erstmals erschienen 2001
Josef Holub (1926 - 2010) stammt wie Otfried Preußler aus Böhmen, hat einen ähnlichen Lebenslauf, begann aber erst spät Kinderbücher zu schreiben. 1992 erschienen zuerst Kindheitserinnnerungen, ihnen folgten ein halbes Dutzend vornehmlich Kinderbücher.
Die Schmuggler von Rotzkalitz ist eine Sommer-Abenteuergeschichte aus einer Zeit, in der Kinder sommers noch barfuß auf den Straßen herumsprangen, morgens Milch holen gingen, abends auf den Schlag der großen Kirchenglocke umgehend heimwärts sausten, und es eine Sensation war, wenn ein Auto auftauchte. Rotzkalitz, der Ort der Handlung, ist ein Grenzstädtchen inmitten eines Waldes, es rühmt sich einer Burgruine, der Abendglocke, die man auf der anderen Seite der Grenze, jenseits des Flusses, genauso gut hört, wie vor Ort, und des Grenzpostens. Oberster der Grenzer ist der Onkel des kleinen Helden Bautz Beranek.
Bautz lebt nicht in Rotzkalitz, er kommt immer nur in den Sommerferien. Freunde hat er keine im Städtchen, er ist klein, unansehnlich und hat feuerrote Haare, was ihm jede Menge Spott und hin und wieder Prügel der anderen Kinder einträgt. Daß er blitzgescheit ist, bringt ihm auch keine Vorteile, die anderen lassen ihn selten zu Wort kommen.
Seine unglückliche Lage ändert sich, als besagtes Auto ins Städtchen rattert. Es bringt einen Professor für Mineralogie aus der Hauptstadt samt seinem Sohn, Onk. Der Zufall will es, daß sich Bautz und Onk annähern und dann anfreunden. Als Bautz Onk die Burgruine zeigt, machen die beiden eine merkwürdige Entdeckung. Dabei bleibt es nicht. Schon bald ist Bautz klar, daß sich Schmuggler im Grenzgebiet herumtreiben. Das Problem ist, daß alles darauf hindeutet, daß Onks Vater mit ihnen unter einer Decke steckt. Bautz muß seinen Kopf wirklich anstrengen, um das Gewirr zu durchschauen. Gut, daß er ein so gescheites Kerlchen ist.
Geschrieben ist diese recht einfache Geschichte auf altmodische Weise, oft verschmitzt, mit einigen Kommentaren des allwissenden Erzählers. Die jeweiligen Kapitelanfänge zum Lauf der Sonne und Erde sind ein wenig zu kindisch gefaßt, das könnte älteren Kindern mißfallen, jüngere werden sich eher davon angesprochen fühlen. Insgesamt gestaltet sich die Schmugglerjagd recht spannend, der eigentliche Dreh wird Kinder auf jeden Fall überraschen und macht Spaß. Bautz und Onk sind ein schönes Freundespaar und ein überzeugendes Ermittlerteam. Die Dialoge sind direkt und offen, ein gelegentliches ‚Du Depp’, vornehmlich von Bautz an Onk, wirkt äußerst erfrischend.
Geradezu berückend ist die geschilderte Atmosphäre, die Sommerwärme, die Mittagshitze, der kühle Wald, die staubigen Straßen in der Stadt. Die Burgruine ist hübsch gruselig und selbstverständlich gibt es einen geheimen Gang! Es gibt Stellen im Buch, an denen man sich wünscht, noch einmal elf Jahre alt zu sein und einen Sommer so wahrnehmen und genießen zu können.
Wenn man die altväterliche Erzählweise hinnimmt - man gewöhnt sich im Lauf de Geschichte daran - hat man eine recht unterhaltsame Sommer-Abenteuergeschichte aus längst vergangener Zeit. Das ist doch mal eine Abwechslung.