Das große Los - Meike Winnemuth

  • Ziemlich klug, ein Reisebuch im Urlaub zu lesen, vor allem wenn man schön auf dem Balkon in Österreich sitzt und den rauschenden, kleinen Bach und die großartigen Berge dabei bewundern kann. So packt einen nicht gleich das ganz große Reisefieber, wenn man das Buch von Meike Winnemuth liest :-) (nur das kleine).


    Mir hat die Reportage, die ja sehr persönlich war, über ihre Weltreise ziemlich gut gefallen. Ich mochte den Schreibstil und war ehrlich gesagt sogar ein bisschen erleichtert, dass Meike W. Journalistin ist und Schreib-Erfahrung hat, denn ich wusste es vorher nicht und war auf etwas weniger Niveau eingestellt.


    12 Städte in 12 Monaten - ein mutiges Projekt, als Frau so ganz allein. Ich weiß nicht, ob ich den Schneid dazu hätte. Vermutlich nicht (abgesehen von der persönlichen Situation).


    Interessant zu lesen - ein weiteres Reisebuch der Autorin würde ich mir vermutlich auch zulegen (und zeitnah lesen).


    8 Punkte vergebe ich hier sehr gern.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Übrigens hat mich Frau Winnemuth dazu inspiriert, das "ich-schmeisse-365-Tage-lang-jeden-Tag-etwas-weg"-Projekt nachzumachen (ich meine, sie hatte dazu einen Blog).


    Ich habe schon fast 80 Tage geschafft. Und es geht weiter. Mein Mann ist begeistert! :lache

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Meine Rezension

    Meike Winnemuths Art zu schreiben mag ich schon seit ihren frühesten „Amica“-Tagen, auch ihr Projekt „Das kleine Blaue“ fand ich sehr spannend und habe es interessiert verfolgt. Dieses Buch habe ich zu meiner großen Freude mal vom Eulentisch gezogen und nun gelesen.


    Basis war, dass Meike Winnemuth bei Günther Jauch eine halbe Million Euro gewann und diese nutzte, um sich einen Traum zu verwirklichen: ein Jahr lang will sie jeden Monat in einer anderen Metropole verbringen und auch von dort aus arbeiten. Dabei will sie so tief wie möglich in den Alltag eintauchen und nicht in Hotels leben, sondern in anderer Leute Wohnungen. Die Auswahl der Städte ist subjektiv: Städte, die sie aus verschiedensten Gründen interessieren und in denen sie noch nicht war. Der Bericht dieses Jahres selbst ist in Briefform verfasst, die Meike an verschiedene Lebensbegleiter sendet. Abgerundet wird das Ganze durch Fotos.


    Das Buch empfand ich als sehr angenehm zu lesen – mir hat gefallen, wie die Autorin mit manchen Orten erst fremdelt oder gar hadert und wie sie versucht, sich auf alle besuchten Städte einzulassen. Manche wird sie nach der Reise mehr lieben als andere, aber alle Städte „machen etwas“ mit der Autorin: sie beginnt, sich und ihr Leben zu hinterfragen und als Leser stellt man sich mit der Autorin die Frage, ob man nach so einer Reise, solchen Erlebnissen, nachher einfach nahtlos an sein altes Leben anknüpfen kann und einfach so weitermachen kann, will!, wie vorher.


    Interessant fand ich letztlich auch, was Meike Winnemuth feststellt: ohne den Gewinn hätte sie niemals den Mut gehabt, dieses Projekt quasi ohne das Geld als Sicherheitsnetz durchzuziehen. Aber sie hätte den Gewinn gar nicht gebraucht, sie hätte das auch mehr oder weniger „einfach so“ machen können, da sie ja auch von unterwegs gearbeitet hat und so nicht ein Jahr völlig ohne Einkommen da stand. Es war ja nicht eine komplette Auszeit von allem, sondern überspitzt ausgedrückt „Work & Travel“.


    Ich habe dieses Buch wieder sehr gerne gelesen (wie eigentlich alles bisher von der Autorin). Interessant fand ich, dass es ja im Nachgang ein ähnliches Projekt gegeben hat, allerdings mit 12 Stationen nur in Deutschland, das die Autorin aber nach wenigen Monaten abgebrochen hat, wohl auch, weil es ihr zu „nah“ war, über Menschen zu berichten, die quasi hier vor der Haustüre sind und ihren Bericht über das dortige Leben quasi hautnah nachzulesen. Ich denke, über ein Leben „am anderen Ende der Welt“ zu berichten, ist doch einfacher...


    Den Blogbericht über "jeden Tag ein Teil entsorgen" habe ich auch gerne verfolgt. :lache

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)