• Mehr?


    Wie schön du bist!


    Ich packe dich an den Haaren und reiße deinen Kopf nach hinten. Deine Kehle liegt ungeschützt vor mir.
    Ich sehe das Pochen deiner Halsschlagader, mein Hunger brüllt. Du wehrst dich nicht.


    Ein letztes Mal will ich dir noch in die Augen schauen, ehe sie brechen.


    In ihnen liegt keine Angst, nur Traurigkeit. Ich bin verwirrt.


    „Warum kann ich nicht mehr sein für dich?“, fragst du mich.


    Du beißt dir fest in die Lippe, tiefrotes Blut sammelt sich in einem Tropfen.
    Ich fixiere ihn, lecke ihn ab, spüre deinen weichen Mund. Du lächelst.


    Bist du mehr als…?

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. Franz Kafka

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  • Anders


    „Ich mag dich.“


    „Warum?“


    „Du bist anders.“


    „Und das ist gut?“


    „Ja. Ich bin auch anders. Aber anders anders als du.“


    „Klingt kompliziert.“


    „Das ist es vielleicht auch. Wenn jemand anders ist, bedeutet das nicht, dass er automatisch Toleranz besitzt für die Andersartigkeit des Anderen.“


    „Du bist nicht ich, aber trotzdem anders als alle anderen? Meinst du das?“


    „Ja, so in etwa. Und was sagst du dazu?“


    „Ich bin froh, dass ich nicht so bin wie du, denn dann fände ich dich langweilig. Mich kenne ich ja schon. Aber du interessierst mich, weil du so bist wie du bist. Anders.“

  • Sensor versagt


    Jede Mutter weiß, Kinder sind laut.


    Verbal - sie plappern, singen, krähen.


    Und motorisch - sie klappern, scheppern, schlagen.


    Das nennt man Spielen.


    Ein gewisser Lärmpegel – ca. unterhalb der Dezibelzahl einer Kreissäge – ist normal.


    Unnormal ist es, wenn Kinder ruhig sind, gefährlich sogar, wenn man sie gar nicht mehr hört.


    Deshalb hat mich der Geräuschpegel meines Sohnes nicht beunruhigt.


    Erst nach einer ganzen Weile separierte mein Gehirn die empfangenen Laute und ich vernahm:


    „Mama! Hilfe, Mama hilf mir!“ Immer wieder, wie ein Mantra.


    Die im Videorekorderschlitz feststeckende Kinderhand konnte mit Kraft befreit werden. Kind und Gerät funktionierten auch weiterhin problemlos.

  • Alles nur geklaut – Songtext-Collage *


    You’re not shy, Baby, du bist Zucker, mir wird heiß.


    You're my river running high, run deep, run wild.


    Ich will niemanden wollen, nein, ich will, dass man mich will,
    bis ich kriege, was ich brauche, halt ich niemals still.


    Look into my eyes, there's really nothing left to lose.


    You look so pretty when you cry.
    Don't wanna hit you, but the only thing,
    between our love is a bloody nose, a busted lip
    and a blackened eye.


    Und alles nur, weil ich dich liebe,
    und ich nicht weiß, wie ich's beweisen soll.


    I guess I'll die another day.




    * mit einer tiefen Verbeugung vor (in alphabetischer Reihenfolge):


    Falco (Egoist)
    Foreigner (Urgent)
    Peter Fox (Zucker)
    Hurts (Blood, Tears & Gold)
    Lykke Li (I follow rivers)
    Madonna (Die another day)
    Marilyn Manson (Pistol whipped)
    Die Toten Hosen (Alles aus Liebe)


    [SIZE=7]edit: Titel geändert[/SIZE]

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. Franz Kafka

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  • - Elfi! Lange nicht gesehen.
    - … Wir gehen nicht mehr viel aus dem Haus, seit Schoschi die Arthritis hat.
    - Der Arme, das muss eine schreckliche Qual für ihn sein.
    - Erst hab ich gedacht, dass ich ihn einschläfern lassen muss.
    - Das wäre vielleicht das Beste.
    - Nein er kriegt jetzt Vitaminpräparate, es geht aufwärts.
    - Das ist schön.
    - Ja, dem Hund geht‘s wieder gut, aber Cilly ist letzte Woche gestorben.
    - Die Katze?
    - Nein, die aus dem ersten Stock.
    - Die Einschläge kommen dichter.
    - ...
    - ...
    - Wünsch dir was.
    - Dir auch.

  • Er hatte es gerade erst erfahren und rannte aufgeregt zu seinem Vorgesetzten.
    „Haben Sie gewusst, dass man in Australien glaubt, dass eine regenbogenfarbene Schlange die Welt erschaffen hat?“ fragte Gabriel seinen Boss, die Klugscheißer-Nase auf zwei Uhr.
    „Nein, das ist doch Quatsch! So was glauben die? Wie primitiv!“ antwortete dieser sichtlich verwundert. Sein Stirnrunzeln deutete auf Hochbetrieb seiner grauen Zellen. Er schien etwas abzuwägen, während sein Kopf sich leicht nach rechts senkte.
    „Boss?“ erkundigte Gabriel sich neugierig „woran denken Sie?“.
    „Nun, ich denke, ich werde meine Pläne bezüglich der Schlange ändern“ antwortete er und pflanzte einen Apfelbaum ins Paradies.

    Enttäuscht vom Affen, schuf Gott den Menschen.
    Danach verzichtete er auf weitere Experimente.

    - Mark Twain -

  • Kater Henry


    Henry ist ein prächtiger Kater. Einer von der Sorte, die Dachpfannen zertreten. So sagt man zumindest in gewissen Gegenden. Beweise diesbezüglich blieben bislang säumig. Aber über die Qualität seines Gemütes gibt es keine Diskussionen. Henry liebt Kinder. Mit jeder Faser seines rotbepelzten Körpers.


    Die Vierjährige nimmt ihn hoch, umfasst ihn unter den Vorderbeinen, hält ihn wie eine Puppe vor ihrem Bauch. Henry zwinkert schläfrig mit den Augen. Sein Körper ist langgezogen, die Hinterbeine berühren fast den Boden. Er hält ganz still. Freudestrahlend kommt das Mädchen auf mich zu, will mir ihren Freund zeigen und stellt ihn vor: „Das ist Hängi!“