Leichtmatrosen - Tom Liehr

  • Leichtmatrosen
    Tom Liehr
    ISBN: 978-3352008535
    Rütten&Loening
    352 Seiten, 14,99 Euro


    Über den Autor: Tom Liehr, geb. 1962 in Berlin, war Redakteur, Rundfunkproduzent und DJ. Seit 1998 Besitzer eines Software-Unternehmens. Er lebt in Berlin. Bislang erschienen bei Aufbau seine Romane „Radio Nights“ (2003), „Idiotentest“ (2005), „Stellungswechsel“ (2007), „Geisterfahrer“ (2008), „Pauschaltourist“ (2009) und „Sommerhit“ (2011). Im Frühjahr 2013 erscheint sein neuer Roman „Leichtmatrosen“. Mehr zum Autor unter: www.tomliehr.de.


    Klappentext: „Im Flur drückte ich zum x-ten Mal die Wiedergabetaste des Anrufbeantworters. Patrick, ich bin morgen in Düsseldorf, danach dann im Allgäu. Ich freue mich auf die Pause bei meiner Familie. Hab dich lieb. - Hab dich lieb. Das sagt man zur eigenen, inzwischen sechzig Jahre alten Mutter, aber doch nicht zu dem Mann, mit dem man sechzig Stellungen aus dem Kamasutra ausprobiert hat.“ Patrick ist sich sicher, dass Cora ihn betrügt, und ausgerechnet jetzt hat er sich mit drei – sogenannten – Freunden verabredet, mit einem Hausboot die Havel hinaufzuschippern. Eine Idee, die ihm nun so klug vorkommt wie ein Landkauf auf dem Jupiter. Die Chaos-Crew: Henner, ein evangelischer Pfarrer, Mark, ein Verlierer, wie er im Buche steht, und Simon, der gerne die Welt erklärt, unzuverlässig ist und fünfundzwanzig Handys besitzt. Mit dem Schiff „Dahme“, das sie gleich in „Tusse“ umbenennen, stechen sie „in See“. Zehn absurde, chaotische und doch wunderschöne Tage auf dem Wasser, die bei den vier Männern etwas zum Vorschein bringen, das sie alle eigentlich längst wissen: So kann es nicht weitergehen.


    Meine Meinung: Eigentlich war es eine Stammtischidee, die dazu geführt hat, dass Patrick, Simon, Mark und Henner sich als Charterboot-Touristen auf einem Hausboot auf der Havel wiederfinden. Eine Fahrt beginnt, auf der sich die Männer, deren oberflächliche Bekanntschaft gemeinsamen Badminton-Abenden geschuldet war, unweigerlich näher kennenlernen werden. So nahe, dass so manches zum Vorschein kommt, was man bisher erfolgreich verschwiegen, oder sogar verdrängt hatte. Vier Kerle unter sich – und natürlich müssen sie erst einmal ihre Erfahrungen mit dem Boot, mit anderen netten und weniger netten Hausbootführern machen und neben alkoholgeschwängerten abendlichen Gesprächen über Gott und die Welt, Katerfrühstücken und Schleusenerlebnissen bekommen sie unter anderem Besuch von Mücken und Spinnen, sowie von Damen mit zweifelhaftem Ruf…


    Also ein ganz normaler Männerurlaub könnte man sagen, doch neben vielen amüsanten Abenteuern auf dieser Fahrt, begibt sich jeder der vier auch auf eine Reise zu sich selbst, was dann letztlich der anfangs sommerlich leichten Geschichte etwas mehr Tiefgang verleiht.
    Es geht eben nicht nur um lockere Urlaubsfreuden, den Ausbruch aus dem Alltag mit all seinen Pflichten und Zwängen. Die innere Entwicklung der einzelnen Personen auf dem Boot ist sehr realistisch und teilweise nachdenklich stimmend dargestellt, ihre Dialoge und Diskussionen sind interessant und der Weg von anfangs flüchtigen Badminton-Partnern hin zu tatsächlichen Freunden gefiel mir gut.


    Man merkt, dass diese Hausboot-Tour auf eigenen Erfahrungen des Autors beruht, denn die Schilderungen der Landschaft, die Beschreibung, wie es ist, den Abend an Bord ausklingen zu lassen, oder am frühen Morgen auf dem Wasser unterwegs zu sein, sind so greifbar, dass ich nach wenigen Seiten das Gefühl hatte, von der unweigerlichen Entspannung, die ein solcher Urlaub verspricht, angesteckt worden zu sein.
    Das Buch macht richtig Lust darauf, einen ähnlichen Urlaub zu buchen, wobei ich auf Damen-Mücken- und Spinnenbesuch getrost verzichten kann.


    Ich habe ein Buch gelesen, das mir wie ein erholsamer Urlaub vorkam und das mich, obwohl es mir an manchen Stellen zu harmonisch war, prima unterhalten hat. Auch wenn es kein ausschließliches Sommerbuch sein soll, bringt es so viel Urlaubsfeeling rüber, dass es sicherlich auch im Strandkorb (oder auf einer Bootsfahrt) ein guter Begleiter ist.

  • Tom Liehr schreibt Entwicklungsromane. Romane über das Erwachsenwerden von Männern, die längst erwachsen sein sollten. In der Regel beschreibt er diese Entwicklung über Jahre, in diesem Buch hier geht es um eine Entwicklung mit Katalysator. Der Leser beobachtet die vier Helden des Romans über einen Zeitraum von zehn Tagen und einer Rückblende von zweien.


    Katalysator ist hier eine Situation in die die Helden gestellt werden, eine Situation, die sie letztlich nicht nur aus ihrem Alltagstrott herauszieht, sondern sie damit konfrontiert, wie dieser Alltagstrott, wie ihr Leben verläuft oder schiefläuft. Fast wie in der griechischen Tragödie in der Einheit von Zeit und Raum, nur das der Raum hier beweglich ist, ein Boot, das mit allen Regeln und Tücken der Seemannschaft eine nicht unbedeutende Nebenrolle in diesem Buch einnimmt.


    Vier Männer, die alle Rituale eines Männerurlaubs einhalten : Fressen, Frustschieben, Fassweise Alk vernichten und was es an Wörtern mit f noch so gibt. Dabei verändern sich in der Konfrontation mit den anderen, dem See und dem Boot, vor allem aber in der Konfrontation mit sich selbst die Perspektiven und letztlich die Lebensentwürfe. Eigentlich kennen sie die Männer nur vom Sport, eine zufällig zusammengewürfelte Truppe, die sich zum Badminton trifft.


    Als eines abends nach dem Training beim Ouzo die Idee geboren wird, zehn Tage gemeinsamer Urlaub auf einem Boot in den Gewässern nördlich von Berlin zu unternehmen, eine richtige Schnapsidee, fragt sich der Ich- Erzähler des Buches noch ob er sich nicht drücken kann. Er kann nicht. Dann kommt, erzählt mit dem typischen Liehrschen Humor, eine Geschichte, die jedem Leser auf die Reise mitnimmt. Vorsicht vor Nebenwirkungen, außer Reisesehnsucht genau so eine Tour selbst machen zu wollen, wird auch vor Zwerchfellerschütterungen ausdrücklich gewarnt. Lesen in der Öffentlichkeit könnte Irritationen der Mitmenschen auslösen.


    Eigentlich müsste man für Tom Liehr eine Bezeichnung wie Cock- Lit als Entsprechung für Chick- Lit für leichte Frauenliteratur erfinden, also für Bücher, die auch Männer lesen und die von Männern handeln und in denen humorvoll allen Lesern bekannte Situationen und Entwicklungen, leicht überspitzt und ironisierend aber- wie hier- mit Tiefgang vorgestellt werden. Geht leider nicht, da die Bezeichnung zu nah am Porno wäre. Chick- Lit für Männer trifft es aber auch nicht, da Frauen zwar- wie das im Leben so ist- das sind um das sich alles dreht, aber die Hauptpersonen sind nun mal vier Männer mit ihrem beschränkten Horizont und ihrer Unfähigkeit das Leben zu meistern.


    Diese vier Männer die zehn Tage zu begleiten bereitet ein großes Lesevergnügen und hinterlässt als einzigen Frust die Tatsache, dass es nun wieder warten heißt, bis der nächste Tom Liehr erscheint.

  • Hallo, Beo.


    Ich habe auf Deine Besprechung schon seit Tagen gewartet. War ein bisschen wie vor einer überfüllten Schleuse - und irgendwo, weit vorne, einer mit Motorschaden. ;-)


    Du triffst das, was ich mit diesem Buch versucht habe, sehr gut. Die ersten Rezensionen bei Amazon (vor allem die neuere, von heute) verorten den Text als relativ leichtes Urlaubsbuch, was es ja auch ist, aber eben nicht nur, nicht einmal in der Hauptsache.


    Was soll ich sagen? Danke! :anbet


    (Und nach dem Buch ist vor dem Buch - der nächste Roman ist längst in Arbeit. Näheres dazu im Frühsommer, denke ich.)

  • Hallo, Beo.


    Zitat

    Eigentlich müsste man für Tom Liehr eine Bezeichnung wie Cock- Lit als Entsprechung für Chick- Lit für leichte Frauenliteratur erfinden


    Michel Birbaek hat mal irgendwo erzählt, dass ihm ein Buchhändler im Rahmen einer Lesung das Etikett "Dick-Lit" verpasst hat, wenn ich mich recht erinnere; es war aber in jedem Fall Birbaek (der das sehr amüsant fand). In Verlagskreisen wird das schlicht "Jungsbuch" genannt - vermutlich, weil "Boy-Lit" dann doch zu sehr nach einem ungewollt schrägen Anglizismus klingen würde. Außerdem reduzieren beide Begriffe - Deiner wie auch der, den sich Birbaek anhören durfte - die Angelegenheit auf primäre Geschlechtsmerkmale, und auch wenn Männer oft (erfolglos) versuchen, mit denen zu denken, haben sie ja doch meistens noch ein Gehirn dazu, quasi als Backup. ;-)


    Allerdings. Chick-Lit bezeichnet ja diese "frechen Frauenbücher", sanft ironisierende Emanzipation auf Schenkelklopferniveau. Situationskomik und Wortwitz stehen im Vordergrund, die Konflikte sind zumeist relativ flach - es geht überwiegend darum, den Traummann zu finden. An dieser Stelle behagt mir der Vergleich nicht. :grin

  • Erstaunt stelle ich fest, dass ich als Leserundennachzüglerin hier erst die dritte Rezension in den thread schreibe :wow
    Achja, auch als Nachzüglerin wurden mir meine Fragen wie gewohnt souverän von Tom beantwortet, für dessen Leserundenbegleitung auch hier noch einmal vielen Dank :anbet
    Wir folgen also im üblichen pointierten Liehrstil vier unterschiedlich unausgegorenen sprich: mehr oder weniger erwachsenen Knaben für einige Tage auf einer nach dem Havelnebenfluss DAHME benannten, von ihnen aber gleich umgetauften Boot TUSSE durch die Wasserwelt nördlich der Hauptstadt und auf dem Weg zur Selbstfindung, soweit möglich.
    Das Cover passt, eine Karte erleichtert es, den Reiseverlauf von der Couch aus zu begleiten, und Glossar nebst Erläuterungen runden das Ganze recht angenehm ab.
    Dass Tom sehr gut zu formulieren versteht, wusste ich aus früheren Büchern, dass er sich steigern kann, war mir ebenfalls nicht neu. Deshalb überraschte es mich nicht, dass mir das Buch gefiel. Trotz der Steigerung gefällt mir aber - und ich überlege seit einigen Tagen, warum - leider erfolglos - "Sommerhit" nach wie vor von allen Liehrbüchern am besten.
    *10 Eulenpunkte*
    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Nachdem ich schon eine Weile mit dem Buch durch bin, habe ich es nun endlich geschafft, eine Rezi zu tippern:



    Vier völlig unterschiedliche Männer unternehmen, geboren aus einer Schnapsidee, eine gemeinsame Bootsfahrt. Vor der malerischen, sommerlichen Kulisse zwischen Berlin und Schwerin, von Tom Liehr wunderbar beschrieben, starten die vier ins Abenteuer. Die Geschichte nimmt amüsant Fahrt auf, mit teilweise parodistisch anmutenden Szenen und Beschreibungen, sowohl einzelner Personen als auch verschiedener Begebenheiten. Gleichzeitig erfährt die Geschichte jedoch auch einen Tiefgang, den man so zu Beginn nicht vermutet. Die Protagonisten, wunderbar herausgearbeitete Charaktere, schippern nicht nur über Flüsse und Seen, sondern unternehmen auch eine Reise zu sich selbst.


    Mein Fazit: Tiefgründige und amüsante Bootsfahrt vor sommerlicher Kulisse.

  • Leichtmatrosen von Tom Liehr


    Wenn ich den Inhalt mit nur zwei Worten beschreiben müsste, dann würden diese wie folgt lauten: Unerwartet gefühlvoll.


    Muss ich aber zum Glück nicht.


    Vier Männer, die kaum unterschiedlicher sein könnten, brechen zu einer Hausboottour auf. Wenn man eine leichte Sommergeschichte ohne jeglichen Tiefgang erwartet hatte, dann wird man schnell eines Besseren belehrt. Man erlebt erheiternde Momente, die wiederum von sehr nachdenklich stimmenden abgelöst werden. Am Anfang störten mich die etwas sehr langatmigen Landschafts- und Manöverbeschreibungen. Auch musste ich mich erst an die zum Teil sehr langen Sätze des Autors gewöhnen. Mein Durchhalten wurde aber letztendlich mit einem sehr schönen Handlungsstrang belohnt. Mit viel Liebe zum Detail und Figurentiefe. Die Auflösung am Ende hat mir sehr gut gefallen.


    Mein Fazit: Ein Roman nicht nur für Männer, weil ihm weder Gefühl noch ein Happy End fehlt.


    Ich vergebe 8 von 10 Eulenpunkten

    Fay
    Ein Roman ist wie der Bogen einer Geige und ihr Resonanzkörper wie die Seele des Lesers. (Stendhal)

  • Juchuuu! Ein Roman für Jungs und Männer! Tom Liehr ist mir als Schriftsteller bekannt aber ein Buch von ihm habe ich bis vor ein paar Tagen noch nicht gelesen. Die "Leichtmatrosen" klangen zu verlockend und ich hab den Roman kurzerhand vorbestellt und dann gelesen. Okay, die frivole Passage so ab Seite 188 und die paar nachfolgenden Seiten durfte ich bei einer Lesung im privaten Rahmen von Tom Liehr bereits vorab vorgelesen bekommen und geniessen... wahrscheinlich auch ein Grund, oder gar DER Grund, warum ich das Buch unbedingt haben musste. :grin


    Die Geschichte weicht eindeutig von meinen Lesegewohnheiten ab und ist etwas gaaaaanz anderes aber es hat mir gefallen was ich da zum Lesen vorgesetzt bekam. Vier Männer die sich nur vom gelegentlichen Sport kennen unternehmen aus einer Bierlaune heraus eine Hausboottour auf den Kanälen in den Revieren der Mecklenburgischen Seenplatte. Ein solcher Kurzurlaub sollte geplant werden, aber man kann sich auch wie unsere vier Landratten einfach so auf das Boot begeben und nach einer Chartereinweisung mal drauflosfahren. Lernen kann man ja immer noch während des Fahrens und wie man sich korrekt in Schleusen verhält wird einem dann schon gesagt oder so ähnlich ...


    Nachdem man sich als Leser mit den vier Protagonisten angefreundet hat und die ersten nautischen Begriffe verinnerlicht hat, geniesst man das Bordleben und stösst mit viel Alkohol auf die Reise an und trifft andere Bootsfahrer oder geniesst in lauschigen Landgasthöfen lustige Abende. Es gibt auf und neben dem Kahn vieles zu entdecken und mir markigen Kommentaren zu versehen. Wie es unter Kerlen üblich ist, gibt man sich keine Blösse und ist für jedes und alles zu haben aber die Tage die man zusammen verbringt führen dann zu dem ein oder anderen Gespräch und man merkt das unter der lockeren Fassade im Leben einiges im Argen liegt und es geht immer mehr um essentielle Existenzfragen. Auf jeden Fall verändert diese Bootstour die Ansichten zum Leben aber ob alle vier Leichtmatrosen ihre Zukunft wirklich in andere Bahnen lenken werden ... ?


    Ein gleichzeitig locker, humorvoller wie auch tiefgründiger Roman der beim Lesen einen Heidenspass bereitet. Chaotisch, turbulent, süffig, verwegen mit einem guten Schuss Lebensweisheit. Oder simpel mit einem Wort ausgedrückt: feinkörnig! Wertung: 8 Eulenpunkte.

  • Ich mag das Buch, um es gleich ganz deutlich zu sagen. Dennoch wäre es ein Trugschluss zu sagen: Es beschreibt die Männer. Es beschreibt allenfalls bestimmte Männer, ganz individuell und - was nicht nur erlaubt, sondern durchaus erwünscht ist - manchmal grotesk überzeichnet. Es ist ein heiterer Unterhaltungsroman, gespickt mit außergewöhnlichen Charakteren, aber sicher kein "Männererklärbuch". Vor allem Frauen sollten nicht dem Irrtum verfallen, durch das Verhalten der Vier zu neuen grundsätzlichen Erkenntnissen über den Mann schlechthin gekommen zu sein. Ich kenne z. B. weitaus mehr Männer, die es absolut widerwärtig finden, in Waschbecken zu pissen (zudem in solche, die auch von anderen genutzt werden), man muss auch keineswegs spießig sein, um einem Nikotinjunkie (ich bin einer) das unablässige Quarzen unter Deck in dieser engen Kajüte zu untersagen. Auch ist es ein Märchen, dass Männer, ein paar Tage unter sich, fortwährend Alkoholexzesse bis zur Besinnungslosigkeit veranstalten. Und bei aller Lust an "verbotenen Früchten", die immer wieder mal ihr Recht fordert, ist die überwiegende Anzahl meiner Geschlechtsgenossen durchaus imstande, ihren Sexualtrieb einigermaßen zu kontrollieren und der zivilisatorischen Entwicklung anzupassen.


    Im Buch wird viel herumgesaut, gesoffen, gekifft und gefickt. Die unappetitliche Hurenorgie, an deren Ende der volltrunkene Protagonist nur noch ficken, ficken, ficken usw. denken kann, stellt in dieser Reihe den Höhepunkt dar, nicht aber das Ende der scheinbar so wahrhaft männlichen Sauereien. Um es klar zu sagen: Dies alles als typisch männlich, gar Männer erklärend zu verstehen, wäre schlicht Unsinn. Es mag Männer geben, die sich so benehmen. Diese Figuren hier tun es - und das ist das gute Recht des Autors, zumal wenn er es mit so großer Erzählkunst beschreibt wie Tom.


    Nun ist aber das vom Autor mit wahrer Herzenslust überzeichnete archaische Verhalten dieser vier Leute nicht der Dreh- und Angelpunkt des Buches - Gott oder wem auch immer sei Dank. Der Schmelz dieses Summertime-Waterway-Movies liegt in der psycholgisch einfühlsamen und durchaus realistischen Beschreibung eines immer wieder bei ähnlichen Gelegenheiten zu beobachtenden Vorgangs: Männer mit völlig unterschiedlichen Lebenswegen, aus gänzlich verschiedenen Berufen, gar "Schichten", mit individuellen Eigenschaften und Erfahrungen, die sich sonst nie näher gekommen wären, werden zu Freunden, weil sie ein gemeinsames Abenteuer in völlig neuer Umgebung, mit für alle gleichmaßen neuen, aufregenden Rahmenbedingungen im wahren Wortsinn auf einem Boot "erfahren". Das ist wunderbar zu lesen, von einer schwebenden Heiterkeit, manchmal anrührend, oftmals umwerfend komisch, immer aber glaubwürdig erzählt. Besonders trifft dies für die Erfahrung zu, von der die Figuren selbst völlig überrascht werden, dass sie nämlich erstmals in der Lage sind, ihre selbst auferlegten Barrieren zu überwinden, ihre Herzen über langjährig aufgetürmte Hürden zu werfen und sich endlich zu öffnen. Neben den Landschaftsbildern, in die Tom die Handlung gekonnt einbettet, ist diese Entwicklung der Vier auf dem Törn der eigentliche Anker, um den dieses scheußliche Blech-Hausboot "schwojt".


    Apropos Landschaftsbilder: Manchmal scheint den Autor selbst allerdings die Lust zu verlassen, allzu intensive Werbung für den örtlichen Tourismus zu machen. Einige Passagen, die nichts beschreiben, sondern dem Leser lieber gleich oktroyieren, was er zu denken hat, wirken kraft- und lieblos. Beispiele: "... umgeben von fantastisch schöner Landschaft ...", "... im äußerst niedlichen Stadthafen ..." etc.


    Das alles ändert nichts daran, dass Tom ein wunderbares, leichtes, aber nicht seichtes Sommerbuch geschrieben hat, wie immer bei ihm ein echtes Lesevergnügen. An einen der besten Romane zum Thema Jugend, Eltern und Establishment in Deutschland in Vor- und Nachwendezeiten, den grandios geschriebenen "Sommerhit", ein Buch voller vor dem radikalen Wandel der Systeme präzise beobachteter und fein erzählter menschlicher Ängste, Irrungen und Glück, reichen die leichten Matrosen nicht heran. Bei Weitem nicht. Das ist aber nicht schlimm. Erstens kann selbst ein Könner wie Tom Liehr nicht alle eineinhalb Jahre einen so großen Roman schreiben, wie "Sommerhit" zweifellos einer ist, und zweitens sind selbst seine weniger epochalen Arbeiten immer noch viel besser als das Meiste, was man im Bereich der "leichten" Lektüre so vorgesetzt bekommt.

  • Zum Inhalt dieses "Boot-Movies" wurde in den vorangegangen Rezis genug geschrieben, auch der Autor ist hinlänglich vorgestellt worden, also konzentriere ich mich voll auf meine Meinung zu den "Leichtmatrosen".


    "Wann ist ein Mann ein Mann?" grölte Herbert Grönemeier vor etlichen Jahren in einem Song, der wohl auf absehbare Zeit nicht aus den Allzeit-Playlisten der Radioprogramme zu vertreiben ist. Der Song ist vielleicht gerade deshalb so zeitlos, weil er gängige Klischees über Männer in Frage stellt.


    Es wäre vielleicht zu einfach, die "Leichtmatrosen" auf dieses Thema zu reduzieren, aber ganz gewiss ist es ein zentrales Anliegen. Hier werden Männerklischees auf die Bühne gestellt, wie etwa das Kind im Manne, die Affinität zu alkoholinduzierten Eskapaden, die angeblich unkontrollierbare Schwanzgesteuertheit, die Unfähigkeit oder der Unwille sich festzulegen. Tom Liehr überzeichnet genussvoll diese Klischees, wo immer er kann. Die Frage "Sind Männer wirklich so?" geht meilenweit am Kern vorbei, denn der Sinn eine Satire ist nicht, auf den Wortgehalt überprüft zu werden. Niemand würde etwa den Monthy Python vorwerfen, dass es ziemlich unrealistisch ist, wenn Gekreuzigte gemeinsam ein fröhliches Liedchen anstimmen. Nein, diese Überzeichnungen haben den einzigen Zweck, zum angeblich wahren Kern dieser Klischees vorzudringen und sie zu hinterfragen. Manchmal verschwidnet dabei selbst dieser Kern, manchmal wird er bestätigt, manchmal wird er reduziert oder in ein ander Licht getaucht. In dem Sinne ist es eine große Freude, mitzuerleben, wie dieses Konzept etwa in der "Nuttenszene" auf ziemlich radikale Art und Weise verfolgt wird. Dem Leser wird es am Ende selbst überlassen, zu entscheiden, was von dem Klischee des durch sexuelle Instinkte getriebenen Tieres namens Mann wirklich übrig bleibt.


    Aber das Buch beschränkt sich nicht allein auf dieses Thema. Es geht auch um die Sinnsuche, in der sich diese völlig unterschiedlichen Typen befinden, ohne dass sie sich vor Antritt der Reise darüber überhaupt im Klaren sind, dass es eine solche ist. Auf jeden Fall bildet das gemeinsame Erlebnis für alle Beteiligten einen Wendepunkt in ihrem Leben, den Tom sehr feinfühlig und nachvollziehbar herausarbeitet.


    Der Spagat, den Tom Liehr wagt, zwischen diesem eher ernsthaften Anliegen und den Bemühungen einen leichten, unterhaltsamen Sommerroman zu präsentieren, ist recht gewagt. Nicht immer kann ich sagen, dass er wirklich gelungen ist. Manche komische Szenen stehen in ihrer Absurdität gewissermaßen als Fremdkörper daneben, besonders dann, wenn sie anscheinend so gar nicht in das Grundkonzept passen. An einigen Stellen erlebte ich den Effekt deutscher Fernsehkomödien: Bemüht komisch, und dabei manchmal die Grenze zur Krampfhaftigkeit überschreitend. Aber diese Situationen sind erfreulicherweise die Ausnahme.


    Geschmackssache sind sicher auch die detailliert beschriebenen nautischen Manöver sowie die eindrucksvollen Landschaftsbeschreibungen. Bei ersterem, wäre ich mit weniger ausgekommen, von letzterem konnte ich wegen der Nachvollziehbarkeit aus eigenenm Erleben. nicht genug bekommen.


    Wenn ich die "Leichtmatrosen" in das bisher von mir verfolgte Gesamtwerk von Tom Liehr einordnen soll (ich habe bisher den "Sommerhit" und die "Geisterfahrer" gelesen) würde ich es als für seine Maßstabe guten Durchschnitt einordnen. Wohlgemerkt für seine Maßstäbe, in der allgemeinen Einschätzung sind alle drei Bücher überdurchschnittlich. An "Sommerhit" kommt es nicht heran, das bleibt mein unangefochtener Favorit, aber mit 8,5 Eulenpunkten liegt es nicht weit dahinter.

  • Hallo, arter.


    Das satirische Element, das Du ausgemacht hast, war so nicht geplant. Natürlich sind die Figuren ein wenig überzeichnet, was zur Eigenart von fiktionaler Literatur gehört und in aller Regel auch die Handlung betrifft - Dinge geschehen nicht in der Massierung, Ausprägung und nachvollziehbaren Kausalität wie in Romanen, Figurenentwicklungen sind in der Realität selten so direkt und auf eine Handlungsabfolge bezieh- oder reduzierbar. Sonst wären alle Romane viele tausend Seiten dick und hätten vor allem auch kein Ende - es sei denn, man lässt tatsächlich alle Beteiligten sterben.


    Patrick, Henner, Mark und Simon soll(t)en also keine Karikaturen und auch keine Stereotypen sein, Archetypen in begrenzter Form jedoch durchaus. Fraglos würden sich nicht alle Männer so verhalten, wie es die vier "Jungs" tun, und nicht einmal alle Männer, die ähnlich gestrickt sind; jeder Mensch ist anders. Aber sie zeigen dennoch Verhaltensweisen, die ich nicht als extrem überspitzt oder gar satirisch dargestellt bezeichnen würde: Sie überschreiten zwar Grenzen, aber naheliegende. Dieter sprach in seiner Rezension von der "Selbstkontrolle", um die es ja auch in anderer Deutung im Buch geht. An der Stelle würde ich auch ihm widersprechen. Dieses Limit lässt sich meiner Meinung nach leichter aufweichen, als so manch einer wahrhaben will. Ausnahmeverhalten bleibt es unwidersprochen, aber unrealistisch nicht nur bezogen auf das Romanpersonal ist es m.E. nicht.

  • Meine Meinung
    Tom Liehr ist ein genauer Beobachter, und er legt die Finger in Wunden, die das Leben seinen Hauptfiguren gerissen hat. Das habe ich in den Romanen des Autors, die ich bisher gelesen habe, gefunden und ich wurde auch diesmal nicht enttäuscht.


    So findet sich der Leser in diesem Roman wieder zwischen vier Männern, die in der sogenannten Mitte des Lebens irgendwie gestrandet sind, den Kopf noch voller Ideen und Idealvorstellungen, wie sie und ihr Leben hätte sein sollen, durch eine aus einer Bierlaune heraus geplanten Bootstour konfrontiert mit der Wirklichkeit, mit Enttäuschungen, verpassten Gelegenheiten und unerfüllten Träumen. Also Menschen wie du und ich.
    Mit dem ihm ganz eigenen Humor führt der Autor uns durch diese Geschichte, stellenweise recht deftig, aber ohne platt zu werden und nie so, dass man die leisen Töne überhört.


    Vier sehr unterschiedliche Männer in Kipp-Phasen ihres Lebens, an dem Punkt, wo man überlegt: War es das? Die Bereitschaft darüber nachzudenken ist bei ihnen unterschiedlich, aber letztendlich tun sie es alle vier.

    An dieser Stelle auch eine kleine Kritik für etwas, wofür der Autor wahrscheinlich nichts kann:
    Der Klappentext wird dem Roman in keiner Weise gerecht, suggeriert er dem potenziellen Leser doch eine leichte, flockige Sommerlektüre, und eben das ist diese Geschichte eben nicht nur.


    Für mich ist "Leichtmatrosen" kein leichtes Sommerbuch, sondern ein Roman, der unter die Haut geht, auch mal zum Schmunzeln animiert, aber das stand für mein Empfinden eher nicht im Mittelpunkt.


    Von mir eine absolute Leseempfehlung!


    9 Punkte

  • Meine Meinung:


    Das meiste ist bereits gesagt. Und ich kann mich meinen Vorredenern nur anschließen.


    Ich mag Toms Bücher alle. Und habe bis auf "Sommerhit" alle gelesen. "Sommerhit" hebe ich mir für den Sommer auf. :-)


    Tom hat eine Art zu schreiben, die wunderbar ist. Er beschreibt die Personen so genau, dass man sie direkt vor sich sieht. Leichtmatrosen, erzählt eine Geschichte von vier Männern, die sich nur vom Badminton her kennen und spontan eine Bootstour gebucht haben.


    Jeder der vier Männer hat so seine Problemchen, die jeder auf seine Art zu lösen versucht. Auf dem Boot feiern sie Partys, führen tiefgründige Gespräche und sie freunden sich allmählich an.


    Ein Buch mit ganz viel Tiefgang. Der Humor jedoch kommt nicht zu kurz. Beim Lesen des Buches kommt ein Sommerfeeling auf und man hat das Gefühl, dass man mittendrin ist, im Geschehen!


    Ich sag nur: Feinkörnig! :-)


    Vielen Dank noch mal an Dich Tom, dass Du die Leserunde begleitet hast! Von mir bekommt das Buch 10 von 10 Eulenpunkten!!! :wave


    @ Tom: Du erwähnst oben, ein weiteres Buch ist in Planung. Toll! Dann bin ich schon sehr, sehr gespannt!

    Zündet man eine Kerze an,erhält man Licht.Vertieft man sich in Bücher,wird einem Weisheit zuteil.Die Kerze erhellt die Stube, das Buch erleuchtet das Herz.


    (Sprichwort aus China)

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  • Das Leben ist eine Schleuse „Im Flur drückte ich zum x-ten Mal die Wiedergabetaste des Anrufbeantworters. Patrick, ich bin morgen in Düsseldorf, danach dann im Allgäu. Ich freue mich auf die Pause bei meiner Familie. Hab dich lieb. - Hab dich lieb. Das sagt man zur eigenen, inzwischen sechzig Jahre alten Mutter, aber doch nicht zu dem Mann, mit dem man sechzig Stellungen aus dem Kamasutra ausprobiert hat.“ Patrick ist sich sicher, dass Cora ihn betrügt, und ausgerechnet jetzt hat er sich mit drei – sogenannten – Freunden verabredet, mit einem Hausboot die Havel hinaufzuschippern. Eine Idee, die ihm nun so klug vorkommt wie ein Landkauf auf dem Jupiter. Die Chaos-Crew: Henner, ein evangelischer Pfarrer, Mark, ein Verlierer, wie er im Buche steht, und Simon, der gerne die Welt erklärt, unzuverlässig ist und fünfundzwanzig Handys besitzt. Mit dem Schiff „Dahme“, das sie gleich in „Tusse“ umbenennen, stechen sie „in See“. Zehn absurde, chaotische und doch wunderschöne Tage auf dem Wasser, die bei den vier Männern etwas zum Vorschein bringen, das sie alle eigentlich längst wissen: So kann es nicht weitergehen. Vier Männer und ein Boot – das Sommerbuch der Saison. Mit der absoluten Unterhaltungsgarantie!


    Meine Meinung:
    Und die hat dieses Buch. Absolut empfehlenswerte Unterhaltungsgarantie nicht nur für den Sommer. Ein Buch, das alles beinhaltet was man für gute Unterhaltung braucht. Während man auf dieser Reise mit dem Hausboot die Havel raufschippert, die Tom Liehr wirklich sehr detail- und naturgetreu schildert und die man Dank einer Karte im Buch so gut nachvollziehen kann, dass man selbst Lust bekommt, so eine Tour zu machen, erfahren wir die Lebensgeschichten von vier unterschiedlichen Männern, die normalerweise nichts verbindet als ihre gemeinsamen Badminton-Abende. Doch ein „Ouzo“-trächtiger Abend ändert dies.


    Eine Reise der Selbstfindung dieser vier Männer, die sich auf dieser Fahrt ihre Lebensgeschichten erzählen und Lösungen suchen, um aus einem Leben herauszukommen, was sie eigentlich nicht leben wollen. Auf dieser Reise entstehen echte Freundschaften und am Schluss erfahren wir, was aus ihren Ideen geworden ist, als sie nach einem Jahr noch einmal eine solche Reise unternehmen.


    Das ist wieder ein Tom Liehr, wie ich ihn mag … sein Stil ist für mich einfach einzigartig und genau der ist es, der jedes Buch von ihm wieder zu etwas besonderem macht. Ein Buch voll mit trockenem Humor, köstlichen kleinen Episoden, etwas "pikant“, kleinen Übertreibungen, Bissigkeiten, man spürt Lebenslust, man spürt Nachdenklichkeit, Ängste. Auch die Herausarbeitung der Unterschiede zwischen Mann und Frau ist in diesem eigentlichen „Männerbuch“ zu keiner Zeit trivial.


    Es ist aber auch ein Buch mit Tiefgang, eins der anspruchsvolleren, ernsteren von Tom Liehr. Die Mischung stimmt, zu keiner Zeit langweilig und flüssig zu lesen. Chapeau. Ein einfach tolles Buch, was ich wärmstens weiterempfehlen kann und von mir daher auch volle Punktzahl verdient.

    :lesend Mary Kay Andrews - Winterfunkeln

    --------------------

    Hörbuch: Andreas Föhr - Totholz

    SuB: 324

  • Meine Meinung:
    Ich habe bisher alle Liehr-Bücher gelesen und hatte dementsprechend natürlich auch eine gewisse Erwartungshaltung. Allerdings hatte ich ebenfalls erwartet, dass das Buch eben nicht nur ein Sommerbuch für Leichtmatrosen ist. Ich hatte zumindest gehofft, dass es weit darüber hinausgehen wird. Und so war es dann auch.


    Die vier Männer machen sich auf (nicht mal mit besonderer Vorfreude), um ein Abenteuer zu erleben. Welches Abenteuer nun das größte war, wird wohl jeder nur für sich selbst beantworten können. Jeder hat seine Geschichte und enger Raum zwingt einen offensichtlich dazu, weit mehr über sich preiszugeben und/oder herauszufinden, als einem vielleicht lieb ist.


    Mir haben die Charaktere gefallen. Sie waren alles andere als perfekt, irgendwie aus dem Leben gegriffen, so vielfältig und lebendig und vor allem glaubwürdig. Außerdem waren sie sehr, sehr verschieden. Und genau das war es auch, was den Ausflug zu einem so großen Spaß für den Leser hat werden lassen.


    Mir hat das Buch sehr viel Freude bereitet und schon während der Leserunde dazu ist mir die Idee gekommen, so was auch mal mit meinen Mädels zu machen. Wenn ich es allerdings so recht bedenke, weiß ich noch nicht, ob ich dafür stark genug bin ;-).


    Ich freu mich auf's nächste Buch ...

  • Zitat

    Original von beowulf
    Tom Liehr schreibt Entwicklungsromane. Romane über das Erwachsenwerden von Männern, die längst erwachsen sein sollten.


    Damit hat beowulf das zentrale Thema der "Leichtmatrosen" gut auf den Punkt gebracht. Ein Thema, das mich eigentlich nicht sonderlich interessiert. Aber da es von Tom ist, wollte ich doch mal reinlesen. Und da es von Tom ist, wurde es dann auch trotz des massiven Testosteronueberschusses ein schoenes Lesevergnuegen.


    Die Mischung macht es hier. Es faengt erstmal als locker flockiger Urlaubs- und Sommerroman an. Dazu gibt es ein paar nette Landschaftsbeschreibungen, die Lust auf eine Reise in ein fuer mich gaenzlich unbekanntes Stueck Deutschlands machen. Und dann gibt es eine Gruppe von Maennern - Jungs eben - die dringend Maenner werden sollten. Das schaffen sie zum Glueck auch im Laufe des Buches. Tom Liehr bringt mit den Hintergrundgeschichten zu seinen vier Protagonisten eine gute Prise Tiefgang in die Story.


    Der Mann kann schreiben und somit bringt er mir auch eine Geschichte naeher, die nicht unbedingt zu meinen Lieblingsgenres gehoert. Ich wuenschte nur, er wuerde sein Talent auch mal wieder in anderen Geschichten einsetzen - ausserhalb dieser "Jungsbuch" Schiene. "Sommerhit" hat mir doch eine ganze Ecke besser gefallen.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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  • Die Leichtmatrosen habe heute bei mir Anker geworfen.
    Nach ein paar Seiten und einem Blick auf meine Wasserwanderkarte der Havelseen harre ich nun der Dinge die da kommen. Bis jetzt gefällts mir.

  • Nicht nur, dass dieses Buch eine wunderschöne Landschaft fast schon romantisch beschreibt, nein, diese Mal bin ich uneingeschränkt begeistert.


    Vier Männer, die sich bisher nur ab und zu zum Badminton getroffen haben und fast nichts voneinander wissen, beschließen einen zweiwöchigen Urlaub auf einem Boot.
    Nach einer kurzen Einweisung schippern sie los. Mark, Henner, Simon und Patrick, der gleichzeitig als Erzähler fungiert.
    Was sich nun in den 2 Wochen auf dem Schiff abspielt ist zum Teil witzig, tragisch und greift ziemlich tief in die Gefühlswelt und das Leben der vier ein.
    Eine Gruppentherapie könnte nicht mehr, eher weniger erreichen.


    Die vier lernen voneinander und übereinander, es entsteht eine Freundschaft, die vorher nie dagewesen war, ein Zusammenhalt und gegenseitige Verantwortung untereinander und für das eigene, bisher vernachlässigte Leben.


    Sicher könnte man sagen, einige Passagen bedienen alte Männerklischees aber, oft sind diese einfach zutreffend.


    Bis jetzt für mich das Buch von Tom Liehr, das mir am besten gefallen hat.


    Passt mal beim nächsten Eulentreffen auf, wie oft das manchmal, sicher nicht nur für mich, nervige "feinkörnig" zu hören ist. :chen