Sensibelchen

  • Hallo,


    ich traue mich dann mal, weil ich dieses Form eigentlich mag und hier viele nette Leute kennen gelernt habe. Wahrscheinlich bin ich hier in der falschen Rubrik, aber ich weiß nicht, wo ich mit dem Thema sonst hin soll - und will den Recherche-thread auch nicht weiter zweckentfremden.


    Es sind einige Fragen aufgetaucht, warum ich gesagt habe, dass ich nicht mehr mitdiskutieren will. Zunächst einmal: es ging NICHT um Leserunden und um die Kritik in Leserunden, sondern um den Tonfall allgemein. Konkret in dem Pseudonym-thread, wo ein Kommentar gemacht wurde, den ich tatsächlich als persönlichen Angriff sah. Inzwischen habe ich mit Leuten geredet, die das Mitglied persönlich kennen und mir einiges erklärt haben. Ich vermute nun, dass es wirklich nicht als Angriff gedacht war - toll war es trotzdem nicht. Ich hatte da ohnehin einen schlechten Tag und der wurde mir dadurch endgültig versaut.


    Die Sache schlug in Autorenkreisen einige Wellen. Ich habe mehrere Sympathiebekundungen erhalten - übrigens ohne, dass ich irgendwo deswegen herumgeheult hätte, einfach von Autoren, die mitgelesen hatten. Dabei meinten mehrere, dass sie sich hier wegen solchen Kommentare nicht mehr an den Diskussionen beteiligen wollen bzw. das schon seit einiger Zeit nicht mehr tun. Weil ihnen der Tonfall nicht passt, sie sich zu häufig persönlich angegriffen fühlen (und das nicht vorwiegend in den Rezensionssthreads oder Leserunden). Ich will keine Namen nennen, denn das wäre unfair. Die Gründe sind mir im Einzelnen auch nicht bekannt. Mir fiel nur auf, dass es wirklich mehrere waren, die das sagten. Und das, nebenbei bemerkt, nicht etwa jene Leute, die hier sowieso nur mal kurz hereingeschneit sind, um ein bisschen Werbung für ihre allererste Selbstveröffentlichung zu machen, sondern Autoren, die sich lange am Forumsleben beteiligt hatten. Bis es ihnen reichte.


    In dem Zusammenhang war der Kommentar "Autoren mit Freude skalpieren" für mich und wohl auch für Katerina so etwas wie Herumgetrampel auf bereits zerschlagenem Porzellan. Was übrigens nicht bedeutet, dass man einem Autor nicht sagen darf, dass er vielleicht einen Fehler in seinem Buch hat. Ich würde das überprüfen, entweder auf meine Quelle verweisen oder zähneknirschend zugeben, dass es wohl wirklich falsch ist. Der Ton macht die Musik. Jemanden skalpieren wollen klingt für mich nach: ich lauere dir auf, kann es kaum erwarten, bis ich den ersten Schwachpunkt finde, und mache dich mit Genuß öffentlich fertig.
    Es mag ja in der Realität nicht so gemeint sein, aber...der Ton...


    Und bevor jetzt wieder ein paar spöttische Bemerkungen über Sensibelchen, die man in Watte packen muss, kommen: zwischen in Watte packen und skalpieren gibt es etliche goldene Mittelwege, finde ich. :-)


    Viele Grüße


    Tereza

  • Liebe Tereza,


    Ich habe zwar in keinem der erwähnten Threads lange mitgelesen (irgendwann wird mir das einfach zuviel Text, wenn ich nebenher auch noch anderes zu lesen habe), habe aber im Allgemeinen die gleiche Beobachtung gemacht.


    Im Allgemeinen schiebe ich das auf die Tatsache, dass die Region "Internet" bezüglich ihrer Kommunikationsmöglichkeiten für viele zwar kein Neuland, aber trotz allem nicht wirklich berechenbar ist.
    Wenn ich mich persönlich mit jemandem unterhalte, kann ich an Gestik und Mimik ablesen, wann Schluss ist. Auch, weil ich keine offene Konfrontation möchte. Im Internet erzähle ich das alles einer Scheibe Glas, die sich nicht wehren oder zurückschlagen kann. Außerdem kann ich einfach nicht richtig wahrnehmen, wie das, was ich schreibe, bei meinem Gegenüber ankommt, selbst mit Smileys ist es sehr sehr schwer, Stimmungen und Tonfall rüberzubringen.


    Was ich damit sagen will, ist: Ich schätze dich als Autorin sehr und es wäre wirklich wirklich schade, wenn du dich von so etwas entmutigen ließest und dich zurückzögest. :-)

  • Ich finde es schade wenn Autoren Bemerkungen direkt auf sich selbst beziehen und sich verletzt fühlen. Oft ist das weder so gemeint, noch so beabsichtigt. Es sollte aber möglich sein Diskussionen auch auszureizen ohne dass solche tiefgreifenden Konsequenzen gezogen werden. Beim nächsten Eulentreffen ein :bier miteinander und alles wird gut.

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von beowulf ()

  • Liebe Tereza,
    ich kann deine Entscheidung, dich aus allgemeinen Dikussions-Runden rauszuhalten, gut verstehen und nachvollziehen. Auch wenn ich es schade finde.


    Uns Lesern geht dann ein Blick hinter die Kulissen verloren und das in einer Branche, die für mich als Leser nicht zu durchschauen und schon gar nicht zu beurteilen ist.
    Ich ziehe den Hut davor, dass du (und auch andere Autoren) sich der Diskussion hier im Forum stellen und so die Möglichkeit eröffnen, auch eine Gegenposition kennenzulernen und die Gründe, die z.B. hinter der Wahl eines Pseudonyms stecken. Und diese Offenheit bietet natürlich auch Angriffsfläche. Um so trauriger finde ich das.


    Ich habe den Eindruck, dass der Mensch hinter dem Nick manchmal vergessen wird. Jeder hier ist eine Persönlichkeit, die geachtet werden sollte. Egal ob Autor oder Leser, denn harsche Diskussionen gibt es überall im Forum, das trifft Autoren nicht häufiger so zumindest mein Empfinden.
    Dem Medium Internet und dem Austausch in einem Forum ist immanent, dass man im Gesicht und in der Gestik des Gegenübers nicht ablesen kann, wann ein Punkt überschritten wurde. Im persönlichen Gespräch schon.
    Ich durfte dich, wenn auch nur kurz, auf einem Eulentreffen kennenlernen und in diesem Gespräch habe ich gemerkt, wie viel Herzblut und Gefühl du in deine Bücher steckst. Ich schätze dich und auch die anderen Autoren, die ich kennenlernen durfte, sehr.
    Aber auch die Leser-Eulen, die ich kennengelernt habe.
    Deshalb glaube ich ganz fest an einen größtenteils gepflegten und sachlichen Austausch, ohne Angriffe und ohne Watte. Beides verhindert einen lebendigen Austausch und bereichernde Diskussionen.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • erstmal möchte ich Dori da recht geben in Bezug wie man einen Text vermittelt, ohne Stimme ohne in die Augen des anderen sehen zu können usw.... manche können es besser ...anderen gelingt es nicht ;-(


    Was ich zB in Buchbesprechungen usw äußerst ungut finde wenn der Autor direkt angegriffen wird. Bemerkungen wie .. der Autor sollte lieber Arbeiten gehen als Bücher zu schreiben ...oder der ist nicht mal in der Lage eine sinnvolle zusammenhänge Geschichte aufzubauen usw usw... ich denke ihr wißt was ich meine :rolleyes. Was sich ja auch oft in Rezessionen wiederfindet ..leider.


    Nur weil ich ein Buch nicht gut fand es mich nicht angesprochen hat .. deswegen schreibt der Autor keine *schlechten* Bücher oder weil ich es zu einer, sagen wir persönlich unpassenden Zeit gelesen habe. Auch wenn der Fortlauf des Romans sich nicht *so* entwickelt wie *ich* mir das vorstelle... ist das noch lang kein Grund zu sagen der Autor ist nicht in der Lage einen Roman mit Personen zu besetzten deren Handlungen für *mich* nicht nachvollziehbar oder realistisch sind.


    Dann hat doch ganz einfach nur der Autor *meine Erwartung- Geschmack usw* nicht getroffen und das ist alles.

    Deswegen ist der Autor ja auch nicht umbedingt ein unangehmer Mensch oder auch umgekehrt :-]




    beowulf aber leider hab ich schon öfter Bemerkungen gelesen, die wie oben schon gesagt den Autor in meinen Augen direkt angreifen und ich könnte verstehen wenn er das liest das er verletzt ist.

    :weihnachtsbaum


    c0624.gif Sommer in der kleinen Bäckerei am Strandweg--Jenny Colgan

    Chroniken von Deverry 2 --Katharine Kerr
    Drachenelfen , die Windgängerin -- Bernhard Hennen

  • Zitat

    Original von beowulf
    Ich finde es schade wenn Autoren Bemerkungen direkt auf sich selbst beziehen und sich verletzt fühlen. Oft ist das weder so gemeint, noch so beabsichtigt. Es sollte aber möglich sein Diskussionen auch auszureizen ohne dass solche tiefgreifenden Konsequenzen gezogen werden. Beim nächsten Eulentreffen ein :bier miteinander und alles wird gut.


    Das Problem ist einerseits das Forum Internet, wo Kommunikation wirklich schwieriger ist - und das sollte man vielleicht auch bedenken, wenn man den Hammer, das Messer oder die Giftspritze aus der Schublade holt.
    Dazu kommt, dass Leser und Autoren bei vielen Themen an unterschiedlichen Enden sitzen. Wir kämpfen in einem ziemlich harten Geschäft um den nächsten Buchvertrag, haben Angst, wegen schlechter Verkaufszahlen beim Verlag rauszufliegen - und werden dann als Buhleute für eben jenen Markt kritisiert, weil wir notgedrungen auch Kompromisse gemacht haben.


    Konkret war es so, dass ich am Montag erfahren habe, dass ich die Fortsetzung für mein Zapato-Buch nun doch nicht schreiben kann, weil der Love&Landscape-Trend gerade einbricht. Das ist mir schon bei den Mittelalterromanen so gegangen, offenbar bin ich ein Natural Born Trendkiller. :cry
    Da war der Kommentar über die Ramschkisten-Zapato wirklich ein Messerstich in eine offene Wunde.
    Ein Vorteil der Pseudonym-Diskussion ist vielleicht, dass ich jetzt überlege, ob ich nicht einfach stur weiter unter meinem richtigen Namen jene Bücher schreiben sollte, die ich schreiben will, und die dann hoffentlich ein Kleinverlag nimmt. Wenn ich unter dem nächsten Pseudonym dem nächsten Trend nachjage, bricht der sowieso ein, sobald mein Buch auf dem Markt ist. :grin


    Aber genau habe ich das noch nicht entschieden.


    Dann mal aufs nächste Eulentreffen.


    Viele Grüße


    Tereza

  • Ein Vorteil der Pseudonym-Diskussion ist vielleicht, dass ich jetzt überlege, ob ich nicht einfach stur weiter unter meinem richtigen Namen jene Bücher schreiben sollte, die ich schreiben will, und die dann hoffentlich ein Kleinverlag nimmt.
    (irgendwie hat das mit dem zitieren nicht geklappt :-( )
    Tereza ich find das eine gute Idee :-] den diese Bücher kommen dann aus deinem Herzblut :-] und finden ihre Leser ganz bestimmt.



    Den immer nur Trends nachzujagen kanns nicht sein, stell ich mir sehr anstrengend für einen Autor vor wenn er genau jetzt eine bestimmte Richtung bedienen soll, obwohl im Kopf eine ganz andere Geschichte entsteht.


    Wie die Trends zustande kommen ist mir selbst als Leser ein absolutes Rätsel :pille


    Pseudonyme sind mir persönlich eigentlich egal, da hab ich mir noch nie wirklich ernsthafte Gedanken gemacht. Ich vergess die meisten Autorennamen sowieso :chen, auch von Büchern die mir wirklich gut gefallen haben. Die Titel der Bücher weis ich meist noch und kann mir im Notfall ja den Namen des Autors googlen :help


    Was mich sehr viel mehr stört sind Buchtitel die total am Inhalt des Buches vorbei gehen so das ich mich am Ende frag wer auf die *doofe* Idee kam dem Buch diesen Titel zu verpassen, wenn man nicht mal mit viel Fantasie einen Bezug dazu findet.
    Verarsch.... käm ich mir vor wenn ich das gleiche Buch nochmal neu aufgelegt unter anderm Titel mit anderem Autorenname bekäme nur damit dieses Buch nochmal eine Chance bekommt zB., das ist eine Frechheit dem Leser gegenüber.

    :weihnachtsbaum


    c0624.gif Sommer in der kleinen Bäckerei am Strandweg--Jenny Colgan

    Chroniken von Deverry 2 --Katharine Kerr
    Drachenelfen , die Windgängerin -- Bernhard Hennen

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Dreamchen ()

  • Liebe Tereza,


    das konnte ja die Schreiberin nicht wissen, der Stich in die offene Wunde war also nur Zufall und nicht Absicht. Ich fänds schade, wenn Du hier nicht mehr mitschreibst, aber Du solltest das nicht alles so persönlich nehmen. Tut mir leid, dass die Fortsetzung abgesagt ist. Ehrlich. Aber da können ja hier die Leser nichts zu. ( Und schreiben kannst Du sie ja trotzdem!)
    Natural Born Trendkiller fand ich witzig. Vielleicht liegt ja da Deine Stärke.
    Ich bin keine Autorin, glaube aber fest, dass leider die meisten Schriftsteller eh nicht vom Schreiben leben können.
    Vielleicht solltest Du einfach das schreiben, was Dir liegt und Spaß macht - geschissen auf den Trend - und entweder wird es ein Bestseller oder nicht.
    Viele, heute als bedeutend geltende Autoren, wurden zu ihrer Zeit gar nicht veröffentlicht oder belächelt. Aber man sollte wohl als Autor einplanen, dass man den Lebensunterhalt damit nicht bestreiten kann.
    Gib nicht auf, sondern schreibe das, was Dir echt am Herzen liegt ohne Rücksicht auf angebliche Trends. Es gibt auch viele Leser, wie die Eulen z.B., die von Trends eher abgeschreckt werden und das dann nicht lesen und gerne was lesen, das anders ist.


    LG

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor


  • Ich bin froh, dass das hier jemand mal zur Sprache bringt - denn manche Rezensionen sind tatsächlich so. Nicht unbedingt in diesem Forum, aber es gibt genug davon.


    Umgekehrt habe ich - aus meiner Sichtweise als Autorin - das Gefühl, dass ein Autor, der daraufhin auch nur "Muh" sagt, gleich als kritikunverträgliche Mimose hingestellt wird. Ich habe einige Reaktionen von Autoren auf negative Kritik gelesen, die mir völlig sachlich und höflich schienen. Trotzdem hieß es dann, sie würden keine Kritik vertragen.


    Wirklich im Ton vergriffen hat sich meines Wissens nur einmal ein Autor in diesem Forum, der einen unzufriedenen Kritiker als "Nörgler" bezeichnete. Da musste ich im ersten Moment grinsen: da tat einer von uns mal, was Rezensenten auch gern tun. Einfach aus dem Bauch heraus - den Hammer rausgeholt - und draufgehauen. Unprofessionell war es natürlich trotzdem, das gebe ich zu.


    Was Titel und Cover betrifft: wir Autoren haben da meist null Mitspracherecht.


    Viele Grüße


    Tereza

  • Äh, warum, wenn ich fragen darf? Wenn ich als Leser den Eindruck habe, dass das ganze Buch von vorne bis hinten mies ist. Darf ich dann nicht sagen: der Gute wär besser Maurer geworden?
    Umgekehrt darf ich es doch auch, wenn hier einer kommt, um was zu reparieren, und er kriegt es nicht hin. Dann darf ich doch auch denken und schreiben: der mit seinen zwei linken Händen wär mal lieber was anderes als Handwerker geworden.

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

  • Zitat

    Original von Frettchen
    Umgekehrt darf ich es doch auch, wenn hier einer kommt, um was zu reparieren, und er kriegt es nicht hin. Dann darf ich doch auch denken und schreiben: der mit seinen zwei linken Händen wär mal lieber was anderes als Handwerker geworden.


    Das mit dem Handwerker ist konkreter: entweder er kann es reparieren oder nicht. Bücher sind immer Geschmackssache.


    Aber: du kannst natürlich schreiben, dass der Autor besser Maurer geworden wäre. Er kann dich deshalb nicht verklagen. Nur wird er dann eventuell sauer - und damit musst du halt leben.


    Sag mal zu einer Ärztin, sie wäre besser Putzfrau geworden, weil sie von ihrem Job keine Ahnung hat. Meinst du, die mag dich dann? Wenn du darauf Wert legst, dass sie dich mag, dann musst du dich taktvoller ausdrücken. Oder aber es ist dir egal.


    Autoren sind auch nur Menschen. :-)


    Viele Grüße


    Tereza

  • Frettchen nur weil du ein Buch mies findest muß es doch das noch lange nicht sein :-)


    Es trifft halt nur nicht deinen Geschmack :-)


    Aber sagen das es dir nicht gefällt darfst natürlich :-) :-) dürfen wir ja alle tu ich auch :grin


    Umgekehrt findest du wieder Bücher toll wo ein anderer Leser nur noch stöhnt wenn er den Titel hört :-)


    ich find das nicht tragisch


    Naja ein Handwerker der seinen Beruf gelernt hat sollte wissen was er tut.. *sollte*...


    den zwischen einer Steckdose reaparieren zB und ein Buch schreiben das allen gefällt...naja .. kann man nicht wirklich vergleichen find ich :frieden

    :weihnachtsbaum


    c0624.gif Sommer in der kleinen Bäckerei am Strandweg--Jenny Colgan

    Chroniken von Deverry 2 --Katharine Kerr
    Drachenelfen , die Windgängerin -- Bernhard Hennen

  • Für mich macht diese Diskussion mal wieder die Zwiespältigkeit der Autorenbegleitung deutlich. Für mich sind die Eulen ein Leserforum, in dem sich Leser in einer per Internet erweiterten Hobbygemeinschaft austauschen können. Die Autoren sind mir dabei erstmal egal. Das ist jetzt nicht als Pöbelei gemeint, aber so lange ich ihn nicht persönlich kennenlernen, ist mir auch mein Bäcker egal.


    Ich will meinem Mann nicht sagen, dass die Brötchen vom neuen Bäcker ja sicherlich ganz gut gemeint, aber für meinen ganz persönlichen Geschmack ein wenig zu fluffig sind und überhaupt, und das gilt freilich nur für meinen persönlichen Geschmack, ein wenig fad sind, nein, ihm sage ich, die Brötchen des neuen Bäckers kauen sich wie Pappe und schmecken scheiße.


    Und wenn ich mich hier über ein Buch ordentlich aufrege, möchte ich das auch so kommunizieren. Nur treffe ich dann hier plötzlich auf Bäcker Autoren, die sich dann persönlich angegriffen fühlen.


    In meinem Fall ist das ja hypothetisch, meines Erinnerns bin ich noch nie mit jemandem aneinandergerasselt, aber ich halte das schon für problematisch. Denn gerade, wer eine gewisse Leidenschaft für Literatur empfindet wird unter entsprechenden Umständen auch schnell leidenschaftlich :gruebel

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    nein, ihm sage ich, die Brötchen des neuen Bäckers kauen sich wie Pappe und schmecken scheiße.


    Und wenn ich mich hier über ein Buch ordentlich aufrege, möchte ich das auch so kommunizieren. Nur treffe ich dann hier plötzlich auf Bäcker Autoren, die sich dann persönlich angegriffen fühlen.


    Die Diskussion entwickelt sich in eine Richtung, die ich eigentlich nicht wollte, weil es schon etliche Male durchgekaut wurde.


    Ich will niemandem verbieten, zu sagen, dass er etwas Scheiße findet. Kann man, wenn man will. Aber bist du dir denn sicher, dass der Bäcker nicht sauer wird, wenn du seine Brötchen so bezeichnest?


    Wenn dir die Autoren egal sind, dann kann es dir auch egal sein, wenn sie sich persönlich angegriffen fühlen und nicht mehr mitdiskutieren. Dann ist es ja kein Problem.


    Viele Grüße


    Tereza

  • Tereza hat sehr deutlich gemacht, dass es ihr weder um die Leserunden noch um die Rezensionsthreads geht.
    Im Nachbarthread geht es gerade munter weiter. Da wird einerseits fröhlich behauptet, dass Bäcker ihre Brötchen grundsätzlich und absichtlich so backen, dass sie scheiße schmecken, und andererseits ist der einzelne Bäcker ein Sensibelchen, wenn er das nicht so prickelnd findet. :fetch

  • Ich möchte mich eigentlich bei dieser Diskussion nicht groß einmischen, aber jetzt habe ich doch das Bedürfnis mal kurz anzumerken, dass es meiner Meinung nach ein riesiger Unterschied ist, ob ich sage:
    1) "Die Brötchen schmecken überhaupt nicht."/ ("Das Buch finde ich total doof") und
    2) "Die Brötchen sind ja ekelig, der Bäcker ist ja ein totaler Vollpfosten und wär' besser Schriftsteller geworden"/ ("Das Buch ist fürchterlich, der Autor ist ja ein totaler Idiot und wär' besser Bäcker geworden").
    Bei dem ersten kritisiere ich das jeweilige konkrete Werk. Bei dem zweiten kritisiere ich nicht nur das Werk, sondern den Menschen gleich mit, ich verallgemeinere durch meine Kritik des jeweiligen speziellen "Erzeugnisses" auf den ganzen Rest, den der jeweilige Mensch so schafft.
    Ersteres finde ich total legitim und da muss sich der Autor auch nicht angegriffen fühlen. Ich tue da eben meine persönliche Meinung kund (wär' natürlich nett, wenn ich das taktvoll formuliere, aber wenn ich "leidenschaftlich" werde, weil es um meine Leidenschaft geht, wie DraperDoyle so schön gesagt hat, dann ist das halt so). Zweiteres empfinde ich als unhöflich und unnötig.


    [SIZE=7][Edit: Tippfehler][/SIZE]

  • Zitat

    Original von Tereza


    Das mit dem Handwerker ist konkreter: entweder er kann es reparieren oder nicht. Bücher sind immer Geschmackssache.


    Das wird oft behauptet, ist aber aus meiner Sicht falsch. Natürlich gibt es in der Bewertung von Literatur eine subjektive Komponente, aber Schreiben ist auch ein Handwerk, das manche Autoren besser beherrschen als andere. Verlage werden mit Manuskripten überschüttet und bei Goldmann und Piper gibt es Leute, die offenbar deine Romane besonders gut fanden. Da mag ein wenig Glück oder Zufall dabei gewesen sein (ich kenne deinen speziellen Werdegang nicht), aber da wird mit Sicherheit auch sehr viel objekte Analyse im Spiel gewesen sein.


    Was für Lektoren gilt, sollte auch für Leser gelten. Kritischer Umgang mit Literatur sollte erlaubt sein und nicht im Lektorat aufhören.


    Vor ein oder zwei Jahren gab es eine ähnliche Diskussion, bei der eine damals sehr aktive Eulenautorin ziemlich genau deine Position vertreten hat ("wieso sollten Autoren ihren Unmut nicht äußern wenn sie kritisiert werden") und ich glaube ich habe den Bergriff "unprofessionell" verwendet. Das war vielleicht übertrieben und es gibt prominente Autoren, die auch nicht mit Kritik umgehen können (Martin Walser schreibt sogar Romane, in denen er seine Kritiker umbringt), aber, ja, ich denke, Fähigkeit mit Kritik umzugehen gehört zum Berufsbild des Schriftstellers.

  • ich mag auch nicht von jedem Bäcker die Semmeln :chen :hau




    leidenschaftlich mag ja ok sein solange der Respekt und die Achtung dem Autor gegenüber gewahrt bleibt....




    ich zb werde nie ein Buch von Grass lesen weil mir dem Autor einfach unsympatisch ist (gleich werd ich :hau) aber das ist mein persönliches Empfinden und sagt nichts über ihn als Mensch oder seine Qualifikation als Autor aus :grin

    :weihnachtsbaum


    c0624.gif Sommer in der kleinen Bäckerei am Strandweg--Jenny Colgan

    Chroniken von Deverry 2 --Katharine Kerr
    Drachenelfen , die Windgängerin -- Bernhard Hennen

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Dreamchen ()


  • Dem stimme ich 100%ig zu. :wave