David Markson - Wittgensteins Mätresse

  • Titel: Wittgensteins Mätresse
    OT: Wittgenstein's Mistress
    Autor: David Markson
    Übersetzt aus dem Englischen von: Sissi Tax
    Verlag: Berlin Verlag
    Erschienen: April 2013
    Seitenzahl: 336
    ISBN-10: 3827008174
    ISBN-13: 978-3827008176
    Preis: 22.99 EUR


    Nach der Lektüre dieses Buches kann die Frage "Gibt es einen literarischen Parforceritt?" mit einem klaren JA beantwortet werden. Es ist ein Buch, ein Roman, dessen Inhalt nicht so ganz einfach zu beschreiben ist.


    Aber versuchen wir es einfach mal.


    Da ist die Künstlerin Kate die in einem atemberaubenden Monolog den Leser mitnimmt auf eine wahnsinnige Reise, quer durch alle Kontinente - eine Reise hin zu den Kunstwerken, Büchern, Museen und sonstigen Denkmälern der menschlichen Kultur. Kate selbst ist Künstlerin und scheint die einzige Überlebende einer namenlosen Katastrophe, der Apokalypse zu sein. Wenigstens hält sie sich selbst dafür. Oder ist sie einfach nur wahnsinnig? Nun sitzt sie in einem (ihren?) Strandhaus und schreibt auf einer Schreibmaschine diesen irrwitzigen Monolog - beschreibt ihre Reise zu den Errungenschaften und Zeugnissen der menschlichen Kulturgeschichte. Und das was sie beschreibt reicht von Homer, über Aistoteles hinzu Rembrandt und Galiläe. Aber auch Guy de Maupassant, Brahms und William Gaddis werden nicht vergessen. Und natürlich kommen auch Heidegger, Kierkegaard und natürlich Wittgenstein mehr oder weniger deutlich zu Wort bzw. werden sie ausgelegt und interpretiert - auf eine durchaus eigenwillige Art und Weise.


    David Markson gehört ohne Frage zu den interessantesten zeitgenössischen amerikanischen Autoren. Geboren 1927 starb er 2010. Von seinem Freund Malcolm Lowry gefördert war er seit den fünfziger Jahren ein fester Bestandteil der New Yorker Literaturszene.


    David Foster Wallace hat diesen Roman schlicht als "ein Geniestreich" bezeichnet. Und der Verlag beschreibt dieses Buch wie folgt und trifft es damit eigentlich sehr gut:
    "David Marksons Roman aus dem Jahr 1988 ist zugleich postapokalyptische Sciene Fiction. wahnhafte Kulturgeschichte, philosophisches Rätsel und nicht zuletzt eine einzigartige Studie menschlicher Einsamkeit und Sehnsucht".


    Manchmal kann man als Leser aber auch das Gefühl bekommen, dass Markson seine Leser ein wenig hinters Licht führen möchte, stellt den oftmals falsch verstandenen Wittgenstein mit eigenwilligen Interpretationen auf ein kleines Podest - lässt seinen Gedanken (oder sind es die Gedanken von Kate) freien Lauf, führt das Buch an einer sehr langen Leine.


    Markson schont seine Leser nicht. Man muss sich schon seinem Tempo anpassen, nicht zulage an einem Ort verweilen - trotzdem jedem Ort aber den Respekt erweisen, der ihm (den Ort) gebührt.


    Fazit: Ein wunderbares Lesevergnügen - aber auch ein Buch das die Bereitschaft voraussetzt sich einfach darauf einzulassen. Ist man dazu nicht bereit, dann sonst sollte man es einfach nur beiseite legen. Ein Buch das manchmal ein klein wenig an Thomas Pynchon erinnert, ihn aber nicht kopiert oder auch nur auszugsweise als Vorlage benutzt. 9 Eulenpunkte für ein wirklich faszinierendes Buch.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Eskalina
    Vielen Dank für diese Rezi zu einem Buch, auf das ich sonst nicht aufmerksam geworden wäre. Ich habe bei Amazon die Leseprobe gelesen. Die Sprachmelodie ist recht eigenwillig. Gewöhnt man sich schnell daran? :wave


    Man gewöhnt sich sehr schnell an diesen Schreibstil. Markson schreibt klar und schnörkellos - wenn auch irgendwie eigenwillig. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.