'Weisser Schatten' - Seiten 183 - 278

  • Geschickt, Lemmer seine Geschichte der im Koma liegenden Emma erzählen zu lassen. Die Geschichte einer bitteren Kindheit, die seine Persönlichkeit nachhaltig geprägt hat. Lemmers Gewaltbereitschaft ist schon manchmal beängstigend, auch für ihn selbst (s. S. 259), aber er ist sich dessen bewusst und das ist sicher ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu mehr Kontrolle.


    Ob Emma wirklich nichts davon mitbekommt? Möglicherweise kennt nun auch sie seine Vergangenheit und zumindest ein paar seiner Träume und Hoffnungen. So unabhängig er sich gibt, ist es wohl doch sein größter Wunsch irgendwo dazu zu gehören.


    Die Idee quasi als "running gag" immer wieder die Namen und Zuständigkeiten der Lodge-Mitarbeiter zu nennen, finde ich amüsant. Was für ein abgedrehter Typ, Dick-Leitender Wildhüter und Naturführer! Besonders helle scheint er nicht zu sein, lässt sich wunderbar von Lemmer manipulieren und erweist sich informationstechnisch als erstaunlich hilfreich :grin.


    Überhaupt finde ich sämtliche Figuren "echt cool", um es mit den Worten von Dick-Leitender Wildhüter und Naturführer" auszudrücken, er spielt so witzig und ironisch mit den Klischees - genial.


    Auch Tertia ist so eine starke Protagonistin, auch wenn sie wohl nur eine Nebenrolle spielt. Die Szene mit ihr hatte für mich einen hohen Unterhaltungswert, sowohl Lemmers Analyse ihrer Persönlichkeit und ihres Lebensweges, als auch das Ende ihrer Begegnung. Clever und erfindungsreich, wie sie ihn trotz seines Widerstandes doch noch dahin bekommt, wohin sie ihn gern hätte :grin.


    Ich überlege schon die ganze Zeit ob und wie "Carel, der Reiche" in die Sache (mehr kann ich dazu immer noch nicht sagen) verwickelt sein könnte. Irgendwie ist er komisch, andererseits vielleicht gerade deshalb "sauber" :gruebel.

  • Am Anfang des zweiten Teils hatte ich befürchtet, dass dieses Monologe langweilig werden würden. Aber Lemmers Geschichte war dann doch sehr spannend und actionreich. Hat mir gut gefallen. Nun tritt Lemmer ein wenig auf der Stelle. Irgendwer hört also die Handys ab und weiß daher über jeden Schritt Bescheid. Ich bin gespannt, was das Buch uns letztlich erzählen möchte. Gut finde ich, dass die soziologische Situation von Südafrika interessant in das Buch eingebunden ist. Ich überlege auch schon die ganze Zeit, ob es nicht ein gutes Geschenk für einen Freund von mir ist, der SAF-Fan ist.


    Aber was sollte nun die Story um Tertia? Hat das noch irgendwann Bewandtnis oder soll und das nur die innere Zerrissenheit von Lemmer näherbringen?


    Auf zu Teil 3! :wave

  • Zitat

    Original von xexos
    Ich bin gespannt, was das Buch uns letztlich erzählen möchte. Gut finde ich, dass die soziologische Situation von Südafrika interessant in das Buch eingebunden ist.


    Das war ich auch. Nach so viel Spannungsaufbau und Geheimnis hat er die Latte ganz schön hoch gelegt. Noch bin ich nicht ganz durch, aber es sieht so aus, als würde ich nicht enttäuscht werden :-].



    Zitat

    Original von xexos
    Ich überlege auch schon die ganze Zeit, ob es nicht ein gutes Geschenk für einen Freund von mir ist, der SAF-Fan ist.


    Dafür würden sich alle Bücher von Deon Meyer eignen. Der gesellschaftliche und politische Hintergrund von Südafrika ist, glaube ich, immer ein wichtiges Thema bei ihm.


    Zitat

    Original von xexos
    Aber was sollte nun die Story um Tertia? Hat das noch irgendwann Bewandtnis oder soll und das nur die innere Zerrissenheit von Lemmer näherbringen?


    Wie gesagt bin ich noch nicht ganz durch, tippe aber mal auf deine zweite Annahme. Einfach eine interessante Episode, die das Bild von Lemmer weiter abrundet.

  • Zitat

    Original von Lumos


    Wie gesagt bin ich noch nicht ganz durch, tippe aber mal auf deine zweite Annahme. Einfach eine interessante Episode, die das Bild von Lemmer weiter abrundet.


    Das glaube ich auch. Irgendwo muss der arme Kerl ja auch Druck ablassen nach seinem Gefühlswirr um Emma :grin


    Die Namen immer mit ihren Zusätzen zu nennen, finde ich auch amüsant. Überhaupt hat Meyer einige Szenen zum Schmunzeln eingebaut, sehr schön :-)


    Lemmers Geschichte wurde wirklich sehr geschickt erzählt. Und vor allem so, dass sie ehrlich rüberkommt und weder mitleidheischend noch um Verständnis bittend. Das ist der Vorteil, wenn man sie jemandem erzählt, der im Koma liegt. Da kann man rückhaltlos ehrlich sein. Das hat mir sehr sehr gut gefallen und mir Lemmer noch sympathischer gemacht.


    Durch seine Überlegungen ist Lemmer ja einen Schritt weiter, er weiß, dass Emma abgehört wurde, die Frage ist natürlich seit wann und was hat dieser Carel damit zu tun.
    Da scheint viel mehr hinter der Sache zu stecken, als es zu diesem Zeitpunkt den Anschein hat.


    Bei der Gelegenheit, es gibt eine Fortsetzung, die im Juni als Tb erscheint: "Rote Spur". Die werde ich auf jeden Fall auch lesen. Es sei denn, das Ende hier ist komplett an den Haaren herbeigezogen und völlig unglaubwürdig, was ich aber nicht annehme :-)
    Sollen wie wieder gemeinsam lesen?

  • Zitat

    Original von JaneDoe
    Bei der Gelegenheit, es gibt eine Fortsetzung, die im Juni als Tb erscheint: "Rote Spur". Die werde ich auf jeden Fall auch lesen. Es sei denn, das Ende hier ist komplett an den Haaren herbeigezogen und völlig unglaubwürdig, was ich aber nicht annehme :-)
    Sollen wie wieder gemeinsam lesen?


    Das klingt sehr interessant. Ich könnte - mit Deinen Einschränkungen - auch fast zum kleinen Lemmer/Meyer-Fan werden.

  • Zitat

    Original von Lumos
    Geschickt, Lemmer seine Geschichte der im Koma liegenden Emma erzählen zu lassen. Die Geschichte einer bitteren Kindheit, die seine Persönlichkeit nachhaltig geprägt hat. Lemmers Gewaltbereitschaft ist schon manchmal beängstigend, auch für ihn selbst (s. S. 259), aber er ist sich dessen bewusst und das ist sicher ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu mehr Kontrolle.


    Ob Emma wirklich nichts davon mitbekommt? Möglicherweise kennt nun auch sie seine Vergangenheit und zumindest ein paar seiner Träume und Hoffnungen. So unabhängig er sich gibt, ist es wohl doch sein größter Wunsch irgendwo dazu zu gehören.


    Die Idee quasi als "running gag" immer wieder die Namen und Zuständigkeiten der Lodge-Mitarbeiter zu nennen, finde ich amüsant. Was für ein abgedrehter Typ, Dick-Leitender Wildhüter und Naturführer! Besonders helle scheint er nicht zu sein, lässt sich wunderbar von Lemmer manipulieren und erweist sich informationstechnisch als erstaunlich hilfreich :grin.


    :write
    Dem kann ich nur zustimmen. Diesen "Running Gag" finde ich auch sehr amüsant, aber auch ziemlich hilfreich. Wenn es nicht immer die zusätzliche Erwähnung der Funktion gäbe, bekäme ich das Personal dort gar nicht auseinander gehalten. ;-)


    Mich würde es nicht wundern, wenn Emma alles mitbekommt, was Lemmer ihr während des Komas erzählt. Von solchen Geschichten habe ich nämlich auch schon gehört. Sollte Emma aufwachen, wird es auf jeden Fall sehr interessant. :grin Zum Glück enthält Lemmers Vergangenheit viel Spannung, ansonsten wäre dies ein ziemlich langweiliger Abschnitt geworden.


    Zitat

    Original von xexos
    Aber was sollte nun die Story um Tertia? Hat das noch irgendwann Bewandtnis oder soll und das nur die innere Zerrissenheit von Lemmer näherbringen?


    Wie JaneDoe tippe ich auch auf letztes. Wahrscheinlich sollte es noch zeigen, dass Lemmer auch nur ein Mann ist und bestimmten Versuchungen nicht widerstehen kann, so sehr er es auch zuerst versuchte. ;-)

  • Durch Lemmers Geschichte erklärt uns der Autor sehr gut, wo die Gewaltbereitschaft und Wut herkommt, die in seiner Hauptfigur brodelt. Toll gemacht.


    Und im nächsten Abschnitt (auf Seite 300) liefert uns der Autor auch gleich noch eine Erklärung, warum wir den gewalttätigen Lemmer trotzdem sympathisch finden:


    Frauen fürchten Gewalt. Sie hassen sie, aber ein Großteil von ihnen hat auch eine Schwäche für die potentielle Gewalttätigkeit eines Mannes. Denn sie ist eine Möglichkeit, sein Recht auf Reproduktion gegenüber anderen Männern zu verteidigen, seine Frau und seinen Nachwuchs vor Gefahren zu schützen.


    Deon Meyer schaut anscheinend genau hin, wenn er die Menschen betrachtet. Das gibt seinem Buch auch die Tiefe, die einen weiterlesen lässt.

  • Zitat

    Original von Lumos:


    Ob Emma wirklich nichts davon mitbekommt? Möglicherweise kennt nun auch sie seine Vergangenheit und zumindest ein paar seiner Träume und Hoffnungen. So unabhängig er sich gibt, ist es wohl doch sein größter Wunsch irgendwo dazu zu gehören.


    Das habe ich mich auch schon gefragt. :-) Lemmers Geschichte fand ich ganz spannend geschrieben.


    Ich wusste gar nicht das "rote Spur" der Nachfolgeband ist. Der liegt bei mir schon zu Hause. :-)