Satt – Markus Seidel

  • Verlag: Knaur, 2003
    Taschenbuch
    157 Seiten


    Kurzbeschreibung:
    Der Schriftsteller David hat sein altbekanntes Leben satt - und beschließt zu handeln. Er lässt seine Freundin, den Beruf, die alten Freunde hinter sich und flieht aus der Metropole in die Provinz. Doch auch dort ist klar: Was David wirklich fehlt, ist ein Mensch, der seinem Leben den entscheidenden neuen Impuls gibt. Genau dieser besondere Mensch könnte die traurig-geheimnisvolle Marie sein. Als sie ebenso rasch und rätselhaft verschwindet, wie sie aufgetaucht ist, macht sich David auf die Suche nach ihr …


    Über den Autor:
    Markus Seidel wurde 1969 in Wilhelmshaven geboren. Er studierte Germanistik und Philosophie in Hannover, Wien und Berlin. Sein erster Roman "Umwege erhöhen die Ortskenntnis" erschien 1998. Markus Seidel hat das von Günter Grass ins Leben gerufene Alfred-Döblin-Stipendium erhalten.


    Mein Eindruck:
    An diesem Roman war ich interessiert, da das Leben und die Arbeit eines Schriftstellers im Mittelpunkt stehen. Leider ist der Schriftsteller David ziemlich verdrossen von seiner Arbeit, seit Jahren hat er nichts Neues mehr geschrieben, dabei waren seine bisherigen Bücher erfolgreich. Er geht nur noch widerwillig zu einer Lesung in einer Buchhandlung. Die anderen Termine sagt er ab und verlässt ziellos Berlin, wo er seit 3 Jahren gelebt hat.
    Davids Zustand der Lustlosigkeit überträgt sich ungefiltert auf den Leser. Er ist nach meinem Empfinden auch keine gut ausgeführte Figur. Er wirkt leer und eindimensional, obwohl der Autor ihn sicher als vielschichtig anlegen wollte. Wie er denkt und die verschiedenen Situationen empfindet ist sehr Ich-bezogen, fast schon egozentrisch. Sein larmoyanter Ton hat mich sehr gestört.


    David trifft auf Marie, eine labile Frau. Marie ist unbeständig, dabei viel allein, obwohl sie sich mehrfach auf kurze Affären einlässt. Mit einem Mann glaubte sie, eine tiefere Beziehung erreichen zu können, doch der verunglückte tödlich. Jetzt lässt sie sich auf David ein, doch schnell verlässt sie ihn wieder.


    Der Roman ist so aufgebaut, dass sich die David-Kapitel mit den Marie-Kapiteln abwechseln.
    Atmosphäre aufbauen kann der Autor, das kann man ihm nicht absprechen.


    Mit der Ausgestaltung der Figur Marie vergibt der Autor eine große Chance. Sie hat offensichtlich große Probleme, die Markus Seidel aber nicht direkt benennen will. Er lässt aber auch nicht zu, dass der Leser sich in Marie einfühlen kann.
    So kommt es zwar zu einigen melancholischen Passagen, die auf den Leser Eindruck machen, aber ein stimmiges Gesamtbild entsteht nicht.


    Der Roman ist mit großer Schrift und geringer Seitenanzahl fast schon ein Kurzroman. Zum Glück muss ich sagen, denn 100 Seiten mehr hätte ich nicht ertragen. Dennoch habe ich das Buch innerlich schon früh aufgegeben. Das hinderte mich aber nicht daran, mit dem Ende des Buches sehr unzufrieden zu sein. Ich will nichts vorwegnehmen, aber wie Markus Seidel hier mit einem wichtigen Thema umgeht, ist für mich unangemessen.