Über die Autorin
... kann man hier bei Wikipedia nachlesen.
Kurzbeschreibung
Tipsy war kein Kanarienvogel. Sie war auch kein junger Wachtelhund mit langem Behang, der sich wie Seide anfühlen konnte, wenn man ihn bürstete. Sie war kein Fohlen und kein Kätzchen. Sie war ein junges Mädchen, das noch vor der Jahrhundertwende auf einem estländischen Gut heranwuchs. Sie war natürlich auch nicht Tipsy getauft, sondern Marie-Gabriele. Aber dieser schöne und edle Name wurde von den vier älteren Brüdern nie ganz ernst genommen. Da das Kind das jüngste in der Reihe der Geschwister blieb und, als es zu laufen anfing, mit unermüdlichem Eifer versuchte, hinter den großen Brüdern herzurennen, ergab sich von selber der Name "Tipsy". Tipsy blieb Tipsy, auch als sie längst selber reiten und schwimmen konnte, und wahrscheinlich wird sie noch als Großmutter so gerufen.
Meine Rezension
Dieses sehr, sehr schmale, kleine Büchlein kam als Leihgabe in mein Haus.
Die nette kleine Geschichte erzählt auf nur 80 Seiten vom Wachsen und Erwachsenwerden von Maria-Gabriele, dem jüngsten Kind einer estnischen Familie um die Jahrhundertwende. Das kleine - von allen nur Tipsy gerufene - Mädchen scheint kein typisches Kind ihrer Zeit zu sein, denn überall sucht sie sich kleine Fluchten für „undamenhaftes“ Verhalten wie Ausritte ohne Sattel, „Jagen“ und derlei andere Dinge, die sich für Mädchen einfach nicht schicken. Wir begleiten Tipsy von ihren ersten Schritten bis hin zu ihrer ersten Liebe, die sie noch unschuldig und voller beinahe kindlicher Naivität erlebt.
Schnell ist die Handlung vorbei, nicht mal eine Stunde habe ich an diesem kleinen Büchlein gelesen. Vielen wird dieses Buch ein Graus sein, erzählt es doch von einer Zeit, in der es noch starre Gesellschaftsschichten gab: Diener und Herren. Einer Zeit, in der Frauen vor allem eines sein mußten: dekorativ. Die Geschichte ist so verstaubt wie nostalgisch, aber gerade das war für mich das Verlockende daran, denn sie ließ auf nur wenigen Seiten das Bild einer längst untergegangenen Epoche entstehen. Schön war das. Ich muß das nicht immer haben, aber diese spitzenumhäkelte kleine Anekdote hat sich in mein Herz geschlichen.