Boyle,T.C. - America

  • Kurzbeschreibung
    Der Zusammenstoß des Mexikaners Cándido mit Delaney Mossbachers wachsgepflegtem Auto ist ein wortwörtlicher: Cándido, auf dem Weg zur Arbeit, rennt Delaney direkt vor die Haube und wird schwer verletzt. Dafür drückt Delaney ihm eine 20-Dollar-Note in die Hand. Delaney sieht seine geschützte Welt zunehmend bedroht von den dunkelhäutigen, verdächtigen Gestalten, die in der Nähe der eleganten Villensiedlung herumlungern und täglich ihr Glück auf dem Sklavenmarkt zu finden hoffen.


    Der Verlag über das Buch
    Delaney Mossbacher, ein junger Kalifornier, fährt einen Mann an: Cándido, einen illegalen mexikanischen Einwanderer, der mit seiner blutjungen schwangeren Frau América am Fuß des Cañons haust. Von da an kreuzen sich beider Wege immer wieder. Zufällig? Es mehren sich die Übergriffe auf die Luxusenklave, in der Delaney wohnt: am hellichten Tag verschleppt ein Coyote die Schoßhunde seiner Frau, und das Kind kann man auch nicht mehr unbeaufsichtigt lassen. T.C. Boyle beschreibt grimmiger denn je diesen Guerillakrieg zwischen Arm und Reich – und es ist keine Frage, auf wessen Seite er dabei steht.


    So das ist jetzt vorerst das letzte von Boyle,daß ich vorstellen möcht,viel Spaß beim Lesen

  • Buttercup, du hast mich damals nicht falsch beraten: ich hab vorhin damit angefangen und es gefällt mir bis jetzt gut!


    Ich hab auch die englische Version im Regal entdeckt, die Mr Sterntaler hat: " Tortilla Curtain "
    Komisch, dass mir das nicht aufgefallen ist, der hat doch so wenige Bücher!

  • So, ich hab das Buch vorgestern zu Ende gelesen und bin sehr begeistert.
    Allerdings nur von der Geschichte- die Übersetzung meiner HC Version ließ absolut zu wünschen übrig!


    Teilweise war das selbe Adjektiv gleich zweimal auf einer Seite verwendet und ein Blick in die Originalversion auf Englisch hat mir gezeigt, dass es dort nicht der Fall ist. Schlichtweg eine vielleicht nicht ganz so gelungene Übersetzung.


    Die Geschichte allerdings ist gut gemacht, mir gefallen die Überleitungen. Wenn Candido und Delaney etwas gleichzeitig erleben, wird es aber nacheinander geschildert oder in einer Art Rückschau. Es wird also die selbe Situation nur recht selten zweimal in der gleichen Länge aus verschiedenen Perspektiven erzählt.
    Find ich sehr gut, da nervt der Protagonistenwechsel wenigstens nicht so.


    Tolles Buch, ich denke das wird nicht mein letztes von T.C. Boyle bleiben!

  • Hallöchen,


    also ich habe das Buch gerde fertiggelesen und war am Ende doch noch begeistert. Ich musste dieses Buch für die Schule lesen und hätte sonst warscheinlich auch nie angerührt, denn der Klappentext hat mich nicht gerade angesprochen. Den Anfang fand ich sehr langweilig. Ich habe mich immer gefragt, warum man bsw. das Frühstück der Mossbachers so ausführlich schildern muss.


    Aber gut ich habe dann weitergelesen und nun bin ich froh darüber! Es wurde immer besser!!! Bis zum Ende... Also mit dem Ende komme ich nur schwer zu recht, es ist so abrupt vorbei... Habt ihr das auch so empfunden?


    Naja, vielleicht klärt sich das heute Abend in einer Diskussion in der Schule. Ich finde, dass ist ein sehr facettenreiches Buch über das sich gut reden lässt und ich bin immer wieder über die vielen verscheiden Meinungen und Ansichten erstaunt über dieses Buch. Jeder liest es ein wenig anders. Super!


    Jetzt stellt sich die Frage ob ich es empfehlen würde: Ja! Wenn sich jemand für gesellschaftskritische Bücher interessiert und gerne Geschichten aus dem Leben mag, der sollte es unbedingt lesen!


    Grüße Carina

  • Ich glaube mittlerweile hat sich dieses Buch auch sehr als Schullektüre etabliert, zumindest weiß ich das von einigen Bekannten und es liegt auch bei meiner Buchhandlung in dem entsprechenden Regal.

  • Ich hab das englische auch mal angelesen, aber kaum was verstanden, leider.
    Ok, das mit der Pflichtlektüre erklärt dann, warum das immer bei Graff bereit liegt :-)

  • Zitat

    Original von Lese-Rienchen


    Beruhigend das nicht nur ich das als zu schwer empfunden habe :P



    Ich wollte einen auf gebildet machen und dachte: Ooooooch, lieste natürlich gleich das englische. (das hatte ja Mr Sterntaler, auch Englisch- LK)
    Das hab ich dann doch sehr bald gelassen... arme LK- Schüler *zwinker*

  • Mir hat das Buch sehr gut gefallen, wir haben es in unserem privaten lesekreis neulich gelesen.


    Das Buch hat den lesekreis aber stark polarisiert. Ein paar von uns meinten, dass T.C. Boyle seine Figuren viel zu klischeehaft beschreibt und der Familie eindeutig zu viel Unglück zumutet.
    meiner Meinung nach hat aber TC Boyle dadurch nur versucht zu provozieren, was er meiner Meinung nach auch geschafft hat weil wir uns über dieses Buch die Köpfe heiss geredet haben.


    Es ist kein "angenehmes" Buch, aber es regt zum Nachdenken an und man vergisst es nicht so schnell wieder

  • Ich hab das Buch im Englisch-LK gelesen und fand es gar nicht schlecht, wobei Bücher dann in der Schule eben doch immer sehr zerpflückt werden.
    Den Anfang fand ich gleich ziemlich gut. Auf der einen Seite geht es gleich so richtig los, auf der anderen Seite wird dabei eben auch schon der Konflikt ziemlich deutlich.
    Danach ist das was mit América und Càndido passiert natürlich übertrieben, aber so wird eben ihre Situation überdeutlich. Sehr treffend finde ich die erste Beschreibung von Delaneys und Kyras Leben :-) Und das bleibt mit ihrem Sohn eigentlich das ganze Buch über so.
    Was mir auch gefallen hat sind die Perspektivenwechsel! Man kann sich in jede einzelne Person irgendwie hineinversetzen.
    Aber das Ende fand ich überhaupt nicht gut... die ganze Zeit wird eigentlich darauf hingearbeitet dass es irgendwie eskaliert und dann passiert es und schwupps ist die Geschichte zu Ende... na ja ich will jetzt nicht zu viel verraten, aber das hat mir eben nicht gefallen.


    Insgesamt aber durchaus lesenswert!!

    "Ich bin dreimal angeschossen worden – was soll man da machen." (Robert Enke)


    "Accidents" happen in the dark.

  • Es prallen hier zwei völlig unterschiedliche, jedoch für immer miteinander verkettete Welten aufeinander. Die Familie Mossbacher verkörpert die konsumsüchtige, hypokritische Wohlstandsgesellschaft. Candido und América sind Stellvertreter der mexikanischen Einwanderer.
    Das Buch ist wie ein spannender Spielfilm. Perfekt beherrscht Boyle die Kunst von einer in die andere Erzählperspektive überzugehen. Die Handlung bleibt bis zum Schluss überraschend und unvorhersehbar.
    Der Autor schafft hier ein realistisches Bild unserer Gesellschaft und stellt eine ziemlich pessimistische Zukunftsprognose auf. Die Folgen der Globalisierung, des Aufeinanderprallens verschiedener Kulturen werden hier bloßgestellt. Dabei ist der Erzählstil von Boyle gnadenlos sarkastisch, ironisch und provokativ. Er will uns klarmachen, dass die Veränderungen, die wir zwar nicht wahrhaben wollen, die aber direkt vor unseren Augen stattfinden, unaufhaltsam sind. Man wird als Leser wachgerüttelt. Der liberale (zumindest aus seiner eigenen Sicht) Umweltschützer Delaney Mossbacher wird plötzlich mit menschlichem Elend und Armut in dem scheinbar ewig sonnigen und fröhlichen Bundesstaat Kalifornien konfrontiert, und hält der Prüfung nicht stand. Er mutiert zu einem Rassisten. So sieht die Realität aus- scheint Boyle zu sagen.
    Es ist ein erschüttender, trauriger und intelligenter Roman. Eine literarische Glanzleistung.

    "Die Bildung kommt nicht vom Lesen, sondern vom Nachdenken über das Gelesene."
    (Carl Hillty)

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  • Ganz plötzlich, durch einen Zusammenstoß mit einem Mexikaner, einem illegalen Einwanderer, einem Mensch zweiter Klasse, ohne Rechte und ohne Sprachkenntnisse, beginnt Delaney Mossbacher's Welt aus den Fugen zu geraten. Er gibt dem Mexikaner 20 Dollar und kehrt in sein Leben zurück. Doch fortan verfolgen ihn diese illegalen Einwanderer und Delaney fühlt sich zusehends bedroht in seiner Welt. Überall lauern plötzlich diese Wilden, sodaß er Angst um sich und seine Familie bekommt.


    Gleichzeit lernen wir Cándido und seine Frau kennen. Ganz unten, am Rande des Systems fristen sie ihr Dasein und hegen bloß den einen Wunsch dazuzugehören, Arbeit zu haben und in einem richtigen Haus zu leben. Wie schwer ihnen dieses Leben und ihrem ungeborenen Kind gemacht wird und welche Gefahren überall lauern, wird nur allzu deutlich.


    Abwechselnd erzählt T.C. Boyle aus beiden Blickwinkeln und macht damit klar, dass tatsächlich beide Seiten schwer zu tragen haben an dem zunehmenden Wachstum der illegalen Einwander aber zeitgleich auch darauf angewiesen sind. Manches wird mit Sicherheit überspitzt dargestellt, trotzdem kann man sich vor allem der Geschichte Caándidos und seiner Familie nicht entziehen. Man hofft bis zuletzt und ist sich trotzdem die ganze Zeit bewusst, dass es gar nicht gut ausgehen kann. Die Passagen um Delaney Mossbacher dagegen hätten ruhig um einiges kürzer ausfallen können.


    Keine leicht Kost, sondern ein hochaktuelles Thema, das nachdenklich stimmt und erst einmal verdaut werden muss!


    Von mir gibt es für das "Augenöffnen" 8 von 10 Punkten.