Lesung mit Titus Müller am 03.05.2013 auf dem Biggesee bei Olpe

  • Zunächst muss ich mich bei imandra777 bedanken, denn sie hat mich erst richtig auf diese Lesung aufmerksam gemacht. Der Abend war einfach wunderbar, ein ganz besonderes Erlebnis. Besonders deshalb, weil die Lesung nicht in einem x-beliebigen Raum stattfand, sondern im Rahmen einer Schifffahrt: Mit der MS Westfalen ging es einmal über den Biggesee; bis zur Staumauer und zurück. Das war wohl mit ein Grund dafür, dass diese Lesung so reichlich besucht war (neben der hervorragenden Vortragsleistung natürlich). Der untere Teil des Schiffes war bis auf den letzten Platz belegt und auch das obere Deck, das wie eine Galerie auch die Möglichkeit bot, einen Blick auf die Vortragenden zu erhaschen, war gut besetzt. Ich hatte Glück und habe einen guten Platz im unteren Teil gefunden, nebst zwei sympathischen Tischpartnerinnen, die (Skandal!) das Buch noch nicht kannten.


    Nachdem also alle Plätze besetzt, der Aperitif-Cocktail serviert und sonstige Getränke geordert worden waren, schipperten wir so gegen 20:00 Uhr los. Es war schon ein seltsames Gefühl, während das Schiff drehte, irgendwie musste ich mich erst an die Situation "auf See" gewöhnen. ;-) Die Schifffahrt geriet aber ganz schnell zur Nebensache, als das Hauptereignis begann: Nach einer kurzen Begrüßung durch Herrn Georg Spielmann, Geschäftsführer der dreimann Buchhandlung GmbH in Olpe und Organisator des Ganzen, übernahm zunächst Achim Gandras das Wort. Er war im Vorfeld als Moderator des Abends angekündigt worden, tatsächlich ergab sich im weiteren Verlauf jedoch vielmehr ein Dialog zwischen ihm und Titus Müller: Er ergänzte die vorgelesenen Abschnitte mit allerhand Fakten (dem "gruseligen Teil", wie Titus Müller im Verlauf des Abends mehrfach betonte), die sich im Roman letztlich auch wiederfanden und die aufgrund seiner angenehmen Stimme und ruhigen Vortragsweise gar nicht so gruselig erschienen. Dann war Titus Müller an der Reihe. Er stellte seinen Roman "Nachtauge" vor und erklärte einige interessante Details zum Thema Spionage im zweiten Weltkrieg. Es folgte eine Passage aus dem Buch, in der es um die Spionin "Nachtauge" ging und die mit einem vom Raunen der Zuhörer begleiteten Cliffhanger endete. Eine zweite Passage behandelte die Romanze zwischen dem Lagerleiter Georg Hartmann und der ukrainischen Zwangsarbeiterin Nadjeschka, auch diese wurde sowohl von Achim Gandras als auch vom Autor selbst durch viele interessante Fakten ergänzt.


    Danach endete schon der erste Teil der Lesung, die Zeit war im Nu verflogen. Es folgte eine Pause, in der die Sandwiches, die beim Kauf der Karte gebucht werden konnten, serviert wurden. Auch ließ sich die Aussicht auf den Biggesee und die Umgebung genießen (während der Lesung geriet der Blick aus dem Fenster wirklich komplett in Vergessenheit). Es dämmerte bereits und als wir an der Staumauer ankamen, lag diese schon fast völlig im Dunkeln.


    Es folgte der zweite Teil der Lesung, der ebenso schnell vorbei war wie schon der erste Teil. Titus Müller erklärte, wie er die einzelnen Figuren seines Romans angelegt hatte und dass er "die Leute dazwischen", also die Personen, die weder linientreuer Nationalsozialist noch Widerstandskämpfer waren, zeigen wollte. Ich finde, das ist ihm gut gelungen. Er las weitere Passagen vor, um auch das alltägliche Leben im Jahr 1943 zu beleuchten. Achim Gandras ergänzte wieder mit wissenswerten Informationen. Als Sauerländer und Kenner der Region konnte er das Alltagsleben und auch die Bombardements der Talsperren noch mal ganz anderes beleuchten, was eine passende Ergänzung zu den Romanszenen war. Mir hat sehr gut gefallen, wie stark die Fakten im Roman verwoben wurden. Da ich die Szene über die Bombardierung der Möhnetalsperre gerade am Nachmittag erst gelesen hatte, habe ich die dargestellten Tatsachen regelrecht aufgesogen. Einiges war mir aus dem Roman präsent, die übrigen Details haben mein Bild der damaligen Zeit noch ein wenig genauer gezeichnet.


    Im Anschluss an die Lesung gab es dann auch die Möglichkeit, sich sein Buch signieren zu lassen und einen kurzen Plausch mit dem Autoren zu halten – was ich beides gerne in Anspruch genommen habe.


    Insgesamt muss ich sagen, dass dies ein wirklich kurzweiliger, unterhaltsamer und äußerst informativer Abend war, der mir vermutlich noch lange in Erinnerung bleiben wird. Und selbst mein bester Freund, der mich gestern auf den Biggesee begleitet hat und den ich noch nie ein Buch habe lesen sehen*, war schwer begeistert. Vielen Dank also an Titus Müller und auch an Achim Gandras (sollte er hier mitlesen), der Abend war wirklich ein besonderes Erlebnis!


    *Das ist natürlich überspitzt dargestellt (soll ich noch ergänzen). ;-)

  • @ LeseBär: Ich kam erst jetzt dazu Deinen Bericht zu lesen, aber es klingt sehr interessant und nach einem wirklich tollen Abend, den Du da erlebt hast. Tolle Fotos! :-) ...


    Ich habe "Nachtauge" noch nicht gelesen, doch es ist eine Überlegung wert, das demnächst nachzuholen. :-)


    Danke Dir für den wundervollen Bericht! :knuddel1

    Zündet man eine Kerze an,erhält man Licht.Vertieft man sich in Bücher,wird einem Weisheit zuteil.Die Kerze erhellt die Stube, das Buch erleuchtet das Herz.


    (Sprichwort aus China)