Unser Leben endet an dem Tag, an dem wir über Dinge schweigen, die wichtig sind. (Dr. Martin Luther King, S. 25)
106 Seiten, kartoniert
Verlag: Lichtzeichen Verlag GmbH, Lage 2013
ISBN-10: 3-86954-096-6
ISBN-13: 978-3-86954-096-2
Zum Inhalt (Quelle: eigene Angabe)
In „unserer“ modernen säkularen Spaßgesellschaft ist es angesagt, sich über alles lustig zu machen und dabei keine Tabus zu kennen. Wenn das dann noch in „Comedy“ verpackt wird, ist anscheinend alles erlaubt - ohne irgendwelche Rücksichten. Tabus werden gebrochen, Kunst- und Meinungsfreiheit zu neuen Götzen erhoben, denen zu huldigen ist.
Der Autor untersucht anhand der Comedy-Serie „Götter wie wir“ sowie des Films „Jesus liebt mich“ das Problem der darin enthaltenen Blasphemie.
Über den Autor (Quelle: Verlagsangabe)
Thorsten Brenscheidt wurde 1969 geboren, hat Theologie studiert und arbeitet heute als Finanzbuchhalter in einem christlichen Werk. Er hat einige Bücher verfaßt und ist zudem als Vortragsredner und Referent auf christlichen Tagungen und Konferenzen tätig.
Meine Meinung
„Ein Staat, der seine Bürger nicht gegen die Verunglimpfung dessen, was ihnen das Heiligste ist, schützt, kann nicht verlangen, dass diese Menschen sich als Bürger ihres Gemeinwesens fühlen.“ (Online Quelle) So wird Robert Spaemann im Buch auf Seite 66 zitiert und damit ein Grundproblem im Zusammenhang mit Blasphemie angesprochen. An gleicher Stelle findet man den Hinweis, daß Martin Mosebach 2012 bedauert habe, daß es heute gültige Mehrheitsmeinung sei, daß „Christen die Beleidigung ihres Glaubens klaglos hinnehmen“ müssen.
Thorsten Brenscheidt geht in seinem Büchlein auf zwei solcher Fälle ein: die auf ZDF Kultur gesendete Comedy-Serie „Götter wie wir“ sowie Film (und Buch) „Jesus liebt mich“. Im Anhang befinden sich zu beiden ausführliche Inhaltsangaben und Originalzitate, so daß auch, wer beides nicht gesehen (bzw. gelesen) hat, weiß worum es geht.
Die Ungeheuerlichkeit dessen, was der Autor beschreibt, hat mich erst einmal fassungslos erstarren lassen. An etlichen Stellen habe ich mich gefragt, ob die „Künstler“ wirklich keine Ahnung haben, was sie da eigentlich tun und wie das bei vielen Menschen ankommen muß. Was ist eine Gesellschaft wert, die alles unter dem Deckmantel der „Kunstfreiheit“ ins Belieben stellt? Unwillkürlich kommt einem der Gedanke, daß man sich solches mit dem Islam nicht trauen würde. Aber Christen fliegen nunmal keine Flugzeuge in Hochhäuser oder empören sich gewalttätig, wenn die Grundlagen ihrer Überzeugung dermaßen in den Schmutz gezogen werden. Weshalb sich offensichtlich auch kein Politiker veranlaßt sieht, einzuschreiten oder gar klar Stellung gegen solche Blasphemie zu beziehen. Man erinnere sich in diesem Zusammenhang an die ganz anderen Reaktionen derselben Politiker, wenn schon der Verdacht entsteht, der Islam könne beleidigt werden. Oder man stelle sich vor, eine solche Reihe wie „Götter wie wir“ hätte den Koran als Grundlage und würde diesen so darstellen wir es mit der Bibel geschehen ist. Der Ruf nach schärferen Gesetzen und Bestrafung wäre das Geringste.
Im Beitrag über „Jesus liebt mich“ wurden sehr viele Rezensionen und Internetäußerungen zitiert. Ob dies nun zu viele waren oder die Anzahl zum Verdeutlichen der Argumentation des Autors notwendig, sei dahingestellt und mag jeder für sich entscheiden. Bei manchen Stellungnahmen schien es mir, als ob diese im verächtlich Machen Andersdenkeneder (bzw. -glaubender) noch schlimmer und weitergehend waren als die im Buch kritisierten Filme. Die Stellungnahmen des ZDF zur Serie machten auf mich den Eindruck, als ob man dort überhaupt keine Ahnung habe, worum es bei der Auseinandersetzung überhaupt geht.
Der Autor setzt sich in aller Deutlichkeit mit beiden „Kunstwerken“ auseinander und belegt seine Darstellung durch zahlreiche Quellen (353 Anmerkungen als Quellenhinweise). Dabei kann er seine Herkunft aus der evangelikalen Richtung naturgemäß nicht verbergen. Jedoch bleibt er in seinen Ausführungen, um es so auszudrücken, auf dem allgemein gültigen christlichen Boden, der für alle Konfessionen Konsens und der selbe sein sollte.
Interessant für mich war, daß Brenscheidt auch den Bamberger Erzbischof Ludwig Schick zum Thema zitiert, der in der Frage gipfelt, ob wir in einer Gesellschaft leben wollen, die „von Respektlosigkeit, Verachtung und Schmähung geprägt ist.“ (S. 65) Auch der Erzbischof weist auf die Ungleichbehandlung des Islam und des Christentums in dieser Frage hin, weil „Christen keine Botschaften anzünden“ (ebenda).
Alles in allem ein Büchlein, das in komprimierter Form nicht zuletzt die Frage danach stellt, ob es eine Gesellschaft aushalten kann (oder ob man nach meiner Meinung überhaupt noch von „einer Gesellschaft“ sprechen kann), wenn als „Toleranz“ verstanden wird, das, was andere Menschen als für ihr Leben grundlegend betrachten, lächerlich zu machen und in den Schmutz zu ziehen. Ein wichtiges Büchlein, das den Finger zurecht in eine offene Wunde legt. Ich würde mir mehr solche offenen und klaren Worte wünschen.
Kurzfassung:
Klar und verständlich weist der Autor auf die Problematik der Blasphemie und deren einseitige „Akzeptanz“ in Deutschland hin.
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