"Das Sterben der Bilder" von Britta Hasler

  • Ich habe jetzt endlich den historischen Roman "Das Sterben der Bilder" von Britta Hasler fertig gelesen und möchte Euch ein bisschen was über das Buch erzählen.
    Ich persönlich mag Bücher, die um die Jahrhundertwende herum spielen, und sie dürfen auch gerne ein bisschen düster sein (Im Stil von Clare Clark etwa).


    Inhalt:
    Dieser Roman hier spielt in Wien im Jahr 1905/1906. Hauptfigur ist der mittellose, etwas verwahrloste, aber genial begabte Julius Pawalet, der ohne Mutter aufgewachsen ist und von seinem Vater mit 16 verlassen wurde. Kurz bevor das geschah, nahm ihn sein Vater mit in das damals neu eröffnete Kunsthistorische Museum in Wien und zeigte ihm die Gemäldeausstellung. Der junge Julius verfügt über ein eidetisches Gedächtnis und kann sich die Bilder und alle Details auf ihnen unauslöschlich merken.
    Jahre später - er will gerade als Totengräber anheuern - erfährt er vom Tod seines Vaters und auch, dass der in seinen letzten Jahren als Saaldiener im Kunsthistorischen Museum gearbeitet hat. Der Ort auf der Welt, nach dem sich Julius mit aller Macht sehnt. Nach der Beerdigung tritt der etwas zwielichtige Museumsdirektor Dr. Gustav Kinsky auf ihn zu und überreicht ihm den Abschiedsbrief seines Vaters. Julius erfährt, dass er ebenfalls im KHM arbeiten darf, wenn er will. Schlagartig geht sein größter Traum in Erfüllung. Im Museum weiß allerdings niemand, wie genau sich Pawalet mit Kunst auskennt. Und es ahnt auch niemand, dass er schnell hinter das falsche Spiel kommt, das der Museumsdirektor spielt. Ein Kopist sitzt vor einem Rubens-Gemälde und kopiert es beängstigend perfekt.
    Zur gleichen Zeit versetzt ein unheimlicher Mörder die Stadt in Aufruhr. Und auch hier ist es Julius, der durch Zufall erkennt, dass es zwischen den Tatorten und dem Museum erschreckende Parallelen gibt. Gemeinsam mit einem desillusionierten Polizei-Inspektor und zwei zwielichtigen, aber sehr anziehenden Frauen nimmt er die Jagd nach dem Bildermörder auf, muss aber gleichzeitig einen der größten Kunst-Skandale in der K. und K. Monarchie verhindern.
    Meine Meinung:
    Das Buch liegt im E-Book Format vor und hat bei normaler Schriftgröße etwa 530 Seiten, also ein richtig dicker Schmöker.
    Mir hat das Buch außerordentlich gut gefallen. Die Bildsprache der jungen Autorin ist subtil und kraftvoll. Die Story selbst ist eine klassische Krimihandlung, aber mit einem großen Lerneffekt. Man lernt als Leser sehr viel über das Wien um diese Zeit, über die damaligen Mittel zur Kunstfälschung und über Kunstgeschichte allgemein.
    Mich hat das Thema sehr angesprochen, weil es einfach mal etwas anderes ist. Da passt es auch gut, dass die schon recht blutige Handlung immer wieder unterfüttert wird von feinsinnigen Dialogen und einem Nebenstrang, der es echt in sich hat. Eine der Frauenfiguren fungiert als eine Art Jugendstil-Domina und treibt ein gefährliches Spiel mit der Hauptfigur. Das Ganze ist gewürzt durch einen Hauch fataler Erotik. Und bei der gigantischen Flut an platter SM-Literatur, die gerade bleischwer in den Buchhandlungen liegt, ist es erfrischend und anders mal etwas über dieses Thema aus Sicht der historischen Situation zu lesen.
    Die Story baut sich von Anfang an spannend auf und gipfelt in einem wirklich furiosen Finale. Ich konnte das Buch im letzten Drittel kaum noch aus der Hand lesen.
    Ich kann das Buch außerdem jedem empfehlen, der sich für die Stadt Wien begeistert. Die Atmosphäre ist ganz toll und lebendig eingefangen worden.