'Lassen Sie mich durch, ich bin Mutter' - Seiten 001 - 064

  • Zitat

    Original von Regenfisch


    Ich hoffe, es hat geschmeckt. :wave


    Es war in Ordnung, aber kein Vergleich zum sexiest Sushi Wiesbadens. ;-)

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Zitat

    Original von rienchen
    Ich gebe Dir jetzt mal ein Beispiel von meinem Besuch im Cafe Milchbart. Zwischen überall herumkullernden Bällen ( vom angrenzenden Bällebad) auf dem Boden turnten ein paar Drei/Vierjährige herum,die sich abwechselnd Kuchen und Eis reinzustopfen versuchten.Da sie dabei noch zu rutschen versuchten, landete die Hälfte davon abwechselnd auf dem Boden, auf den Stühlchen, auf der Rutsche, auf den Bällen, einfach überall. Weiter aufgefallen ist das nicht weiter, da lag schon einiges Plattgetretenes. Irgendwo weiter hinten im Raum ein Pulk schnatternder Hühner Frauen Mütter, ganz mit sich selbst beschäftigt.


    Ich glaube, so langsam hast Du den Punkt erkannt - es geht den Eltern keineswegs nur um die Kinder. Wenn man sich wirklich rund um die Uhr für seine Kinder einsetzt, würde man auf so eine kleine Superlady treffen, die später im Buch beschrieben wird, die sich am Tisch perfekt benimmt und die Gäste mit "Schnurren" unterhält. Das sind zwei völlig verschiedene Extreme, die hier unentwegt vermengt werden.


    Zitat

    Am Tisch neben uns bestellte grade ein Vater für seinen Sohn das Toastfrühstück mit getoastetem Brot. Als die Bedienung servierte,maulte das Kind, es wolle aber ungetoastetes. Was macht der vater? Gibt den Brotkorb zurück mit den Worten: "Das wollen wir nicht, tauschen sie bitte um in ungetoastetes." Was macht die Bedienung ohne murren, mit einem "Natürlich, gerne"? Genau-umtauschen. Der Vater könnte ja sauer werden und den halben Hühnerstall gegen das Cafe aufhetzen.


    Ich erzähle Dir jetzt nicht von älteren Damen, die in Cafes die abstrusesten Wünsche äußern und erfüllt bekommen. Aber ich versichere Dir: Es gibt sie.


    Zitat

    Was findest Du denn gut daran? Wie lernt ein Kind Benehmen, wenn es in einer Seifenblase aufwächst? In Läden, die "Kauf Dich glücklich" etc heißen?


    Unter "Kauf Dich glücklich" kann ich mir nix vorstellen. Was ich gut finde, ist die Möglichkeit, mit meinem Kind irgendwo einzukehren, wo ich entspannen kann, weil er auch mal schreien darf, ohne daß gleich die Damen und Herren vom Nebentisch entsetzt herüberschielen. Ich traue mir zu, dem Kleinen Benehmen im Milchbart genauso beizubringen wie im Knigge, denn Benehmen lernt er zu Hause, nicht bei einem Ausflug ins Cafe (täglich ist bei uns schon mal gar nicht drin...).


    Zitat

    In einer schönen Welt, die prima ist,solange man das nötige Kleingeld besitzt?


    Das finde ich mit das problematischste an dem Buch (zumindest was die Eltern-Kind-Seite betrifft): Die Eltern werden ständig auf Ihren Geldbeutel reduziert. Kinderwagen für 1000 Euro? Unnötig. Natürlich geht das auch billiger, aber wird das Kind bei einem 100 Euro Kinderwagen zu einem besseren Menschen? Das Gegenextrem sind doch das Jacqueline und das Kevin - die haben tatsächlich oft nur das Minimale und auch hier sind oft Eltern überfordert. Das man mit mehr Geld mehr falsch machen kann, glaube ich nicht.


    Zitat

    Oder auf Spielplätzen, auf deren Klettergerüsten mehr Erwachsene als Kinder rumhängen, weil sie die besten freunde ihrer Kinder sind! Meine Tocher kam schon mal rotzig angelaufen, weil sie ein Erwachsener einfach von der Schaukel runtergenommen hat. :pille


    Kommt auf die Größe der Kinder an. Ich würde meinen unter 3jährigen auch nicht allein aufs Klettergerüst lassen. Bei größeren Kindern ist das dann aber schon affig.


    Zitat

    Guck Dir doch mal aus Spaß die Immobilienpreise dort an, Stichwort Gentrifizierung. Und da nun mal verstärkt Familien dorthingezogen sind, die Urbanität leben wollen, kommt die Autorin nicht drumherum, beides zu vermengen.


    Findest Du? Ich glaubs ja schon, seit Thierse das in seiner Weihnachtsansprache erwähnt hat, daß sich die reichen Westler dort eingekauft haben. Aber ich sehe noch nicht den Zusammenhang Familien / Gentrifizierung. War der Szene-Kiez vorher denn keine Gentrifizierung? Oder wäre alles besser, wenn statt Familien nur reiche Singles oder reiche Rentner oder reiche ??? kommen würden? Ich stimme ja mit der Kinderärztin überein, die meinte, die Bezirke müßten einfach besser vermischt werden. Wenn man aber das Kapitel über die Chorineschen Höfe (?) weiter hinten im Buch liest, scheint das nicht gewollt zu sein. Ich sehe hier das Problem einer Parallelgesellschaft, nur daß es diesmal keine Türken sind, sondern die Reichen. Ergebnis ist das selbe: Abschotten, Abgrenzen, Ausgrenzen, unter sich bleiben.


    Zitat

    Wenn Du mal hier bist, schlendere einfach mal durch. Mit Bremen lässt sich das mMn gar nicht vergleichen. Stell Dir das Schlachteviertel vor, nur beruhigt. ;-) Das fällt mir jetzt am ehesten ein.


    Die Schlachte ist eine einzige Straße, die bereits stark verkehrsberuhigt ist, weil es eine Kneipenmeile ist - dort darf man meines Wissens sogar die ganze Nacht draußen sitzen.


    Zitat

    Dann gibt es da noch etwas, was nicht zu mir passt, nämlich die Tatsache, dass ich mich nicht durch meine Kinder definiere. Ich bin Mutter, ich liebe meine Kinder über alles. Ich gehe auf Elternabende, ich kümmere mich, ich mache und tue, ja. (Herr rienchen im Übrigen auch.)
    Aber. Ich bin auch noch ich, so wie ich immer war. Ich habe einen Beruf erlernt, den ich mag. Ich höre gerne Musik, lese gerne, gehe auf Konzerte, treffe mich gerne mit Freunden. Das hört nicht einfach auf. Und in meiner Freizeit, da habe ich gelinde gesagt keinen Nerv, schon wieder über Scheißwindeln, verlorenen Zähne und nächtliche Bockanfälle zu palavern. Nö.


    Genau, und wenn es an Möglichkeiten mangelt, den eigenen Bedürfnissen zu fröhnen? Und genau dabei stelle ich mir PB als Paradies vor, dort wohnen so viele Kinder, daß es immer Möglichkeiten gibt, seinen Bedürfnissen zu fröhnen, ohne die Kinder zu vernachlässigen. Geht hier auch irgendwie, aber eben nur mit entsprechender Planung und Organisation.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

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  • Nach Euren Beiträgen habe ich den Eindruck, dass zumindest im ersten Kapitel künstliche Wohlstandsprobleme geschaffen wurden, um überhaupt einen Anlass zu finden, dieses Buch zu schreiben.


    Kindercafés? Wer möchte kann sie doch besuchen. Alle anderen lassen es sein.
    Frau möchte noch Frau bleiben - trotz und mit Kindern. Wer hindert sie daran?
    Der Kinderwagen für 1000 Euro - man kann und will es sich leisten oder eben nicht.


    Die vorhergehenden Beiträge zeigen mir im Grunde genommen, dass die Kinder nur ein Anlass/Ventil sind, seine Befindlichkeiten auszuleben.
    Wo ist das Laissez-faire, ohne Neid und Argusaugen auf andere elterliche Konkurrenz den Nachwuchs nach eigenen Vorstellungen aufzuziehen?

  • Eigentlich habe ich ja gerade gar keine Zeit, hier zu posten, da ich aber der große Leserundenvernachlässiger bin, möchte ich noch kurz meinen Senf dazugeben.


    Harimau hat natürlich recht, das Ganze ist eine Polemik, deshalb ist es meines Erachtens vollkommen in Ordnung, keine sachlichen Argumentationsketten aufzubauen, weshalb es mich zwar auch wie Leseebär etwas ärgerte, das mayer gerne mal was Vermengt, aber ich kann damit leben.


    Ansonsten stimme ich wie erwartet mit rienchen (obwohl die ihr Kind zur Walddorfschule schickt :rofl) und, ich glaube es war Regenfisch, überein. Allerings möchte ich noch einen weiteren Aspekt dieser Kindercafés anbringen.
    Viele Kindergarten- und Grundschulkinder bemängeln es, wenn es in der Gruppe zu laut ist. Ich habe es schon von vielen Erzieherinnen und Lehrerinnen gehört, dass es immer eine Herausforderung ist, einen für die Kinder erträglichen Lärmpegel sicherzustellen. Kürzlich durfte ich jetzt mein Kind von einer Weihnachtsveranstaltung in einem solchen Café abholen. Es war die Hölle, die Kinder, die das offenbar gewohnt waren, hatten keine Probleme, sich gegenseitig zu überbrüllen, alle anderen waren mit den Nerven fertig.
    Meine wenigen Besuch in solchen Lokalitäten haben bei mir den Eindruck hinterlassen, dass die Kinderfreundlichkeit nur eine Ausrede dafür ist, sich mit Bekannten zu treffen und sich "ungestört" zu unterhalten, schließlich muss man sich hier erklärtermaßen nicht darum kümmern, ob Jonathan gerade versucht, Marie-Charlotte mit dem Bobbycar zu überfahren, oder ob Karl und Hugo sich gerade einen Kreischwettbewerb liefern.


    Was die Luxuskinderwägen betrifft: ich habe Probleme mit Menschen, die Wert auf Statussymbole legen, egal, ob das nun Hausfrauenporsche, irgendwelche i-Dingens oder Windelhöschen aus der Unterwolle tibertanischer Flachkatzen ist.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von rienchen
    Ich will nicht ghettoisiert werden und nur noch unter "meinesgleichen" sein in so einer Bude, in der es nach Windeln mit Milchschaum riecht. Ich will einfach nur normales Leben um mich rum. Vielleicht bin ich wahnsinnig egoistisch,wer weiß das schon. :wave


    Versteh ich sehr gut! Aber war es denn vorher nicht auch ein Ghetto? Ist es nicht auch jede Spießbürger-Reihenhaussiedlung, Villenviertel, Arbeitermietskasernen, Türkenblocks?
    Und was ist ein normales Leben? Arbeiter-, Mittelstands-, Reichenkinder nebeneinander hat es doch noch selten gegeben. Leider. So bekommen die meisten Kinder nur einen eingeschränkten Blick auf die Gesellschaft.

  • Zitat

    Ansonsten stimme ich wie erwartet mit rienchen (obwohl die ihr Kind zur Walddorfschule schickt ROFL


    Jajajajajaja...Hö hö hö! :lache


    LeSeebär, vielleicht kann man die "Problematik" dieser Eltern- Kind- Cafes (die ja nur die Spitze des Eisberges etwas viel Tiefergelegenen sind) tatsächlich nur erahnen, wenn man mal diesen speziellen, einen Stadtteil, den Prenzlauer Berg, gesehen hat. Ich zumindest kenne nichts, was vergleichbar wäre. (Heißt jetzt ja nix :) Allerdings kenne ich mittlerweile viele Menschen, vor allen Dingen Familien, die dort früher (zu Studentenzeiten) gewohnt haben, Kinder bekommen haben und irgendwann die Flucht ergriffen haben. Die wollten nicht, dass ihre Kinder in solch "paradiesischen" Zustanden aufwachsen, der da ist: Wettbewerb und Druck von allen Seiten. MEIN Kind - DEIN Kind. Und um soziale Strukturen aufbauen zu können, muss es in irgendeinen Kurs gehen. Freundschaften entstehen nicht mehr zufällig auf den Kinderspielplätzen beim Rumstreunen, sondern werden von den Eltern beim Babyjoga gestrickt. Und wenn man das nicht mitmacht, ist man draußen, wie beim Karnevalsverein in einem Eifeldorf.


    Explodierende Mieten, Konsum und Satussymbole von allen Seiten. Vor der riesigen LPG (Bioladen) stand mal ein SUV mit einem FUCK - THE - SYSTEM- Aufkleber drauf, daneben "Finn und Lasse an Bord" oder so ähnlich. Was ist das? Selbstironie oder einfach nur zum Kotzen? Wenn man dort durch die Straßen geht ist es, als würde man von jedem Geschäft bejubelt. Hey! Du bist was ganz Besonderes, Du hast ein Kind in die Welt gesetzt! Wow, toll. Am besten gehst Du mit Deiner Tochter im Partnerlook. Wieso ist es soooo was Besonderes, ein Kind zu bekommen und wieso dreht sich die ganze Welt auf einmal nur noch darum?? Wiesowiesowieso?


    Bestimmt ist es überall anders auch so, aber dort ist es einfach kumuliert, das habe ich schon oft gesagt. Es ist skurill, lustig, weltentrückt und unglaublich zeitvertreibend, sich einfach mal an einem Samstag Vormittag dort auf einen Spielplatz zu setzen und zu beobachten. :lache

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Zitat

    Original von made


    Versteh ich sehr gut! Aber war es denn vorher nicht auch ein Ghetto? Ist es nicht auch jede Spießbürger-Reihenhaussiedlung, Villenviertel, Arbeitermietskasernen, Türkenblocks?
    Und was ist ein normales Leben? Arbeiter-, Mittelstands-, Reichenkinder nebeneinander hat es doch noch selten gegeben. Leider. So bekommen die meisten Kinder nur einen eingeschränkten Blick auf die Gesellschaft.


    Naja, ich denke, so eine großräumige Trennung der Schichten ist eher neu, zumindest hier im Osten. In meinem Viertel gibt es bessere und schlechtere Ecken, was natürlich auch an der DDR Vergangenheit liegt. Es gibt ein Villenviertel, direkt daran anschleißend ein "Neubaugebiet" mit Plattenbauten, in denen früher Familien lebten, jetzt aber hauptsächlich Rentner übrig geblieben sind. In der stinknormalen Gründerzeitbebauung gibt es billig und teure sanierte Wohnung, hier wohnen Hartzis, Studenten, Mittelschicht. Für die wohlhabendere Mittelschicht gibt es neuerdings Stadthäuser in den Baulücken, und manche wie wir und meine Nachbarn wohnen in hornalten Häuschen, die vom ursprünglichen Dorf Stötteritz noch übriggeblieben sind. Das sind sogar oft alteingesessene Familien, denen das Häuschen seit Generationen gehört.


    Aaaber: die allermeisten Kinder gehen zusammen in die Grundschule hier vor Ort, im Freibad treffen sich wirklich alle Schichten und die junge Muddi mit zwei Kindern und Beagle plauscht im Wäldchen mit dem etwas heruntergekommenen Opa mit dem viel zu dicken, sämtliche Rassen der Stadt in sich vereinigenden Köter. Mein Viertel ist nicht "in" und ich hoffe, dass so schnell auch niemand auf die Idee kommt.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Bei mir isses genau wie bei Draper. Ich wohne zwischen Luxusvillengebiet und Plattenbau und im Schwimmbad und in der Schule (Jaaaaaa, Draper, wiiiiirklich :lache ) treffen sich alle. Was ich sehr wohl als richtig empfinde. Und mit Kindern würde ich jetzt nicht unbedingt nach Kreuzberg, Friedrichshain etc ziehen, nur weil ich dort abends vom Club in die Kneipe fallen kann. Edit: mein Viertel ist auch nicht hip, allerdings sind schon sehr viele hier aus dem Prenzlauer Berg hergezogen und es gibt hier bereits gerüchte, dass so ein Elternkind- Cafe aufmachen soll. Hm.

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

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  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    Aaaber: die allermeisten Kinder gehen zusammen in die Grundschule hier vor Ort, im Freibad treffen sich wirklich alle Schichten und die junge Muddi mit zwei Kindern und Beagle plauscht im Wäldchen mit dem etwas heruntergekommenen Opa mit dem viel zu dicken, sämtliche Rassen der Stadt in sich vereinigenden Köter. Mein Viertel ist nicht "in" und ich hoffe, dass so schnell auch niemand auf die Idee kommt.


    Diese Durchmischung ist toll. Ich hoffe, dass das noch der Normalfall ist. Allerdings gibt es Grundschulen mit 90% Migrationshintergrund und andere mit 100%-iger Übertrittsquote aufs Gymnasium.

  • Zitat

    Original von rienchen
    allerdings sind schon sehr viele hier aus dem Prenzlauer Berg hergezogen und es gibt hier bereits gerüchte, dass so ein Elternkind- Cafe aufmachen soll. Hm.


    Darüber brauchst Du Dir keine Sorgen zu machen. Wenn die alle dort geflüchtet sind, weil dieses Kindercafe da so furchtbar ist, dann wird das bei Euch wohl keine Kunden finden und ganz schnell wieder verschwinden.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Zitat

    Original von rienchen
    Wenn man dort durch die Straßen geht ist es, als würde man von jedem Geschäft bejubelt. Hey! Du bist was ganz Besonderes, Du hast ein Kind in die Welt gesetzt! Wow, toll.


    In letzter Zeit mal Werbefernsehen gesehen? Das ist doch kein PB-Spezifikum, daß man ganz besonders toll ist, wenn man X oder Y hat. Und der Schritt zum Kinderladen, der die Mütter umwirbt, ist dann nur noch ein ganz kleiner.


    Zitat

    Wieso ist es soooo was Besonderes, ein Kind zu bekommen und wieso dreht sich die ganze Welt auf einmal nur noch darum?? Wiesowiesowieso?


    Weiß ich nicht. Bei uns dreht sich bei weitem nicht alles ums Kind, aber was besonderes finde ich unseren Kleinen auch (obwohl er objektiv betrachtet für ein Kind natürlich nur normaler Durchschnitt ist).


    Zitat

    Bestimmt ist es überall anders auch so, aber dort ist es einfach kumuliert, das habe ich schon oft gesagt. Es ist skurill, lustig, weltentrückt und unglaublich zeitvertreibend, sich einfach mal an einem Samstag Vormittag dort auf einen Spielplatz zu setzen und zu beobachten. :lache


    Kann ich mir vorstellen - über andere lachen ist immer am einfachsten. Darum funktionieren diese Comedy-Serien auch so gut - man lacht halt gerne über jene, die vermeintlich noch dümmer sind als man selbst.


    Mich stört an dem Buch auch weniger, daß sie Beispiele von sensationellen Tiefpunkten des guten Geschmacks gibt, sondern mehr, daß sie es auf alle Eltern bezieht und hier alle in einen Topf wirft. Polemik hin oder her, das ist teilweise unter Kitaniveau. Und die Frau bezeichnet sich selbst als Journalistin. :gruebel

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Zitat

    Original von LeSeebär



    Weiß ich nicht. Bei uns dreht sich bei weitem nicht alles ums Kind, aber was besonderes finde ich unseren Kleinen auch (obwohl er objektiv betrachtet für ein Kind natürlich nur normaler Durchschnitt ist).


    Es ist doch nix Neues, dass Eltern ihre Kinder für etwas ganz Besonderes halten. Neu ist, dass sie erwarten, dass alle um sie herum das auch so sehen


    Zitat

    Original von LeSeebär


    Kann ich mir vorstellen - über andere lachen ist immer am einfachsten. Darum funktionieren diese Comedy-Serien auch so gut - man lacht halt gerne über jene, die vermeintlich noch dümmer sind als man selbst.


    Nein, das Drama ist doch, dass man sie eigentlich nicht für dümmer hält, aber dass sie sich trotzdem wie das gemeine Volk verhalten. Was für den einen der tiefergelegte Golf, ist für den anderen der SUV. Die einen glauben dem Heilsversprechen "Geiz ist geil", die anderen "Kauf dich glücklich". [/quote]

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von rienchen
    LeSeebär: ich gebe auf. Du hast gewonnen. Oder so. Schüss. :wave


    ?(


    Es geht mir bei Diskussionen nicht darum, zu gewinnen. Ich versuche lediglich, meinen Standpunkt zu vertreten und selbigen so gut wie möglich zu erklären. Schade, daß Du "aufgibst" - ich fand die Diskussion bis hierher eigentlich recht spannend.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    Nein, das Drama ist doch, dass man sie eigentlich nicht für dümmer hält, aber dass sie sich trotzdem wie das gemeine Volk verhalten.


    Findest Du wirklich? Ich habe beim Lesen irgendwie schon immer den Eindruck, daß Frau Maier die anderen sehr von oben herab beurteilt. Harimau hat natürlich recht, daß es hier nicht gerade arme, wehrlose Opfer trifft und die wenigsten davon werden sich überhaupt als Opfer fühlen, weil sie das Buch nicht mal wahrnehmen. Trotzdem finde ich, es wird in vielen Fällen viel zu sehr verallgemeinert. Siehe z.B. später das Interview mit der Fotografin, die sich zwar auch irgendwie in PB gestört fühlt von den"neureichen" Bewohnern, aber aufgrund Ihrer Biografie selbst in den Topf der zugezogenen Wessis mit der schicken Dachgeschosswohnung gehören. Mir ist das etwas sehr undifferenziert, auch wenn es nur eine "Polemik" sein soll. Ein bißchen mehr Inhalt, was man denn eigentlich kritisiert, fände ich wünschenswert. Sie nimmt aus meiner Sicht einfach von jedem das schlechte und mixt daraus ein buntes Sammelsurium an Kuriositäten mit der Überschrift "so sind die Eltern in Prenzlauer Berg".

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Zitat

    Original von LeSeebär
    Ich habe beim Lesen irgendwie schon immer den Eindruck, daß Frau Maier die anderen sehr von oben herab beurteilt.


    Sie will ihr schlechtes Gewissen ihren Kindern gegenüber damit beruhigen, indem sie sich auf die krassen Auswüchse der anderen konzentriert. (Wie ich schon andernorts erwähnte, neigen Mütter immer zu schlechtem Gewissen.)

  • Hab ich euch schon erzählt, was bei uns in einer ganz normalen Spießbürger-Reihenhaussiedlung abgeht?
    Erwachsener Nachwuchs nach einem Jahr Auslandsaufenthalt (während dessen täglich mit zu Hause telefoniert wurde) zieht in eigene Wohnung, die Eltern führen nach wie vor einen Familienterminkalender mit den Terminen ihres Sprößlings.

  • Made, echt??? :yikes Das ist ja heftig... :wow


    Übrigens, hier in unserer spießigen Reihenhaus-Siedlung sind es die Exil-Ossis, die ihre Einzelkinder in dreisprachige Privatkindergärten schicken und mit allem zuballern, was die Förderprogramme so hergeben. Da frage ich mich auch manchmal, ob die nicht was kompensieren müssen... Aber wir wollen hier ja nicht mit Vorurteilen und Klischees um uns werfen.


    LG, Bella

  • Zitat

    Original von LeSeebär


    ?(


    Es geht mir bei Diskussionen nicht darum, zu gewinnen. Ich versuche lediglich, meinen Standpunkt zu vertreten und selbigen so gut wie möglich zu erklären. Schade, daß Du "aufgibst" - ich fand die Diskussion bis hierher eigentlich recht spannend.


    Damit wollte ich sagen, dass ich die Diskussionen mit Dir als ziemlich müßig empfinde. Wenn ich von diesem unmöglichen Vater erzähle, der mE ein schlechtes Vorbild für seinen Sohn ist, erzählst Du mir als Gegenargument etwas von doofen Omas. Ja, ich weiß, es gibt doofe Omas. Da ich mal in einem Omacafe gejobbt habe, weiß ich das sogar sehr genau, wie doof sie sind. Da musste ich immer aus den Gedanken lesen, dass die Olle von Tisch sieben immer zwei Beutelchen Zucker zu ihrem Kännchen Kaffe Haag haben will. Ich. Doofes. Dummes. Ding. Zweifelsohne gibt es überall Bescheuerte. (Omas, Opas, Eltern, Singles, Schwule, Nachbarn, Brüder, Schwestern, manchmal auch man selbst!) Ja!


    Aber. Darum gehts doch nicht und das weißt Du doch. Es geht um Vorleben, um die Umgebung, in der man aufwächst. Und der Vater auf dem Spielplatz hat meine Tochter von der Schaukel verjagt, damit seine so um die Sechsjährige aber auch mal schaukeln kann, ohne zu warten. Auch ich schildere nur, was ich so erlebe, da kommst Du immer mit sonem komischen: ...jaaaa, aaaaber. Wieso....Wenn...Weshalb usw. Und dann auch noch die Sache mit dem Lachen über die Doofen. :wow Ich habe betont, dass ich das Buch als Realsatire empfinde, weil es einfach stimmt. Das ist wie bei "Switch", wenn man da mal zufällig reinzappt und sich nicht sicher ist, ob es nun der originale oder der falsche Silbereisen ist, der "Heeeeeeeey" in die Kamera brüllt. Ja, so ist nun mal mein Humor. Entschuldigung. Überhaupt. Ich bin ein "reicher Wessi", zugezogen, habe ein Kind auf einer WALDORFSCHULE (fahre ich auch immer schön mit dem Auto hin) und sogar mit Henna rotgefärbte Haare! Man hätte allen Grund,mich zu veräppeln (macht man auch regelmäßig :lache),und? Ein Fünkchen wahrheit ist bestimmt drinne, mitlachen kann ich da auch mal. Es gehört auch immer einer dazu, der sich auf den Arm nehmen lässt. Diese Diskussion mit Dir erscheint mir irgendwie zu emotional.


    Zitat

    Weiß ich nicht. Bei uns dreht sich bei weitem nicht alles ums Kind, aber was besonderes finde ich unseren Kleinen auch (obwohl er objektiv betrachtet für ein Kind natürlich nur normaler Durchschnitt ist).


    Meine Kinder sind nicht normaler Durchschnitt. Es sind meine Kinder. Die schönsten, tollsten, wunderbarsten überhaupt. :grin Kinder sind toll, weil es Kinder sind. Die sind süß, niedlich, zauberhaft. Und das bleiben sie auch, wenn sie nicht in Designerwagen und Kleidchen von Petit Bateau rumlaufen. (Vor allen Dingen, wenn es ihnen nicht so früh wie möglich eingeimpft wird, was das bedeutet.) Ich habe mich immer gefreut, wenn jemand in den Kinderwagen gesehen und gesagt hat: "Ist die niedlich", anstatt "Geiler Latte Macchiato- Halter, wo haste den den her?"


    Meine Kinder musste man nie pimpen mit irgendeinem Luxusscheiß, der Glück verspricht und doch nur überflüssig ist. Nein, ich bin nicht neidisch, ich bin befremdet.

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von rienchen ()