Titel: Der Kalte
Autor: Robert Schindel
Verlag: Suhrkamp
Erschienen: Februar 2013
Seitenzahl: 663
ISBN-10: 351842355X
ISBN-13: 978-3518423554
Preis: 24.95 EUR
Das sagt der Klappentext:
Österreich in den "Waldheimjahren" zwischen 1985 und 1989. Drei "Kulturkämpfe" toben nebeneinander und sind doch untrennbar miteinander verbunden: der Kampf um einen neuen Staatspräsidenten, der Kampf um ein Antifaschismusdenkmal und der Kampf um "das" Theater, "die Burg". Und inmitten dieser Auseinandersetzungen kämpft ein Einzelner, kämpft gegen das Vergessen und Verdrängen der NS-Zeit: der Spanienveteran und KZ-Überlebende Edmund Fraul. Dieser Fraul ist das Zentrum aller Bewegung: Dem Lager nie entkommen, bis ins Mark kalt, merkt er selbst, dass er Gefühle nicht äußern, nicht einmal spüren kann. Bis er auf seinen ziellosen Wanderungen durch Wien einem ehemaligen KZ-Aufseher begegnet und mit ihm ins Gespräch kommt: über Auschwitz.
Der Autor:
Robert Schindel, geboren 1944 in Bad Hall/Oberösterreich, lebt als Lyriker und freier Schriftsteller in Wien. Für seine Publikationen ausgezeichnet mit u. a. dem Erich-Fried-Preis 1993 und dem Eduard-Mörike-Preis 2000.
Meine Meinung:
Mit diesem Buch hat Robert Schindel einen bemerkenswerten, unaufgeregten Roman vorgelegt. Nüchtern schildert er das Österreich in den Waldheimjahren. Schindel wirkt als unbestechlicher Chronist, beschreibt, wertet und urteilt aber nicht. Die Beschreibung der bürgerlichen Verlogenheit trifft nicht nur auf Österreich zu; auch andere bürgerliche Gesellschaften mögen sich angesprochen fühlen. Nach wenigen Seiten hat man sich in den Schreibstil von Robert Schindel eingelesen, einem Schreibstil der durchaus als eigen bezeichnet werden kann. Schindel wechselt die Schauplätze, lässt seine Protagonisten dabei auch immer wieder selbst zu Wort kommen. Dieses Buch ist aber auch ein zutiefst menschliches Buch. Die handelnden Personen wirken authentisch und wie aus dem realen Leben in das Buch gesetzt. Schindel gehört ohne Frage zu den zeitgenössischen Autoren aus dem deutschen Sprachraum, die es in jedem Falle verdient haben gelesen zu werden. Auch wenn er unaufgeregt schreibt, so spürt man doch sein schriftstellerisches Engagement.
Sensible Themen werden ihrer Wertigkeit entsprechend behandelt. Schindel ist nicht sensationsgierig – er will schreiben und beschreiben. Und das ist ihm mit diesem Buch wirklich ausgezeichnet gelungen.
Ein sehr lesenswertes Buch, ein Highlight der zeitgenössischen Literatur. 9 Eulenpunkte.