Mit freundlicher Genehmigung von Titus haben wir von seiner HP die Biographie übernommen.
Titus Müller
Geboren am 15.10.1977 in Leipzig. Studierte Neuere deutsche Literatur, Mittelalterliche Geschichte, Publizistik- und Kommunikations- wissenschaften in Berlin.
Titus Müller lebt in einem kleinen Ort im Weserbergland.
Ist aktiver, überzeugter und glücklicher Siebenten-Tags-Adventist. (Das ist eine christliche Freikirche. Man lernt nie aus. *smile*)
Im März 1998 Gründung der Literaturzeitschrift “Federwelt”. Bis 2001 Herausgeber und Redakteur. Die Auflage zuletzt: 1.500 Exemplare. Über 1.000 feste Abonnenten, Gesamtauflage von 18.000 Exemplaren 1998-2001. Fortgeführt unter der Leitung von Kathrin Lange (2002-2003) und Bjørn Jagnow (seit 2004).
Im Februar 2002 Mitgründer des Autorenkreises Historischer Roman, “Quo Vadis”. 2002-2003 gemeinsam mit Ruben Wickenhäuser dessen Sprecher.
Mitglied im Verband deutscher Schriftsteller (VS), im Bundesverband junger Autorinnen und Autoren (BVjA) und im Deutschen Presse Verband e.V. (DPV).
Wer ich bin
Ein langer, gekrümmter Mensch, unrasiert, in nachlässige, ohne Geschmack zusammengestückelte Kleider gestopft. Ein Halunke, der sich müht, ein Rechtschaffener zu werden. Ich habe meine Rituale. Als Kind grüßte ich jeden Morgen einen Mann, ohne ihn zu kennen. Es war eine Gewohnheit, die ich liebte. Nie haben wir ein Wort gewechselt; das kurze Heben der Hand machte uns zu Vertrauten. Wohin er ging, während ich zur Schule fuhr, weiß ich nicht. Nach meinem letzten Schultag sah ich ihn nicht wieder.
Während des Studiums erfand ich ein neues Ritual. Ich entdeckte ein Schild am Nebeneingang zum Universitätscampus: “Post und Lieferanten”. Gebunden durch eine stille Absprache mit mir selbst, betrat ich das Gelände nur noch durch diese Hinterpforte und empfand es als eine Lust, einen Luxus, auch wenn - oder gerade weil - ich dafür einen weiten Umweg lief. Nach meinem letzten Tag, als habe man darauf gewartet, wurde die Pforte durch ein schmiedeeisernes Tor verschlossen. Heute verwittert das Schild für “Post und Lieferanten”. Niemand braucht es mehr
Aus einer roten Plastikschale, die aus Kindheitstagen stammt, esse ich am Morgen mein Frühstück. Ungelesene Bücher stelle ich nicht ins Regal, nur die gelesenen. Es ist mir gleich, ob ich dabei Buchreihen auseinanderreiße, die ich bisher nur zur Hälfte las - das Ungelesene hat zu warten in einem Winkel neben dem Bett.
Mein Lebenssinn ist, daß ich ein paar Menschen etwas sage, das sie übermorgen wieder vergessen. Nur zwei oder drei behalten es und fragen zögerlich: Gibt es ihn doch, ist er da, Gott, der mich rettet? Ohne diese zwei oder drei wäre ich gänzlich unbedeutend. Sie geben allem Sinn: Dem täglichen Zähneputzen, dem Ausspeien von Wörtern aufs Papier, dem Anziehen am Morgen und dem Ausziehen am Abend.
Wozu sonst sollte ich die Wohnung reinigen, wo sie doch wieder schmutzig wird? Ich putze die Fenster, damit sie den zwei oder drei den Weg weisen. Ich füttere mich wie ein geduldetes Haustier. Manchmal vergesse ich es und bin taub, wenn ich vor Hunger schreie. Es ist nicht leicht, auf sich aufzupassen.