und immer noch monogam. Dafür spricht auch, dass er nicht einfach und überall mit Sabina schlafen kann und will. Er muss erst einen gewissen räumlichen Abstand zwischen seine Ehe und sein Verhältnis bringen. Für ihn ist eine Frau einzigartig, und er sucht in jeder Frau seine Mutter.
    Sabina ist in gleichem Maße voller Leben und Leidenschaft wie Teresa passiv und gelähmt durch ihre Eifersucht ist. Was für die Eine ein Idealzustand ist, wäre für die Andere ein Käfig.


    Das empfinde ich auch so. Sabina ist die lebendigere Frau, Teresa ist gefangen in den Stricken, die ihre Mutter ihr auferlegt hat. Es wäre an ihr, sie zu durchbrechen.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Liesbett
    ...
    Franz finde ich ... niedlich. Er wird als gütig beschrieben und hat, meiner Meinung nach, ein deutlich realitätsfernes Bild von seiner Frau. Als diese während ihres Festes Sabina so deutlich angegangen ist, dachte ich schon: oh oh, sie ahnt etwas und schlägt als giftige Gattin zurück. Dies war wohl nicht so, zumindest wird später nicht erwähnt, dass sie etwas von der Affäre ahnte. So freundlich-gutmütig wie Franz beschrieben wird, hat sie ihm dies vielleicht nicht zugetraut. Sie hat vermutlich ein ebenso fremdes Bild von ihrem Mann....


    Vielleicht war sie auch froh, dass sie ihn loswerden konnte? Deine Beschreibung als "niedlich" finde ich sehr treffend. Welche Frau wünscht sich schon einen niedlichen Mann? :gruebel


    Zitat

    Original von Liesbett
    Sabina selbst finde ich recht nett. Sie stellt irgendwann fest, dass sie dieses und jenes Gegensätzliches an einem Mann möchte und deshalb wohl keinen passenden Mann finden wird. Das ist sehr schön ehrlich und zeigt wohl auch, dass sie die Männer, individuell wie sie sind, akzeptiert und nicht versucht, sich einen zu formen und zu biegen bis etwas zerbricht. Sie selbst mag sich auch nicht verbiegen, kann es vielleicht auch nicht und geht also konsequent ihren Weg ohne festen Partner.


    Ich empfinde Sabina auch als starke Persönlichkeit. Sie ist sich ihrer Handlungen bewusst und verkörpert eine Haltung, ist am ehesten frei.



    Zitat

    Original von Liesbett
    Ich bin unschlüssig, ob es von Franz in Ordnung war, seiner Frau den Namen seiner Geliebten zu nennen. Hätte er nicht mit Sabina vorher darüber sprechen sollen? Schließlich sind beide keine Beziehung eingegangen sondern lebten eine heimliche Affäre. Naja, wenn er sie natürlich zu seiner nächsten Frau machen wollte ... hier hat man schon erkennen können, dass er sich auch von Sabina ein Bild gemacht hatte, das nicht sehr nahe an der Realität war. Verstanden hat er sie bestimmt nicht. Dennoch, trotz des Verlustes seiner Geliebten hat der ganze Abschnitt eine leichte, witzige, ironische Grundstimmung.


    Das ist eine gute Frage.
    Es zeigt einfach die Unreife Franzens :grin, er denkt gar nicht an Sabinas Gefühle und auch nicht an eventuelle Konsequenzen.
    Und doch war es gut, denn sonst wäre er nie aus dem Schoß seiner Frau gekrochen und eigenständig geworden.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

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  • Ja, für Franz war es gut, sich selbständig zu machen, wenn auch ungeplant. Im Grunde wollte er ja doch nur zur nächsten. Ein in gewisser Weise armnes Ding ist sicherlich seine neue Freundin, die ihn anhimmelt, auf die er väterlich herunter schaut. Wird sie sich irgendwann emanzipieren und ihn verlassen? Ist das jetzt wahre Liebe? Das Buch spielt hier mit vielen Möglichkeiten. Irgendwie ist es mit der Liebe in diesem Abschnitt wie Roulette. Franz rutscht einen Platz weiter (in die Rolle seiner Exfrau), seine alte Rolle nimmt die Studentin ein ...

  • Mittlerweile habe ich den Roman schon durchgelesen, aber bevor ich etwas schreiben konnte, musste ich die Ruhe und die Muße dafür finden.


    Den dritten Teil fand ich gut. Er hat für mich den langwierigen ersten Teil relativiert und mich dann wirklich gepackt. Die Geschichte um die starke Frau Sabina fand ich gut. Vor allem die Beschreibung einer Beziehung anhand der "Unverstandenen Wörter". Das ist eine Vorgehensweise, die mir bisher noch nie untergekommen ist. Aber sie hat die Nähe und vor allem auch Distanz von Franz und Sabina um so fühlbarer gemacht. Das fand ich sehr gelungen.


    Und Franz' Frau mochte ich auch nicht. Irgendwie klammerte sie für mich einfach und bildete sich vor allem auf den Status etwas ein. Sie ist für mich einfach nicht echt. Sie wirkt gefangen in der gesellschaftlichen Welt, fernab vom Privaten und Intimen.