'Lassen Sie mich durch, ich bin Mutter' - Seiten 001 - 064

  • Zitat

    Original von LeSeebär
    Das finde ich mit das problematischste an dem Buch (zumindest was die Eltern-Kind-Seite betrifft): Die Eltern werden ständig auf Ihren Geldbeutel reduziert. Kinderwagen für 1000 Euro? Unnötig. Natürlich geht das auch billiger, aber wird das Kind bei einem 100 Euro Kinderwagen zu einem besseren Menschen? Das Gegenextrem sind doch das Jacqueline und das Kevin - die haben tatsächlich oft nur das Minimale und auch hier sind oft Eltern überfordert. Das man mit mehr Geld mehr falsch machen kann, glaube ich nicht.


    Hier vermischt du Dinge unzulässig. Kevin und Jacqueline haben es nicht schwerer im Leben, weil sie im Billigkinderwagen umhergeschoben werden. Auch Karl-Theodor gewinnt kein Fitzelchen Lebensqualität, weil er im teuersten Modell durch die Gegend gekarrt wird. Es dient allein der Mutter als Prestigeobjekt. Teuren Schwachsinn zu kaufen, nur weil man es sich leisten kann, ist ein sehr schwaches Argument. Mir geht es wie Draper Doyle, dass ich auch bei jedem einzelnen Porsche Cayenne kotzen könnte. Wenn jemand Geld zum Verbrennen hat, dürfte er es ruhig sinnvoller einsetzen. Da bin ich verbockter Idealist, und ganz ehrlich kein bisschen neidisch.



    Zitat

    Kommt auf die Größe der Kinder an. Ich würde meinen unter 3jährigen auch nicht allein aufs Klettergerüst lassen. Bei größeren Kindern ist das dann aber schon affig.


    Allerdings. Ich hätte mich schon seeeehr früh geschämt, wenn meine Eltern mich beim Spielen "bewachen". Zwar bin ich mehrfach aus Bäumen gefallen, verfüge aber als Ergebnis meiner körperbetonten Spiele über eine ausgesprochen gute Motorik, was mir später in Gefahrensituationen häufiger die Gesundheit erhalten hat. Mir stehen die Haare zu Berge, wenn ich lese, dass ein großer Teil der Kinder heutzutage keine zehn Sekunden auf einem Bein stehen kann, ohne umzufallen. Das ist nur ein Beispiel dafür, dass Überbehütung - bei allem berechtigten Bedürfnis, Kinder zu schützen - voll nach hinten losgehen kann. Hier schließt sich der Kreis dann wieder zum Buch.

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Zitat

    Original von rienchen
    Damit wollte ich sagen, dass ich die Diskussionen mit Dir als ziemlich müßig empfinde. Wenn ich von diesem unmöglichen Vater erzähle, der mE ein schlechtes Vorbild für seinen Sohn ist, erzählst Du mir als Gegenargument etwas von doofen Omas. Ja, ich weiß, es gibt doofe Omas. Da ich mal in einem Omacafe gejobbt habe, weiß ich das sogar sehr genau, wie doof sie sind. Da musste ich immer aus den Gedanken lesen, dass die Olle von Tisch sieben immer zwei Beutelchen Zucker zu ihrem Kännchen Kaffe Haag haben will. Ich. Doofes. Dummes. Ding. Zweifelsohne gibt es überall Bescheuerte. (Omas, Opas, Eltern, Singles, Schwule, Nachbarn, Brüder, Schwestern, manchmal auch man selbst!) Ja!


    Jetzt hast Du gewonnen, ich bin sowas von Deiner Meinung. :grin


    Ja, es gibt Väter, die schlechte Vorbilder sind. Aber die sind sich dessen meiner Ansicht nach genauso wenig bewußt wie die Omas. Sorry, falls ich schon wieder verharmlose.


    Zitat

    Und der Vater auf dem Spielplatz hat meine Tochter von der Schaukel verjagt, damit seine so um die Sechsjährige aber auch mal schaukeln kann, ohne zu warten. Auch ich schildere nur, was ich so erlebe, da kommst Du immer mit sonem komischen: ...jaaaa, aaaaber. Wieso....Wenn...Weshalb usw.


    Sorry, wenn ich das nicht vehement genug verurteilt habe. Ich dachte, so viel Unsinn spricht für sich und war nicht weiter darauf eingegangen.


    Zitat

    Und dann auch noch die Sache mit dem Lachen über die Doofen. :wow Ich habe betont, dass ich das Buch als Realsatire empfinde, weil es einfach stimmt.


    Es ist etwas anderes, die Leute einfach zu beobachten oder aber zu versuchen, sie mit allen Mitteln zu kritisieren. Wie ich hier schon geschrieben habe, finde ich, daß sie eben nicht einfach nur beobachtet. Daß mit dem Lachen über die Doofen war doch als Zustimmung gemeint. Natürlich wird man in einem großen Pool von bestimmten Personen viel einfacher auch welche finden, die besonders seltsame Dinge tun. Vielleicht habe ich mich mal wieder vollkommen blöd ausgedrückt. Ich beobachte z.B. sehr gerne andere Menschen in der Bremer Innenstadt und finde eigentlich immer was zum Lachen. Es ist einfach, über andere zu lachen und ich wollte Dir eigentlich damit nur sagen, daß ich Dir absolut glaube, daß man in PB schnell etwas findet, um über die Eltern zu lachen. Sorry, wenn ich das mal wieder mißverständlich ausgedrückt habe, ich bin weder Journalist, noch Autor, ich kann nicht so gut formulieren, daß es jeder versteht. :bluemchen


    Zitat

    Meine Kinder sind nicht normaler Durchschnitt.


    ..jaaaa, aaaaber. Wieso....Wenn... Ich meine, mein Sohn ist für mich etwas ganz besonderes. Hatte ich glaube ich bereits kurz erwähnt. Da Du aber gefragt hattest, wieso es etwas so besonderes ist, hatte ich versucht, den Unterschied der Beurteilung zwischen den eigenen Eltern (etwas ganz besonderes) und den übrigen (Kopf, Arme, Beine, alles dran, ganz normal) zu beschreiben. Ist offenbar auch mißlungen. Schade.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Zitat

    Original von harimau


    Hier vermischt du Dinge unzulässig. Kevin und Jacqueline haben es nicht schwerer im Leben, weil sie im Billigkinderwagen umhergeschoben werden. Auch Karl-Theodor gewinnt kein Fitzelchen Lebensqualität, weil er im teuersten Modell durch die Gegend gekarrt wird.


    Auch an Dich sorry für meine unglückliche Ausdrucksweise - genau das, was Du schreibst, wollte ich mit obigem Text erklären.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Jetzt verstehe ich so langsam worum es geht......
    ich habe nicht gedacht das es dieses Viertel "Prenzlauer Berg" es wirklich gibt, jetzt wurde ich des besseren belehrt. Ich habe aber auch nicht ganz raus, ob es eine Straße, Stadt oder Dorf sein soll.
    Ich kann es aber wirklich nicht glauben, dass - SO ETWAS - Real sein soll!!! :yikes
    Es ist schon recht Anstregend, finde ich dieses Buch zu lesen, ich finde es sehr hochgestochen und recht emazipiert als wenn es eine politisch emanzipierte Massengesellschaft wäre.
    Erschreckend finde ich, und das habe ich wirklich dreimal gelesen, ich Zitiere: "Das finde ich schade. Es gibt hier keinen Kevin mehr, keinen Maik, dafür ganz viele Nepomuks und Lottas."
    Lese ich richtig? Nepomuks?? ? :rolleyes
    Wie kommt man auf solch eine Namen??? Geht ja mal garnicht!!!!

  • Zitat

    Original von made
    Hab ich euch schon erzählt, was bei uns in einer ganz normalen Spießbürger-Reihenhaussiedlung abgeht?
    Erwachsener Nachwuchs nach einem Jahr Auslandsaufenthalt (während dessen täglich mit zu Hause telefoniert wurde) zieht in eigene Wohnung, die Eltern führen nach wie vor einen Familienterminkalender mit den Terminen ihres Sprößlings.


    Mayers Thema ist aber nicht eine Spießbürger-Reihenhaussiedlung, sondern das Milieu angeblich urbaner, weltoffener, politisch interessierter und gebildeter Städter.
    Die spießige Reihenhaussiedlung hat andere Probleme. Wo bringe ich noch den Pool unter, wenn mein 100 qm Garten schon mit einer Kletterburg und einem Trampolin vollgestellt ist? Kann ich die Mülleimerunterstellhäuschen aus Blech bauen, auch wenn eigentlich Holzverkleidung vorgeschrieben ist? Und dann, wenn die Neubau-Reihenhaussiedlung mal 10, 15 Jahre alt ist, was kann ich gegen die jugendlichen Blagen unternehmen, die sich in der hübschen Reihenhaussiedlung ganz furchtbar langweilen und deshalb das ganze Wochenende auf dem spielplatz Party machen?

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von pinucchia
    Jetzt verstehe ich so langsam worum es geht......
    ich habe nicht gedacht das es dieses Viertel "Prenzlauer Berg" es wirklich gibt, jetzt wurde ich des besseren belehrt. Ich habe aber auch nicht ganz raus, ob es eine Straße, Stadt oder Dorf sein soll.
    Ich kann es aber wirklich nicht glauben, dass - SO ETWAS - Real sein soll!!! :yikes
    Es ist schon recht Anstregend, finde ich dieses Buch zu lesen, ich finde es sehr hochgestochen und recht emazipiert als wenn es eine politisch emanzipierte Massengesellschaft wäre.



    Ich bin auch gerade etwas baff, dass es solche "Auswüchse" wirklich gibt. Ich komme aus einem kleinen Kaff (5.000 EW) und kann mir so was überkandideltes gar nicht vorstellen, aber wenn Zeugen vor Ort (rienchen) sagen, dass die Beschreibungen stimmen, dann wird es wohl so sein. Als Ortsunkundige hätte ich vieles von Frau Maier einfach als verallgemeinernde Übertreibungen abgehakt.... :gruebel

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Zitat

    Original von LeSeebär


    Das finde ich mit das problematischste an dem Buch (zumindest was die Eltern-Kind-Seite betrifft): Die Eltern werden ständig auf Ihren Geldbeutel reduziert. Kinderwagen für 1000 Euro? Unnötig. Natürlich geht das auch billiger, aber wird das Kind bei einem 100 Euro Kinderwagen zu einem besseren Menschen? Das Gegenextrem sind doch das Jacqueline und das Kevin - die haben tatsächlich oft nur das Minimale und auch hier sind oft Eltern überfordert. Das man mit mehr Geld mehr falsch machen kann, glaube ich nicht.


    Bei Kinderwägen kann ich eigentlich nicht mitreden, die Große hatte gar keinen, die Kleine einen von der Nachbarin ausgeliehenen.


    Dennoch wage ich zu behaupten, dass hier der Hund begraben liegt. So wie mein Kind in seiner geliehenen Gurke kein schlechter Mensch wurde, wird das Kind in einer Karre, die mehr gekostet hat als unser Auto, ein besserer. Das kann also nicht der Grund sein, so viel Geld für einen Kinderwagen, der nach spästens einem Jahr eh zu klein ist, auszugeben.
    Ok, vielleicht ist er ja viel besser als der nächst billigere No-Name Kinderwagen? Wahrscheinlich nicht, die letzten paar hundert Euro in der Oberliga eines Produktsegments zahlt man, dass ist nicht anders als bei smarten Telefonen, SUVs und Staubsaugern, für die Marke. Auch die dürfte dem Kind egal sein. Warum also wird für einen Kinderwagen so viel Geld ausgegeben, in einer Gesellschaft, in der das oberste Credo lautet, ja kein Geld zu verlieren, wo der homo oeconomicus, der sorgfältig seine Anschaffungen überlegt, Urstände feiert? Wo ist der Mehrwert?


    Ganz einfach, der Status, die anderen Muddis auf dem Spielplatz, vielleicht die alten Freunde aus der Provinz, die noch nie von diesen sensationellen Kinderwägen gehört haben. Herdentrieb und Angeberei. Das Ganze als kuriose Exzesse zu betrachten, funktioniert prinzipiell schon nicht, weil das System funktioniert ja nur, wenn erstens alle diesen Wunderwagen überhaupt als solchen erkennen, und wenn alle ihn haben wollen (und ihn sich dann, obwohl völlig überteuert, auch sofort zulegen, wenn das Geld reicht). In so einer Gesellschaft möchte ich nicht leben. Und wenn meine "Heimat" plötzlich so funtionieren würde, wäre ich wohl auch etwas angepisst.


    Edit hat ein k nach geliefert, Natürlich ist mein Kind kein schlechter Mensch ;-)

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

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  • Zitat

    Original von DraperDoyle: Dennoch wage ich zu behaupten, dass hier der Hund begraben liegt. So wie mein Kind in seiner geliehenen Gurke kein schlechter Mensch wurde, wird das Kind in einer Karre, die mehr gekostet hat als unser Auto, ein besserer. Das kann also nicht der Grund sein, so viel Geld für einen Kinderwagen, der nach spästens einem Jahr eh zu klein ist, auszugeben. Ok, vielleicht ist er ja viel besser als der nächst billigere No-Name Kinderwagen? Wahrscheinlich nicht, die letzten paar hundert Euro in der Oberliga eines Produktsegments zahlt man, dass ist nicht anders als bei smarten Telefonen, SUVs und Staubsaugern, für die Marke. Auch die dürfte dem Kind egal sein. Warum also wird für einen Kinderwagen so viel Geld ausgegeben, in einer Gesellschaft, in der das oberste Credo lautet, ja kein Geld zu verlieren, wo der homo oeconomicus, der sorgfältig seine Anschaffungen überlegt, Urstände feiert? Wo ist der Mehrwert?


    Als Kinderlose und bislang verschont vom Kauf eines Kinderwagens gebliebener Mensch will ich Dir Gründe liefern.
    Der Kauf eines Kinderwagens scheint sich durchaus schwieriger zu gestalten als gedacht.
    Vor gut drei bis vier Jahren hat eines der Testhefte Kinderwagen geprüft und festgestellt, dass ein Modell der Oberliga das einzige ist, bei dem es sich um ein schadstofffreies handelt. In dem Zusammenhang ging auch die These um, dass ein Kinderwagen eines beliebigen Herstellers am besten ein halbes Jahr vor der Geburt des Kindes gekauft werden sollte, um auszulüften.


    Bei uns im Freundeskreis haben werdende Eltern sich alle Gedanken um den Kauf eines Kinderwagens gemacht; es ging nie darum, den "Mercedes" unter den Modellen anzuschaffen und es handelt sich bei unseren Freunden auch nicht um die Prenzl-Mafia. Dennoch gab es gute Gründe, sich für ein besseres Modell zu entscheiden.
    Einer der Gründe war, dass man sich weitere Kinder wünschte und der Wagen auch noch ein zweites und ggf. drittes Kind überleben sollte.
    Ein für mich viel wichtigerer Grund ist m.E. die Wohnsituation unserer Freunde. Fast alle unsere Freunde mit Kindern wohnen bundesweit und in der Schweiz im Außengebiet, dass heißt, das mit dem Kinderwagen für einen Spaziergang Feldwege bei Wind und Wetter zu bewältigen sind. Bürgersteige vor der Haustür existieren nicht und die nächste Kleinstadt ist mindestens
    15 Kilometer entfernt; ein tolles Kindercafé gibt es dort auf Garantie auch nicht.
    Prominieren ist also Fehlanzeige und soweit wie unsere Freunde verstreut wohnen, können sie froh sein, alle paar Jahre überhaupt einmal Besuch zu erhalten und dann dürften andere Themen spannender sein.
    Übrigens, wenn wir tatsächlich einmal zu Besuch kommen und ich mir die Kinderwagen ansehe, dann kann ich davon ausgehen, dass der Untersatz mit schlammverkrusteten Reifen in der Veranda steht ;-).

  • Ja, SL, später hatten wir auch so eine Kurre (das heißt wohl Sportwagen, für Kinder, die schon sitzen können). Die hat ganz stolz mein Vater angeschleppt, für zwanzig Mark (!) in einem schwäbischen Second-Hand gekauft.
    Ich war damals Biologie-Studentin, musste also das Kind teilweise mit auf Exkursionen quer durch thüringische Wälder zerren. Ich habe die Karre zwischenzeitlich weitergegeben, und beim zweiten Kind haben mir nur flüchtig bekannte Menschen den Wagen zurückgegeben. Irgendjemand in der Verwertungskette hatte dem Wagen einen neuen Überzug verpasst (stimmt nicht, er hat den verschlissenen entfernt und darunten einen fast makellosen ursprünglichen gefunden), und so, nach geschätzt 5 weiteren Kindern, wurde auch das zweite Kind wieder quer durchn Wald geschoben.


    Bei unserem Besuch in der Hafencity in Hamburg dagegen schob eine junge Familie ihr kleines Mädchen in einem Buggy durch die Gegend, auf dem zwar fett das Bugatti-Symbol prankte, dessen winzige Rädchen sich aber genauso in den Pflastersteinritzen verhakten wie ein Billigteil. Die Leute gucken einfach nicht mehr, sie verlassen sich auf Markennamen, und auch wenn es nahezu unmöglich ist, den Wagen einigermaßen stressfrei durch die Stadt zu schieben, wird das Ding gekauft :rolleyes

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • @ Salonlöwin:
    Das ist ja auch absolut richtig, dass man sich über Anschaffungen in der Größenordnung Gedanken macht. Der Kauf eines Kinderwagens liegt bei uns jetzt 11 Jahre zurück. Damals schnitten die meisten Wagen mit schlechten Ergebnissen ab, egal, welcher Preisklasse sie angehörten. Schadstoffe hatten sie alle, kindgerecht waren sie teilweise auch alle nicht, was die Proportionen der Liegeflächen, Fußstützen etc anging. Erschreckend fand ich, dass damals kein Modell auf dem Markt war, das schadstoffarm war. Hoffentlich ist das heute anders. Aber das sind ja Vernunftgründe, bei den beschriebenen Eltern fungiert der Kinderwagen ja als Statussymbol.


    Was haben wir gemacht? Wir haben das Modell gewählt, das den höchsten, verstellbaren Lenker hatte, da mein Mann sehr groß ist. Aus die Maus.
    Wir haben ihn auch weitergegeben.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

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  • Zitat

    Original von Suzann
    Als Ortsunkundige hätte ich vieles von Frau Maier einfach als verallgemeinernde Übertreibungen abgehakt.... :gruebel


    Genau so geht es mir auch - ich denke, die wirklich schrägen Sachen treffen meiner Ansicht nach nur auf eine kleine Gruppe Eltern wirklich zu. Aber: Ich wohne auch nicht dort und kann das auch nur vermuten.


    Zitat

    Original von DraperDoyle
    Warum also wird für einen Kinderwagen so viel Geld ausgegeben, in einer Gesellschaft, in der das oberste Credo lautet, ja kein Geld zu verlieren, wo der homo oeconomicus, der sorgfältig seine Anschaffungen überlegt, Urstände feiert? Wo ist der Mehrwert?


    Ja kein Geld verlieren? Sorry, aber ich glaube, bei dem Personenkreis, der da offenbar in Prenzlauer Berg heimisch ist, geht es immer noch eher um "Mein Haus, mein Auto, mein Boot" als um "Geiz ist geil". Das mag auch beim Kinderwagen eine gewisse Rolle spielen, aber auch wir, die wir uns nun wirklich nicht jeden Schnick-Schnack leisten können, haben uns nach ähnlichen Überlegungen, wie sie Salonlöwin hier angedeutet hat, für ein vergleichsweise teures Modell entschieden. Worum es der Autorin nun wirklich geht, wird aus meiner Sicht aus dem Buch aber nicht ganz klar: Sie betont immer nur den völlig überteuerten Preis.


    Zitat

    Das Ganze als kuriose Exzesse zu betrachten, funktioniert prinzipiell schon nicht, weil das System funktioniert ja nur, wenn erstens alle diesen Wunderwagen überhaupt als solchen erkennen, und wenn alle ihn haben wollen. In so einer Gesellschaft möchte ich nicht leben.


    Volle Zustimmung. Nur: Wer zwingt Dich denn? Ich meine, selbst wenn alle meine Nachbarn Porsche Cayenne oder Mercedes S-Klasse fahren, hätte ich trotzdem mit meinem Skoda Rumster kein schlechtes Gewissen. Dieses ewige "Was der hat, muß ich auch haben" finde ich sowas von abtörnent, aber das scheint ein weitverbreitetes Problem in unserer heutigen Gesellschaft zu sein, daß kein spezifisches Eltern-Problem ist, sondern alle Schichten und Altersgruppen mehr oder weniger betrifft.


    Zitat

    Original von Regenfisch
    Erschreckend fand ich, dass damals kein Modell auf dem Markt war, das schadstoffarm war. Hoffentlich ist das heute anders.


    Ja, ist es, aber das kostet - da wird man dann also doch zum "Statussymbol" greifen müssen...

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Zitat von LeSeebär:
    Dieses ewige "Was der hat, muß ich auch haben" finde ich sowas von abtörnent, aber das scheint ein weitverbreitetes Problem in unserer heutigen Gesellschaft zu sein, daß kein spezifisches Eltern-Problem ist, sondern alle Schichten und Altersgruppen mehr oder weniger betrifft.


    Das sehe ich auch so! Dieser Teure-Marken-Wahn ist allgegenwärtig und nicht das Hauptproblem am Prenzlauer Berg. Ich glaube, die Autorin wollte doch eher das Augenmerk auf die Rücksichtslosigkeit zu Gunsten der Kinder lenken.

  • Erschwerend kommt doch für die heutigen Eltrn dazu, dass sich ein ganzer Industriezweig auf den Nachwuchs gestürzt hat. Das verunsichert sie. Das fängt ja schon vor der Schwangerschaft an, dass man dieses oder jenes tun oder lassen soll. Beim Frauenarzt geht es weiter. Welche Untersuchungen sind wirklich nötig. Und die Wirtschaft fordert gebetsmühlenartig gut ausgebildete Fachkräfte.
    Eltern haben es heute schwerer als früher.

  • LeSeebär, okay. Danke für die Blume. :-]


    Zitat

    aber das scheint ein weitverbreitetes Problem in unserer heutigen Gesellschaft zu sein, daß kein spezifisches Eltern-Problem ist, sondern alle Schichten und Altersgruppen mehr oder weniger betrifft.


    Ja, sowas hat es schon immer gegeben, gibt es und wird es immer wieder geben. Allerdings ist doch dieses Buch deshalb entstanden, weil die Autorin im Prenzlauer Berg gelebt hat. Dann ist sie mit ihrer Familie in den "Speckgürtel" gezogen (der mann ist übrigens Franke, also ein "reicher Wessi" :grin), weil sie Stadt nicht als geeignetes Aufwachsgebiet für ihre Kinder empfunden hat. Nun sind die Kinder groß, sie kehrt alleine zurück und vergleicht. Es geht ihr in erster Linie nicht um um die Elternschaft allgemein HEUTE, und wenn, dann spiegelt sie sich eben im Mikrokosmos Prenzlauer Berg wider. Dort haben früher viele Studenten gelebt, weil der Wohnraum billig war, die wurden erwachsen, kamen zu Geld, es gab Sanierungen, sie bekamen Kinder, alles wandelte sich, Verdrängung setze ein. Stellt sie sich nicht genau die Frage, wie SIE jetzt wohl draufwäre, sie wäre dort geblieben? Und die größte Frage ist doch, was aus den Kindern wird,wenn sie erwachsen werden. Und was aus diesem Stadtteil wird. Das finde ich schon spannend.


    Zitat

    Vor gut drei bis vier Jahren hat eines der Testhefte Kinderwagen geprüft und festgestellt, dass ein Modell der Oberliga das einzige ist, bei dem es sich um ein schadstofffreies handelt. In dem Zusammenhang ging auch die These um, dass ein Kinderwagen eines beliebigen Herstellers am besten ein halbes Jahr vor der Geburt des Kindes gekauft werden sollte, um auszulüften.


    Ich mag mich ja irren, aber spricht dieses Schadstoffargument nicht grade für den kauf von Second- Hand- Ware? :-) So handhabe ich es jedenfalls bei Klamotten, da ist ist alles rausgewaschen und da meine Kinder ohnehin größtenteil draußen sind, remrennen, hinfliegen etc pp ist es dann auch nicht weiter schlimm, wenn es dann mal die ein oder andere Hose hinter sich hat. Ich glaube sehr wohl, dass die Eltern dort sich ein teures Modell kaufen, dass sämtliche Eltern- Nido- Stiftung Warentest- Test bestanden hat, weil das beste eben garde gut genug ist. Ich hatte einen teuren Hartan- Wagen, nagelneu, der hat noch nicht mal die Hälfte des zweiten Kindes überlebt. Heute würde ich es anders machen. :-)

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Hallo rienchen,


    die Diskussion um Kinderwagen ist müßig und auch der Zweitmarkt ist begrenzt ;-).
    Überhaupt habe ich die letzten Tage viel über Sinn und Unsinn eines Buches nachgedacht, das ich nicht gelesen habe und das sich nach Euren Beschreibungen um Wohlstandssorgen Gedanken macht.


    Wenn ich wie am Montag durch ein Einkaufszentrum gegangen bin und gesehen habe, dass drei türkische Mädchen übergewichtig und ohne Einlagen in den Schuhen herumgelaufen sind, obwohl dies dringend nötig wäre.
    Frau von der Leyen ließ vor ein paar Jahren Vorsorgeuntersuchungen zur Pflicht werden und nach Bestätigungen von anderen Eltern in meinem Umfeld kümmern sich nicht alle Ärzte umfassend; im Ergebnis kommen nur die Eltern weiter, die den Mund aufmachen. Darüber darf man sich bei gleicher Gesundheitsversorgung Gedanken machen.
    Übrigens, wenn es sich um deutsche oder Kinder jedweder anderen Nationalität gehandelt hätte, dann wäre mir die Problematik ebenfalls aufgefallen.


    Oder der jüngst im Müll aufgefundene und verhungerte Säugling in Berlin-Neukölln? Warum regt sich niemand engagiert darüber auf?
    Teure Kinderwagen und Macchiato-Mütter sind nicht das Problem unserer Gesellschaft und vielleicht, nein ganz bestimmt sollte der Focus auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben gelenkt werden.
    Ich entschuldige mich gern dafür, diese Diskussion hier gesprengt zu haben, aber Kinder im Wellness-Hotel, im Essen matschende Kinder oder im Café tobende Kinder stellen für mich kein Problem dar, das in einem Buch ausgewälzt werden muss.


    Edit: Rechtschreibung.

  • Salonlöwin, ich diskutiere aber immer gerne mit Dir. :-) Edit: allerdings...


    Zitat

    Ich entschuldige mich gern dafür, diese Diskussion hier gesprengt zu haben, aber Kinder im Wellness-Hotel, im Essen matschende Kinder oder im Café tobende Kinder stellen für mich kein Problem dar, das in einem Buch ausgewälzt werden muss.


    weshalb diskutierst Du dann so freudig mit? :lache Ich gebe schon zu, dass mich manche Dinge bzgl der Gesellschaft heute schon sehr aufrgen, weil ich wahrscheinlich genau da mittendrinne hänge. Ich habe nunmal Kinder und muss mich mit Dingen auseinander setzten, auf die ich manchmal gar keine Lust habe. Und ich frage mich schon woher dieser ganze Kram eigentlich kommt, Prestigeobjekte Kinder. Das heißt aber nicht, dass ich mich nicht für den Rest der Welt interessiere, wie Säuglinge im Müll (Übrigens auch gegenüber von der Schule, die mein Sohn besucht).


    Ich gestehe jedem zu, sich nicht für diese Themen zu interessieren. :wave

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

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  • Zitat

    Original von Salonlöwin
    Ich entschuldige mich gern dafür, diese Diskussion hier gesprengt zu haben, aber Kinder im Wellness-Hotel, im Essen matschende Kinder oder im Café tobende Kinder stellen für mich kein Problem dar, dass in einem Buch ausgewälzt werden muss.


    Dafür brauchst du dich nicht zu entschuldigen. Ich halte mich bisher auch relativ weit aus der Diskussion heraus, weil ich finde, dass wir zu viel über eben diese Symptome reden. Für mich interessanter ist der gesellschaftliche Zusammenhang, der diese Blüten treiben lässt. Das soll kein Vorwurf an niemanden sein; fehlen mir doch selbst gerade Zeit und Energie, um mich aus eigener Initiative voll reinzuhauen. :rolleyes

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Wenn ich eure Beiträge hier so lese - dann scheint das Buch eh nichts für mich zu sein. Wahrscheinlich eines dieser Bücher wo ich mich wieder dermaßen erregen muss dass mein Blutdruck Achterbahn fährt. Und das kann in meinem Alter tödlich sein - auch wenn sich einige Eulen über ein Ableben meinerseits sicher sehr freuen würden. :rofl :rofl :rofl :rofl
    Aber den Gefallen will ich ihnen nicht tun..... :grin


    Wenn ich es richtig verstanden habe, dann geht es in diesem Buch mehr um irgendwelche Luxusproblemchen als um wirklich Probleme.


    Probleme so von der Art:


    Es gibt Menschen die geben Geld aus, welches sie nicht haben, für Dinge die sie nicht brauchen, um Menschen zu imponieren die sie nicht mögen. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Nee, das geht meiner Meinung nach schon wesentlich tiefer. Man kann das Buch zum reinen Spaß lesen - oder eben auch nicht - sich aber auch weiterführende Gedanken zu den geschilderten "Auswüchsen" machen. Finde ich zumindest.

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann