Rote Rache / Devil Red - Joe R. Lansdale

  • The Author: Joe Lansdale, Autor vieler Romane und zahlloser Kurzgeschichten, lebt und arbeitet in Texas. Sein ausgesprochen vielseitiges Werk wird bereits in die Nähe eines Twain oder Faulkner gerückt und mit einigen bedeutenden Literaturpreisen ausgezeichnet.
    Außerdem ist er ein furchtbar netter Typ!


    The Book: Der inzwischen als Privatdetektiv tätige Excop Hanson hat für seine beiden Mitarbeiter Hap und Leonard einen neuen Auftrag.
    Sie sollen einen alten Doppelmord untersuchen, vor allem um einer alten Frau ein bisschen Seelenfrieden zu verschaffen.
    Mit der Hilfe eines Journalisten aus dem nahegelegenen Ort Camp Rapture – da werden Lansdale-Leser bereits hellhörig – beginnen die beiden mit ihrer Ermittlung, und stecken bereits nach kurzer Zeit mal wieder richtig tief in der Scheiße!
    Und gerade da droht Hap entgültig die Nerven zu verlieren.


    My Review: Es ist die gelungene Mischung aus vor allem drei Bestandteilen, die gerade die Hap & Leonard Thriller Joe Lansdales so ausgesprochen lesenswert machen: Gut erzähle Geschichten, turbulente Action und jede Menge Humor.
    Doch dieser Roman geht noch etwas tiefer: Hap Collins, immer schon das gute Gewissen der Truppe und eigentlich Pazifist ( er hat, im Gegensatz zu Leonard, den Dienst in Vietnam verweigert und ging dafür sogar ins Gefängnis) bekommt von seinem Gewissen einen gewaltigen Tritt in den Arsch.
    Auch hier zeigt sich wieder – mehr noch als in den Storys zuvor – das der treibende Motor, das, was diese Serie zusammenhält wie keines der oben genannten Bestandteile diese ungewöhnliche Freundschaft ist. Es sind die Passagen dazwischen, zwischen den Prügeleien, den Schießereien usw die ein Buch wie dieses – und die ganze Serie – davor bewahrt, einfach nur eine schnelle Actionstory für zwischendurch zu werden.


    Man könnte recht tiefgreifend beide Freunde zu den unterschiedlichen Seiten der selbe Münze hinanalysieren – in der Tat bietet Lansdale oft verschiedene Wege, die durch verschiedene Typen repräsentiert werden an – und somit auch ihren Zusammenhalt erklären.
    Oder man sagt einfach: „Gegensätze ziehen sich an und fertig“, doch so einfach ist es eigentlich nicht, und in diesem nicht erklärbaren Gegensatz liegt der Schlüssel zu dieser Freundschaft.
    Und diese Freundschaft wird in mehr als einer Hinsicht in diesem Roman erprobt.
    Natürlich gibt es trotzdem alle Zutaten, die der Leser erwartet, ausserdem stolpern wir immer wieder über alte Bekannte aus anderen Werken Lansdales.




    Dieses war mein bisher letzter Hap & Leonard Krimi, zwei weitere sind bestellt und einen gipps nur noch für teuer, und bis auf „Bad Chilli“ wurde ich von keinem enttäuscht.
    Man mag versuchen diese Serie von den anderen, „tiefsinnigeren“ und „bedeutenderen“ Werken Lansdales abzugrenzen, was sie in meine Augen allerdings ungerechtfertig abwertet, da sie mit einem ganz anderen Anspruch geschrieben wurden als zB. Meisterwerke wie „The Bottoms/Wälder am Fluss“.


    Natürlich kann man über einzelne Plotwiederholungen die Stirn runzeln, natürlich steht der Ausgang der Geschichte schon am Anfang fest... oder doch nicht?


    Zum Einen ist Lansdale immer wieder für Überraschungen gut, zum Anderen...


    ... warum zur Hölle sollte man ein Buch krampfhaft auf der Suche nach Schwachstellen zerpflücken welches so viel Spaß gemacht hat? Es sind nicht die Einzelteile, sondern das Gesamtbild das hier zählt.
    Wer für Bücher dieser Art nicht empfänglich ist wird das schon nach ein paar Seiten feststellen, allen anderen, die da schon ihren Spaß hatten kann ich versichern: Es wird immer noch besser!

  • Der Golkonda-Verlag publiziert schon seit einiger Zeit die Werke von Joe. R. Lansdale auf deutsch (mit meiner Mahnung grossartigen Coverbilder :anbet) und bringt nun nach und nach die Reihe von Hap & Leonard auf den Markt. Dies ist das achte Buch der Serie im Original und das fünfte das auf Deutsch herausgegeben wird. Ich empfehle nach wie vor mit "Wilder Winter" zu beginnen um die beiden Haudegen Hap & Leonard erstmal kennenzulernen und dann in lose geschüttelter Reihenfolge die Bücher der Buchreihe zu kaufen und zu lesen. Normalerweise bauen die Abenteuer der beiden schlitzohrigen Draufgänger nicht aufeinander auf. Bei diesem Buch ist es anders. Vor diesem Kriminalroman sollte man, wenn irgendwie möglich, "Das Dixie-Desaster" gelesen haben da ein Teil der Handlung und gewisse Figuren auf dem Dixie-Desaster Fall aufbauen. Mehr möchte an dieser Stelle nicht verraten sondern um Vertrauen für meine Empfehlung bitten.


    Es ist glaub ich das erste Mal, dass unser Duo infernale nicht von selbst unverhofft in einen Schlamassel stolpert sondern im Auftrag eines Privatdetektivs handelt und zu einem älteren Fall mit zwei Toten geschickt wird. Das hier mehr dahinter steckt als es den Anschein hat stellt man schnell fest. Aber was hat es mit den roten Teufelsfratzen auf sich die bald an mehreren Tatorten auftauchen und was hat es mit mit den durstigen Blutsauger Bande auf sich? Klingt auf den ersten Blick irgendwie gruselig und morbide aber die zwei Musketiere Hap & Leonard lassen sich niemalsnichtaufgarkeinenfall einschüchtern! :nono Auch wenn die Fiesheit mit Schlips und Hut rumläuft. Entschlossen gehen sie der Sache auf den Grund und als die Situation schier unlösbar und explosiv wird taucht Hilfe von unerwarteter Seite auf.


    Grandios ist erneut der Tonfall mit dem die spannende Geschichte erzählt wird. Ein Lob an die Übersetzerin Heide Frank die die Wortgefechte und Kabbeleien pointiert ins Deutsche übersetzt hat. Ich bin sicher, man könnte den Ton und die Worte auf Deutsch leicht variieren und somit die Aura die von diesen Geschichten ausgeht beeinflussen aber so wie sie es übersetzt hat trifft es punktgenau meinen Nerv und das vielzitierte Kopfkino rattert und knattert wie zu seinen besten Zeiten. Das Schnoddrige der Umgangssprache fliesst ebenso mit ein wie unsittliche Kraftausdrücke und der Wortwitz zaubert einem ein Schmunzeln aufs Gesicht. Dadurch erhalten Helden, Opfer oder Fieslinge menschliche Seiten und werden für die Leser greifbar.


    Joe R. Lansdale schreibt urwüchsige Genre-Literatur die nicht auf die grosse Masse der Leserschaft zugeschnitten ist. Wer aber abseits von Bestseller-Listen und Mainstream temperamentvolle Geschichten für kurzweilige Lesestunden sucht wird bei ihm fündig werden. Vielleicht ist die 9 Eulenpunkte Wertung rational gesehen etwas zu hoch aber das Buch mit den 234 Seiten ist pure Unterhaltung und bietet einen riesigen Lesespass! Deshalb geht die Wertung für mich in Ordnung.


    PS: Für passionierte Lansdale Leser folgende Stichworte: Camp Rapture und Cason Statler … bei wem klingelts?

  • Rote Rache – Joe R.Lansdale


    Mein Eindruck:

    Es war mal wieder Zeit, einen Hap&Leonard-Teil der Serie zu lesen und die originelle Buchgestaltung des Golkonda-Verlages stimmt einen gut ein.

    Natürlich hat mich auch dieser Teil gut unterhalten und die Dialoge haben mich amüsiert, dennoch bin ich diesmal etwas zwiegespalten. Es sind irgendwie doch immer die gleichen oder ähnlichen, derben Sprüche, die mehr als nur leicht zum Brachialhumor neigen. Manche Figuren sind wie Comicfiguren und immer wieder die Überbetonung der rauen, aber tiefen Freundschaft zwischen Hap und Leonard. Das hat man als Leser eigentlich inzwischen schon begriffen, auch ohne große Worte, die leicht rührselig wirken.


    Der Beginn ist, wie meist in den Hap & Leonard-Romanen actionreich und amüsant.

    Die beiden sind im Auftrag des Privatdetektivs Marvin unterwegs um Kerle aufzumischen, die eine alte Dame überfallen und ausgeraubt haben.

    Es folgt dann ein weit riskanterer Auftrag. Leonard wird sogar angeschossen und Hap muss alleine weiter ermitteln. Dann taucht überraschend eine alte Bekannte auf: Vanilla Ride. Eine total überzogene Figur!

    Aber für die Hap & Leonard-Leser, die den entsprechenden Humor mitbringen, sollte das kein Problem sein.


    Die von Lansdale geschickt gesetzte Dramaturgie überzeugt. Rote Rache ist für mich persönlich nicht der beste Teil der Reihe, aber er ist immer noch sehr lesenswert.