Der Autor: Dave van Ronk war Folksänger, Songwriter und eine der Schlüsselfiguren des Folkrevival der 60er Jahre, aus welchem zB. Bob Dylan hervorgegangen ist.
„In der New Yorker Folkszene war er der wahre König“ Tom Waits
Das Buch: Nach einer turbulenten und nicht ganz einfachen Kindheit, in der allerdings die Wurzeln für seine Musikbegeisterung liegen, versuchte van Ronk sich als Musiker durchzuschlagen, Er wurde von den letzten Zuckungen des Dixilandrevivals erwischt und begann als „der schlechteste Banjospieler von New York“ eine Karriere als Jazzer, wandte sich aber bald der Folkmusik zu, die - seit vor allem Woody Guthrie und Pete Seeger begannen sich mit ihren Songs auch politisch zu engagieren – aufhörte sich nur mit Cowboys und unglücklich Verliebten zu beschäftigen.
Folkmusiker zu sein bedeutete nicht nur mit einer Klapfe an irgendeiner Ecke zu stehen, man war fast automatisch auch politisch voll engagiert – man versammelte sich in verschiedenen Gruppen links um den Kommunismus.
Es bedeutete aber auch Teil einer Solidargemeinschaft zu sein – was man hatte wurde geteilt, Licks auf der Gitarre ebenso wie Wohnraum.
Die vielen politischen Verwicklungen mögen für uns heute nur schwer nachvollziehbar zu sein, doch van Ronk gelingt es auf ausgesprochen unterhaltsame Art den Leser an diesen Dingen teilhaben zu lassen. Man sollte allerdings ein wenig um die weltpolitischen Ereignisse der Zeit wissen, und von McCarthy und seiner Kommunistenhatz sollte man auch schon gehört haben.
In gewisser Hinsicht ist dieses Buch ein Abenteuerroman, und neben dem hohen Unterhaltungswert ist er auch noch verdammt witzig.
Eine Vorliebe für Folkmusik ist für den Genuss dieses Buches ebenso wenig Voraussetzung wie ein Interesse für Popmusik bei „High Fidelity“ – ich denke jeder der für eine bestimmte Musik schwärmt, selber vielleicht auch spielt, kann van Ronks Begeisterung nachvollziehen.
Viele Namen tauchen auf, ich selbst kannte kaum jemanden und hatte trotzdem einen Riesenspaß.
Es gelingt van Ronk immer und die Bedeutung dessen, was gerade passiert begreiflich zu machen, doch niemals versucht er irgendetwas zu rechtfertigen oder den Leser von Dingen zu überzeugen, die ihm – van Ronk – in den 60ern wichtig waren. Dies ist nicht das Pamphlet eines politisch Stehengebliebenen, der nun sein Manifest auf die Welt loslässt, Es ist die aufregende Geschichte von einem der dabei war, und zwar mittendrin.
Und genau da ist auch der Leser, sobald er dieses Buch aufgeschlagen hat!
Der Verlag: „Heyne Hardcore“ steht nicht für Bücher mit expliziten Sexdarstellungen – obwohl das auch zuweilen vorkommen kann – sondern ist die Heimat einer Gruppe von Literaturenthusiasten, die hier die Möglichkeit haben Bücher herauszubringen, an die sie glauben, die ihnen gefallen und deren Erscheinen ihnen wichtig ist, im vollen Bewusstsein der Tatsache das diese Bücher weder bestsellertauglich sind noch das sie sich Stapelweise verkaufen werden.
Manche dieser Bücher tun auch mal weh, einige sind härter als man das gemeinhin findet, aber alle haben ihre Daseinsberechtigung.
Ich bin sehr froh das es diese Möglichkeit bei einem großen Publikumsverlag gibt – ausserdem wiederlegt es die These das „diese Leute“ nur an massenkopatibler Scheisse interessiert sind.