Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr - Meike Winnemuth
gebundene Ausgabe, 336 Seiten, 19,99 Euro
Klappentext:
Bei Jauch gewinnen, völlig frei sein, um die Welt gondeln. Wie ist es, wenn man das Leben führt, von dem alle träumen?
Sie wollte eigentlich bloß finanziell ein bisschen unabhängiger sein. Mehr dürfen, weniger müssen. Deshalb hat Meike Winnemuth bei "Wer wird Millionär?" mitgemacht. Zu ihrer Verblüffung räumt sie groß ab: 500 000 Euro. Und nun? Einfach weitermachen wie bisher? Sie entscheidet sich, 12 Monate frei zu nehmen und um die Welt zu gondeln. Es wird ein unglaubliches Jahr. Eines, das ihr Leben umkrempelt. Und das Beste: das viele Geld hätte sie dazu gar nicht gebraucht.
Doch was passiert, wenn man wirklich alles darf? Weiß man dann, was man will? Wie ist es, wenn man das Leben führt, von dem alle träumen? Meike Winnemuth erzählt von einer unglaublichen Reise in 12 Städte auf allen Kontinenten: Sydney, Buenos Aires, Mumbai, Shanghai, Honolulu, San Francisco, London, Kopenhagen, Barcelona, Tel Aviv, Addis Abeba, Havanna. Mit Tempo, Humor und viel Gespür für die Besonderheiten der Städte und ihrer Bewohner beschreibt Meike Winnemuth ihre Erfahrungen.
Vor allem aber geht es in "Das große Los" um Aha-Erlebnisse, Kulturschocks, den Rausch der Freiheit, das Glück des Zufalls und die Überraschungen, die man nicht zuletzt mit sich selbst erlebt.
Die Autorin:
Meike Winnemuth, 1960 in Schleswig-Holstein geboren und in Hamburg und München lebend, ist freie Journalistin. Bei „Stern“, „Geo Saison“, „SZ Magazin“ und in vielen anderen Zeitschriften sowie im Netz („Das kleine Blaue“) erschrieb sie sich eine große und begeisterte Anhängerschaft. Ihrem Reise-Blog „Vor mir die Welt“ folgten mehr als 200.000 Leser, er wurde für den Grimme Online-Award 2012 nominiert und bei den Lead Awards 2012 ausgezeichnet.
Meine Meinung:
Meike Winnemuth ist Anfang 50, ledig, kinderlos, freiberufliche Journalistin und sie bewirbt sich bei "Wer wird Millionär?", um im Falle eines Gewinns mehr Freiheit bei der Auswahl ihrer Arbeitsaufträge zu haben. Als sie dann tatsächlich eine halbe Million Euro gewinnt, beschließt sie, ein Jahr Auszeit zu nehmen und in diesem Jahr jeweils einen Monat in einer anderen Stadt in einem neuen Land zu verbringen. Über dieses Jahr hat sie nicht nur einen preisgekrönten Reise-Blog verfasst, sondern auch das vorliegende Buch, in dem sie das ganze Jahr noch einmal Revue passieren lässt.
Das Buch ist keine klassische Reisebeschreibung und schon gar kein Reiseführer, sondern eher eine Selbstreflektion, eine Art Dokumentation von Frau Winnemuths Selbstfindung in diesen 12 Monaten, aufgeteilt in 12 Kapitel plus ein dreizehntes für den ersten Monat nach ihrer Rückkehr. Passend dazu sind alle Kapitel mit Ausnahme des letzten in Briefform gehalten, jedes an einen anderen Menschen gerichtet, der der Autorin etwas bedeutet oder mit dem sie der Ort verbindet, an dem sie gerade Station macht. Illustriert wird das ganze von gelegentlichen Schwarz-Weiß-Fotos, die in die Briefe eingebunden sind, sowie einigen längeren kommentierten Foto-Strecken in Farbe. Am Ende eines jeden Kapitels listet die Autorin 10 Dinge auf, die sie an dem jeweiligen Ort gelernt hat.
Das Buch ist gut zu lesen, Frau Winnemuth hat einen sehr ansprechenden, flüssigen Schreibstil und ich hatte beim Lesen oft das Gefühl, direkt mit dabei zu sein. Allerdings, und da war der Klappentext etwas irreführend, ist diese Jahr "Auszeit" kein wirkliches Sabbatical, sondern Frau Winnemuth arbeitet durchaus weiter - eben aus der Ferne. Sie schreibt weiter Artikel, führt ihren Weblog und ist durchaus nicht untätig, was ihren Beruf angeht. Somit ist es also auch kein reines Reisejahr, was sich dann und wann auch bemerkbar macht, wenn sie an dem einen oder anderen Ort neben ihrer Arbeit fast nichts unternimmt. Das fand ich teilweise etwas schade, weil der Leser dann eben auch nur ihre Wohnung, einige Restaurants und gelegentliche Aktivitäten kennenlernt, aber so ist eben der Charakter des Buches.
Auf der anderen Seite ist es dafür auch ein Buch, das den Leser zum Nachdenken anregt. Denn dieses Jahr ist für die Autorin nicht nur eine Reise um die Welt, sondern auch eine Reise zu sich selbst - sie stellt so ziemlich alles in Frage, was ihr bisheriges Leben ausgemacht hat, stellt Überlegungen an, wie es in Zukunft weitergehen soll, philosophiert ab und an ein bisschen über den Sinn des Lebens, und als Leser fängt man automatisch auch, ebenfalls über sich und sein Leben nachzudenken. So ist es zumindest mir ergangen und das finde ich gar nicht mal schlecht. Der eine oder andere Denkanstoß aus dem Buch wird mich sicher noch eine Weile beschäftigen!
Daneben wird man aber auch gut unterhalten mit Anekdoten und Erlebnissen, die der Autorin unterwegs widerfahren sind und von denen manche auch ziemlich ungewöhnlich sind.
Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, nachdem ich meine Erwartung, dass ich nun erfahren würde, wie eine WWM-Gewinnerin 500.000 Euro auf einer Weltreise verbrät, über Bord geschmissen hatte. Dafür hat die Autorin es geschafft, mich mitzunehmen auf ihre Reise um die Welt und zu sich selbst, ohne dass mir dabei langweilig wurde. Besonders gefreut habe ich mich auch, dass sie am Ende noch ein Kapitel über ihren ersten Monat zurück in Hamburg angehängt hat, denn wie es ihr dort nach ihrer Rückkehr ergehen würde, war für mich schon eine spannende Frage, da ich selber auch schon mehrere längere Auslandsaufenthalte hinter mir habe und weiß, wie sehr man zurück in der Heimat erstmal "fremdeln" kann!
Ich vergebe 8 von 10 Eulenpunkte!
LG, Bella