Kurze Notizen zu tropischen Schmetterlingen von John Murray

  • 411 Seiten
    Erschienen bei: Lübbe
    Originaltitel: A Few Short Notes on Tropical Butterflies



    Über den Autor:
    John Murray ist Arzt und arbeitete lange Zeit für "Ärzte ohne Grenzen" in Entwicklungsländern, bevor er mit seinem ersten Buch "Kurze Notizen zu Tropischen Schmetterlingen" ein Aufsehen erregendes Werk vorlegte und in New York zur literarischen Entdeckung des Jahres wurde. Seine Erzählungen "Hill Station" wurde mit dem "Prairie Lights Short Fiction Awards" ausgezeichnet, und die Titelstory wurde von der amerikanischen Schriftstellerin Joyce Carol Oates für die "Best New American Voices 2003" ausgewählt. John Murray, der mit seiner Familie in Iowa lebt, hat sich mittlerweile ganz dem Schreiben zugewandt und arbeitet derzeit an seinem ersten Roman.



    Der Klappentext:
    Mit acht Erzählungen, deren Vollkommenheit uns den Atem verschlägt, betrat ein junger amerikanischer Arzt im letzten Jahr die literarische Szene New Yorks. John Murrays Geschichten sind leidenschaftlich. Sie erinnern uns daran, was Menschlichkeit ist. Angesiedelt in der Stille des Himalajas, in den Slums von Bombay, an der Küste von Papua Neuguinea oder einfach in einem kleinen Kaff in Maine, erzählen diese Geschichten von der Macht der Kindheit und der Erinnerung. Und von dem wenigen wirklich wichtigen Momenten im Leben.



    Meine Meinung:
    John Murray erzählt acht ganz unterschiedliche Geschichten, die je Geschichte ca. 50 Seiten umfassen.


    Das Buch ist sprachlich wunderschön geschrieben und mal etwas ganz anderes.


    Ein Beispiel: Die Mikrobiologin Elizabeth Dinakar befindet sich für eine Fortbildungsveranstaltung in Bombay. Während ihres Vortrages fällt sie in Ohnmacht, was ihr noch nie zuvor passiert ist. Die nächsten Tage verbringt sie ihre Freizeit in einem Behandlungszentrum, eine Art Krankenhaus. Die Cholera ist ausgebrochen und macht der Bevölkerung große Probleme. Wärend dieser Zeit stellt Elizabeth fest, dass sie schwanger ist weiß jedoch, der Vater des Kindes wird nicht für sie da sein können. Ein paar Tage später setzt sie sich in einen Bus und fährt ins Landesinnere. Im Bus lernt sie einen Mann kennen, der der spätere Vater ihres Kindes sein wird.

  • Das Cover hat mich schon mehrfach angesprochen, aber da ich so ungern Kurzgeschichten lese, ist es leider nichts für mich. Evtl schau ich mal, ob meine Bibliothek es im Bestand hat.

  • John Murray
    Kurze Notizen zu tropischen Schmetterlingen
    OT: A Few Short Notes on Tropical Butterflies (2003)


    Klappentext
    Zwei Brüder ertrinken auf hoher See, eine Schwester stirbt als Kind einen verdächtigen Tod, ein Vater und sein Sohn werden zufällig Zeuge der Untreue der Ehefrau und Mutter, eine Mikrobiologin entdeckt, dass sie schwanger ist, und trifft inmitten einer Cholera-Epidemie den Mann, der der Vater ihres Kindes werden könnte ... In acht Geschichten, die vor leidenschaftlicher Intensität geradezu überschäumen, erzählt uns John Murray von den wirklich entscheidenden Momenten im Leben eines Menschen.


    Meine Meinung
    Das Buch hat mich von Weitem vom Mängelexemplartisch angelacht, eines der wenigen Male, dass ich mir ein Buch aufgrund des Covers und Titels gekauft habe. Kurzgeschichten lese ich zwar nicht allzu gerne, bin aber froh, diesmal eine Ausnahme gemacht zu haben.


    Folgende 8 Geschichten beinhaltet das Buch


    1. Hill Station (The Hill Station)
    Elizabeth, Amerikanerin, Forscherin und Tochter von Indern, kommt nach Bombay um indische Ärzte in die Mikrobiologie einzuführen. Sie wird Zeugin einer Choleraepidemie in den Slums und muss feststellen, dass sie schwanger ist.


    2. Alle Flüsse dieser Welt (All the Rivers in the World)
    Seit Viteks Brüder vor vielen Jahren im Meer ertrunken sind, hat er große Angst vor dem Meer. Er macht sich auf nach Key West um seinen Vater, der die Familie verlassen hat, nach Hause zu holen. Er muss jedoch feststellen, dass bei seinem Vater bereits eine neue Frau wohnt.


    3. Kurze Notizen zu tropischen Schmetterlingen (A Few Short Notes on Tropical Butterflies)
    Der Ich-Erzähler, ein Chirurg, ist ein Schmetterlingssammler, genauso wie es sein Vater vor ihm war und sein Großvater. Seine Frau Maya, ebenfalls Ärztin, ist davon sichtlich genervt und möchte endlich ein eigenes Kind. Er jedoch ist nie ganz über den Tod seiner Schwester hinweggekommen und schiebt die Entscheidung vor sich hin.


    4. Weißes Mehl (White Flour)
    Hier trifft man auf Joseph und seine Familie. Joseph reist nach Indien, um seinem Vater, welcher die Familie verlassen hat und in Indien als Arzt praktiziert, eine Nachricht der Mutter zu überbringen. Die erste Kommunikation zwischen seinen Eltern seit mehr als 10 Jahren.


    5. Watson und der Hai (Watson and the Shark)
    Ein Missionarsdörfchen im Kongo während des Bürgerkrieges. Unter schwierigsten Bedingungen arbeitet eine Handvoll Ärzte dort, um Hunderte von Verletzten zu versorgen.


    6. Der Zimmermann, der wie ein Boxer aussah (The Carpenter Who Looked Like a Boxer)
    Seit seine Frau ihn vor einem Jahr verlassen hat, muss sich Danny alleine um seine zwei Kinder kümmern. In den Wänden seines selbst gezimmerten Hauses fängt er an, Termiten zu hören, welche gar nicht existieren.


    7. Blau (Blue)
    Simon, Sohn von Großbritanniens ehemals besten Bergsteigers und selbst Bergsteiger, nimmt sich vor, einen Gipfel des Himalaya zu erklimmen. Um das Werk seines verstorbenen Vaters zu vollenden.


    8. Erinnerung, Weisheit des Menschen (Acts of Memory, Wisdom of Man)
    Harry, der jüngere Sohn, erinnert sich an den Sommer im Jahre 1968. Sein Vater, ein Immigrant aus Indien, versucht ein amerikanischer Patriot durch und durch zu sein. Er möchte, dass sein älterer Sohn nach Vietnam geht.


    Murray verwendet eine schöne, klare Sprache, die sich leicht lesen lässt. Der Leser begleitet Menschen in meist alltäglichen Situationen, welche das Leben der Menschen nachhaltig beeinflußen. Manch noch so kleine, zuerst unscheinbare, Begebenheit gibt dem Leben eine gewisse Wendung. Dabei führt einen der Autor an vielerlei exotische Orte; nach Indien, in den Kongo, auf den Himalaya. Und immer wieder geht es um die Eltern, die das Leben der Personen in irgendeiner Art und Weise prägen und bestimmen. Sei es, weil sie die Familie verlassen haben oder weil sie ihr Leben den Schmetterlingen gewidmet haben. In fast allen Geschichten sind Ärzte und/oder (Hobby-)Naturwissenschaftler anzutreffen, welche diese oder jene Obsession aufweisen.


    Alles in allem eine wirklich gelungene Sammlung. Einzig und allein mit Weißes Mehl konnte ich nichts anfangen. Am Besten gefiel mir Blau, gefolgt von Hill Station, welche mit realistischen, aber nicht gerade appetitlichen Beschreibungen der Cholera aufweist. Ich breche zwar nicht in Begeisterungsstürme aus, gut war das Buch aber allemal.


    Ich freue mich schon auf einen Roman des Autors, an dem er anscheinend schon arbeitet.

    LG, Uhu :katze


    Bücher bergen mehr Schätze als jede Piratenbeute auf einer Schatzinsel... und das Beste daran ist, daß man diese Reichtümer an jedem Tag im Leben aufs neue genießen kann. (Disney, Walt)

  • Das gibt es zur Zeit bei Amazon als HC für 3,99 € :-]


    Ich les es zur Zeit, es ist wirklich wunderschön und ganz sicher auch etwas, für Leute, die Kurzgeschichten eigentlich nicht präferieren... :-]

  • Überzeugt, das Buch ist auf meine WL gewandert. Da wird es aber nicht lange bleiben, bei der nächsten Bestellung ist es dabei.


    Edit: Schon erledigt, Mr. Kuschel brauchte die Fortsetzung von Lycidias :lache

    Diese Eintrag wurde bisher 47 mal bearbeited, zultzt gerade ebend, wegen schwere Rechtsschreipfeler.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von kuschelhundchen ()

  • Ein wunderschönes, sprachgewaltiges und einfühlsames Buch. Selten erlebt man so viel Gefühl für den richtigen Moment, den Blick für das Wesentliche und dennoch so viel Liebe zum Detail.
    Ich bin hingerissen. Ein bißchen Punktabzug gab es einzig für das Ende so mancher Kurzgeschichte, das mir zu abrupt oder auch zu unbefriedigend und tragisch erschien, obwohl vermutlich gerade auch das den Reiz des Buches ausmacht.
    Wirklich ein unheimlich gutes Buch!